"Danke für die Pfiffe!"

Von Max-Jacob Ost
Manuel Neuer dürfte in München so einige Erfahrungen für die Zukunft gesammelt haben...
© Getty

Das Pokalspiel zwischen Bayern und Schalke hat hohe Wellen geschlagen. Auch in den Blogs. Grund genug, in einer Spezial-Blogschau mal in die Fanseele zu horchen: Was sagen denn die Bayern und Schalker zu Neuer, van Gaal und das Spiel?

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Königsblaue Euphorie

"In der zweiten Hälfte sah die Schalker Hintermannschaft leider eher nach Hühnerhaufen aus. Ein wenig zumindest. Geschuldet war das dem Druck, den die Münchener Offensive nun zu entfachen versuchte, was ohne zählbare Ergebnisse blieb. Im Grunde kann man es als Glück bezeichnen, dass weder Robben, noch Ribery oder Thomas Müller einen entscheidenden Geistesblitz anbringen konnten. Die Schüsse, die Manuel Neuer "entschärfen" musste, waren größtenteils vom Absender gar nicht richtig scharf gemacht."

Turnhallengeruch: Das ist ja das Schöne...

"Mann, was bin ich froh, dass ich nicht bei der BILD-Zeitung arbeite. Erst verliert die Springer-Presse ihren Schützling im Ministeramt, einen Tag später verlieren auch noch die ballspielenden Boulevardlieblinge. Und dann ausgerechnet gegen die Bääh-Schalker. Aber, ganz ehrlich: Ich will mich gar nicht in Schadenfreude oder offener Häme üben. Ich bin schlicht und einfach besoffen vor Glück! Schalke hat das Unmögliche geschafft. Der 1:0-Sieg im Pokal-Halbfinale von München war einfach wunder-wunder-schön! Normalerweise lautet das Schalker DFB-Pokal-Motto "Du spielst so lange, bis du auf die Bayern triffst." Gestern wurde diese Regel gebrochen. Und es war noch nicht einmal unverdient."

Schalkefan: Besoffen vor Glück!

"Mag sein, dass das Schalker Spiel für neutrale Zuschauer nicht schön anzuschauen war. Aber wenn man tatsächlich neutral ist sollte man vielleicht besser kein Fußball schauen. Für uns Blaue, für mich, was es großartig! Farfan wollte weg? Heute ist er dem aussichtslosesten Pass hinterher gehechelt und hat ein grandioses Spiel geliefert. Sarpei ein alter Sack? Heute hat er seinen Job gegen Arjen Robben bestens erfüllt. Höwedes spielte fehlerfrei, Uchida, Metzelder, Kluge, Annan ... Raul sowieso ... tatsächlich alle Schalker sind gerannt, haben ihre Aufgaben bis zum Schluss so gewissenhaft wie möglich erfüllt, als sei es das letzte Spiel. Und eigentlich war es das ja auch, das letzte Spiel. Wenn man nüchtern genug ist um zu erkennen, dass Schalke 04 die Champions League nicht gewinnen wird, ging es in diesem Spiel um die Wahrung der Chance auf einen Titel und die Teilnahme am internationalen Wettbewerb. Ein Hail-Mary-Spiel in einer missratenen Bundesligasaison."

Königsblog: Blaue Gladiolen!

 

Eine taktische Analyse

"In diesem Punkt funktionierte die Schalker Taktik ähnlich wie die des BVBs am Wochenende. Genau wie dem Tabellenführer gelang es den Schalkern, durch doppelte und dreifache Deckung die Flügelzange des Rekordmeisters aus dem Spiel zu nehmen. Begünstigt wurde dies an beiden Tagen durch die fehlende Flexibilität der Bayernoffensive: Statt in die weniger bewachten Zonen in der Mitte zu ziehen oder die Abwehrreihe durch einen Flankenwechsel zu verwirren, verharrten Robben und Ribery strikt auf ihren Positionen.

Auch im Aufbauspiel von hinten heraus wirkte Bayern sehr ausrechenbar: Der erste Pass ging von den zentralen Mittelfeldspielern Gustavo und Schweinsteiger auf die Außenverteidiger. Schnelle, vertikale Pässe oder direkte Pässe auf die Außenstürmer? Fehlanzeige. Die Münchner Ideenlosigkeit liegt auch an der Formschwäche Schweinsteigers. Diesem gelang wie bereits in den letzten Spielen an diesem Abend recht wenig. Ribery und Robben von Magath aus dem Spiel genommen, Schweinsteiger von sich selbst - viel mehr Kreativkräfte gibt es bei den Bayern nicht."

Taktikguru: Felix Magath bohrt in van Gaals Wunden

"Nichts ist falsch an van Gaals Idee von Fußball, doch in der Umsetzung hapert es gewaltig. Barcelona spielt das gleiche Prinzip, allerdings schnörkellos und viel direkter. Unsere Bayern dagegen verlangsamen das Spiel, statt es zu beschleunigen. Ball annehmen, Spielfluss stoppen, Anspielpartner suchen, Ball abspielen - meist quer oder nach hinten. Raumgewinn gleich Null."

Fernglas FCB: Eingefrorene Himbeeren

"Sind wir trotz unserer klasse Einzelspieler taktisch dermaßen limitiert, dass wir auf Teufel komm raus nur über die Flügel das Spiel aufbauen können? Nicht die Niederlage an sich empfinde ich als schmerzlich, sondern die Hilflosigkeit mit der die Niederlage nicht abgewendet wurde. Beim Stand von 0:1 in der 80. Minute muss doch die Abwehr den Ball nicht 10 mal quer spielen bis ein Flügel frei ist. Warum versuchen wirs zur Abwechslung nicht mal durch die Mitte, mit nem Müller der Anlauf nimmt?"

Burt_Ward: Wer san mir?

 

Zur Zukunft von van Gaal

"Louis van Gaal ist ein sturer Mensch, das ist kein Geheimnis. Er hat sich zwar seit seinem Amtsantritt in München vor 20 Monaten merklich geändert, aber die Sturheit ist geblieben. Natürlich hat das auch positive Effekte. Beispielsweise hätte man ohne diese Sturheit Schweinsteiger nicht im Zentrum gesehen. Oder man würde auch sicher nicht mit Müller den aktuellen WM-Torschützenkönig in München haben. Aber es gibt eben auch die andere Seite der Medaille. Auf taktischer und personeller Ebene. Taktisch verfolgt van Gaal ein einfaches Dogma. Ballkontrolle = Gegnerkontrolle.

Das hat sich in dieser Saison leider zunehmend als falsch erwiesen. Zwar hatte man gegen Dortmund, wie meistens unter van Gaal, wieder über 60% Ballbesitz - das Spiel hat trotzdem der BVB kontrolliert. Nicht nur lässt man den Gegner mit zahlreichen Querpässen in der eigenen Hälfte ins Spiel kommen, man kreiert auch kaum Chancen. Eine Tatsache, die van Gaals Wunsch nach Spektakel und vielen Toren eigentlich widersprechen sollte. Personell ist van Gaal nicht nur kein Freund der Rotation - er ist wohl ihr schlimmster Gegner. Dass die Rotation aber in einer Saison mit bis zu 60 Pflichtspielen durchaus sinnvoll sein kann, hat Hitzfeld in München eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Spieler wie Schweinsteiger (!!) und Lahm wirken überspielt, erhalten aber keine Pause."

Adriano0589: Herr van Gaal, übernehmen Sie!

"Mit der heutigen Niederlage im Pokal begrabe ich meine Hoffnung, dass das mit Louis van Gaal und den Bayern noch etwas wird. Ich hatte gedacht, mit ihm hätte man einen erfahrenen Spitzentrainer für diese wenigen,  wirklich großen bedeutungsvollen Spiele. Ein Trainer der am Ende noch mal ein letztes Ass aus dem Ärmel schüttelt. Die letzte Maßnahme des heutigen Spiels war wieder die alte Brechstangenmethode. Daniel van Buyten in den Sturm und alle Bälle hoch in den Strafraum. Ich muss schon sagen, dass ist die Vorgehensweise eines internationalen Spitzenvereins. Nicht. Ich habe das Gefühl, dem Trainer gehen nicht nur Erfolg, sondern langsam auch der Antrieb aus. Wo ist ein Masterplan, den die Trainer der Extraklasse am Schluss ausfahren?"

Baziblogger: Ein Affekt-Artikel nach dem Pokal-Aus

"Jetzt werden sie alle wieder reden. Zwei Spiele hat der FCB jetzt wieder hinter einander verloren. Die ersten "Van Gaal" raus Plakate wurden hochgehalten. Und alle warten auf eine Reaktion des Vorstandes. alle warten auf ein Donnerwetter. Alle warten darauf, das Ottmar Hitzfeld wieder angerufen wird und die Saison zu Ende bringt. Oder noch besser: Der Kaiser. Ja, auch ich warte auf ein Machtwort des Vorstandes. Ja, auch ich warte auf ein Donnerwetter. Ja, auch ich warte auf eine harte Reaktion.

Aber alles nicht gegen den Trainer gerichtet. Der Vorstand muss sich jetzt demonstartiv hinter den Trainer stellen. Uli Hoeneß darf jetzt nicht wieder davon reden, was passiert, wenn die Champions League nicht erreicht wird. An van Gaal liegt es nur Teilweise. Sicher, ein Trainer ist nie ohne schuld, aber ich möchte jetzt nicht über falsche Taktik oder falsche Personalentscheidungen sprechen. Denn, mal ehrlich, ich habe nicht Jahrelang als Trainer gearbeitet, einen Trainerschein gemacht. Mein taktisches und personelles Verständnis bewegt sich auf Stammtisch Niveau und deshalb maße ich mir nicht an, hier irgendwelche abstrusen Tipps zu geben. Also, ich fordere den Vorstand auf sich hinter seinen Trainer zu stellen. Noch mehr Ärger innerhalb des Vereins braucht man jetzt nicht."

Akeem: Time to say Goodbye

"Die sportliche Leitung muss kritisch hinterfragen, ob Louis van Gaal die Schwachstellen in der Mannschaft und vor allem auch die Fehler in der taktischen Ausrichtung erkennen und beheben kann. Ist van Gaal selbstkritisch genug und nicht nur ein eigenwilliger Sturkopf, so muss eine gemeinsame Basis bestimmt und ein gemeinsamer Weg für die nächste Saison festgelegt werden. Van Gaal wird taktisch flexibler spielen lassen müssen, damit für die gegnerischen Mannschaften das Spiel der Bayern nicht mehr so leicht ausrechenbar ist. Dies wird auch den Respekt anderer Mannschaften vor den Bayern erhöhen und den Ruf wiederherstellen, welcher dem FCB bereits jahrelang vorausgeeilt ist."

Araiser: Was läuft falsch beim FCB?

"Der Trainer wird die Verantwortung für solche Auftritte übernehmen und über kurz oder lang seinen Stuhl nehmen müssen. Ich fordere das nicht, aber das ist die letztliche Konsequenz die uns wohl bald bevor steht wenn sich - nicht primär an den Ergebnissen sondern an unseren Auftritten in solch wichtigen Spielen - nichts ändert. Und das nächste superwichtige Spiel ist bereits am kommenden Samstag in Hannover. Gegen Hannover 96, der Mannschaft die schnelles Umschalten und präzise Konter fast so gut beherrscht wie Borussia Dortmund.

Man darf gespannt sein ob van Gaal ein Mittel gegen die Mannschaft von Slomka findet. Ich weiß, der FC Bayern hat nicht dieses Spielverständnis. Der FC Bayern macht das Spiel. Der Gegner hat sich auf den FC Bayern einzustellen. FÜR DEN ARSCH. Genau diese Einstellung hat uns unzählige Punkte in dieser Saison gekostet. Seltsamerweise hat das in Mailand hervorragend funktioniert. [...] Louis van Gaal wird am Samstag beweisen müssen, dass er in der Lage ist seine Mannschaft auf einen Sieg gegen Hannover zu trimmen. Was auf dem Papier nach einer Selbstverständlichkeit klingt wird ein richtiger harter Brocken werden. Das erste Endspiel in den Wochen der Wahrheit."

Frank Hellmschrott: Der FC Schalke 04 hat nicht gewonnen...

 

Seite 2: "Danke für die Pfiffe!" Die Blogger über die Neuer-Beschimpfungen

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