Sinn und Unsinn einer Bauchentscheidung

Von Florian Bogner
Lukas Podolski kehrt nach drei Jahren zum 1. FC Köln zurück. Nur: Ist die Entscheidung richtig?
© Imago

Nach monatelangem Hin und Her ist der Deal nun perfekt - Lukas Podolski wechselt im Sommer vom FC Bayern München zurück zum 1. FC Köln. Auf den ersten Blick scheinen alle Beteiligten damit kreuzglücklich zu sein, dennoch bleiben Fragen offen. SPOX beantwortet die wichtigsten davon.

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"Ich bin froh, dass die Entscheidung über meine sportliche Zukunft gefallen ist und die Spekulationen um meine Person ein Ende haben", sagte Lukas Podolski am Montag. Damit sprach er vielen Fußballinteressierten aus der Seele - der Fall Podolski hatte über mehrere Monate hinweg an den Nerven der Fans, Journalisten und nicht zuletzt der Verantwortlichen gezerrt. Das Poldi-Bayern-Köln-Hick-Hack in der Chronologie

FC-Präsident Wolfgang Overath war einfach nur froh: "Ich freue mich sehr, dass Lukas wieder zu uns zurück kommt. Er ist seinem Herzen gefolgt." Und FC-Manager Michael Meier fügte hinzu: "Es waren schwierige Verhandlungen, aber wir haben mit den Bayern gemeinsam eine gute Lösung gefunden - im Sinne des Spielers und für seine künftige Karriere beim 1. FC Köln."

Nur: Ist der Podolski-Wechsel zurück an den Rhein wirklich für alle Beteiligten sinnvoll?

SPOX geht den vier wichtigsten Fragen zusammen mit den mySPOX-Usern auf den Grund.

Frage 1: Wie lauten die Einzelheiten des Deals?

Lukas Podolski wechselt zum 30. Juni 2009 zum 1. FC Köln - aber nur, wenn der FC nicht absteigt. Er erhält einen Vierjahresvertrag bis Sommer 2013 (offiziell bestätigt) und soll pro Jahr rund drei Millionen Euro verdienen.

Das ist ebenso wie die kolportierte Ablösesumme von zehn Millionen Euro bislang weder von Köln noch vom FC Bayern bestätigt worden. Uli Hoeneß hatte aber bereits vor zwei Wochen betont: "Zehn Millionen, oder sie bekommen ihn nicht." Weitere Transferdetails (z.B. ein bereits gerüchteweise verbreitetes Vorverkaufsrecht für Pedro Geromel) sind nicht bekannt.

Das sagen die mySPOX-User:

Siled: "Ich gehe davon aus, dass er eine Ausstiegsklausel bei Abstieg hat. Falls es so kommt, kann man nur hoffen, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat und bei einem neuen Verein eine professionellere Einstellung zeigt."

Riesery: "Podolski könnte echt das Gehaltsgefüge auseinandersprengen. Warum sollte ein Geromel oder gar ein Petit weniger verdienen als Podolski? Das werden sich die Spieler auch eines Tages fragen. Auf Köln kommen stürmische Zeiten zu. Einige FC-Fans werden sich noch wünschen, Podolski wäre nie gekommen."

Frage 2: War es der richtige Schritt für Podolski?

Sportlich auf jeden Fall. Nichts ist für einen Fußballer schlimmer, als auf der Bank zu versauern. Und beim FC Bayern München hätte er auf mittelfristige Sicht keinen Weg an Luca Toni oder Miroslav Klose vorbei gefunden. Zuletzt wurde ihm auch noch Landon Donovan vorgezogen - zu viel für die Ansprüche des Nationalspielers, der beim Rekordmeister in zweieinhalb Jahren nie seine Rolle fand.

Dazu braucht Podolski offenbar "ein familiäres Umfeld, um Top-Leistungen zu bringen", wie Bundestrainer Joachim Löw in der vergangenen Woche bekannte: "Lukas ist ein emotionaler Mensch."

Persönlich bleibt es für den 23-Jährigen eine Niederlage. Er zog aus, um beim besten Verein Deutschlands Fuß zu fassen - und versagte. Beim FC wird er nun erstmal aller Voraussicht nach nicht mehr im internationalen Wettbewerb spielen; ob ihn das in seiner Entwicklung hindert, bleibt abzuwarten.

Für den Bundestrainer war es jedenfalls der richtige Schritt. "Es ist ja nicht so, dass er in Köln nicht gefordert wird. Sollte er wirklich zum FC zurückkehren, wird er bei seinem alten Klub stark in die Verantwortung genommen", so Löw am 13. Januar.

Das sagen die mySPOX-User:

Manuel1: "Ich bin überzeugt, dass er in Köln wieder das zeigen wird, was er drauf hat - und das ist einiges. Dann wird er bestimmt in zwei, drei Jahren den Wechsel zu einem Top-Klub schaffen oder vielleicht ist Köln bis dahin ein Top-Klub. Er gehört sicher zu den besten Stürmern, die es zurzeit gibt und das wird er in Köln auch wieder unter Beweis stellen."

FCBKai: "Dass er jetzt nach Köln zurück geht, ist ein riesiger sportlicher Rückschritt. Ist für mich dann auch der Beweis, dass Poldi es niemals zu einem Weltklasse-Stürmer, der er auf jeden Fall hätte werden können, schaffen wird, weil ihm einfach der sportliche Ehrgeiz fehlt."

Frage 3: Passt Podolski sportlich zum FC?

Ein klares Ja - natürlich vorausgesetzt, er kann in seinem geliebten Umfeld auch wieder sein volles Leistungspotenzial abrufen. Köln mangelte es in der Bundesliga-Hinrunde vor allem an Durchschlagskraft vor dem Tor, Milivoje Novakovic gab oft den Alleinunterhalter.

Mit Podolski als zweitem Fixpunkt im Angriff - oder vielleicht sogar auf seiner Parade-Position als hängende Spitze - hätte der FC auf jeden Fall ein weiteres Faustpfand und damit weitaus bessere Perspektiven Richtung einstelliger Tabellenplatz.

Podolski selbst ist vom Konzept der Kölner nach eigener Aussage restlos überzeugt: "Ich hatte sehr gute Gespräche mit Christoph Daum und Michael Meier. Ich freue mich auf die Herausforderung." Jetzt muss er nur noch beweisen, dass er mit dem Druck in Köln umgehen und wieder ganz der alte Poldi werden kann.

Das sagen die mySPOX-User:

Spielmacher: "Ich denke, die Spielweise in Köln kommt seinem Spiel mehr entgegen. Er braucht  relativ viel Platz, um seine Stärken ausspielen zu können. Diesen Platz gibt es bei Bayern nicht so oft, da die meisten Gegner sehr tief stehen. Daher hat er bei Bayern nie den Durchbruch geschafft."

Lox: "Die Gefahr, dass Poldi in Köln abschmiert, besteht meiner Meinung nach auf jeden Fall! So unbeschwert wie vor seinem Wechsel zu den Bayern wird er nie wieder aufspielen. Er wird durch die Erwartungen des Umfeldes und der Fans einen ähnlichen, wenn nicht sogar einen höheren Druck erleben als in München."

Frage 4: Hat Köln richtig investiert?

Podolskis Rückkehr macht alle Kritiker von Meier und Overath natürlich vorerst mundtot, Fans werden den beiden ein kleines Denkmal setzen. Trotzdem bleibt die Frage stehen: Sind 10 Millionen Euro für einen Aufsteiger nicht eigentlich eine unverantwortliche Summe?

In der Bundesliga-Historie haben überhaupt nur der FC Bayern (für Ribery, Makaay, Lucio, Breno, Jansen, Klose, Toni), Borussia Dortmund (Amoroso, Rosicky, Koller) und der VfL Wolfsburg (Barzagli) mehr für einen einzelnen Spieler ausgegeben - und die sportliche Leistungsfähigkeit von Podolski ist nach einem Jahr auf der Bank unklarer denn je.

Die Frage muss erlaubt sein, ob Köln die Summe nicht lieber auf mehrere Spieler aufgeteilt hätte, um den dünnen Kader zu stärken. Trainer Christoph Daum fordert jedenfalls noch weitere Transfers: "Das wurde mir zugesagt." Angeblich hätte er dem Poldi-Deal sonst gar nicht zugestimmt.

Auf der anderen Seite lässt sich der Transfer im Sog des Podolski-Hypes rund um die Domstadt zumindest teilweise refinanzieren. Sollte sich der FC nicht ganz dusselig anstellen, sind mit Trikotverkauf und Poldi-Merchandise-Artikeln sicher Millionen drin.

Das sagen die mySPOX-User:

2Bad4U: "Im Vordergrund muss der Klassenerhalt stehen. Ich denke, Daum ist da nicht so naiv, das anders zu sehen. Für die 10 Mille hätten Sie den Kader auf drei Positionen wesentlich verstärken können."

TheHandOfGod: "Ich hätte als Kölner die 10 Millionen anders investiert! Für das Geld hätte Köln die Mannschaft kontinuierlich und systematisch anders verstärken können und die Mannschaft festigen können. Jetzt sind sie blank!"

Smily: "Ich glaube so langsam, dass Meier Köln wirtschaftlich zugrunde richtet wie damals Dortmund. Bei DEM finanziellen Aufwand in letzter Zeit und wenn man sieht, was geplant ist - fragt man sich doch, wo das Geld genau herkommt."

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