Leben für die Schlagworte

Von Stefan Rommel
Frankfurts neues Führungsduo: Thomas Schaaf und Bruno Hübner
© getty

Mit der Verpflichtung von Thomas Schaaf ist Eintracht Frankfurt eine Überraschung gelungen. Die SGE sieht im 53-Jährigen den perfekten Erfüllungsgehilfen für das präferierte Konzept - es gibt aber auch noch einige Probleme und Vorbehalte.

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Beim Pokalfinale in Berlin drängelte sich die Bundesligaprominenz nur so auf der Tribüne. Fast alle waren gekommen, um dem Abschluss einer bemerkenswerten Saison beizuwohnen und sich vielleicht auch noch ein wenig abzuschauen von den beiden besten deutschen Mannschaften.

Einer der nicht da war, war Bruno Hübner. Eigentlich hatte Eintracht Frankfurts Sportdirektor den Termin fest eingeplant. Vor ein paar Wochen hatte sich der 53-Jährige das alles so schön ausgemalt. Aber jetzt, wo die Saison gerade einmal ein paar Tage vorbei ist, stand Hübner ziemlich unter Druck.

Die Suche nach einem Trainer und in Folge dessen auch nach neuem Personal zog sich schon seit Wochen hin und nicht wenige im Umfeld der Eintracht wurden längst nervös. Rund ein Dutzend Namen wurden genannt, einige heiße Spuren waren darunter und andere nur haltlose Gerüchte.

Thomas Schaaf war ganz schnell eine ganz heiße Spur, ehe sie fast ebenso schnell wieder erkaltet schien und der Name des ehemaligen Bremer Trainers wochenlang nicht mehr in Erscheinung trat. Am Mittwochmorgen gegen 11 Uhr gab Eintracht Frankfurt dann quasi aus dem Nichts die Verpflichtung eines neuen Trainer bekannt: Die von Thomas Schaaf.

Warum dauerte die Trainersuche so lange?

Als Armin Veh im Sommer 2011 verpflichtet wurde, ging der Deal blitzschnell und ohne großes Rumpeln über die Bühne, auch die Presse stocherte lange im Trüben. Als Veh im Frühjahr seinen Abschied angekündigt hatte, wurden wöchentlich neue Wasserstandsmeldungen über die verschiedenen Kandidaten abgegeben, das Casting lief öffentlich und die Eintracht machte während der gesamten Zeit nicht immer die glücklichste Figur.

Dass gerade in der unmittelbaren Nachbarschaft in Mainz unter ähnlichen Voraussetzungen - auch der FSV wusste seit Monaten von Thomas Tuchels Vorhaben, am Saisonende aufzuhören; hatte aber durch die deutlich bessere Platzierung früher eine gewisse Planungssicherheit - im Handumdrehen ein neuer Trainer gefunden wurde, macht die Lage nur noch brisanter. "Das ist nicht fair, Mainz hatte viel länger als wir Planungssicherheit und wusste, welcher Liga es nächste Saison angehört", verteidigte sich Hübner.

Bis Mittwoch war Frankfurt der einzige Bundesligist, der für die kommende Saison ohne Trainer da stand. Hübner verwies zurecht auf die Tatsache, dass seine Mannschaft noch bis Mitte April vom Abstieg bedroht gewesen sei und es keine Planungssicherheit für einen potenziellen Nachfolger von Veh gegeben habe. Eine nachvollziehbare Erklärung, die aber nicht darauf eingeht, was in den Wochen danach alles passiert ist.

Nachdem unmittelbar nach Vehs Bekanntgabe einige Namen - darunter auch der von Schaaf - gehandelt wurden, schien die Eintracht mit Roger Schmidt schon handelseinig. Es soll eine mündliche Zusage des Trainers von Red Bull Salzburg gegeben haben. Den lockte dann aber die Aussicht auf mehr Gehalt und die Teilnahme an der Champions League und Schmidt entschied sich für Bayer Leverkusen.

Seit Schmidts Absage Ende April hing die Eintracht in der Luft. Die Nachfragen wurden bohrender, die Zeit für Hübner und Vorstandschef Heribert Bruchhagen immer knapper. Dabei sollen beide unterschiedliche Lösungsmodelle präferiert haben.

Während Roberto di Matteo als Hübners Favorit galt, soll Bruchhagen Bernd Schuster favorisiert haben. Neben den längst wieder verworfenen Kandidaten Bruno Labbadia, Andre Breitenreiter oder Franko Foda rückten zuletzt Thorsten Fink und am Sonntag auch Murat Yakin sowie Frank Kramer in den Fokus.

Da soll die Entscheidung für Schaaf aber längst schon gefallen sein. Nachdem Hübners Favorit Di Matteo vergangenen Mittwoch erneut eine ihm gesetzte Frist verstreichen ließ und es dem Sportdirektor schwante, dass Di Matteo die Eintracht offenbar auch dazu benutzte, sich bei anderen Interessenten zu positionieren (Tottenham und Basel sind interessiert), schwenkte Hübner um und nahm den Kontakt zu Schaaf wieder auf.

Im Frühjahr waren die Gehaltsvorstellungen Schaafs mit denen der Eintracht kaum kompatibel, nun erfolgten offenbar schrittweise die entscheidenden Annäherungen. "Wir haben in Person von Bruno Hübner mit mehreren Personen gesprochen, um uns einen Eindruck zu machen. Ich bin fest überzeugt, dass wir am Ende eine gute Wahl getroffen haben", sagte Bruchhagen am Wochenende bereits vielsagend. "Wer sich mit den Möglichkeiten der Eintracht identifiziert, der wird es. Das Bild ist noch nicht rund", sagte Hübner.

Am Dienstagabend gab es den Durchbruch, wenige Stunden später ließ die Eintracht die Bombe platzen. Keine einzige der ansonsten gut informierten Redaktionen, die rund um die SGE berichten, hatte noch mit Schaaf gerechnet. Hübner und Bruchhagen, die davor scharf in der Kritik standen, haben es tatsächlich geschafft, aus ihrem ehemaligen einen aktuellen Wunschtrainer zu machen und den Deal geräuschlos abzuwickeln.

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