Handball-EM: Großartige Moral! DHB-Team ringt zum Abschluss Russland nieder

Das DHB-Team hat die EM mit einem Sieg gegen Russland abgeschlossen.
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Deutschland hat sein letztes Spiel bei der Handball-EM in Ungarn und der Slowakei gewonnen. Die dezimierte Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason setzte sich in Bratislava mit 30:29 (16:12) gegen Russland durch. Beste DHB-Werfer waren Johannes Golla, Patrick Zieker und Tobias Reichmann mit jeweils fünf Toren.

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Das DHB-Team, das bereits zuvor keine Chance mehr auf den Einzug ins Halbfinale hatte, schloss damit das Turnier auf Platz vier der Hauptrundengruppe II ab. Insgesamt wird die deutsche Auswahl auf Rang sieben oder acht einlaufen.

"Das sagt alles über den Charakter der Mannschaft", sagte Gislason. Und Golla ergänzte: "Wir wollen mutigen Handball spielen und die Zuschauer begeistern, heute hat das funktioniert." Das EM-Aus sei zwar weiterhin bitter, "natürlich hätten wir gerne noch zwei Spiele mehr gemacht, aber es war auch anstrengend für Körper und Kopf, wegen der vielen Unsicherheiten. Insofern ist es auch gut, einen Haken daran zu machen."

Da der DHB vorsichtshalber auf Hendrik Wagner verzichtete und am Montag auch noch Patrick Wiencek und Simon Ernst positiv auf Corona getestet wurden, standen dem Europameister von 2016 nur noch 13 statt der erlaubten 16 Spieler und nur noch vier Mann aus dem ursprünglichen Kader zur Verfügung. Insgesamt verzeichnete die deutsche Auswahl mittlerweile 15 Coronafälle.

Deutschland vs. Russland: Der Spielverlauf

Gislason veränderte seine erste Sieben im Vergleich zum Schweden-Spiel auf drei Positionen. Im Tor durfte Daniel Rebmann für Jogi Bitter beginnen, auf Linksaußen Patrick Zieker für Rune Dahmke und auf Rechtsaußen Tobias Reichmann für Lukas Zerbe.

Deutschland hatte selbst mit dem erzwungenermaßen neuformierten Mittelblock um Julian Köster und Johannes Golla in der Abwehr zu Beginn kaum Schwierigkeiten und startete offensiv enorm schwungvoll. Nach 14 Minuten standen bereits sieben verschiedene DHB-Spieler auf dem Scoreboard und die deutsche Auswahl führte mit 14:10.

Es folgte wie so oft eine ganz schlechte Phase, in der das DHB-Team zu überhastet abschloss und im Rückzugsverhalten schläfrig agierte. Sinnbildlich dafür stand Philipp Weber, der nur einen seiner sechs Würfe im ersten Durchgang verwandelte. Die Mannschaft des langjährigen Bundesliga-Trainers Velimir Petkovic benötigte gerade einmal vier Minuten, um mit einem 4:0-Lauf auf 10:10 zu stellen. Gislason nahm die Auszeit.

Das DHB-Team fing sich auch begünstigt durch einige haarsträubende Ballverluste der Russen wieder. Vor allem Fabian Wiede spielte schöne Pässe an den Kreis auf Golla, hinten zeigte Torhüter Rebmann mit fünf Paraden in den ersten 30 Minuten (insgesamt 6 von 23, 26 Prozent) eine ansprechende Leistung. Mit einer 16:12-Führung ging es in die Pause.

Deutschland traf in seinem letzten Hauptrundenspiel auf Russland.
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Deutschland traf in seinem letzten Hauptrundenspiel auf Russland.

Krimi in der Schlussphase

Ganze 77 Sekunden benötigte Deutschland nach Wiederbeginn, um die Russen auf ein Tor herankommen zu lassen. Die Gislason-Truppe ließ mitunter klarste Chancen ungenutzt, Russland glich nach 42 Minuten aus (21:21), mit einem Remis (24:24) ging es auch in die letzten 12 Minuten.

Bitter (0 von 9) kam nun zwischen die Pfosten. Das DHB-Team leistete sich immer mehr Fehler und schlechte Abschlüsse im Angriff, wohl auch weil die Kraft nachließ. In der Abwehr trafen die Russen immer häufiger nach zu einfachen Anspielen an den Kreis. Mit einem 26:27-Rückstand ging es in die letzten fünf Minuten.

Die Schlussphase wurde ein echter Krimi. Nach einem Stürmerfoul der Russen durfte das DHB-Team beim Stand von 29:29 den letzten Angriff ausführen - und das in Überzahl. Mit einem Kempa-Trick und dem daraus resultierenden Tor durch Zieker entschied Deutschland die Partie.

Deutschland vs. Russland: Die Daten zum Spiel

Anfangsformation DHB: Rebmann - Zieker, Köster, Weber, Wiede, Reichmann, Golla

Torschützen DHB: Golla, Zieker (beide 5), Reichmann 5 (2 von 2 Siebenmetern), Wiede, Köster, Schmidt, Weber (alle 3), Stutzke (2), Drux (1)

Torschützen Russland: Kosorotov (8 - 1 von 1 Siebenmetern), Ermakov (6), Zhitnikov, Shishkarev (beide 3), Vinogradov (3 - 3 von 3 Siebenmetern), Santalov, Kamenev (beide 2), Kotov, Andreev (beide 1)

Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland (2) - Russland (3)

Der Star des Spiels: Johannes Golla

Arbeitete in der Abwehr aufopferungsvoll und war auch im Angriff eine Bank. Der Kreisläufer und Kapitän versenkte fünf seiner sechs Würfe.

Der Flop des Spiels: Dmitry Zhitnikov

Hatte gute Momente, aber auch zahlreiche schlechte. Traf häufig schlechte Entscheidungen und nahm unnötig schwierige Würfe. Traf letztlich nur drei seiner sieben Versuche.

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