"Auch Theo Zwanziger ist nur ein Mensch"

SID
DFB-Präsident Theo Zwanziger lässt seine Zukunft um DFB offen
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Der Bundestrainer spielt auf Zeit, die Zukunft des Nationalmannschaftsmanagers ist offen, nun denkt sogar der Boss ans Aufhören: Der DFB steht wenige Tage vor der richtungweisenden Präsidiumssitzung am 30. Juli vor dem großen personellen Umbruch.

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Zermürbt von der Kritik der vergangenen Monate drohte DFB-Präsident Theo Zwanziger erneut mit Rücktritt. Die Verhandlungen mit Joachim Löw und Oliver Bierhoff, die bis Ende der Woche zu einem Ergebnis führen sollen, könnten zur letzten wichtigen Amtshandlung des 65-Jährigen werden.

Nachdem Zwanziger am Wochenende überraschend erklärt hatte, dass er derzeit von "Amtsmüdigkeit" geplagt werde, ließ er auch am Montag seine Zukunft offen. "Jeder Mensch, dessen Amtszeit zu Ende geht, hat das Recht, sich Gedanken um seine persönliche Zukunft zu machen. In dieser Phase befinde ich mich derzeit. Sicher spielen dabei private Dinge auch eine gewichtige Rolle", sagte der DFB-Chef.

Verletzende Äußerungen

Zwanziger machte keinen Hehl daraus, dass ihn die vielen kritischen Äußerungen hart getroffen haben. "Der eine oder andere Artikel, der verfasst wird, ohne die Fakten zu kennen, schmerzt schon. Auch Theo Zwanziger ist nur ein Mensch", sagte der momentan von einer Viruserkrankung geschwächte Zwanziger vor den Delegierten des Fußballverbandes Rheinland.

Er ergänzte: "Unsere Öffentlichkeit kennt keine Balance mehr. Es geht nur noch um Sieg oder Niederlage, Macht oder Ohnmacht, Genie oder Wahnsinn." Außerdem spüre er eine "tiefe Sehnsucht nach dem Privaten".

Diese Sehnsucht kann Zwanziger, der sich ursprünglich beim DFB-Bundestag im Oktober in Essen zur Wiederwahl stellen wollte, vielleicht schon bald stillen. Ein Scheitern der Verhandlungen mit Löw könnte das Ende der Amtszeit des nach der Schiedsrichter-Affäre um Michael Kempter und Manfred Amerell geschwächten DFB-Präsidenten besiegeln.

Niersbach als Nachfolger?

Zwanziger, für den eine erneute Kandidatur derzeit "völlig offen" ist, macht sich sogar bereits Gedanken über seine Nachfolge. Obwohl Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der sich nicht zu den Rücktrittsgedanken des Präsidenten äußern wollte, bereits seit längerer Zeit als Anwärter gehandelt wird, steht der Verband laut Zwanziger im Falle einer Demission vor großen Problemen: "Dann entsteht für den DFB eine ganz schwierige Situation. Wer soll es dann machen?"

Ob der ehemalige CDU-Abgeordnete im rheinland-pfälzischen Landtag wie seine Parteifreunde Horst Köhler, Roland Koch und Ole von Beust tatsächlich seinen Stuhl räumen wird, soll bis zur Präsidiumssitzung Ende des Monats klar sein.

"Dann müssen sich alle erklären, auch ich", sagte Zwanziger, der sich des Rückhalts der Basis trotz der Kritik an seiner Amtsführung sicher ist: "Wenn ich gewählt werden will, dann werde ich auch gewählt."

Zwanziger zieht schon ein Fazit

Zur Sicherheit zog der Jurist schonmal ein positives Fazit seiner Arbeit. "Unsere Nationalmannschaften gewinnen Titel ohne Ende, unsere Nachwuchskonzepte greifen. Aber das ist alles nichts wert, wenn wir nicht soziales und gesellschaftliches Engagement damit verbinden", sagte Zwanziger, der den DFB seit 2004 - zunächst gemeinsam mit Gerhard Mayer-Vorfelder - anführt.

In dieser Zeit hat Zwanziger bereits mehrfach mit seinem Rücktritt kokettiert. Doch weder im Rechtsstreit mit dem Journalisten Jens Weinreich noch während des Falls Kempter/Amerell ließ der Träger des Bundesverdienstkreuzes den Ankündigungen Taten folgen.

Um so überraschender wäre ein Ende der Amtszeit so kurz nach der WM in Südafrika, die dem deutschen Fußball einen kräftigen Imagegewinn gebracht hat. Schließlich hatte Zwanziger vor der Weltmeisterschaft einen Rückzug ausgeschlossen: "Ich habe noch eine Menge zu tun, und meine Aufgabe als DFB-Präsident macht mir weiter viel Spaß. Deshalb habe ich noch nicht vor, mich komplett auf das Altenteil zurückzuziehen und nur in der Hängematte zu liegen."

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