In eingenässten Lederhosen...

Von Max-Jacob Ost
Die Bayern-Abwehr um Demichelis und van Buyten gibt manchem Fan zu denken
© Getty
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1. FC Köln: Auf dem Sprung in die Champions-League!

Ich gebe zu, die Überschrift war ein reiner Köder. Aber auf Seite 2 muss man nun mal andere Geschütze auffahren, um Euch ICQ-gestörten Zehntelsekundenaufmerksamkeitsnutzer in den Text zu ziehen. Eigentlich war als Überschrift geplant: "Wanderer, wann kommst du ins Spa?". Die hatte aber zwei Haken: Erstens hätte die Anspielung wieder keiner verstanden, zweitens hat das mit dem verlinkten Blogartikel fast gar nichts zu tun.

Dabei lohnt sich ein Blick in den Text der Stadionwürste ungemein. Denn es geht um ein grundsätzliches Problem im deutschen Fußball: Qualitätsmäßig besteht die 1. Liga aus 10 Mannschaften und die 2. Liga aus den nächsten 18. Versteht Ihr nicht? Dann werft mal einen Blick in den Text.

"Damit erhärtet sich auch die Vermutung, dass die Ligastruktur im deutschen Fußball ein schiefes Bild der Realität zeichnet. Während der qualitative Sprung von der Tabellenspitze der 2. Liga ins Fußball-Oberhaus einem lächerlichen Hüpfer gleicht, gähnt zwischen dem abstiegsbedrohten unteren Mittelfeld der Bundesligatabelle und dem oberen Mittelfeld, das zum Kampf um die internationalen Plätze lädt, eine Lücke vom Ausmaß des Grand Canyons. Nur ganz wenigen Mannschaften gelingt mit Beharrlichkeit, kluger Transferpolitik, Finanzkraft und einer Portion Glück der Brückenbau zur anderen, sonnigen Seite des Tabellengrabens - Eintracht Frankfurt geriert sich gerade als positives Exempel, der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach könnten im Sinne der Stadionwürste in den nächsten Jahren folgen. Doch auch bei diesen Clubs schwebt stets das Damoklesschwert des Abstiegs über dem Vereinswappen, das im Falle einer einzigen verkorksten Saison hinab saust und sämtliche Bemühungen zunichtemacht."
Stadion-Wurst:
Wanderer zwischen den Ligen

 

 

Geld vs. Leidenschaft: Was können wir Fans erwarten?

Apropos Probleme im Fußball. Das hervorragende Zebrastreifenblog reagiert auf die Missstimmung in Hamburg, Köln und Bochum und erörtert ein grundsätzliches Dilemma: Kann der Fan von jenen Spielern volle Identifikation mit dem Verein verlangen, die letztlich nur irgendwie in kurzer Zeit ihre Brötchen verdienen müssen? Schon wieder ein absolut lesenswerter Text:

"Mein Misstrauen und die Wut der Anhänger in den anderen Städten sind also Symptome für grundsätzliche Schwierigkeiten des Fußballs durch dessen Professionalisierung als Unterhaltungsbranche. Erreicht eine Mannschaft die gesteckten Ziele nicht, ist für den Berufsfußballer nichts an die Stelle der alten Vereinsverbundenheit getreten. Da gibt es nichts, worauf wir Zuschauer uns verlassen können. Deshalb wird Geld als verbindendes Element von Fußballer und Verein offensichtlich und manchmal dann skandalös. Auch wenn wir Zuschauer es nicht gerne hören, wir haben Anteil an diesem Skandal und dem doppelbödigen Fußball der Gegenwart."
Zebrastreifenblog: Dieser Fußball hat ein Problem

 

Gomez: Opfer des Systems van Gaal

"Mario Gomez schleppt seine Ablösesumme auf dem Platz mit sich herum. Aber nicht in Scheinen, sondern in Münzen", witzelte Arnd Zeigler zu Beginn der Saison in seiner wunderbaren Radio-Kolumne. Für die Bayernfans war das Problem: So richtig gegenargumentieren konnte man gegen solchen Spott auch nicht. Gomez wirkte damals und jetzt wieder so elanvoll wie Miro Klose. Und der würde derzeit von einem nassen Waschlappen getunnelt. Woran liegt diese Misere? "Riesery" gibt in einem empfehlenswerten Blogartikel Antworten:

"Mario Gomez' Problem heißt Luis van Gaal und seine spezielle Fußballphilosophie. Die auf Ballbesitz ausgelegte Spielweise des Holländers kommt Gomez alles andere als entgegen. So ergibt sich allzu oft die Konstellation, dass Bayern den Strafraum des Gegners durch endlose Ballstafetten belagert, Angriffe meist über die schnellen Flügel (Ribery, Robben), die teilweise noch vor den Stürmern agieren, vorgetragen werden und selbige dann in die Mitte ziehen, um oft wie im Falle Robben selber abzuschließen. Die Mittelstürmer stehen dabei meist mit dem Rücken zum Tor, haben dabei mehr die Rolle die IV zu binden, um Platz zu machen für die in die Lücken reinstoßenden offensiven Mittelfeldspieler wie Müller, Robben und Ribery oder Bälle abprallen zu lassen für Spieler aus dem Rückraum. Präzise Flanken von der Grundlinie oder lange steile Pässe auf die Stürmer, wie Gomez sie beim VfB zahlreich vorgefunden hat, sind Mangelware. Schwierig für jeden Mittelstürmer dieser Welt in diesem System zu glänzen."
Riesery: M. Gomez - Torero mit Fußfesseln

 

Island: Keine Kohle, aber viel Asche

Der Beachvolleyballer Jonas Reckermann bemüht sich ernsthaft um einen Stammplatz in der Blogschau. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, nur gegen Cash solche Abonnements zu vergeben. Aber was soll man machen, wenn der Mann tagelang in Brasilien fest sitzt und die Zeit für ein so herrliches Tagebuch nutzt? Müsst halt Ihr anderen zahlen. Monetäre Kontaktaufnahme bitte direkt über mein Konto in der Schweiz (Nummer kann man sich leicht merken: 11348911 - also exakt die Zahl der Fälle, in denen Udo Lattek im Doppelpass eine Redewendung fälschlicherweise als Fußballphrase angeprangert hat).

"11. Februar 14:00 Uhr: Mein letztes Geographieseminar liegt exakt 4 Jahre zurück. Meine Kenntnisse über Tektonik im Allgemeinen und die Flugeigenschaften von Vulkanasche im Besonderen sind in etwa so präsent wie mein Wissen über Laichzeiten der kanadischen Wildbachforelle. 26. Februar 20:15 Uhr: Ich schaue mir einen Dokumentarfilm über Vulkane an und erfreue mich ob der schönen und beeindruckenden Bilder! 22. März 18:00 Uhr: Sehe Bilder vom Vulkanausbruch auf Island und erfreue mich ob der schönen und beeindruckenden Bilder! 20:00 Uhr: Muss ein wenig müde lächeln, dass für mehrere Stunden der Flugbetrieb von und nach Island eingeschränkt werden muss. Denke: "Da hat uns die Natur aber ein Schnippchen geschlagen...""
Jonasreckermann:
Durch die Asche

 

HSV: Ein belegtes Brot mit Fulham...

Ich sag's einfach mal wie es ist: Das Gejammer über Bruno Labbadia ermüdet mich wie ein ARTE-Thementag über das Paarungsverhalten der Weinbergnacktschnecke. Als hätte man nicht vorher gewusst, dass der Mann nur für eine Hinrunde zu gebrauchen und ähnlich ich-fixiert ist wie ein Loddar Matthäus. Außerdem ist es inzwischen einfach zu leicht, über den HSV Witze zu machen. Guerrero (spielt mit Flasche leer), Boateng (hat die selbstbewusste Ausstrahlung eines kaputten Rücklichts an einer Isetta), Rost (the artist formerly known as the one and only Eyjafjallajökull) und dieses Maskottchen, das mindestens so schlimm aussieht wie Hamburg spielt - das ist doch alles zu offensichtlich. Also lassen wir das mal für heute. Konzentrieren wir uns lieber auf den Gegner vom Donnerstag. Denn die Dunkelziffer von Menschen ist immer noch erschreckend hoch, die bei "Fulham" an einen leckeren Schinken denkt. Ein Blick in die Vorschau bei "Mein HSV-Blog" dürfte Abhilfe schaffen.
Mein HSV-Blog:
Porträt FC Fulham

 

Werder: Mit dem Lutscher am Büffet

Apropos Schinken. Auf den war wohl auch die Bremer Verteidigung am Wochenende scharf. Zumindest erklärt sich "Das Werder-Fußball-Blog" so die Abwehrfehler bei den Gegentoren. Nach einem Klick auf den Link gibt es das Ganze sogar noch mit praktischen Grafiken.

"Was macht man, wenn man auswärts in der 36. Minute den Ausgleich erzielt, gegen ein unberechenbar offensivstarkes Team? Verdaut man das alles erstmal, oder will man sofort einen Nachschlag? Bei Werder ist das eine rhetorische Frage. Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich fällt der nächste Gegentreffer, weil alle gleich wieder zum Büffet rennen."
Das Werder-Fußball-Blog:
Wolfsburg vs Werder, das 2:1 und das 1:0

 

Thomas Müller: Hat nur noch Dzeko vor sich

Nun ja, zumindest wenn es nach der "Triple-Double"-Statistik bei "18mal18" geht. Aber lest selbst: "Der gute Herr, der - man vergisst es schnell - immer noch seine erste Saison als Profi spielt, hat seit Samstag nämlich 31 Spiele, 10 Tore und 10 Assists auf seinem Konto. Nach dem 31. Spieltag kann diesen Wert - in allen drei Kategorien zweistellig - nur der Wolfsburger Dzeko aufweisen. Nun kann man über den Sinn dieser Statistik trefflich streiten. Wenn die Bayern am Ende dreimal Zweiter werden, ist denen das auch egal. Es zeigt allerdings, warum der Trainer den jungen Mann bisher in jedem Saisonspiel einsetzt."
18mal18: Triple Double

 

Maniche: Gute Reise, werte Diva!

Nach nur einer Saison geht die Liaison zwischen Maniche und dem FC einem Ende entgegen. Findet man zumindest bei "Spielfeldrand":

"Von der glorreichen Tradition hatte er sicher schon mal gehört, aber nicht, dass sich der Verein die letzten über zehn Jahren im stetigen Auf und Ab befand. Dass es erst wieder die zweite Saison in der ersten Liga war. Dass Klassenerhalt angesagt war. Das hat an einem "Weltstar" wohl genagt. Nun spricht alles für einen Abschied. Weil, ja weil er von seinen Problemen ablenkt, indem er die direkte Konfrontation sucht. Diese Energie hätte er mal lieber auf dem Rasen gezeigt. Da wäre seine Qualiftät wichtig gewesen. Und zwar konstant. Aber so ist Maniche für den Eff Zeh einfach untragbar. Eine Trennung unausweichlich. Sein Gehalt wird damit wieder frei. Vielleicht ein gewisser Teil, den man in Tosic investierten kann. Ein Spieler, der im Gegensatz zu Maniche sein Engagement als Chance sieht und nicht als Krönung."
Spielfeldrand:
Untragbar

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Die Situation in der Premier League (LivPools Blog), ein kleines Ratespiel für VfB-Fans (Angedacht) und exklusiv: eine Watschen für den Torschützen (FANartisch). Schade auch, dass die Zeiten vorbei sind, in denen van Nistelrooy von Holland nach Madrid wechselte (Meike32s Blog). Umso schöner dagegen der Geburstag der "VfB-Fans der Zukunft" (Baileys Blog). Und als krönender Abschluss ein Tondokument, das man sich als ernsthafter Fan nicht entgehen lassen darf: Funky Pee macht seinem Namen alle Ehre. (Jogis Jungs)

 

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