Am Tor zur neuen Dynastie

Von Andreas Lehner
Der FC Bayern krönte mit dem Pokalgewinn eine perfekte Saison
© getty

Das Triple ist eingesackt. Die aktuelle Mannschaft gilt als beste in der Geschichte des FC Bayern. Die Aufgabe ist es jetzt, die Leistungen zu bestätigen und das Niveau zu halten, um eine ganze Ära zu prägen. Der Trainerwechsel kommt genau zur richtigen Zeit.

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Eine Saison hat gereicht, um aus einer unvollendeten Generation um die beiden Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger eine vollendete zu machen.

Haftete ihnen und ihren Kollegen Arjen Robben und Franck Ribery noch das Loser-Image an, gilt die von ihnen angeführte Mannschaft jetzt als beste in der langen und glorreichen Geschichte des FC Bayern. Die Generation steht mindestens auf einer Stufe mit den Helden der 70er Jahre und durch das historische Triple auch über den letzten Champions-League-Siegern um Stefan Effenberg und Oliver Kahn.

Für die Sieger von 2001 war der Triumph in Mailand die Krönung ihrer Karriere. Aber auch der Scheitelpunkt. Von da an ging es stetig bergab, die Mannschaft hatte ihren Zenit überschritten und löste sich langsam auf. Den Bayern von 2013 droht dieses Schicksal auf den ersten Blick nicht. Die Mannschaft ist von ihrer Altersstruktur dazu gemacht, noch einige Jahre auf diesem Niveau zu spielen. Beim Champions-League-Finale in London war Franck Ribery der einzige Spieler in der Startelf, der das 30. Lebensjahr schon absolviert hat. Im DFB-Pokalfinale kam Daniel van Buyten in dieser Kategorie hinzu.

Mit Thomas Müller, Manuel Neuer, Toni Kroos, Javi Martinez, Jerome Boateng, Holger Badstuber und David Alaba stehen einige Leistungsträger noch am Anfang ihrer Karriere. Dazu kommt mit Mario Götze eines der größten Talente des deutschen Fußballs. Jupp Heynckes sprach von einer perfekten Mannschaft, die er Pep Guardiola übergebe. Man mag ihm nicht widersprechen.

Heynckes hat auf der von Louis van Gaal gelegten Basis eine Mannschaft geformt, die das gesamte Repertoire des modernen Fußballs beherrscht. Heynckes hätte gerne weitergemacht, das hat man ihm auch bei den Jubelfeiern in London und Berlin angemerkt. Allerdings gab er auch schon vor dem Champions-League-Finale zu bedenken, dass er mit 68 Jahren nicht mehr der Richtige sei, um langfristig etwas aufzubauen. Oft werden im Erfolg die größten Fehler begangen.

Die Verpflichtung von Guardiola für drei Jahre kommt somit zu einem perfekten Zeitpunkt. Der als beste Trainer der Welt gehandelte Spanier kommt zur besten Mannschaft Europas. Im Januar wurde noch gerätselt, ob Guardiola in München ein zweites Barca erschaffen kann oder will. Die Antwort: Er muss es gar nicht. Er findet ein Team und einen Verein vor, der in vielen Bereichen europaweit führend ist. Er wird nicht den Fehler machen und ein funktionierendes Gebilde über den Haufen werden.

Seine Aufgabe wird sein, das Niveau mindestens zu halten und mit den Münchnern eine Ära zu prägen. Der Impuls eines neuen Trainers kann der Entwicklung einer Mannschaft auf dem Höhepunkt nochmal einen Schub verleihen. Dass er mit seinem Team eine Epoche bestimmen kann, hat Guardiola in Barcelona gezeigt, als er Barca zur letzten Dynastie im europäischen Fußball verhalf. Bei Bayern kann er zeigen, dass sein Zauber auch außerhalb Kataloniens wirkt.

Die Saison des FC Bayern im Überblick