Der Moderator lächelt

Von Andreas Lehner
Jupp Heynckes hört beim FC Bayern am Ende der Saison als Trainer auf
© Getty

Jupp Heynckes hat sich mit der Reservisten-Thematik arrangiert. Ein Problem sieht er darin nicht. Vielmehr juckt ihn das Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05 (15.15 Uhr im LIVE-TICKER). Den Trainer Tuchel hält er für prädestiniert, den FC Bayern zu trainieren.

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Jupp Heynckes wusste, dass diese Frage kommen würde. Natürlich wusste er es. Er ist ja schon lange genug im Geschäft, um die Themensetzung der Journalisten zu verstehen. "Sie brauchen ja auch Themen, an denen sie sich festbeißen können", sagte Heynckes mit großer Gelassenheit. Ein Lächeln zuckte über sein Gesicht.

Dann nahm er sich der Frage an, ob er in der Unzufriedenheit der Bankspieler Explosionsgefahr in den nächsten Wochen sehe. "Es ist klar, dass europäische Topspieler frustriert sind, wenn sie nicht von Anfang an spielen", sagte Heynckes.

Er sei ja auch kein so schlechter Spieler gewesen, deshalb könne er den Gemütszustand seiner Spieler "nachvollziehen". Einen möglichen Brandherd oder gar extreme Unruhe innerhalb der Mannschaft sieht Heynckes aber nicht. "Das ist eine Momentaufnahme - und mehr nicht."

Power aus der Frustration ziehen

Heynckes ist seit Sonntag darum bemüht einen möglichen Konflikt mit seinen Edelreservisten Arjen Robben und Mario Gomez wegzumoderieren. Schon nach dem Spiel in Stuttgart hatte er betont, dass es im Moment einfach keinen Grund gebe, die erfolgreiche Mannschaft zu verändern.

Die Bayern wollen nicht wie in der vergangenen Saison den Vorsprung auf die Verfolger zu Beginn der Rückrunde leichtfertig verspielen. Der Auftakt gegen Fürth verlief schon zäh, in Stuttgart passte es offensiv erst nach der Pause.

Aber es kommen auch wieder andere Zeiten, mit englischen Wochen und Spielen in der Champions League. "Die Spieler, die aktuell nicht so zum Zug kommen, werden in nächster Zeit auch wieder spielen", sagte Heynckes. "Aus der Frustration kann man Kräfte und Power gewinnen."

Heynckes räumt mit Missverständnis auf

Es ist zu spüren, dass Heynckes der Diskussion nicht zu viel Bedeutung beimessen will. Er nutzte die Gelegenheit am Freitag auch gleich, um öffentlich mit einem Missverständnis aufzuräumen. Ein Risiko sei es gewesen, Gomez, Shaqiri Robben oder Boateng in Stuttgart früher einzuwechseln, sagte Heynckes damals. Oder zumindest wurde er so verstanden.

Der Begriff Risiko sollte nicht die Spieler treffen, sondern den Spielstand und eine mögliche Veränderung der Statik in der Mannschaft. Was passieren kann habe man beim 4:4 Deutschlands gegen Schweden gesehen oder als Leverkusen im DFB-Pokal in Dresden einst eine 3:0-Führung verspielte. "Ich habe gelernt: Wenn es knapp ist, gehe ich kein Risiko ein. Dann wechsle ich nicht aus."

Heynckes ist ein Trainer der alten Schule. Beim FC Bayern ist sein Weg nach dieser Saison zu Ende. Seinem Nachfolger kann er mit einer titelreichen Saison ein erfolgreiches, aber schweres Erbe hinterlassen.

Tuchel prädestiniert für Bayern-Job

Am Samstag trifft er in Mainz auf den 28 Jahre jüngeren Thomas Tuchel. "Ein sympathischer Kollege", wie Heynckes meint und ihm gleich eine "gute Arbeit" attestiert. So gut sogar, dass er ihn sich als einen seiner Nachfolger in München vorstellen kann. "Tuchel ist ein Trainer, der prädestiniert ist, irgendwann einmal den FC Bayern zu trainieren."

Großes Lob, das Heynckes auch auf die Mainzer Mannschaft herunterbricht. "Sie ist gut strukturiert, hat ein gutes taktisches System und ist nicht einfach zu spielen." Dahinter steckt natürlich Tuchel, der "immer für eine Überraschung gut ist und auch im Spiel immer mal wieder die Taktik wechselt."

Seine Mannschaft hat er aber eingehend darauf vorbereitet. "Sie weiß, was zu tun ist. Ich habe Mainz studiert. Ich kenne ihre Laufwege, ich weiß, wie die Mannschaft verschiebt und wo ihre Pressinglinie beginnt."

Tipp für die Zukunft

Dass die Mainzer auf ihren Toptorjäger Adam Szalai verzichten müssen, hält Heynckes nicht für einen entscheidenden Vorteil. Schließlich wisse man bei Tuchel ja nie, was kommt. Wie Mainz diesen Ausfall kompensiert ist offen, Varianten mit einem oder zwei Stürmern sind möglich. Auch die Besetzung des Mittelfeldes ist bei Tuchel dem Rotationsprinzip unterworfen - ganz ohne Gemurre.

"Er kann in Mainz immer mal wieder das System ändern, umstellen und viel riskieren. Das wäre bei einem Verein wie dem FC Bayern nicht so einfach", sagte Heynckes etwas neidisch, um später zu erklären. "Beim FC Bayern können sie machen, was sie wollen. Aber am Ende müssen sie gewinnen." Es klang wie ein Tipp für die Zukunft.

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