DFB-Team - Die Top-Talente unter den U17-Weltmeistern: Das könnten die Stars der Zukunft sein

Von Justin Kraft
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Die deutsche U17 hat Geschichte geschrieben. Erstmals überhaupt wurden die DFB-Junioren in dieser Altersklasse Weltmeister. Ein gutes Zeichen für die Zukunft des Fußballs in Deutschland. Doch wer waren die Schlüsselspieler - und wie geht es für sie weiter?

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Elfmeterschießen im Finale der Europameisterschaft im vergangenen Sommer gegen Frankreich, Elfmeterschießen im Halbfinale der Weltmeisterschaft gegen Argentinien und jetzt Elfmeterschießen im Finale der WM - erneut gegen Frankreich.

Drama kann die U17 des DFB. Titel gewinnen aber auch. In einem Jahr, das für den deutschen Fußball insgesamt sehr enttäuschend war, holte das Team von Christian Wück sowohl den EM- als auch den WM-Titel - während vor allem die A-Nationalteams der Männer und auch der Frauen enttäuschten.

Die Fußballstimmung hätte in Deutschland also kaum schlechter sein können. Und mitten in diese Tristesse und in den Pessimismus mit Blick auf die nächsten Jahre kommt diese U17 und gewinnt auf spektakuläre Art und Weise die Weltmeisterschaft. Ein Hoffnungsschimmer.

Wer aber sind die Top-Talente dieses Teams? Und wie geht es für sie weiter? SPOX verschafft einen Überblick.

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Max Schmitt

Alter: 17

Klub: FC Bayern München

Position: Torhüter

Beim Rekordmeister gibt es derzeit eine große Debatte darum, wer Manuel Neuer einst beerben könnte. Für Max Schmitt ist dieser Weg noch sehr weit. Allerdings hat der 17-Jährige in diesem Jahr sowohl bei der EM als auch jetzt bei der WM bewiesen, welches Talent er mitbringt.

Schmitt bringt Qualitäten in nahezu allen Bereichen des Torwartspiels mit. Er verfügt über starke Reflexe, eine gute Strafraumbeherrschung und kann mit dem Ball am Fuß umgehen. Außerdem übernimmt er in seinen Teams stets Verantwortung, gibt klare Kommandos. Bei der WM war er bis zum Halbfinale erneut ein Schlüssel zum Erfolg, glänzte gegen die USA und gegen Spanien zuvor mit starken Paraden.

Dann fiel er aus. Seine Zukunft ist dennoch vielversprechend. Seit Sommer 2017 durchlief er die Jugendbereiche des FC Bayern, verlängerte dort in diesem Jahr bis 2026. Erfahrungen sammelte er in der U19 und auch in der Youth League. In München kann er noch die eine oder andere Station durchlaufen, bevor der Wechsel in den Männerbereich ansteht.

Entwickelt er sich weiter so rasant, könnte dann eine Leihe zum Thema werden, um Spielpraxis zu sammeln.

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Finn Jeltsch

Alter: 17

Klub: 1. FC Nürnberg

Position: Innenverteidigung

Fehlerfrei blieb Finn Jeltsch bei diesem Turnier nicht. Im Halbfinale gegen Argentinien leistete er sich sogar zwei grobe Fehler. Doch was der Innenverteidiger darüber hinaus bei diesem Turnier zeigte, hinterließ Eindruck.

Jeltsch ist zweikampfstark und eine echte Erscheinung in der Abwehr. Im Kopfballspiel macht ihm kaum jemand etwas vor und er drückt sich nicht vor Verantwortung. In jeder Partie war zu erkennen, dass der Nürnberger der Chef in der Abwehr ist.

Beim 1. FC Nürnberg ist er sogar Kapitän der U19, stand schon dreimal im Kader der Profis. Eingesetzt wurde er bisher nicht, doch lange dürfte das Debüt nicht mehr auf sich warten. Erst im Sommer unterschrieb Jeltsch seinen ersten Profivertrag beim Club - obwohl er auch Angebote von Bundesligisten gehabt haben soll.

Dort wird er, bleibt er derart diszipliniert und zielstrebig, früh genug spielen. Athletisch und physisch hat er bereits ein gutes Niveau, sein Tempo dürfte für den Sprung nach oben reichen. Auch bei der A-Nationalmannschaft des DFB würde man sich über mehr starke Verteidiger freuen. Um dieses Ziel irgendwann zu erreichen, wird Jeltsch vor allem im Aufbauspiel noch einige Fortschritte machen müssen. Das Potenzial ist aber da.

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Eric da Silva Moreira

Alter: 17

Klub: FC St. Pauli

Position: Rechtsverteidiger/Rechtsaußen

Eric da Silva Moreira ist kein typischer "Rechtsverteidiger". Denn seine Stärken liegen in der Offensive. Für die deutsche U17 konnte er seine technischen Qualitäten ebenso wie sein Tempo im Angriffsdrittel einbringen. Vor allem im Konterspiel hatte der 17-Jährige viele gute Aktionen.

Im Jugendbereich des FC St. Pauli kam der Rechtsfuß überwiegend als Außenstürmer zum Einsatz. Nach dem Europameistertitel im Sommer durfte Eric da Silva Moreira sogar bei den Profis mittrainieren, verschwand kurz darauf aber wieder von der Bildfläche - und das auch bei der U19. In der bisherigen Saison kommt der flexibel einsetzbare Außenspieler erst auf drei Einsätze für die A-Junioren und einen für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord.

Die Bild berichtete im September, dass es unterschiedliche Ansichten über seine Zukunft geben soll. Der Vertrag des Talents läuft im Sommer aus, Union Berlin soll unter anderem Interesse haben. Seiner Entwicklung tut diese Debatte offenbar noch keinen großen Anbruch. Im Nationalteam zählte er zu den besten Akteuren des deutschen Teams.

Klar ist aber auch, dass Eric da Silva Moreiera regelmäßig spielen muss. Als Angreifer hat er vor allem im Defensivbereich viel zu lernen. Auf den offensiven Flügeln ist die Konkurrenz in Deutschland riesig. Schafft er es aber, sich als Rechtsverteidiger zu etablieren, hat er womöglich gute Karten auf eine Zukunft in der Bundesliga - und vielleicht auch bei der A-Nationalmannschaft.

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Noah Darvich

Alter: 17

Klub: FC Barcelona

Position: Offensives Mittelfeld

Wer mit 16 Jahren zum FC Barcelona wechselt, muss einige Argumente auf seiner Seite haben. Stolze 2,5 Millionen Euro sollen die Katalanen für ihn an den SC Freiburg überwiesen haben. Gerade in La Masia, der berühmten Jugendakademie Barças, ist der Anspruch an Spieler groß. Darvich aber erfüllt vieles von dem, was gefordert ist.

Er ist stark auf engem Raum, spielt geniale Pässe und kann sich im Dribbling Platz verschaffen. Ob auf der Acht oder auf der Zehn: Der Linksfuß entwickelt immer Zug zum Tor. Zudem ist er sehr laufstark und auch in der Arbeit gegen den Ball engagiert. Kein Wunder also, dass er in der Youth League bereits Stammspieler des FC Barcelona ist.

In seinen sieben Einsätzen bei der U17-WM war er an sechs Treffern direkt beteiligt - zwei Tore, vier Vorlagen. Von Darvich ist in den nächsten Jahren viel zu erwarten. Ob er den Weg zurück in die Bundesliga antritt, wird auch davon abhängen, wie er sich bei Barça schlägt.

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Paris Brunner

Alter: 17

Klub: Borussia Dortmund

Position: Linksaußen/Mittelstürmer

Ein Talent, das man so im deutschen Fußball schon länger nicht mehr gesehen hat. Die Leichtigkeit, mit der Paris Brunner seine Gegenspieler zum Verzweifeln bringt, ist beeindruckend. In der Offensive kann der athletisch und physisch starke Brunner nahezu alle Positionen bekleiden.

Die meisten Trainer haben ihn auf der Mittelstürmerposition eingesetzt, doch er spielte auch schon häufig um einen Neuner herum. Mit seinem Tempo und seiner Qualität im Dribbling ist es für ihn kein Problem, auf dem rechten oder linken Flügel zu spielen. Brunner agiert sehr extrovertiert, fordert Bälle, traut sich selbst viel zu und strahlt in jeder Situation die Lust aus, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Bei der U17-WM zählte Brunner zu den besten Spielern des Turniers, fünf Tore und ein Assist in seinen vier Einsätzen in der K.-o.-Phase sprechen für sich. Auch im Finale gegen Frankreich traf er. Dass er im Elfmeterschießen vergab, ist ihm angesichts der Leistungen zu verzeihen.

Allerdings: Neben dem Platz sorgte der 17-Jährige zuletzt für Aufsehen. Beim BVB wurde Brunner aus "disziplinarischen Gründen" suspendiert, wie der Klub mitteilte. Aus Gründen des Schutzes machte Borussia Dortmund keine genaueren Angaben, allerdings berichteten die Ruhr Nachrichten anschließend von einem "schwerwiegenden Vorfall".

Brunner kann den Sprung nach ganz oben schaffen. Doch allein mit Talent wird ihm das nicht gelingen. Vom BVB wurde er nach einigen Gesprächen begnadigt. Wie es weitergeht, ist komplett offen.

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Max Moerstedt

Alter: 17

Klub: TSG Hoffenheim

Position: Mittelstürmer

Vier Tore, zwei Assists - das ist die Ausbeute von Max Moerstedt bei der U17-WM. Im Finale gegen Frankreich bereitete er einen Treffer vor, im Halbfinale traf er selbst. Moerstedt ist eine echte Nummer Neun, wie sie im Lehrbuch steht. Groß (1,94 m), robust, torgefährlich - in der U19-Bundesliga Süd/Südwest kommt er für die TSG Hoffenheim in neun Partien bereits auf zehn Tore und eine Vorlage.

"Max ist ein sehr kompletter Stürmer", sagte Hoffenheims U19-Trainer Tobias Nubbemeyer im Gespräch mit SWR Sport. Zwar ist er mit seiner Körpergröße weder der schnellste noch der beweglichste Mittelstürmer, doch das gleicht er mit klugen Laufwegen und Körpereinsatz wieder aus.

Als Wandspieler bringt er ausreichend technische Qualitäten mit, wenngleich er anders als viele moderne Neuner kein klarer Spielmacher ist. Das Wichtigste für einen Stürmer hat er aber drauf: Tore zu erzielen. Sein Abschluss ist aus nahezu allen Lagen immer gefährlich.

Mit 15 wechselte Moerstedt vom FC Bayern zur TSG Hoffenheim. Dort ist er nun fester Bestandteil der U19 und dürfte bald auch Thema bei den Profis werden. Auch der DFB wird seine Entwicklung eng verfolgen. Schließlich ist die Neunerposition eine jahrelange Baustelle.

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U17: Europa- und Weltmeister – wie geht es jetzt weiter?

Das sind nur sechs von vielen Namen, die schon bald im Profifußball auftauchen, womöglich sogar wichtige Baustellen bei der A-Nationalmannschaft lösen werden. Diese U17-Mannschaft ist voll mit Talenten, die, wenn sie den richtigen Weg gehen und etwas Glück haben, eine große Zukunft haben können.

Während rund um den DFB Untergangsstimmung herrscht, gewinnt die U17 in diesem Jahr zwei große Titel. Ein Lichtblick, aus dem der Verband etwas machen muss. Christian Wück ist als Trainer der Autor dieser Erfolgsgeschichte.

Er ist auch jemand, der damit authentisch vom Talent erzählen kann, das im Jugendbereich des deutschen Fußballs schlummert. "Wir müssen lernen, den deutschen Talenten wieder mehr Vertrauen zu geben", wird der 50-Jährige von der Sportschau zitiert. Das Problem liege an der Schnittstelle zum Profibereich.

In den kommenden zwei bis drei Jahren kommt von unten einiges nach. Es liegt an den Klubs, am DFB, aber auch an den Spielern und ihrem Umfeld selbst, daraus das Beste zu machen.

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