Mainz 05: Die Tage von Achim Beierlorzer als Trainer beim FSV scheinen gezählt

SID
Die Tage von Trainer Achim Beierlorzer scheinen gezählt.
© imago images/Martin Hoffmann

Der Eklat um den Trainingsstreik wirkt immer noch nach, dazu kommt der Fehlstart in der Liga mit einem schwachen Auftritt gegen Stuttgart - Achim Beierlorzer steht als Trainer von Mainz 05 vor dem Aus.

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Nach dem nächsten Desaster dieser Horror-Woche hatte Achim Beierlorzer die Fragen um seinen Job natürlich schon erwartet. Schließlich gaben seine Spieler nur drei Tage nach ihrem Trainingsstreik erneut ein katastrophales Bild ab, beim besorgniserregenden 1:4 (1:1) gegen Aufsteiger VfB Stuttgart fiel der FSV Mainz 05 völlig auseinander - und doch zeigte sich Trainer Beierlorzer kämpferisch. "Zu 100 Prozent" sehe er seine Zukunft bei den Rheinhessen, versicherte er nach der Heim-Klatsche trotzig.

Mit dieser Meinung ist der 52-Jährige bei den 05ern mittlerweile aber alleine, selbst Sportvorstand Rouven Schröder ist schon von seinem Trainer abgerückt. "Das kann ich nicht bestätigen", sagte Schröder am Sky-Mikrofon auf die Frage, ob Beierlorzer noch am Freitag (20.30 Uhr) bei Union Berlin auf der Mainzer Bank sitzen werde: "Wir werden die Gespräche dahingehend ergebnisoffen führen. Wir werden alles auf den Tisch legen."

Schröder: Gesamtlage bei Mainz ist "bedenklich"

Rückendeckung für den Coach klingt anders, Beierlorzers Tage in Mainz scheinen gezählt. "Das würde ja jetzt alles wunderbar passen", sagte der Franke hinsichtlich der drohenden Entlassung schnippisch. Sportchef Schröder wollte jedoch schon vor der Partie gegen Stuttgart nichts mehr beschönigen.

"Die Gesamtlage ist bedenklich", mahnte der 44-Jährige. Direkt am Sonntagmorgen starteten die Verantwortlichen um Schröder und Vereinsboss Stefan Hofmann am Bruchweg mit der angekündigten Analyse der Ereignisse.

Nach Informationen der Allgemeinen Zeitung soll die Entscheidung am Nachmittag vertagt worden sein.

Der VfB feierte in Mainz den ersten Saisonsieg.
© imago images / Eibner
Der VfB feierte in Mainz den ersten Saisonsieg.

In Mainz ist allen das Lachen vergangen

Nach dieser turbulenten Woche ist beim selbsternannten Karnevalsverein allen das Lachen vergangen - dabei brachten Beierlorzer und Schröder den Stein am Montag mit der Aussortierung des Stürmers Adam Szalai selbst ins Rollen. Dem Team schmeckte das überhaupt nicht, und so kam es am Mittwoch zum Trainingsboykott, der bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte.

"Wir müssen nun geschlossen auftreten", hatte Schröder am Tag nach dem Eklat noch gefordert und Einheit demonstriert - nach der Pleite gegen Stuttgart war das aber schon wieder vergessen. Und die war auch in dieser Höhe verdient, obwohl Robin Quaison (13.) die Mainzer mit seinem Führungstreffer hatte hoffen lassen.

Silas Wamangituka (45.) und Daniel Didavi (61.) drehten die Partie für die mutigen Stuttgarter, und nach der Gelb-Roten Karte gegen Moussa Niakhate (77.) zerfielen die Mainzer in ihre Einzelteile, Mateo Klimowicz (80.) und Sasa Kalajdzic (86.) machten den Deckel auf den ersten Saisonsieg für den Aufsteiger.

"Wir sind als Mannschaft aufgetreten und stehen auch hinter dem Trainer", betonte Mainz-Kapitän Danny Latza zwar trotzig. Die Leistung auf dem Platz, die von den 3403 Zuschauern mit Pfiffen und Buhrufen quittiert wurde, sprach aber eine ganz andere Sprache.

Mainz: Der Scherbenhaufen ist riesengroß

Der Scherbenhaufen ist riesengroß - nicht nur wegen der schwachen Bilanz von null Punkten nach zwei Bundesliga-Spielen. Die Probleme sind tiefgreifender, durch den Verein scheinen sich gewaltige Gräben zu ziehen. Zwischen Mannschaft und Trainer soll es schon länger nicht mehr richtig funken, auch die Diskussion um eine Rückzahlung des verzichteten Gehalts während der Coronakrise erhitzt die Gemüter.

Dazu kommt, dass die Klubbosse offenbar Beierlorzer und Schröder die Aufarbeitung dieser Krise nicht mehr allein zutrauen. Wie Vorstandschef Stefan Hofmann am Freitag sagte, habe er selbst gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Detlev Höhne Gespräche mit den Spielern aufgenommen.

Es brodelt gewaltig im beschaulichen Mainz.

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