Die "perfekte Mischung" für den FC Bayern München? Das ist Eric Dier

Von Daniel Buse
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Ein erfahrener Nationalspieler, vielseitig einsetzbar - und das zu seinem Schnäppchenpreis: Kein Wunder, dass der FC Bayern Eric Dier verpflichtet.

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Eine erste Version dieses Artikels erschien am 6. Januar.

Klartext ist vielleicht nicht immer schön für alle Beteiligten, aber eine gute Sache, denn der Raum für Spekulationen wird bedeutend kleiner. Dass Bayern-Trainer Thomas Tuchel eine "Holding Six", also einen zweikampfstarken Spieler für das defensive Mittelfeld, haben will, hat er schon im Sommer nicht nur den Klub-Bossen des deutschen Rekordmeisters mitgeteilt, sondern auch öffentlich per Klartext-Botschaft verkündet.

FCB-Sportdirektor Christoph Freund hat seinerseits ohne viele sprachliche Schnörkel schon im Dezember deutlich gemacht, dass er gerne im Januar bei der Besetzung der Abwehr nachlegen möchte. Denn Min-Jae Kim ist beim Asien-Cup, Noussair Mazraoui beim Afrika-Cup. "Wir wissen, dass wir Bedarf haben", sagte er Amazon Prime Video.

Der eine will einen Sechser, der andere eine Option, die sowohl für die Innen- als auch für die Außenverteidigung in Frage kommt. Und mit Eric Dier von Tottenham Hotspur kommt nun ein Spieler, der auf all diesen Positionen einsetzbar ist. Im Klartext: der perfekte Neue für den FC Bayern - auf dem Papier.

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Spurs-Trainer Postecoglou setzt nicht auf Eric Dier

Dier ist nicht nur flexibel einsetzbar, sondern hat mit seinen 29 Jahren schon reichlich Erfahrung gesammelt. 30 Partien machte er in der Champions League, 49 für Englands Nationalteam, das er bei der WM 2018 sogar einmal als Kapitän aufs Feld führen durfte. Da sein Vertrag bei den Spurs im kommenden Sommer ausläuft, dürfte er nur rund vier Millionen Euro kosten.

Warum ein englischer Nationalspieler ein derartiges Schnäppchen und überhaupt auf dem Markt ist, hat ebenfalls mit Klartext zu tun. Den bekam Eric Dier nämlich in der Sommerpause von seinem Trainer Ange Postecoglou zu hören. Der neue Coach teilte Dier nach den ersten Eindrücken mit, dass er nicht auf ihn zählt. Angeblich versuchten die Londoner im vorangegangenen Transferfenster, einige Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen, doch für Dier gab es keinerlei Angebote, nur die üblichen Saudi-Gerüchte tauchten kurzzeitig in den Medien auf.

Nach neuneinhalb Jahren bei Tottenham musste sich Dier damit abfinden, dass er nur im äußersten Notfall eingesetzt wird. 199 Minuten sammelte er in dieser Saison in der Premier League. Zuletzt fehlten Coach Postecoglou mit Micky van de Ven und Cristian Romero die beiden Stamm-Innenverteidiger. Statt Dier nun eine Chance zu geben, experimentierte der Trainer lieber und ließ die beiden gelernten Außenverteidiger Ben Davies und Emerson Royal in der Zentrale spielen. Dier war nur fünfte Wahl. Mit Radu Dragusin - an dem auch der FC Bayern dran war - wurde außerdem ein neuer Innenverteidiger verpflichtet.

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Dier sieht sich als "50 Prozent Portugiese und 50 Prozent Engländer"

Dier erlebt nun einen Abschied durch die Hintertür. Seine Verpflichtung hatte hingegen noch für mediales Aufsehen gesorgt, denn schließlich kam Dier 2014 als Engländer ohne große Erfahrung im englischen Fußball nach England. Mit zehn Jahren zog er mit seiner Familie nach Portugal und entwickelt sich dort, in der Jugend von Sporting CP, zu dem Spieler, der er heute ist. Als er 16 war, zogen seine Eltern und vier Geschwister wieder zurück auf die Insel, doch Dier blieb, um sich seinen großen Traum vom Fußball-Profi allein zu erfüllen.

"Ein guter Spieler ist in Portugal jemand, der versteht, wenn er einen Fehler gemacht hat und diesen selbst korrigiert", sagte Dier mal dem Guardian, "in England dagegen werden die Spieler angebrüllt, wenn sie etwas falsch machen." Das Spielverständnis ist eine seiner Stärken, die Zweikampfführung, die Laufarbeit und die langen Pässe ebenso. Dier bezeichnete sich mal als "perfekte Mischung, 50 Prozent Portugiese und 50 Prozent Engländer", also aus seiner Sicht den Mix aus dem Feinen und dem Körperlichen.

Große Schlagzeilen machte der zurückhaltende Dier in seiner Tottenham-Zeit eigentlich nur einmal: Im März 2020 kletterte er nach Spielschluss in die Zuschauerränge, um sich in einen Streit zwischen seinem Bruder Patrick und einem Fan einzumischen. Vier Spiele Sperre kassierte er für seine Aktion, aber im Gegensatz zu Aussetzern auf dem Feld wollte Dier aus dem Vorfall nichts lernen: "Es tut mir nicht leid. Ich würde es wieder genauso machen", bekannte er im Guardian. "Für meine Familie, meine Teamkollegen, egal wen, Freunde. Ich würde mich als extrem loyal bezeichnen", fügte er hinzu.

FC Bayern München: Die nächsten Pflichtspiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
12. Januar, 20.30 UhrBundesligaTSG Hoffenheim (H)
21. Januar, 15.30 UhrBundesligaSV Werder Bremen (H)
24. Januar, 20.30 UhrBundesliga1. FC Union Berlin (H)
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