Punktsieg! Klitschko bleibt der König

Wladimir Klitschko (l.) bleibt durch seinen Sieg gegen Alexander Powetkin mehrfacher Weltmeister
© getty

Wladimir Klitschko (61-3-0) hat den Schwergewichtskampf des Jahres für sich entschieden. Der Ukrainer setzte sich in Moskau gegen Alexander Powetkin (26-1-0) einstimmig nach Punkten durch und bleibt damit mehrfacher Weltmeister in der Königsklasse des Boxens.

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Vor 14.000 Zuschauern in der ausverkauften Moskauer Olimpiyski-Halle hatte Klitschko nur zu Beginn ein paar Probleme, übernahm allerdings im Laufe des Kampfes immer mehr die Kontrolle. Powetkin, der den Großteil des Publikums auf seiner Seite hatte, zeigte eine beherzte Leistung, musste aber insgesamt viermal zu Boden und verließ den Ring zum ersten Mal in seiner Karriere als Verlierer.

Der "russische Ritter" konnte damit das Versprechen, das er Wladimir Putin angeblich gegeben hatte, nicht halten. Russlands Präsident, der im Gegensatz zu den ehemaligen Weltmeistern George Foreman, Lennox Lewis und Nikolai Valuev trotz Einladung nicht vor Ort war, hatte auf einen Sieg seines Landsmannes als vorzeitiges Geschenk für seinen 61. Geburtstag am Montag gehofft.

Durch den überzeugenden Triumph bleibt Klitschko weiterhin Weltmeister der Verbände IBF, IBO und WBO sowie WBA-Superchampion. Powetkins WM-Gürtel nach Version der WBA wird dagegen nun für vakant erklärt. Einen Rückkampf wird es nicht geben.

"Es steht keine Revanche an", sagte Klitschkos Manager Bernd Bönte: "Wenn jemand wie Wladimir wirklich jede Runde klar gewinnt, dann muss man darüber nicht mehr diskutieren."

Der Kampf sorgte im Vorfeld vor allem dank Andrej Ryabinski für Schlagzeilen. Der russische Oligarch ersteigerte den Fight beim Purse Bid für rund 18 Millionen Euro. Von dieser Börse erhält Klitschko 13,3 Millionen Euro, Powektin kassiert 4,7 Millionen Euro.

Vor dem Main Event bezwang der ehemalige Champion Ruslan Tschagajew den Serben Jovo Pudar einstimmig nach Punkten (118:108, 117:109, 115:111). Somit darf der Usbeke auf einen Titelkampf um die vakante Weltmeisterschaft hoffen.

Reaktionen:

Wladimir Klitschko: "Er ist ein Kämpfer, er ist dabei geblieben und hat ein großes Herz gezeigt. Ich hätte den Kampf gerne früher beendet. Es war ein Kampf gegen einen Gegner, der vorher nie verloren hat und auch dieses Mal in seiner Heimat unbedingt gewinnen wollte. Das war der Kampf seines Lebens - und es war nicht leicht. Er ist trotz der vielen Treffer auf den Beinen geblieben und ist immer weiter marschiert, das war nicht einfach für mich. Er hat bis zum Schluss sogar noch versucht, den Lucky Punch zu landen. Ich musste mich schinden, aber es hat sich gelohnt."

... über den verpassten K.o.: "Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich ihn noch sauberer treffen könnte. Aber das konnte ich leider nicht, obwohl ich in der siebten und achten Runde sehr gut dabei war. Ich habe da aber schon gewusst, dass ich den Kampf eindeutig gewinnen werde. Es ist trotzdem immer ein Traum von mir, dass ich die Kämpfe so dominiere, dass der Gegner keine Chance hat, mich zu treffen - und ich ihn ausknocke."

... über die Atmosphäre: "Es war wie in einem Fußballstadion. Es gab Fans von Powetkin, und es gab Fans von mir - das war gut so. Am Ende wurde es laut und emotional, wie das im Sport eben sein soll. Es gab keine schlimmen Auseinandersetzungen, das war wegen der politischen Situation vor dem Kampf ein bisschen meine Angst. Aber zum Glück ist alles friedlich geblieben."

Alexander Powetkin: "Es lief nicht so, wie wollte, aber ich habe mich ins Zeug gelegt. Er war stärker, er ist weltweit der beste Boxer."

George Foreman (Ex-Weltmeister im Schwergewicht und TV-Experte): "Powetkin geht als Held aus dem Ring. So möchte ich jemanden kämpfen sehen. Klitschko hat gesiegt, aber wenn es ums Kämpfen geht, dann hat Powetkin gewonnen. Wenn Powetkin ein bisschen größer wäre, hätte er das Ding vielleicht noch drehen können. Der linke Haken von Klitschko war phantastisch. Das ist Magie. Wenn er seine Linke weiterhin so schlägt, wird er noch lange Weltmeister bleiben."

Witali Klitschko (Bruder und WBC-Weltmeister): "Ich habe nie Angst um Wladimir gehabt. Er hat den Kampf dominiert."

Dereck Chisora (Ex-Gegner von Witali Klitschko): "Langweilig, langweilig, langweilig."

Lennox Lewis (Früherer Schwergewichts-Weltmeister): "Ich meine, Powetkin hätte ein bisschen mehr machen können. Klitschko hat sich zu oft auf ihn draufgelegt, das sollte er als Weltmeister nicht machen. Er hat mir zu wenig gezeigt, er hat eigentlich ganz normal geboxt. Er hat kaum die Rechte eingesetzt, vielleicht hatte er ein Problem mit der Hand. Wenn man jemanden in einer Runde drei Mal am Boden hat, dann sollte man eigentlich durch K.o. gewinnen."

SPOX-Scoreboard1. Runde23456789101112Score
Wladimir Klitschko (UKR)1010101091010101010910118
Alexander Powetkin (RUS)10899109699999106

Die Wertungen der Punktrichter:

Ted Gimza (USA): 119:104

Glenn Feldman (USA): 119:104

Philippe Verbeke (BEL): 119:104

Der Ringrichter: Luis Pabon. Schwacher Auftritt des Puerto Ricaners, der durch Powetkins Abducken sowie Klitschkos Auflehnen häufig eingreifen musste. Pabon versuchte zwar, dem Kampf nicht seinen Fluss zu nehmen. Ihm fehlte dabei aber gerade im Clinch eine klare Linie. Zumindest brach er den Kampf - richtigerweise - nicht ab, als Powetkin in der siebten Runde dreimal zu Boden ging.

Der Schlag des Kampfes: Klitschkos linker Haken. Normalerweise dominiert Klitschko seine Kämpfe mit dem Jab, der im Schwergewicht seinesgleichen sucht. Gegen Powetkin hatte der Ukrainer allerdings vor allem zu Beginn einige Probleme, seinen Paradeschlag unterzubringen. Die Lösung: Klitschko übernahm mit seinem linken Haken die Kontrolle im Fight, auch weil sich Powetkin aus Respekt vor Klitschkos Schlaghand häufig nach rechts abduckte und sich damit für den Haken anfällig machte.

Analyse:

Die Zuschauer in der Olimpiyski-Halle bekamen einen hoffnungsvollen Auftakt des Lokalmatadoren zu sehen. Powetkin zeigte sich beweglich und machte sich häufig sehr klein, um im nächsten Moment Klitschko überfallartig zu attackieren. Der Ukrainer reagierte darauf, indem er in den Clinch-Modus wechselte und damit Powetkin seine Stärken im In-Fight raubte.

Klitschko konnte seinerseits in den ersten Runden den Jab nicht wie gewohnt im Ziel unterbringen. Dafür punktete er immer wieder mit dem linken Haken, gegen den Powetkin im gesamten Kampf kein Mittel fand. Es war genau dieser Schlag, der den Russen in der zweiten Runde auch zu Boden schickte. Es war der erste Niederschlag in Powetkins Karriere.

Trotz des Wirkungstreffers fand sich Klitschko auch in der Folgezeit zu häufig im Clinch wieder und wurde dafür von Ringrichter Pabon ermahnt. Dass er dennoch langsam die Initiative übernehmen konnte, lag an seinem Jab, der ab der sechsten Runde endlich aus dem Winterschlaf erwachte.

Powetkin wurde in die Defensive gedrückt und konnte Klitschkos Schläge nicht mehr so gut auspendeln wie zu Beginn des Fights. Zwar vermied er gekonnt Klitschkos Rechte, weshalb Johnathon Banks seinen Schützling sogar aufforderte, auf die Schlaghand zu verzichten. Gegen die Führhand war aber in der Mitte des Kampfes kein Kraut gewachsen.

Der Russe ließ sich trotzdem nicht entmutigen und marschierte weiter nach vorne. Wirklich durchdachte Aktionen waren in dieser Zeit aber Mangelware. Powetkin überbrückte kaum noch die Distanz, um seinen Gegner in Bedrängnis zu bringen.

Die logische Folge: Klitschko erhöhte den Druck und stand in der siebten Runde kurz vor dem Knockout, als Powetkin insgesamt dreimal angezählt wurde. Der 34-Jährige bewies aber ein großes Kämpferherz und hielt sich in den nächsten Runden wacker auf den Beinen.

In der Schlussphase ging Klitschko nicht mehr volles Risiko und verzichtete damit auf einen möglichen K.o.-Erfolg. Am Ende stand dennoch ein klarer Punktsieg gegen einen Kontrahenten, der sich trotz der Niederlage keine Vorwürfe gefallen lassen muss.

Gegen wen Klitschko nach dem "Machtkampf in Moskau" als nächstes in den Ring steigen wird, ist unklar. Sein nächster Kampf soll auf jeden Fall erst im Frühjahr stattfinden.

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