Pimenta und Raiola: "Es gibt keine Reibereien"
"Wir haben zu zweit etwas aufgebaut und plötzlich war ich alleine. Wir hatten immer Unterstützung von unserem Team, aber es gab nur zwei Entscheider: Mino und mich", sagte Pimenta. Zu diesem tatsächlich kleinen Team zählten noch Raiolas Neffe Vincenzo, Sohn Mario und der langjährige Mitarbeiter José Fortes Rodriguez, ein ehemaliger spanischer Fußballer.
Schnell sollte sich aber herausstellen: Trotz Raiolas Tod gab es in der Agentur weiterhin zwei Personen, die sich als Entscheider sahen. Neben Pimenta auch noch Raiolas Neffe Vincenzo. Ohne Raiola als Gesicht im Scheinwerferlicht funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den beiden offenbar nicht wie gewünscht. Nicht einmal ein Jahr nach dem Schicksalsschlag kam es zur Trennung. Rund um den Jahreswechsel teilten sie das riesige Spieler-Imperium untereinander auf - dem Vernehmen nach immerhin im Guten.
"Es gibt keine Reibereien zwischen Vincenzo und mir", sagte Pimenta damals bei Foot Mercato. "Ich habe ihm immer gesagt, dass es mich glücklich macht, mit ihm zu arbeiten. Aber es ist schwierig für mich, es allen recht zu machen. Es ist sehr verständlich, dass Vincenzo seinen eigenen Weg gehen will. Das ist akzeptabel."
Rafaela Pimenta: Weniger, aber berühmtere Spieler
Die meisten Weltstars wie Haaland, de Ligt oder Pogba blieben Pimenta treu. Laut Transfermarkt berät sie aktuell 38 Spieler mit einem geschätzten Gesamt-Marktwert von 433 Millionen Euro. Zu einem wichtigsten Vertrauten Pimentas avancierte der ehemalige brasilianische Nationalspieler und Ex-Raiola-Klient Maxwell. Nach seinem Karriereende 2017 hatte er zunächst in der sportlichen Leitung von PSG gearbeitet, ehe er ins Berater-Business wechselte.
Der langjährige Agentur-Mitarbeiter José Fortes Rodriguez folgte unterdessen Vincenzo Raiola - genau wie in der Summe die meisten Spieler. Seine neu gegründete Agentur namens "Team Raiola" hat nun 53 Profis unter Vertrag. Zusammen sollen sie laut Transfermarkt aber lediglich 303 Millionen Euro wert sein, somit beträchtlich weniger als die Pimenta-Klienten.
Auffällig: Vincenzo Raiola übernahm vorwiegend Spieler mit Italien-Bezug. Unter anderem Ibrahimovic, Balotelli und seinen wertvollsten Klienten: PSG-Keeper Donnarumma, mit dem er auch privat gut befreundet ist.
Einige Spieler verließen das Raiola-Imperium gänzlich
Einige Klienten verloren Raiolas Erben im Zuge der Imperiums-Teilung aber auch gänzlich. Beispielsweise Stefan de Vrij, Moise Kean oder das vielversprechende niederländische Talent Xavi Simons. Sie suchten sich im Laufe des vergangenen Jahres neue Berater. Als erster Spieler nach Raiolas Tod hatte Marcus Thuram das Imperium verlassen. Seine neue Berater-Agentur Sport Cover hat kürzlich den ablösefreien Wechsel des Stürmers von Borussia Mönchengladbach zu Inter Mailand verhandelt.
Unmittelbar nach Raiolas Tod sollen zahlreiche Berater Kontakt mit seinen ehemaligen Klienten aufgenommen haben. "Es gibt einen Haufen Abschaum, zwielichtige Gestalten, die die Spieler angerufen haben", berichtete Pimenta damals dem Telegraph. Markige Worte, wie sie auch aus dem Mund Raiolas hätten stammen können. Tatsächlich inszeniert sich Pimenta seit ihrem Schritt aus dem Schatten ins Scheinwerferlicht - anders als Vincenzo Raiola - zunehmend als Figur der Öffentlichkeit.
Die fünfsprachige Brasilianerin legt sich schon mal mit der FIFA an, gibt regelmäßig Interviews und tritt bei Veranstaltungen auf. Kürzlich bei einer Vernissage der Tuttosport anlässlich des Golden Boy Awards wurde sie gefragt, wen sie als nächsten großen Star tippt: "Arda Güler von Fenerbahce." Am Donnerstag verkündete Real Madrid die Verpflichtung des 18-Jährigen. Noch ist er kein Klient von Pimenta, noch.
Rafaela Pimenta: Auszeichnung für Haaland-Transfer
Bei den Globe Soccer Awards im November 2022 wurde Pimenta für den besten Transfer des Jahres ausgezeichnet: Erling Haaland von Borussia Dortmund zu Manchester City. Vermutlich hätte es eigentlich genau um diesen Wechsel gehen sollen, als sich Pimenta im April vergangenen Jahres in Manchester mit City-Geschäftsführer Omar Berrada traf und ihr Telefon nicht mehr aufhörte zu läuten.
Etwa zwei Wochen später verkündeten die Klubs den Transfer für die festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 60 Millionen Euro. Nachdem Haaland in seiner ersten Saison das Triple gewonnen hatte, tönte Pimenta beim französischen Sender TF1: "Er ist eine Milliarde Euro wert. Das ist keine Schätzung. Das ist sicher."
Haaland hat die Bundesliga vergangenen Sommer zwar verlassen. Sowohl Pimenta, als auch Vincenzo Raiola vertreten aber weiterhin einige bekannte Bundesliga-Spieler. Pimentas Klienten Donyell Malen (Dortmund) und Noussair Mazraoui (FC Bayern) werden aktuell bei italienischen Top-Klubs gehandelt. Raiola betreut unterdessen Mazraouis Kollegen Ryan Gravenberch und Micky van de Ven vom VfL Wolfsburg, die beide mit Wechseln in die Premier League in Verbindung gebracht werden.
