"Der FC Bayern war fantastisch"

Von Interview: Alexis Menuge
Franck, Ribery, Jürgen, Klinsmann, FC, Bayern
© Imago

München - Es war der 17. Juni, als sich Franck Ribery in Frankreichs EM-Spiel gegen Italien in einem Allerweltszweikampf böse verletzte. 

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Riss des Syndemosebands oberhalb des linken Sprunggelenks. Zwei Monate Pause. So findet die "Klinsmania" rund um die Säbener Straße in München dieser Tage ganz ohne den Bayern-Spieler der letzten Saison statt.

Am Dienstag war es dann aber soweit. Zur Präsentation der neuen Trikots tauchte auch der 25-Jährige in der Allianz Arena auf, um später beim Training auf der Bayern-Bank Platz zu nehmen. SPOX.com gesellte sich dazu und sprach mit Franck Ribery über seine schwere Verletzung, das bittere Aus bei der Europameisterschaft im Juni und tief empfundene Dankbarkeit gegenüber dem FCB.

SPOX: Wie geht es Ihnen nach Ihrer schweren Knöchelverletzung?

Franck Ribery: Es geht mir wieder viel besser. Mental fühle ich mich wahnsinnig gut. Ich bin unheimlich froh, wieder in München zu sein und die Verantwortlichen, den Trainer und meine Mitspieler sehen zu können. Das tut wirklich gut. Nun hoffe ich, schnellstmöglich wieder spielen zu können. Ich muss aber vorsichtig sein, denn es handelt sich um eine schwere Verletzung, die Zeit braucht, bis sie komplett verheilt ist.

SPOX: Wann werden Sie wieder spielen können? Haben Sie sich einen konkreten Zeitpunkt als Ziel gesetzt?

Ribery: Ich hoffe, dass ich im September wieder in den Spielbetrieb einsteigen kann. Aber bevor ich ein genaues Datum sage, muss ich erst meine Ärzte sehen, um überhaupt zu erfahren, wie es weitergeht mit der Rehabilitation.

SPOX: Sie machen einen sehr gutgelaunten Eindruck.

Ribery: Ja. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir mit dieser Verletzung, aber jetzt weiß ich, dass das Schlimmste überstanden ist. Es ist nur schade, dass ich die ganze Vorbereitung verpasse. Aber ich werde mich mit dem medizinischen Stab unter besten Bedingungen auf mein Comeback vorbereiten und dann werde ich topfit zurückkommen.

SPOX: Was bleibt von diesem schwarzen 17. Juni 2008 in Erinnerung, als Frankreich gegen Italien bei der EM ausschied und Sie sich schwer verletzten?

Ribery: Mir hat vor allem imponiert, wie die Verantwortlichen des FC Bayern reagiert haben. Das war fantastisch, wie sich die Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß um mich gekümmert haben, damit ich schnell operiert werde. Das hat mich sehr berührt. Es zeigt noch einmal, dass der FC Bayern ein großartiger Verein ist, dem sehr viel am Wohl seiner Spieler liegt. Als ich mich verletzt habe, habe ich sofort die Präsenz der Bayern-Verantwortlichen gespürt. Das war ein tolles Gefühl.

SPOX: Was ging Ihnen während Ihres Urlaubs durch den Kopf?

Ribery: Ich wurde immer wieder von Leuten auf den Zweikampf mit Gianluca Zambrotta angesprochen. Ihn trifft keine Schuld. Ich versuchte den Ball zu erobern, verlor aber plötzlich die Kontrolle und dann ist es passiert. Diese ganze Geschichte ist aber jetzt abgehakt.

SPOX: Sie sind 25. Waren Sie schon mal so schwer verletzt?

Ribery: Nein, diese Verletzung ist eindeutig die schlimmste bisher. In der Vergangenheit hatte ich nur Muskelprobleme, die waren aber nie gravierend. Ich hatte auch noch Glück im Unglück. Als ich mich verletzte, dachte ich an etwas viel Schlimmeres, an einen Kreuzbandriss, weil mir das Knie so wehtat. Es hätte wirklich schlimmer kommen können.

SPOX: Was waren die Gründe für Frankreichs Aus bei der EM?

Ribery: Darüber will ich jetzt nicht reden. Es tut einfach weh. Wir müssen die EM abhaken und nach vorn schauen. Unser Ziel heißt: Qualifikation zur WM 2010. Wichtig ist jetzt, dass sich vieles in der Mannschaft ändert.

SPOX: Aber überraschenderweise ist Nationaltrainer Raymond Domenech im Amt geblieben...

Ribery: ...und ich habe mich über diese Entscheidung sehr gefreut, denn ich schätze Herrn Domenech sehr. Ich habe ihm viel zu verdanken. Ich bin stolz, dass er noch unser Nationaltrainer ist. Wir werden alle gemeinsam versuchen, wieder Erfolg zu haben.

SPOX: Haben Sie je daran gedacht, nicht mehr für Frankreich zu spielen?

Ribery: Nein, keine Sekunde. Solange ich kann, werde ich für Frankreich auflaufen. Es ist fantastisch, für mein Land spielen zu dürfen. Man erlebt großartige Momente. Für jeden Profi ist es eine Ehre, für sein Land zu spielen.

SPOX: Haben Sie die EM nach Frankreichs Aus weiter verfolgt?

Ribery: Natürlich. Ich habe viele Spiele gesehen. Bis zum Finale haben mir die Deutschen ganz gut gefallen und ich hätte gedacht, dass sie den Titel holen würden. Für Lukas Podolski habe ich mich sehr gefreut, dass er so gute Leistungen gezeigt hat. Auch Hamit Altintop war über das gesamte Turnier gesehen sehr stark.

SPOX: Hatten Sie während Ihres Urlaubs Kontakt mit Ihrem neuen Trainer Jürgen Klinsmann?

Ribery: Ja, er hat versucht mich zu erreichen, aber die meiste Zeit hatte mein Bruder mein Handy bei sich (lacht). Ich habe schon viel davon mitbekommen, was Jürgen Klinsmann an der Säbener Straße geändert hat. Auch wenn ich es mir noch nicht selbst anschauen konnte, freue ich mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm.

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