Mercedes fürchtet gleich vier Gegner

Lewis Hamilton zog in Spielberg bei der Anzahl der Pole Positions mit Sebastian Vettel gleich
© getty

45. Pole Position in der Formel 1, doch zum Feiern war Lewis Hamilton nach dem Qualifying zum Großen Preis von Österreich (alle Sessions im LIVE-TICKER) nicht aufgelegt. Der Weltmeister fürchtet gleich vier Konkurrenten im Rennen. Während Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg scheinbar resigniert, versprüht Sebastian Vettel wenigstens etwas Optimismus.

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Bei Hamilton dominierte auch mehrere Stunden nach dem Qualifying die Erleichterung. "Ich bin sehr glücklich damit. Die gesamte Session war sehr schwierig. Ich hatte überhaupt keine gute Runde. Aber als es zählte, habe ich beim ersten Mal gemacht, was ich musste."

Die 45. Pole Position seiner Karriere. Gleichstand mit Vettel. Weil Rosberg seinen letzten Versuch in der letzten Kurve vermasselte. "Ich ärgere mich sehr. Ich habe es in den letzten beiden Kurven verhauen. Die Pole war nicht definitiv drin. Ich musste die beiden noch gut erwischen", sagte Rosberg, der über per Funk nicht über den Fehler seines Teamkollegen informiert wurde.

Wolff: Rosberg war schneller

Der Deutsche wähnte sich bis zu seinem eigenen Ausflug ins Kiesbett gleichauf mit Hamilton. Dabei war er vorn, wie Motorsportdirektor Toto Wolff bestätigte: "Nico war auf unserer Delta-Zeit schon über zwei Zehntel schneller als Lewis."

An der Startaufstellung änderte es im Gegensatz zu den mannigfaltigen Strafen selbstredend nichts. Es gibt keine Variante, die Geschichte zu beschönigen. Rosbergs größte Stärke der Saison 2014 ist mittlerweile Vergangenheit. Das Qualifying gehört Hamilton. 7:1 führt der Weltmeister. Im Vorjahr hatte er das teaminterne Duell am Samstag noch 7:12 verloren.

Hamilton ging auf Nummer sicher

Selbst für die Tatsache, dass Rosberg auf dem Red Bull Ring bis zur Pole-Runde dauerhaft im Mittelsektor schneller war, lieferte Hamilton, der in Q1 als 13. Beinahe ausgeschieden wäre, eine Erklärung:

"Die Strecke wurde trockener. Es gab einige Kurven, wo ich einfach extra vorsichtig war. Ich habe mein volles Potenzial nicht rausgelassen, was ich sicher hätte tun sollen. Es war wichtig, Sicherheitsrunden zu machen, damit ich durchkomme", erklärte der 30-Jährige.

Rosberg scheint zu resignieren

Für Rosberg gibt es deshalb in Spielberg wieder einmal nur die eine Chance auf den Sieg, die bisher noch nie Erfolg gebracht hat: Ein Überholmanöver im Rennen. "Ich muss mal schauen. Ich muss wohl mal etwas anderes probieren - irgendwas. Keine Ahnung. Mal sehen", schien der Deutsche auch Stunden nach der Zeitenjagd zu resignieren.

Wie das gelingen soll? Bleibt der Regen aus, wird in Spielberg nur einmal gestoppt. Strategische Varianten sind nicht vorhanden, der Zeitunterschied zwischen beiden Mischungen gering. Also muss ein Überholmanöver her.

Führt nur Hamilton-Fehler zum Sieg?

"Diese Strecke ist sehr herausfordernd. Wir haben in der Formel 1 wohl noch nie so viele Fehler gesehen wie an diesem Wochenende", erklärte Rosberg: "Irgendwie ist das Auto in den letzten beiden Kurven sehr nervös auf der Hinterachse. Es ist eine coole Strecke und vielleicht meine beste Chance: Ich muss den Druck so hoch halten, wie ich kann - wie in Montreal. Nur sollten die Bremsen kühler sein. Ich muss die ganze Zeit pushen, wenn es am Start nicht klappt und vielleicht macht Lewis dann einen Fehler."

Doch auch dabei gibt es ein Hindernis. "Hinter jemandem herzufahren ist das Problem", schränkte Rosberg ein: "Es wird hier nicht so sein wie in Montreal. Dort war es mehr der Bremsverschleiß, hier sind es die Temperaturen."

Mercedes mit Bremsproblemen

Noch immer hat Mercedes Verbesserungsbedarf, wenn es darum geht, die Autos sicher abzubremsen. Hamiltons Dreher erschien ihm selbst unnormal, er habe laut den Daten genauso verzögert wie in der vorherigen Runde.

"Als mich hier letztes Jahr gedreht habe, passierte es direkt. Dieses Mal wurde das Auto langsamer und plötzlich ist es hinten komplett blockiert - vielleicht durch den Gangwechsel. Das müssen wir uns angucken und dem Problem auf den Grund gehen", so der Weltmeister.

Rosberg hadert mit der Backzeit

Und auch Rosberg offenbarte, wie schon im Vorjahr immer noch unzufrieden mit den Bremsen zu sein. "Es dauert sechs Monate so eine Bremsscheibe zu backen", erklärte er das Problem. Die Testexemplare müssten dann verbessert werden, was weitere sieben Monate Wartezeit bedeute.

"Ich muss einfach damit leben und damit zurechtkommen", sagte Rosberg, um dann doch die Schwierigkeiten genau zu schildern: "Wenn ich bremse, ist es nicht konstant, was für eine Verzögerung ich bekomme. Es hängt davon ab, wie hoch die Temperatur gerade ist. Auch während des Bremsens geht die Verzögerung auf einmal weg und ich muss härter drücken. Es ist Variabilität drin. Das macht es schwierig."

Die Konkurrenz lauert - ohne Räikkönen

Mit einem problemfreien Rennen können die Silberpfeile also nicht zwingend rechnen. Zumal Mercedes die Konkurrenz auf dem Zettel hat. "Wir wissen, dass das Qualifying nicht dem Rennen entspricht", gab Vettel einen dezenten Hinweis auf eine Leistungssteigerung.

"Wir haben die erste Reihe für uns, aber auch wenn ich auf die große Lücke gucke, bin ich nicht so zuversichtlich, wie bei den letzten Rennen", räumte selbst Wolff ein. Hamilton ergänzte: "Nico kann schnell sein, Ferrari wird schnell sein und die Williams werden sehr schnell sein." Bereits bei den Longruns am Freitag lag Mercedes fast gleichauf mit den Verfolgern, die auf den Plätzen 3, 4 und 6 lauern.

Nur einer fehlt - mal wieder: Kimi Räikkönen, der nur von Rang 14 startet, weil er in Q1 ausschied und somit keine Strategieoption für Ferrari darstellt. "Es war ein Teamfehler. Sie haben mich zu spät rausgeschickt. Und dann den Plan geändert, ohne mir Bescheid zu geben", sagte der Iceman: "Wir haben eine Runde komplett verpasst."

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