Die Spaßgesellschaft Arsenal

Von Interview: Florian Regelmann
Alexander Hleb, Arsenal
© Getty

München - Jeder, der diese Saison ein Ticket für eine Partie des FC Arsenal sein Eigen nennen kann, darf sich glücklich schätzen. Er sieht großes Kino. 

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Arsenal ist weiter ungeschlagen Spitzenreiter in der Premier League und in der Champions League schon für das Achtelfinale qualifiziert. Die Gunners bieten Hochgeschwindigkeits-Fußball vom Feinsten. Das Highlight-Band der Saison könnte man jetzt schon problemlos füllen.

Hauptantreiber der derzeit wohl besten Mannschaft Europas: Cesc Fabregas und Alexander Hleb. Der Weißrusse befindet sich in der Form seines Lebens. Das sehen offenbar auch seine Landsleute so, die den 26-Jährigen zum fünften Mal zum "Fußballer des Jahres" gewählt haben.

Derzeit ist Hleb wegen einer Achillessehnenreizung außer Gefecht.

Die freie Zeit überbrückte der Ex-Stuttgarter mit einem Interview mit SPOX - und stellte fest, dass sein Deutsch noch besser ist als gedacht, dass er diese Saison alle Titel holen will und dass er den besten Coach der Welt hat.

SPOX: Herr Hleb, zwei Tore in der Premier League, zwei in der Champions League. Wird aus Alex Hleb noch ein Torjäger?

Alexander Hleb: Nein (lacht). Bei uns hat jeder in jedem Spiel so viele Chancen, ein Tor zu machen. Da ist es ganz normal, dass man auch mal trifft.

SPOX: Sehen wir aktuell den besten Hleb aller Zeiten?

Hleb: Vielleicht ist es so. Ich habe diese Saison auf jeden Fall einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich spiele in einer fantastischen Mannschaft, die mich total unterstützt und das hilft mir sehr. Meine erste Saison war ganz schwer für mich. Ich war verletzt, habe schlecht gespielt und es war einfach ein schwieriger Anfang. Aber ich denke, das war normal. Man muss sich nur Andrej Schewtschenko anschauen. Ich bin zufrieden, dass ich jetzt das spiele, was ich von Anfang an gerne gezeigt hätte, aber was aus vielen Gründen nicht geklappt hat. Darüber will ich nicht mehr sprechen. Ich will auf dem Platz zeigen, was ich kann.

SPOX: Können Sie sich vorstellen, bis ans Ende Ihrer Karriere bei Arsenal zu bleiben?

Hleb: Auf jeden Fall. Die Atmosphäre in der Mannschaft ist sehr gut und Arsene Wenger ist der beste Trainer in meinem Leben. Alle waren sehr gut, Felix Magath hat mir viel gegeben, Matthias Sammer habe ich viel zu verdanken und viel von ihm gelernt. Aber mit Arsene ist das etwas ganz Anderes. Er ist einzigartig. Wir haben alle ganz großen Respekt vor ihm. Es ist schwer, den Unterschied zu beschreiben. Dafür muss man jeden Tag mit ihm arbeiten, dann merkt man wieviel Energie er uns gibt. Deshalb will auch niemand bei uns gehen. Außerdem stehen wir erst am Anfang. Wir haben zwei Jahre gebraucht, um auf dieses Niveau zu kommen.

SPOX: Für die Mehrheit von rund 25.000 SPOX-User ist Arsenal das beste Team Europas. Was sagen Sie dazu?

Hleb: Unser Erfolgsgeheimnis ist, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben. Alle wollen spielen und haben großen Spaß auf dem Platz. Schnell den Ball abgeben, kombinieren, all das bringt uns so viel Spaß. Jeder kommt nach dem Spiel mit einem Lächeln in die Kabine und hat Freude. Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Spaß wir haben. Es ist einfach fantastisch. Das bringt uns auf dieses Niveau. Wir versuchen immer noch schneller zu spielen, aber ich denke, wir machen es jetzt schon nicht so schlecht...

SPOX: Wie würden Sie die neue Spielweise von Arsenal beschreiben?

Hleb: Wir hatten die letzten zwei Jahre eine komplett andere Spielweise. Alles ist über Henry gelaufen. Jeder hat auf dem Platz immer nur geschaut: wo ist Thierry, wo ist Thierry. Jeder wollte nur ihm den Ball geben. Weil er eben unsere zentrale Figur, unser Leader war. Auch wenn er von drei Mann gedeckt war, musste man irgendwie ihm den Ball geben. Das war einfach so. Deswegen war es ein bisschen schwierig. Diese Saison ist es anders: Jeder kann bei uns ein Tor schießen. Wenn einer frei steht, bekommt er sofort den Ball.

SPOX: Ein Wort zu Cesc Fabregas. Der Junge ist 20 Jahre alt und ein absolutes Phänomen.

Hleb: Ich muss ehrlich sagen, Cesc ist ein Wahnsinns-Spieler. Mein Gott, der hat so viel Talent. Für mich ist er einfach der Beste. Er hat alles, was ein Fußballer haben kann. Aggressivität, ein super Auge, tolles Passspiel, einen super Schuss, und er ist so schnell. Bevor der Ball bei ihm ist, weiß er schon, wo er ihn hinspielt. Und dann kommt der Pass so genau. Ehrlich, es macht so Spaß mit ihm zu spielen. Cesc ist Weltklasse. Ich finde fast keine Worte für ihn.

SPOX: Der einzige Unzufriedene heißt Jens Lehmann. Glauben Sie, dass er noch mal ins Arsenal-Tor zurückkehren wird?

Hleb: Da müssen Sie den Trainer fragen. Ich weiß es nicht. Es ist sehr schwer für Jens. Er trainiert sehr gut, aber Manuel Almunia steht eben auch sehr gut. Es ist wirklich schwer.

SPOX: Was Ihnen persönlich in der Karriere noch fehlt, sind Titel. Ist dieses Jahr das Jahr?

Hleb: Definitiv! Das ist unser Ziel und wir gehen von Spiel zu Spiel unseren Weg dorthin.

SPOX: Was wäre Ihnen lieber: der Titel in der Premier League oder in der Champions League?

Hleb: Ich will beides! Und Arsenal auch!

Im zweiten Teil: "Kuranyis Wechsel hat mich überrascht"

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