Ohne Fanbus keine Competition!

Von Jan-Hendrik Böhmer / Tim Habicht
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© David Donschen / fragster.de

München - Fußball ohne Fans? Formel 1 ohne Ferraristi? Undenkbar. Denn: "In jedem Sport sind Fans die Grundlage der Teams", sagt Hubert "Saleman" Sallerstorfner.

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Und Sallerstorfner muss es wissen. Schließlich ist er der erste Vorstand des eSport-Teams "Team Bavarian Heaven", das regelmäßig durch besonders engagierte Fans auffällt.

Fan-Fest im eSport! Feiernde TBH-Fans in München und vieles mehr.

"Mit einer großen Fanbase im Rücken macht es sowohl den Spielern als auch allen anderen Verantwortlichen einfach mehr Spaß", sagt der 37-Jährige und stellt damit genau das heraus, was man zuletzt beim Intel Friday Night Game in Köln eindrucksvoll beobachten konnte: Fans sind elementar für den Sport und entscheiden Spiele!

Fanreise durch ganz Deutschland

Dabei war es noch nicht einmal sein eigenes Team, das Ende März von den Jubelorgien der Fans profitierte: Es war Lokalmatador n!faculty, das neben den ohnehin angereisten Fans aus dem Kölner Umland noch 70 hartgesottene Schlachtenbummler aus ganz Deutschland anlockte.

Zwei Reisebusse wurden extra für den Event angemietet und brachten das nach Köln, was zu richtigem Sport gehört: die Fans. Ein Bus aus dem Norden, der andere aus dem Süden.

Und es hat sich offenbar gelohnt: Denn durch die lautstarke Unterstützung entschied das zuvor als Underdog geltende Team aus Köln die Partie gegen den amtierenden Extreme-Masters-Sieger mousesports für sich.

Zu laut für den Heli-Kopfhörer

"Selbst durch die Heli-Kopfhörer hat man das Gejubel und Anfeuern der Fans mitbekommen" gestand n!faculty-Spieler Jérôme "shiddy" Tóth im Interview mit seinem Clan nach der Partie. "Es war richtig Stimmung und Enthusiasmus zu spüren - und das, obwohl wir diese Klötze am Ohr hatten und absolut konzentriert auf das Spiel waren."

Kurz gesagt: Der Fan-Faktor pusht die Spieler ungemein und motiviert sie zu Höchstleistungen. Paradebeispiel dafür waren die Finals der zehnten ESL Pro Series. Als erster Clan überhaupt kaperte Team Alternate damals einen eigenen Fanbus. Randvoll fuhr dieser zu den Finals und lieferte die Fans direkt in den Arena Gaming Rooms ab.

Dort sicherte sich Team Alternate aus dem Lower Bracket kommend den Titel des deutschen CS-Meisters, mousesports war erneut geschlagen.

FC Bayern ohne Fanbus

Apropos mousesports. Das Team ist der einzige große deutsche Clan, der bisher keinen eigenen Fanbus stellt. Warum? Das ist eine gute Frage. Denn schließlich besitzt das Berliner Team reichlich Fans in ganz Deutschland und sicherlich auch die finanziellen Mittel.

Und noch etwas spräche für einen Fanbus-Einsatz: Denn der "FC Bayern München der deutschen eSport-Szene" muss sich häufig lautstarken Fans stellen, die stets mit dem Gegner sympathisieren.

Doch einen Fanbus gibt es nun mal nicht - und so kommt es, dass wenn mousesports eine Runde desaströs verliert, das Ganze lautstark bejubelt wird. Das ist natürlich alles andere als gut für die Motivation und so verliert der eigentliche Erfolgs-Clan regelmäßig gegen Teams, die mit einem Fanbus vor Ort sind. Fan-Einfluss, oder doch alles nur Zufall?

Bombastische Stimmung und verrückte Fans

Sicher nicht. Denn es ist schwer, sich auf das Spiel zu konzentrieren, wenn man genau weiß: Die da draußen, die warten nur auf einen Fehler! Das bestätigen viele Spieler.

Und genau dafür wollen sich die Teams revanchieren. "Wir haben viele Fans, die bei jedem Spiel mitzittern und hinter uns stehen und da sehen wir es als unsere Pflicht an, ab und zu etwas zurück zu geben", sagt etwa TBH-Vorstand Sallerstorfner.

"Das ist genau das, was der eSport braucht", meint auch David Hiltscher, Manager Content und Online-PR bei Europas größtem eSport-Ligen-Betreiber Turtle Entertainment und selbst bei vielen der großen internationalen Events vor Ort. "Engagement der Teams. Aktive Förderung der Fan-Kultur. Am Ende wollen doch schließlich alle das Gleiche: Bombastische Stimmung und verrückte Fans, die eSport leben und es auch nach außen zeigen."

Wie beim DFB-Pokal-Finale

Wenn dann sogar zwei große Fanparteien wie beim Intel Friday Night Game in Stuttgart in der vergangenen EPS-Saison aufeinandertreffen, liegt wenigstens ein kleiner Hauch von DFB-Pokal-Final- Atmosphäre in der Luft - sagten laut Aussagen von Turtle Entertainment selbst die Journalisten vom ZDF.

Und auch beim Friday Night Game Mitte April in Mannheim war es mal wieder soweit, Alternate vs. mousesports, das ewiges Duell. Ein absolutes Topspiel - und Alternate natürlich mit Fanbus. Und einem Sieg für Alternate.

Dabei hatte die Mehrheit der Experten das schwächelnde Werksteam vor der Partie noch im Nachteil gesehen. Kein Wunder: Bereits drei Niederlagen mussten sie in der laufenden ESL Pro Series XII einstecken, mousesports bis dahin nur einen. Doch diesmal gingen bei mousesports die Lichter aus. Warum? Ganz einfach: Ohne Fanbus keine Competition!

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