"Ich fühlte mich wie Hulk Hogan"

Von Kevin Bublitz
Drew McIntyre (r.) gilt in der WWE als "The Chosen One" und hielt bereits zwei Titel
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Drew McIntyre ist eines der größten Talente bei World Wrestling Entertainment (WWE). Der Schotte steht mit Wrestling-Legenden wie dem Untertaker oder John Cena im Ring - dabei ist er eigentlich studierter Kriminologe. Bei SPOX erzählt er, wie es dazu kam.

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Ayr ist nicht gerade der Ort, aus dem Profi-Wrestler kommen. In der kleinen schottischen Hafenstadt versteht man sich auf Rugby - und Pferderennen. Aber Wrestling? Das gibt es hier nicht. Deshalb reiste Drew Galloway, so der bürgerliche Name McIntyres, bereits mit 14 Jahren zum Training nach England - und schaffte tatsächlich den Durchbruch in der Wrestling-Hochburg Amerika.

Mittlerweile steht der 25-Jährige als Drew McIntyre bei der größten Wrestling-Liga der Welt im Ring, holte bereits den Intercontinental Championship sowie den Tag-Team-Titel und wird vom WWE-Präsidenten Vince McMahon als "The Chosen One" ("Der Auserwählte") angekündigt.

Im Interview mit SPOX spricht McIntyre über seinen größten Traum, seine Vorliebe für Fußball und verrät, gegen welche Legende er gerne bei Wrestlemania antreten würde.

SPOX: Herr McIntyre, wie hart war Ihr Weg bis in die WWE?

Drew McIntyre: Sehr hart. Mit 14 Jahren habe ich mit dem Training begonnen. Damals bin ich immer für zwei Wochen von Schottland nach England gefahren, um besser trainieren zu können. Als ich 16 Jahre alt wurde, hat sich auch in Schottland langsam eine Szene entwickelt, sodass ich nicht jedes Mal die weiten Wege zurücklegen musste.

SPOX: Sie waren damals ja noch ein Teenager. Wie haben Sie das gemacht?

McIntyre: Wie ich das gemacht habe? Ganz einfach: Ich habe gerne hart trainiert und viele Reisestrapazen auf mich genommen. Alles nur, um den englisch-europäischen Ringstil zu lernen. Sieben Jahre später, also mit einundzwanzig Jahren, hat mich dann die WWE entdeckt und unter Vertrag genommen. Und jetzt bin ich hier und lebe meinen Traum.

SPOX: Die Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird...

McIntyre: ...so ähnlich lässt sich das wohl beschreiben, ja. Es ist einfach das, was ich immer wollte. Das Gefühl, wenn der Traum dann tatsächlich wahr wird, ist unbeschreiblich. Ich weiß nicht, ob Sie das nachvollziehen können. Für mich ist es ein wahnsinniges Gefühl, wenn ich die großen Arenen auf dem gesamten Globus betrete. Dann denke ich mir immer: das ist genau das, was du immer wolltest und du hast es geschafft.

SPOX: Hatten Sie einen Plan für den Fall, dass es nicht mit dem Wrestling klappt?

McIntyre: Ich habe Kriminologie studiert und ich hatte auch Spaß an der Universität - aber eine wirkliche Alternative war das nie. Das habe ich nur gemacht, um meinen Eltern später nicht auf der Tasche zu liegen, wenn etwas schief geht. Ich wollte unbedingt im Ring stehen und es bis in die WWE schaffen. Und zum Glück hat es ja auch geklappt.

SPOX: Sie sprachen die Arenen auf der ganzen Welt an: Für Sie ist es doch sicher etwas ganz Besonderes, mit der WWE auf Europatour zu gehen, oder?

McIntyre: Absolut! Es ist doch für jeden Menschen schön, nach Hause zu kommen. Wir waren vor kurzem in Glasgow und ich konnte meine Familie und alte Freunde wiedersehen - das war wundervoll. Und auch die Reaktion vom Publikum war unglaublich. In den USA bin ich ja eher unbeliebt, aber in meiner Heimat habe ich mich wie Hulk Hogan gefühlt. (lacht)

SPOX: Sie sind also ein gefragter Mann in Ihrer Heimat...

McIntyre: ...in Schottland definitiv. Diverse Fernseh- und Radiostationen waren da und auch einige Zeitungen. Die wollten mich plötzlich alle interviewen. Aber kurios war vor allem, dass ich von Leuten nach Autogrammen gefragt wurde, von denen ich immer eins haben wollte. Schottische Sportler, Idole meiner Jugend und so. (lacht)

SPOX: Entstammen Sie einer Ringerfamilie?

McIntyre: Überhaupt nicht. Die haben alles gemacht, nur kein Wrestling. Dafür  konnten sie sich einfach nie begeistern. Aber das hat sich natürlich geändert, seitdem ich richtig aktiv bin. Trotzdem: die meisten sind fußballverrückt, wie das in Europa eben so ist.

SPOX: Sie auch?

McIntyre: Natürlich!

SPOX: Und welchem Verein drücken Sie die Daumen?

McIntyre: Den Glasgow Rangers, aber erzählen Sie das niemandem in Schottland! (lacht)

SPOX: Wie schwer ist es, in den USA immer auf dem Laufenden zu bleiben?

McIntyre: Ich gucke Fußball, wann immer ich kann. Besonders "The Old Firm", also Celtic gegen die Rangers, darf ich nie verpassen. Auch die Champions League reizt mich sehr. Aber ich reise so viel und da ist es eben sehr schwer, Fernsehkanäle zu finden, die den europäischen Fußball zeigen. Zumindest die Ergebnisse rufe ich aber immer ab.

SPOX: Haben Sie jemanden, mit dem Sie gemeinsam Fußball gucken können?

McIntyre: Ja, wir haben in der WWE schon einige dabei, die gerne Fußball gucken. Hauptsächlich sind das natürlich die Europäer, wie zum Beispiel Sheamus, den ich ja schon aus meiner Zeit in Europa kenne. Wann immer es die Umstände erlauben, hocken wir zusammen vor dem Fernseher und ziehen uns Fußball rein.

SPOX: Zurück in den Ring. Dort werden Sie als "The Chosen One" ("Der Auserwählte") bezeichnet. Wie fühlt sich das an, als kommender Superstar zu gelten?

McIntyre: Sehr, sehr gut. Es ist eine große Ehre, dass sich unser Präsident Vince McMahon für mich eingesetzt und mir letztendlich auch diesen Titel verpasst hat. Es gibt ja nichts Besseres, als wenn der Boss hinter einem steht. Das ist mehr, als ich mir je erträumt habe.

SPOX: Sehen Sie sich denn selber als Auserwählter? Und wenn ja, warum?

McIntyre: Sie sehen ja, meine Nase ist immer noch gerade. Es ist bisher noch keiner nah genug an mich rangekommen, um sie mir zu brechen. Natürlich sehe ich mich als den Auserwählten, der alle Gipfel stürmen wird! (lacht) Aber mal im Ernst: Ich sehe gute Chancen für mich im Sports Entertainment. Ich bin erst fünfundzwanzig Jahre alt und noch längst nicht am Ende meiner Entwicklung angekommen. Außerdem glaube ich, dass ich mir einen eigenen Stil im Ring angeeignet habe, durch den mich die Zuschauer wiedererkennen. Das Wichtigste aber ist, dass ich weiß, wo ich herkomme. Und das werde ich nie vergessen.

SPOX: Das kann sicherlich auch eine Bürde sein. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

McIntyre: Das ist absolut keine Bürde. Ganz im Gegenteil: Ich liebe den Druck sogar. Je größer er ist, desto besser übe ich meinen Beruf aus.

SPOX: Haben Sie jemals darüber nachgedacht, als William Wallace aufzutreten? Der ist schließlich nicht erst seit Braveheart eine weltbekannte schottische Legende...

McIntyre: Ich habe es im Blut und trete ja zumindest als stolzer Schotte auf, der ich auch bin. Nur eben nicht nach dem Klischee des Röcke tragenden und blau bemalten Kriegers. Unsere beiden Iren Sheamus und Finlay machen es ja auch. Wir erobern die WWE und übernehmen dann die Macht, das gehört alles zu einem großen Plan. (lacht)

SPOX: Wenn Sie die Macht dann übernommen haben und es sich aussuchen können, welche Legende Sie herausfordern, wer würde das sein?

McIntyre: Was für eine Frage! Natürlich der Undertaker - und zwar bei Wrestlemania!

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