"Mich kann niemand schlagen"

Von Interview: Alexander Mey
taylor, phil, darts
© Getty

München - Was tut Phil Taylor gegen sein Übergewicht? Ist er besser als Michael Schumacher? Wie groß kann Darts in Deutschland werden? Warum kennt sich Taylor im Leben von Robbie Williams so gut aus? Die Antworten darauf im zweiten Teil des großen SPOX-Interviews.

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SPOX: Können Sie in England noch in die Kneipe um die Ecke gehen?

Phil Taylor: Das mache ich gar nicht. Dafür habe ich auch gar keine Zeit. Ich trainiere von 10 Uhr morgens bis ca. 13 Uhr, dann gehe ich ins Fitnessstudio oder zum Schwimmen. Das mache ich seit ungefähr einem Monat und es macht mir sehr viel Spaß.

SPOX: Sie bringen sich also körperlich in Form. Warum das denn?

Taylor: Das ist heutzutage sehr wichtig, vor allem für die Sponsoren. Wie willst du neue Sponsoren finden, wenn du im Fernsehen schlecht aussiehst? Vor ein paar Jahren hat das noch keinen gekümmert.

SPOX: Sie haben aber nicht immer Sport gemacht.

Taylor (lacht): Doch klar, deshalb nehme ich ja so schnell zu. Aber im Ernst: Früher habe ich regelmäßig Sport gemacht, dann habe ich aufgehört und bin dick geworden. Wenn ich aber wieder trainiere so wie im Moment, dann purzeln die Pfunde auch ganz schnell wieder.

SPOX: Wie war der Darts-Sport, als Sie angefangen haben?

Taylor: Das Fernsehen stieg gerade aus. Es war also ein wenig ruhig. Wir spielten nur ein Minimum an Turnieren, heute sind es zu viele.

SPOX: Wie groß ist Darts in England?

Taylor: Riesig. Die Einschaltquoten sind vergleichbar mit Premier-League-Fußball. Ich glaube, wir sind nach Fußball, und da rede ich auch nur von Spitzenspielen, der Sport mit den zweithöchsten Einschaltquoten. Einige Premier-League-Spiele haben sogar niedrigere Quoten.

SPOX: Sind Sie überrascht, dass Darts auch außerhalb Großbritanniens immer populärer wird?

Taylor: Sagen wir es mal so: Ich bin angenehm überrascht. Das ist aber ein Verdienst der TV-Stationen und der Promoter, die dafür sehr hart arbeiten.

SPOX: Ihre Prognose für Deutschland?

Taylor: In Deutschland wird Darts sehr groß werden. Das hängt auch damit zusammen, dass es einfach jeder spielen kann, egal wie alt er ist. Ich werde dieses Jahr 48, wäre ich Fußballer, hätte ich spätestens vor zehn Jahren aufgehört.

SPOX: Was bedeutet Ihnen Ruhm?

Taylor: Nicht das Geringste. Dafür bin ich nicht der Typ, wahrscheinlich bin ich zu alt dafür. Ruhm ist für die jungen Kerle, sie sollen ihn haben.

SPOX: Haben Sie Probleme mit Paparazzi in der Heimat?

Taylor: Nein, ich habe ein ganz gutes Image. Das ist schon in Ordnung.

SPOX: Weil Darts als bodenständiger Sport kein Skandal-Potenzial hat?

Taylor: In dieser Beziehung hat sich der Sport geändert. Früher hatten wir unter den Spielern viele Snobs, das ist heute tausendmal besser. Das ganze Spiel hat sich verändert. Heute muss man ein seriöser Profi sein, wenn man Erfolg haben will. Ohne kontinuierliche Arbeit kann man sich nicht an der Spitze halten.

SPOX: Sie haben wesentlich mehr WM-Titel gewonnen als ein Michael Schumacher oder Carl Lewis. Stehen Sie in einer Reihe mit diesen Stars?

Taylor: Über so etwas denke ich nicht nach. Ich habe viel Geld gemacht, kann gut für meine Familie sorgen - ich bin ein glücklicher Mann. Ich habe nicht die Probleme, die andere Stars haben, kein Privatleben zum Beispiel. Aber mir reicht die Aufmerksamkeit, die ich in England bekomme, völlig.

SPOX: Vor Ihrer Karriere hatten Sie drei Jobs, um Ihre Familie durchzubringen. Hilft diese Erfahrung, um nicht abzuheben?

Taylor: Man lernt auf jeden Fall zu schätzen, was man hat. Viele junge Spieler wissen nicht zu schätzen, was sie haben. Wenn sie etwas gewinnen, müssen sie es gleich ausgeben, anstatt es zur Bank zu bringen.

SPOX: Wie lange wollen Sie noch Darts spielen?

Taylor: Fünf Jahre.

SPOX: Und dann?

Taylor: Dann kaufe ich mir ein nettes Häuschen irgendwo im Süden, in Spanien oder Portugal. Auf jeden Fall irgendwo, wo es wärmer ist als in England.

SPOX: Was wollen Sie in ihren letzten fünf Jahren unbedingt noch einmal erreichen?

Taylor: Ich will einfach alles gewinnen. Jedes Turnier, das es gibt. Ich will mit einem großen Knall abtreten.

SPOX: Welcher Ihrer Gegner kann Sie am ehesten aufhalten?

Taylor: Keiner. Mein einziger Gegner bin ich selbst. Wenn ich mein bestes Darts spiele, kann mich niemand schlagen.

SPOX: Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Darts spielen könnten?

Taylor: Ingenieur. Das habe ich gelernt.

SPOX: Sie mögen Fußball und sind ein großer Fan ihrer Heimatklubs Port Vale.

Taylor: Ja, aber die sind Müll. Ich mag aber auch Manchester United sehr gerne, John Terry vom FC Chelsea ist ein guter Freund von mir.

SPOX: Sie kennen auch Robbie Williams sehr gut.

Taylor: Wir sind gute Kumpel. Wir haben regelmäßig Kontakt. Im Moment macht er gerade Urlaub auf Barbados, da hat er eine Insel gemietet. Er hat mich gefragt, ob ich vorbei komme, aber ich habe keine Zeit. Im Mai besuche ich ihn für ein paar Tage in Los Angeles. Er ist im Moment clean, isst und trinkt nichts, das ungesund ist.

SPOX: Noch ein Wort zu ihren Tattoos auf den Unterarmen.

Taylor: Das ist ganz einfach. Rechts habe ich "Power" und links habe ich "Glory". Das "Power"-Tattoo habe ich schön länger, das "Glory"-Tattoo ist ganz neu.

SPOX: Wofür steht Ihr Spitzname "The Power"?

Taylor: Den hat mir die TV-Station "Sky" gegeben. Sie kamen einfach zu mir und haben gesagt: "Du bist jetzt 'The Power'." Das war's.

Hier geht's zurück zum ersten Teil des Interviews.

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