Fall Ribery hält Bayern auf Trab

SID
Sein Privatleben sorgt in München für Wirbel: Franck Ribery
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Die Lolita-Affäre um Franck Ribery von Bayern München sorgt beim Rekordmeister weiter für Aufregung. "Es ist ärgerlich", ist auch Sportdirektor Christian Nerlinger wenig angetan.

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Am Vormittag war Christian Nerlinger noch entspannt. Als am Gardasee bekannt wurde, dass Franck Ribery im fernen Paris zum Verhör bei der Sittenpolizei erschienen war, sprach der Sportdirektor des FC Bayern München unaufgeregt von einem "lange bekannten Termin".

"Wir sind guter Dinge"

Der lange bekannte Termin zog sich dann aber auch sehr lange hin, und am Abend war Nerlinger dann nicht gerade angetan von der Aufregung, die Riberys Lolita-Affäre wieder verursachte.

"Das schlägt jetzt natürlich hohe Wellen in Frankreich, die zu uns rüberkommen. Es ist ärgerlich", sagte Nerlinger, nachdem bekannt geworden war, dass Ribery nach einem rund sechsstündigen Verhör zwar nicht verhaftet wurde, gegen ihn jedoch weiter ermittelt wird.

"Wir sind guter Dinge, dass das Thema mit seiner Aussage erledigt ist", beteuerte Nerlinger. Der FC Bayern, ergänzte er, stehe außerdem in ständigem Kontakt mit Riberys Anwältin.

Am Sonntag soll Ribery das Training beim FC Bayern aufnehmen, bis dahin ist der Kader mit derzeit lediglich acht Profis zurück in München. Die Affäre um eine minderjährige Prostituierte wird den 27 Jahre alten Mittelfeldspieler aber weiter verfolgen.

Andere Regeln in Frankreich

Gegen Ribery, dessen Schwager und den französischen Nationalspieler Karim Benzema ist ein Ermittlungsverfahren wegen der "Kontaktanbahnung zu einer minderjährigen Prostituierten" eingeleitet worden.

Nach der Verfahrenseröffnung durch Richter Andre Dando wurde Ribery wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Polizeigewahrsam ist in Frankreich nichts Ungewöhnliches und wird bei Vernehmungen oft verhängt.

Innerhalb von 48 Stunden muss ein Richter entscheiden, ob er bei einem hinreichenden Tatverdacht einen Haftbefehl erlässt beziehungsweise Ermittlungen einleitet. Vom Ergebnis der weiteren Untersuchungen hängt die Erhebung einer Anklage ab.

"Seit der neuen Befragung nichts Neues ergeben"

Unbestritten ist, dass Ribery eine intime Beziehung zu einer minderjährigen Prostituierten hatte. Dies hat der Franzose bereits zugegeben, jedoch beteuert, von der Minderjährigkeit nichts gewusst zu haben.

Diese Version bestätigte auch die mittlerweile volljährige Prostituierte. "Es hat sich seit der letzten Befragung nichts Neues ergeben. Das einzig Neue ist, dass die WM vorbei ist und er schlecht gespielt hat", sagte Riberys Anwältin Sophie Bottai.

Streicheleinheiten gab es unterdessen von Münchens Trainer Louis van Gaal. Zu der Affäre selbst wollte sich der Niederländer im Trainingslager am Gardasee nicht äußern: "Das ist die Abteilung von Herrn Rummenigge", sagte er.

Danach aber lobte er Ribery für dessen Trainingseifer. Der Franzose trimmt sich nach einer Leisten-OP in seinem Urlaub auf Ibiza unter Anleitung von Bayern-Fitnesstrainer Thomas Wilhelmi und mit -Physiotherapeut Gerry Hofmann.

Ribery hinterlässt "motivierten Eindruck"

"An seinem Urlaubsort hat er einen sehr motivierten Eindruck hinterlassen", berichtete van Gaal. Ribery, der sich der Operation vor knapp vier Wochen hatte unterziehen müssen, werde deshalb nach der Rückkehr nach München "vielleicht noch eine Woche brauchen", ehe er ins Mannschaftstraining einsteigen könne, sagte der Trainer. Und er ergänzte: "Das ist schon besser als letztes Jahr."

Präsident Uli Hoeneß ist ohnehin der Ansicht, dass Ribery in der kommenden Saison Zeichen setzen will. "Er will der ganzen Welt beweisen, dass dieses von Verletzungen und Problemen geprägte Jahr für ihn nicht die Norm ist, und dazu hat er nur bei uns die Chance", sagte er dem "Münchner Merkur" (Donnerstag-Ausgabe).

"Ich denke", fügte Hoeneß hinzu, "wir werden mit ihm im nächsten Jahr keine Probleme haben. Zumal er nach der problematischen Saison endgültig gemerkt hat, was der FC Bayern ist: wirklich Familie."

Ermittlungen gegen Ribery eingeleitet