"Für sie war ich der Kleine"

Trägt seit 2015 das Trikot der Mainzer: Loris Karius
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Loris Karius ist einer der jüngsten Stammkeeper der Bundesliga. Im Interview vor dem Spiel gegen den BVB (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) spricht er über seinen Kampf um die Position als Nummer 1 beim FSV Mainz 05, seine Fehler in der Vergangenheit und Erfahrungen bei Manchester City. Zudem: Seine Ansprüche im DFB-Team und die Verbindung zu Jerome Boateng.

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SPOX: Herr Karius, am letzten Samstag erwischten Sie bei der 0:2-Niederlage gegen Hertha BSC einen gebrauchten Tag: Sie verursachten einen Elfmeter und flogen mit Rot vom Platz. Wie beurteilen Sie diese Szene im Nachhinein und wie enttäuscht sind Sie, dass Sie nun aussetzen müssen?

Loris Karius: Mein Fehler. Ich bemerke in der Szene zu spät, dass mir der Herthaner so nahe kommt, und treffe dann beim Versuch den Ball wegzuschlagen Ball und Gegner. Wenn der Schiedsrichter das als Foul wertet, ist es nach den Regeln wohl auch Rot. Ärgerlich für mich und für die Mannschaft, ärgerlich, dass wir das Spiel verloren haben.

SPOX: Der FSV hat zum Rückrundenstart vier Punkte aus drei Partien geholt, doch der Abstand zu den Abstiegsrängen ist weiterhin sehr gering. Welche Aussagekraft hat in Ihren Augen die aktuelle Tabelle?

Karius: Es geht um den Klassenerhalt. Wir hätten uns von dieser Zone etwas distanzieren können, wenn wir alle drei Spiele gewonnen hätten. Das war zwar nicht der Fall, aber ich erkenne trotz der Niederlage gegen Berlin einen positiven Trend bei uns.

SPOX: Zumindest durchbrach man gleich im ersten Spiel gegen Paderborn die Negativserie von zuvor neun Partien ohne Sieg. Die Vorrunde glich einem Auf und Ab: der Start gelang, dann kam nur noch wenig. Wie wankelmütig ist die Mannschaft noch?

Karius: Bei unserem bisherigen Saisonverlauf sind mehrere Faktoren zusammen gekommen. Zu Saisonbeginn hatten wir manchmal etwas Glück, da wir enge Partien gewonnen oder zumindest einen Punkt geholt haben. Es gab aber auch Spiele wie das 1:2 gegen Bremen, wo man sich fragen musste, wie man eine solche Partie verlieren kann. Wir sind dann langsam in eine Negativspirale geraten, aus der wir uns nicht so leicht heraus manövrieren konnten, da sich zusätzlich noch wichtige Spieler verletzt haben. Das nagte am Selbstvertrauen, so dass wir keine Ergebnisse holen konnten. Ich bin jetzt deshalb zuversichtlich, weil wir den Trend eben durchbrochen haben und einfach weiter sind als am Ende der Hinrunde.

SPOX: Gegen Borussia Dortmundsteht am Freitagabend nun erstmals Ihr Vertreter Stefanos Kapino im Kasten. Welches Verhältnis haben Sie zu ihm?

Karius: Ein professionelles. Wir arbeiten jeden Tag zusammen und sind Konkurrenten. Dass wir dann nicht darauf aus sind, auch noch gemeinsam Kaffee trinken zu gehen, ist normal. Zwischen Torhütern entstehen eigentlich selten Freundschaften. Aber es geht am Freitag nicht um uns, es geht um Mannschaft und Verein. Ich wünsche ihm ein tolles Debüt und glaube, dass er seinen Mann stehen wird.

SPOX: Im Sommer absolvierten Sie mehr oder weniger die erste Vorbereitung, in die Sie als uneingeschränkte Nummer eins starteten. Wie breit ist mittlerweile Ihre Brust geworden?

Karius: Ich freue mich natürlich sehr, dass ich nun schon seit einem Jahr der Mainzer Stammtorhüter bin. Ich hatte anfangs große Konkurrenz vor mir und mich letztlich durchgesetzt. Das gibt einem natürlich Selbstvertrauen. Ich denke, dass ich mir das verdient erarbeitet habe. Ich will mich aber nicht auf diesem Status ausruhen, sondern weiter versuchen, mich täglich zu verbessern.

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SPOX: Sehen Sie sich als Führungsspieler?

Karius: Ich bin selbstbewusster geworden, muss aber nicht zu allen Themen meinen Mund aufmachen. Als Torwart nimmt man auch eine spezielle Rolle im Team ein. Ich kommuniziere viel auf dem Spielfeld und marschiere in manchen Situationen sicherlich vorneweg, aber ich tue mich schwer damit, mich als Führungsspieler zu bezeichnen.

SPOX: Ihre Konkurrenten hießen 2011 nach Ihrem Wechsel zum FSV Heinz Müller und Christian Wetklo. Das sind durchaus Alpha-Tiere...

Karius: Es war keine einfache Situation für mich. Ich hatte natürlich Respekt vor ihnen. Es sind beides spezielle Typen, die ihre Ecken und Kanten haben. Wir hatten ein gutes Verhältnis, ich habe immer ihre Unterstützung gespürt. Für sie war ich aber sozusagen der Kleine, der sich erst einmal hinten anstellen muss. Mir fiel es anfangs schwer, mich da zu behaupten. Es war Geduld gefragt - und Glück. Einer hat sich verletzt, der Andere war gesperrt - und ich bin ins Team gerutscht.

Seite 1: Karius' Rolle in Mainz und den Konkurrenzkampf im Tor

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