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Der absolute Deadline-Steal

Von Florian Regelmann
J.J. Redick wurde von den Orlando Magic zu den Milwaukee Bucks getradet
© getty

Knapp zwei Wochen sind seit der Trade Deadline vergangen. Auch wenn es keine Blockbuster gab, lohnt es sich, die wichtigsten Deals der letzten Zeit zu beleuchten. Wie schlagen sich die getradeten Spieler bei ihren neuen Teams? Welche Klubs haben am meisten von einem Deal profitiert? SPOX zieht ein Zwischenfazit.

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Der Rudy Gay Trade

Zu den Raptors: G/F Rudy Gay, C Hamed Haddadi (inzwischen nach PHX getradet)

Zu den Pistons: G Jose Calderon

Zu den Grizzlies: F Tayshaun Prince, F Austin Daye, F Ed Davis

Das hat's den Raptors gebracht: Wie so oft gibt es zwei Seiten der Medaille. Einerseits hat Gay in Toronto voll eingeschlagen. Der Swingman liefert seit dem Trade im Schnitt 20,9 Punkte, 6,6 Rebounds und beeindruckende 2,5 Steals. Noch viel wichtiger: Er hat die Rolle als Go-to-Guy in der Crunchtime angenommen und innerhalb nur eines Monats gleich zwei Game-Winner für sein neues Team verwandelt (Indiana, Denver).

"Er ist ein Closer, das hat uns gefehlt", sagte beispielsweise Amir Johnson. Mit Gay hat Toronto jetzt jemanden, der sich jederzeit im One-on-One durchsetzen und finishen kann. Und: Zusammen mit DeMar DeRozan verfügen die Raptors über ein extrem aufregendes Duo an Flügelspielern, Excitement ist definitiv zurück im Air Canada Centre. Der zwischenzeitliche 6-1-Run hat angedeutet, wie viel in der Truppe steckt.

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Allerdings, und jetzt kommt die Kehrseite ins Spiel, gibt es die gleichen Fragezeichen bei Gay, die es auch in Memphis schon gab. Seine Wurfquote ist noch einmal herunter gegangen, 39,3 Prozent sind zweifellos indiskutabel, von der Dreierlinie stellt Gay überhaupt keine Gefahr dar (24 Prozent).

Es gibt sowohl für Gay-Fans als auch seine Kritiker (Pseudo-Superstar) genügend Argumente. Ein überragender Gay hat die Raptors zu beachtlichen Siegen gegen Top-Teams geführt, es gab aber auch die miserable Gay-Version, wie zum Beispiel bei einer Niederlage gegen Washington. Für eine definitive Antwort auf die Frage, ob Gay als Franchise-Player taugt, ist es noch zu früh.

Das hat's den Pistons gebracht: Vom Ansatz her war es ein extrem starker Move, Calderon zu holen. Obwohl der Spanier noch Zeit braucht, um sich vollends auf sein neues Team einzustellen und obwohl Schlüsselfiguren wie Brandon Knight und Andre Drummond phasenweise verletzt ausfielen bzw. immer noch verletzt sind, haben Pistons-Fans schon die Calderon'sche Playmaking-Kunst erleben dürfen.

Kaum da, ist er schon neben Legende Isiah Thomas der zweite Pistons-Spieler seit 1974, der in einem Spiel 18 Assists aufgelegt und sich nur 2 Turnover geleistet hat. Das kann man einfach mal so stehen und auf sich wirken lassen. Seine Zahlen in Detroit (12,1 Punkte, 7,1 Assists, über 50 Prozent aus dem Feld und von Downtown, 93 Prozent von der Linie) sind mehr als ansehnlich, es ist aber vor allem seine Fähigkeit, seine Mitspieler besser zu machen, die ihn für das aktuelle Detroit-Team so wertvoll macht.

Calderons Transition Game ist ein wichtiger Bestandteil der neuen offensiven Identität der Pistons. Außerdem hat seine Ankunft den Switch von Brandon Knight auf die Shooting-Guard-Position ermöglicht. Wie gut diese Combo klappen kann, war in einigen Spielen schon zu sehen. Detroit sollte alles versuchen, um Calderon zu halten.

Das hat's den Grizzlies gebracht: Was musste sich Memphis nicht alles anhören, nachdem man zuerst wichtige Rollenspieler (Marreese Speights, Wayne Ellington) und dann eben Rudy Gay abgab? Finanziell aufgrund eines drohenden Luxussteuer-Alptraums absolut verständlich, aber vielleicht damit eine Titelchance weggeschmissen. So dachten viele. Und jetzt? Jetzt hat Memphis 13 der letzten 18 Spiele gewonnen, darunter fiel der starke Winning Streak über acht Spiele. Wie kann das gehen, wenn man im Prinzip einfach Gay in der Starting Five durch Tayshaun Prince ersetzt? Prince ist weit davon entfernt, ein spektakulärer Spieler zu sein, aber dafür ist sein Einfluss auf die neue Grizzlies-Rotation spektakulär.

Steht Prince auf dem Court, sind die Grizzlies sowohl offensiv als auch defensiv deutlich besser als ohne ihn. Prince liefert zwar nur 8,9 Punkte pro Spiel (so wenige wie seit 2003/04 nicht), aber mehr muss er gar nicht machen. Und wenn ihn die gegnerische Mannschaft an der Dreierlinie offen stehen lässt, bestraft er sie meistens. Die beiden anderen Spieler (Ed Davis, Austin Daye), die Bestandteil des Trades waren, spielen nur sehr untergeordnete Rollen bei den Grizzlies. Was im Fall von Davis irgendwie ein Rätsel ist.

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Der 23-jährige Power Forward hatte sich bei den Raptors zu einem richtig guten Spieler gemausert (14 Punkte, 8 Rebounds im Februar), eigentlich hätte er der Steal des Trades sein können. Aber bislang schenkt ihm Coach Lionel Hollins so gut wie keine Beachtung und Davis bekommt kaum Spielzeit.

Über allem steht aber die phänomenale Leistung der Grizzlies in der Post-Gay-Ära. Wenn man sich Detroit, Toronto und Memphis so anschaut, kann man nur von einer Win-Win-Win-Situation sprechen. Alle drei Teams können aus diesem Trade als Gewinner herausgehen.

Der Coup der Rockets

Zu den Kings: F Patrick Patterson, C Cole Aldrich, G Toney Douglas

Zu den Rockets: F Thomas Robinson, G/F Francisco Garcia, F Tyler Honeycutt

Das hat's den Kings gebracht: Wenn es einen Trade gab an der Deadline, den man so gar nicht verstehen kann, dann war es dieser. Thomas Robinson sollte der Frontcourt-Partner für DeMarcus Cousins werden, dann gaben ihn die Kings plötzlich her. Warum? Verstehen kann man Sacramento noch insofern, weil momentan Patrick Patterson noch der produktivere Spieler als Robinson ist.

Wenn man ihn denn spielen lässt. Denn bis jetzt ist Patterson, der für Houston abgesehen von seiner Reboundschwäche gute Zahlen (11,6 Punkte, 52 Prozent FG) vorweisen konnte, noch gar nicht in Sacramento angekommen (nur 5,2 Punkte in 16,2 Minuten, 46 Prozent FG). Bei den Kings ist er auch nicht Starter, dieser heißt auf der Vier momentan Jason Thompson. Wenn man dann noch bedenkt, dass auch Toney Douglas (4 Punkte, 30 Prozent FG, angesichts der Guard-Fülle für SAC wertlos) und Cole Aldrich (erst 7 Minuten auf dem Feld) wenig überraschend Sacramento nicht weiterbringen, macht es den Trade noch mieser für die Kings. Warum hat Sacramento Robinson bloß überhaupt gedraftet?

Das hat's den Rockets gebracht: Houston-Fans können wirklich nur "Hurra!" schreien. Ein absolut sensationeller Trade für die Rockets. Im Moment ist zwar erst mal noch Geduld gefragt, weil Houston Thomas Robinson langsam aufbaut. Und weil es zu einer Hektik auch keinen Anlass gibt, seitdem sich Donatas Motiejunas als neuer Starter auf der Vier so beachtlich schlägt. Aber eins ist klar: Der Starting-Power-Forward der Zukunft heißt nicht D-Mo, er heißt Thomas Robinson.

Robinson, der 2011-12 am College 17,7 Punkte und 11,9 Rebounds für Kansas auflegte und sein Team ins Championship Game führte, ist wie gemacht für die High-Powered-Rockets-Offense. Ein unfassbar athletischer Big Man, der im Break mit James Harden, Jeremy Lin und Co. mitrennen und abschließen kann. Es wird einmal Monster-Dunks hageln im Toyota Center. Robinsons Einstellung und Charakter sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Beim Sieg gegen Dallas bekam er jetzt das erste Mal einigermaßen Spielzeit, und in 18 Minuten kam er sofort auf 10 Punkte, 8 Rebounds und 3 Steals. Robinson ist ein Spieler, der sich früher oder später zu einer Double-Double-Maschine entwickeln wird. Er kann schon in dieser Saison ein wichtiger Mann für Houston werden. Die anderen Spieler sind für die Rockets dagegen wie erwartet nur Beiwerk. Francisco Garcia kann ein ordentlicher Rollenspieler mit Dreiergefahr sein, Tyler Honeycutt wurde in die D-League abgeschoben.

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