FC Bayern: Fanvereinigung "Club Nr. 12" fordert Dialog mit FCB-Offiziellen über Katar

Von SPOX
Die Partnerschaft des FC Bayern München mit Katar ist den Fans seit langem ein Dorn im Auge.
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Der "Club Nr. 12", die Vereinigung der aktiven Fans des FC Bayern, hat die Klubführung des deutschen Rekordmeisters dazu aufgefordert, den versprochenen Dialog mit Fangruppierungen über das Katar-Sponsoring nach über einem Jahr endlich aufzunehmen. Als Vorbild nannten die Anhänger den FC Liverpool. Außerdem schilderte die Fanvereinigung schockierende Einzelheiten über den nach wie vor gepflegten Umgang mit Wanderarbeitern im Wüstenstaat.

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In einem am Montag veröffentlichten Statement auf der Internetpräsenz der Vereinigung erinnerten die rund 3.200 Mitglieder des Dachverbandes der aktiven Bayern-Fans an eine Podiumsdiskussion mit zwei Wanderarbeitern aus Nepal, einem ehemaligen Human-Rights-Watch-Mitarbeiter und einem Fanvertreter am 16. Januar 2020. Dabei hätten die beiden Wanderarbeiter "eindrucksvoll" geschildert, "wie es ihnen und den anderen zahlreichen Gastarbeitern in Katar ergangen ist".

Ein Vertreter des Klubs sei trotz Einladung nicht erschienen, obwohl der FCB Im Vorfeld dieser Diskussion auf der Vereinswebsite einen "direkten Dialog" angekündigt hatte, "in den stellvertretend FC Bayern Fans eingebunden werden können".

Auch habe im Vorfeld der Podiumsdiskussion ein Treffen im Münchner Rathaus mit Stadträten verschiedener Parteien stattgefunden, bei dem Oberbürgermeister Dieter Reiter per Antrag dazu aufgefordert worden sei, sich in seiner Funktion als OB und Verwaltungsbeirat des FC Bayern dafür einzusetzen, dass der FCB den Wüstenstaat öffentlich auffordern müsse, detaillierte Daten zu Todesfällen von Gastarbeitern beim Bau der WM-Stadien zu veröffentlichen und aufzuklären.

FC Bayern, Fußball und Katar: Vorbild FC Liverpool

Außerdem hätten die Stadträte vom FC Bayern damals gefordert, sich zu "einer schriftlichen Selbstverpflichtung zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards, auch in Geschäftsbeziehungen" zu bekennen. Diesbezüglich nannte der "Club Nr. 12" den FC Liverpool als Vorbild.

Die Reds hatten nach der Klub-WM 2020 in Katar ein Statement veröffentlicht, dass einem Wertesystem des Vereins und einer Verpflichtungserklärung gleichkam, sich im Kampf gegen Missstände wie Ausbeutung und Sklaverei einzusetzen. Zudem wolle man sich selbst und alle Partner und Sponsoren zur Überprüfung und Einhaltung von Mindeststandards verpflichten.

"Leider war und ist nichts Vergleichbares von unserem Verein zu hören", lautet das Fazit der Fanvereinigung mit Blick auf den eigenen Klub und seine Verbindungen mit dem Emirat. Man habe im Vorfeld der Stellungnahme nochmals mit Wanderarbeitern aus dem Wüstenstaat Rücksprache gehalten, um sich über mögliche Verbesserungen der Lebensumstände dort zu informieren.

Das Fazit: "Leichte Verbesserungen in manchen Bereichen", aber an den grundsätzlichen Begebenheiten für die Arbeiter habe sich "wenig verändert". Im Gegenteil: Durch die Coronavirus-Pandemie habe sich die Situation "noch einmal deutlich verschlechtert". So sei hunderten von Gastarbeitern versprochen worden, dass man sie zu Corona-Teststationen bringen würde. Stattdessen seien sie jedoch ohne Test festgenommen, in überfüllte Strafanstalten gesteckt und anschließend abgeschoben worden - "nicht selten, ohne ihren Lohn zu erhalten und ohne ihr Hab und Gut an sich nehmen zu können."

FC Bayern: Fans fordern "nötigen Nachdruck" gegenüber Katar

Auch deshalb fordert die Fanvereinigung den FC Bayern dazu auf, "einer Abschaffung dieser und der weiteren menschenverachtenden Gegebenheiten den nötigen Nachdruck zu verleihen". Allein die wirtschaftlichen Verbindungen mit dem Hamad International Airport und Ärmelsponsor Qatar Airways "erfordern umso deutlicher eine unmissverständliche Ablehnung solcher Praktiken". Sich zu Menschenrechten zu bekennen und Partner und Sponsoren dazu zu verpflichten, sei "eine absolute Selbstverständlichkeit".

Die beiden nepalesischen Wanderarbeiter, die vergangenes Jahr in München zur Podiumsdiskussion geladen waren, wünschen sich nach Angaben der Fanvereinigung vom FC Bayern, dass sich Vereinsoffizielle Erfahrungsberichte persönlich anhören würden, denn nur so könne man sich ein Bild von der Realität machen. Sollte es dem Klub gelingen, in Katar Reformen anzustoßen, "würde er als Best-Practice-Beispiel in der Welt vorangehen".

Vor der Abreise des FC Bayern München hatte Präsident Herbert Hainer betont, dass dies grundsätzlich das Ziel des Rekordmeisters sei. Allerdings beharrte er auf das seit Jahren vom Verein proklamierte Konzept vom "Wandel durch Annäherung" anstelle der von vielen Bayern-Fans geforderten klaren Kante: "Wir sind der festen Überzeugung, dass man Dinge nur verändern kann, wenn man mit den Menschen spricht, ihr Vertrauen gewinnt und versucht, Einfluss auf Entwicklungen zu nehmen."

FC Bayern, Fans, Katar
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FC Bayern: Fans kritisieren "Blutgeld von Katar und Co."

Das Vorgehen des Vereins in der Katar-Thematik ist seit Jahren ein Politikum beim Rekordmeister, besonders vonseiten der aktiven Fanszene wird die Partnerschaft mit dem Wüstenstaat aufgrund der Menschrechtslage kritisch beäugt. Immer wieder hängen in der Südkurve bei Bayern-Heimspielen Transparente und Spruchbänder, die die Klubspitze attackieren.

"Das ganz hässliche Gesicht des FC Bayern zeigen die, die Blutgeld von Katar und Co. nehmen", hieß es beispielsweise im März des vergangenen Jahres auf einem Banner beim Heimspiel gegen Augsburg. Mit der Formulierung verwiesen die Fans auf Rummenigges kritische Worte in Richtung der eigenen Fans, nachdem eine Woche zuvor Plakate, Banner und Schmähgesänge gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp für eine lange Spielunterbrechung und einen Beinah-Spielabbruch gesorgt hatten.

Rummenigge hatte damals erklärt, dass er sich für dass, "was dort in der Kurve passiert ist", schäme und dies "das ganz hässliche Gesicht von Bayern München" gewesen sei.

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