DFB-Team - Kommentar zur Blamage gegen Nordmazedonien: So bleibt Spanien keine Ausnahme

Thomas Müller und Mats Hummels würden dem DFB-Team alleine auch nicht reichen.
© imago images

Die Siege über Island und Rumänien hatten Lust auf mehr gemacht. Mit der blamablen 1:2-Niederlage gegen Nordmazedonien, der ersten WM-Quali-Niederlage seit 2001, schoss sich die deutsche Nationalmannschaft aber ein empfindliches Eigentor. Mit derartigen Leistungsschwankungen ist ein frühes EM-Aus unvermeidlich. Ein Kommentar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

3:0 gegen Island, 1:0 gegen Rumänien. Wieder so etwas wie Stabilität, wieder so etwas wie Spielfreude, bei dem einen oder anderen Beobachter sogar ein wenig Aufbruchstimmung - alles dahin.

Die Partie gegen Nordmazedonien sollte den jüngst vor allem spielerischen Aufwärtstrend des DFB-Teams bestätigen, doch sie wurde zur Party des Goran Pandev, dem 37 Jahre alten Kapitän des Underdogs, der eines der beiden Tore erzielte und sich beim Verlassen des Duisburger Stadions mit Sprechchören von scharenweise erschienenen mazedonischen Fans feiern ließ.

"Diese Niederlage", sagte Bundestrainer Joachim Löw hinterher, "ist ein großer Rückschlag für uns." Und nicht, weil die deutsche Mannschaft ein Spiel verlor, sondern weil sie es völlig verdient verlor. Nordmazedonien gab mehr Schüsse auf das deutsche Tor ab (3) als umgekehrt (2). Der 65. der Weltrangliste erspielte sich mit fünf Ecken sogar drei mehr als der Weltmeister von 2014.

Kurzum: Die DFB-Elf verfiel am Donnerstagabend in alte Muster. Muster, die schon vergessen schienen, als Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Co. gegen Island und Rumänien befreit aufspielten. Doch wie auf Knopfdruck passierte in Duisburg das, was schon bei der WM 2018, hin und wieder während der EM-Qualifikation oder mit dem 0:6 in Spanien zuletzt in aller Deutlichkeit auch in der Nations League passiert war. Hinten agierte Löws Mannschaft schläfrig, vorne vergab sie glasklare Chancen oder wollte den Ball ins gegnerische Tor tragen.

Werners Slapstick-Abschluss ein Sinnbild

Der Slapstick-Abschluss von Timo Werner in der 80. Minute war ein Sinnbild, aber nicht die einzige ausgelassene Möglichkeit. Es wäre ohnehin ungerecht, mit dem Finger auf einzelne Spieler oder Mannschaftsteile zu zeigen. Auch nicht auf Wundertüten wie Emre Can - zuletzt noch souverän und gegen Nordmazedonien plötzlich von der Rolle - oder Kai Havertz, der nur drei Tage nach seiner tollen Leistung in Bukarest Schwierigkeiten hatte, den Ball zu stoppen und Fünf-Meter-Pässe an den Mann zu bringen.

Die Mannschaft funktioniert als Mannschaft nicht. Sie braucht, gerade gegen tiefstehende und körperlich dagegenhaltende Kontrahenten wie Nordmazedonien mehr spielerische Lösungen und ja, auch weniger mentale Blockaden. Wer glaubt, ein Comeback der ausgebooteten Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller würde als Allheilmittel dienen, liegt falsch.

Es braucht vor allem mehr Training, mehr Kommunikation (vor allem neben dem Platz), mehr Sinnesschärfung. Ein starkes, ausbalanciertes Kollektiv. Keine durcheinandergewürfelte Ansammlung von ein paar Weltklasse-Spielern und welchen, die es noch werden können. Andernfalls wird bei der EM im Juni ein zweites Spanien (gegen Frankreich und Portugal) und auch ein zweites Nordmazedonien (gegen Ungarn) keine Ausnahme bleiben.

Artikel und Videos zum Thema