WM

"Headline maker" Wazza Rooney

SID
Wayne Rooney und die Engländer mussten sich im ersten Spiel den Italienern geschlagen geben
© getty

Dieser Tage hatte Wayne Rooney dann doch einmal genug. Als die Beleidigungen in den Foren und die Spekulationen in den Medien ihm zu wild wurden, fragte er sich via Twitter ist dies "echt, was die da machen".

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Ein ungewohnter Gefühlsausbruch des 28-Jährigen, der seit nun schon zwölf Jahren fast sämtliche Gerüchte und boshaften Unterstellungen in der Öffentlichkeit mit bewundernswerter Ruhe erträgt. Rooney ist eben das, was sein Ex-Teammanager Sir Alex Ferguson einen "headline-maker" nennt: Einen Mann, der schon den Titel der britischen Boulevard-Blätter ziert, wenn er nur vor die Haustür geht.

Rooney taugt dafür in jeder Hinsicht, obwohl er eigentlich eher ein zurückhaltender, ja fast schüchterner Typ ist. Eigentlich das Gegenstück zum eitlen Gockel Cristiano Ronaldo oder zum Frauenschwarm David Beckham. Doch er war Boxer, ist mit seiner Jugendliebe verheiratet und wurde trotzdem eines "Auswärtsspiel" mit zwei Prostituierten überführt - und er hat sich Haare transplantieren lassen.

Der neue Gascoigne

All das interessiert die Menschen, vor allem wenn es sich um ein sogenanntes "Wunderkind" handelt. Als das galt Rooney, als er mit 16 die Fußball-Welt im Sturm eroberte. Sie nannten ihn sofort "Wazza", zunächst als Hommage an den von englischen Fans verehrten Paul Gascoigne. Dass "Gazza" ziemlich genau zu dieser Zeit in seiner Biografie mit Alkohol- und Glücksspielbeichten schockte, ließ auch England kurz innehalten.

"Wayne muss irgendwie damit klarkommen, dass er für die Presse der neue Gascoigne ist", sagte Ferguson. Der Guardian fürchtete, "dass Rooney die gleiche selbstzerstörerische Ader" haben könnte wie "Gazza". Der inzwischen komplett abgestürzte Mittelfeldstar selbst warnte seinen potenziellen Nachfolger: "Er ist ein Spieler, den alle sehen wollen. Er wird Druck bekommen. Und er wird gemobbt werden. Ich hoffe, er ist stark genug."

Heute müssen sie feststellen: Das war er, trotz aller Skandale und Skandälchen. "Wenn man bedenkt, wie sehr er in Öffentlichkeit steht, ist Rooney bemerkenswert normal geblieben", schreibt der Telegraph. Er gebe "nie das Gefühl, Zuneigung zu brauchen, um charakterliche Defizite wettzumachen". Und vor allem habe er mehr erreicht als Gascoigne. Einziger Nachteil im Vergleich zu diesem: "Ihm fehlt noch ein Legenden-Moment wie Gascoignes Zaubertor gegen Schottland bei der EM 1996."

"Lebenedes Warnschild"

Dass Rooney nicht den Weg Gascoignes wiederholt habe, sei "Gascoignes größter Verdienst für den englischen Fußball", glaubt der Mirror: "Er war ein lebendes Warnschild für die nächste Generation der Arbeiterkinder. Ohne Gazza gäbe es keinen Wazza."

Die Fans lieben ihren Rooney, der wegen seiner schottischen Großmutter schon als 16-Jähriger vom damaligen Schotten-Coach Berti Vogts abgeworben werden sollte. Sein Trikot ist das meistverkaufte der Premier League, seine drei Biografien waren Bestseller, das immense Gehalt von mehr als 350.000 Euro (pro Woche!) neidet ihm kaum jemand.

Und auch die Mannschaft hält im Shitstorm der Medien zu ihm. "Seit ich ihn kenne, war immer unglaublich viel Trubel um seine Person", berichtet Routinier Frank Lampard (wird am Freitag 36): "Aber er ist immer noch derselbe Wayne wie am Anfang." Und Jungstar Raheem Stirling (19) erklärt gar, er schaue "zu Wayne auf". Weil dieser "headline maker" doch irgendwie ganz normal geblieben ist.

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