Alabama - und dann lange nichts?

Von Adrian Franke
01. September 201714:57
Alabama geht 2017 als haushoher Favorit in die College-Saisongetty
Werbung
Werbung

Noch bevor es in der NFL mit dem Start der Regular Season richtig ernst wird, heißt es im College Football: Feuer frei! Welche Teams haben die größten Titel-Chancen? Wer darf von der Heisman Trophy, die den besten College-Spieler auszeichnet, träumen? Und welche Spiele darf man sich nicht entgehen lassen? SPOX liefert den Überblick zum Saisonstart.

Der Auftakt-Kracher: Alabama gegen Florida State

Das kommende Wochenende markiert für die meisten Teams den Start in die neue College-Saison - und der wird mit einem absoluten Kracher zwischen den Titel-Kandidaten zweier Conferences eingeleitet: Das erneut bärenstark besetzte Alabama (zum Saisonstart an Nummer 1 gesetzt) und Florida State (Nummer 3) treffen in Atlanta aufeinander. Es ist das erste Saison-Auftakt-Spiel zweier Top-3-Teams. Ein absoluter Leckerbissen und ein toller Auftakt auch für neue Fans, um einen Vorgeschmack auf die College-Saison zu bekommen.

Für Alabama ist es vertrautes Territorium: Das Team von Coach Nick Saban spielt seit 2008 im ersten oder zweiten Saisonspiel gegen ein Team aus einer anderen Power-Five-Conference und hat diese Außer-Division-Partien allesamt gewonnen - und zwar alle mit zweistelligem Vorsprung. Jüngstes Opfer war USC 2016, das mit 6:52 unterging.

Beide Colleges haben in den letzten fünf Jahren den Titel gewinnen können und steht unter Coach Jimbo Fisher bei neun Siegen und nur einer Niederlage gegen die SEC Conference. Weder Fisher noch Saban haben bislang ein Saison-Auftaktspiel verloren.

Alabama tritt dabei mit einem neuen Offensive Coordinator an, nachdem Steve Sarkisian von den Atlanta Falcons abgeworben wurde. Unter dessen Nachfolger Brian Daboll rechnen die meisten Experten mit einem konservativen Passspiel, Play Action und jeder Menge Downhill-Runs.

Dabei hat Alabama trotz mehrerer NFL-Abgänge noch immer eine starke Defense - im Fokus stehen aber natürlich auch die beiden Quarterbacks Jalen Hurts (Bama) und Deondre Francois (Florida State). Vom talentierten Hurts erhoffen sie sich in Alabama den nächsten Schritt als Passer, der Vorteil geht hierbei noch an Francois. Der ist umso wichtiger, nachdem Dalvin Cook inzwischen für die Vikings in der NFL Running Back spielt.

Da es sich um kein Conference-Spiel handelt, sind die Auswirkungen auf die Playoffs am Ende des Jahres überschaubar. Auch der Verlierer des Auftakt-Krachers gilt in seiner Conference nach wie vor als Favorit. Los geht's in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 2 Uhr - das Spiel läuft live auf DAZN!

Weitere gute Duelle in Week 1:

  • N.C. State - South Carolina (Sa., 21 Uhr)
  • Michigan - Florida (Sa., 21.30 Uhr)
  • Louisville - Purdue (So., 1.30 Uhr)
  • LSU - BYU (So., 3.30 Uhr)
  • West Virginia - Virginia Tech (Mo., 1.30 Uhr)
  • UCLA - Texas A&M (Di., 1.30 Uhr)
  • Tennessee - Georgia Tech (Di., 2 Uhr)
Alabama geht 2017 als deutlicher Favorit in die College-Football-Saisongetty

Wer holt den Titel? Die Top-College-Football-Teams 2017

Alabama (AP-Ranking zum Saisonstart: No. 1): Der eindeutige Favorit auf den Titel. Alabama hat defensiv enorme Qualität und mit Jalen Hurts sogar mal wieder einen spannenden Quarterback, der diesem Team eine neue Dimension geben könnte. Die Offense insgesamt ist erfahrener, die Defense wieder mit extremer individueller Qualität ausgestattet und all das unter Nick Saban. Dazu kommt noch Running Back Bo Scarbrough nach seinem Beinbruch im Endspiel zurück. Im Vorfeld der Saison ist es schwer vorstellbar, dass Alabama nicht mindestens bis ins Endspiel marschiert.

Florida State (No. 3): Florida State gilt noch vor Clemson als Playoff-Favorit der ACC, und das liegt vor allem an der Defense: Eine gut besetzte Front Seven und der herausragende Safety Derwin James machen Hoffnung auf den ganz großen Wurf. Dazu kommt offensiv der mehr als vielversprechende Quarterback Deondre Francis und ein generell extrem tief, wahnsinnig athletisch besetzter Kader.

Clemson (No. 5): Titelverteidiger Clemson steht vor der schwierigen Aufgabe, Quarterback Deshaun Watson und Wide Receiver Mike Williams ersetzen zu müssen, was Zeit brauchen wird. Die defensive Front sollte Gegnern aber das Leben schwer machen, vor allem die Defensive Tackle Dexter Lawrence und Christian Wilkins dürften Spaß machen. Offensiv agiert Clemson primär aus 11-Personnel und dabei mit jeder Menge Geschwindigkeit. Welcher Quarterback kommt damit am besten zurecht? Clemsons Auftakt gegen Kent State gibt's am Samstag ab 18 Uhr live auf DAZN!

Washington (No. 8): Die Huskies haben insbesondere in der starken Secondary (Kevin King, Budda Baker, Sidney Jones) Qualität an die NFL verloren, auch der Abschied von Star-Receiver John Ross wiegt schwer. Was bleibt? Eine sehr, sehr gute Offensive Line und viel Qualität in der Mitte der Defense - sowie in Jake Browning ein sehr guter Quarterback.

USC (No. 4): Neun Siege zum Ende der vergangenen Saison, ein dramatischer Erfolg im Rose Bowl gegen Penn State und mit Sam Darnold ein heißer Kandidat auf die Heisman Trophy: USC zählt zu den ganz großen Favoriten. Weil Darnold die Football-Welt weiter im Sturm erobern könnte - und zudem noch durch ein tolles Backfield sowie eine erfahrene Offensive Line unterstützt wird. Die USC-Offense sollte ohne Wenn und Aber zur absoluten Elite im College Football 2017 gehören.

Ohio State (No. 2): Wiedergutmachung ist angesagt! Die Vorsaison endete in den Playoffs jäh, Clemson zerlegte Ohio State mit 31:0 - es war die erste Shutout-Pleite unter Coach Urban Meyer. Die Buckeyes aber sind bestens aufgestellt, um diese Schmach vergessen zu lassen: 15 der 22 Starter kehren zurück, dazu zählt auch Quarterback J.T. Barrett und die Defense gehört zum Besten, was der College Football zu bieten hat. Barrett soll derweil unter den neuen Offensiv-Coaches Kevin Wilson und Ryan Day den nächsten Schritt machen. Zum Auftakt gab es einen 49:21-Sieg über Indiana - nach sehr, sehr wackligem Start.

Penn State (No. 6): Das Duo bestehend aus Quarterback Trace McSorley und Running Back Saquon Barkley sorgt bei Penn State für Träume vom ganz großen Wurf. Auf den 2-2-Start im Vorjahr folgten neun Siege in Folge und der Sieg über Wisconsin im League Championship Game. 37,6 Punkte pro Spiel und 6,5 Yards pro Play in der Vorsaison sind herausragende Werte - das direkte Division-Duell mit Ohio State am 28. Oktober wird die Weichen stellen. Penn States Auftakt gegen Akron gibt's am Samstag ab 18 Uhr live auf DAZN!

Andere Kandidaten:

  • Stanford
  • Auburn
  • Georgia
  • Oklahoma
  • LSU

Wer sind die Favoriten auf die Heisman Trophy?

Baker Mayfield, QB, Oklahoma: Mayfield bringt unglaublich viel mit, um bald auch in der NFL für Aufsehen zu sorgen. Mayfield, der bereits 2015 (Platz 4) und 2016 (Platz 3) in der Heisman-Endauswahl stand, ist der Mittelpunkt einer extrem explosiven Offense, seine 71 Prozent angekommenen Pässe in der Vorsaison waren der klare Topwert. Dazu legte er 20 Touchdowns gegen den Blitz auf, glänzte generell gegen Pressure und zeigte einen tollen Deep-Ball.

Zwei große Fragezeichen: Kann Mayfield die riskanten Pässe runterfahren - und wie fängt Oklahoma die Abgänge von Joe Mixon, Dede Westbrook und Samaje Perine auf?

Saquon Barkley, RB, Penn State: Barkley geht unter allen Running Backs als das beste All-Around-Prospect in die neue Saison. 1.496 Yards und 18 Touchdowns 2016, insgesamt 249 Yards und drei Touchdowns im Rose Bowl und bei 37 Pass-Targets kein einziger Drop - die Messlatte für 2017 liegt hoch. Und Barkley, der sensationelle 72 Forced Missed Tackles verzeichnete, könnte sie deutlich überspringen.

Sein Laufstil ist mitunter absolut spektakulär, Barkley kann Verteidiger mit plötzlichen Bewegungen auf engstem Raum aussteigen lassen und wird unglaublich schmal, wenn er durch enge Lücken sticht. Dazu Explosivität und Speed im offenen Feld und eine gute Vision mit dem Ball in der Hand - Barkley kann bei jedem Run in die Endzone kommen. Sollte Penn States O-Line auch nur halbwegs solide auftreten, ist Barkley ein ganz heißer Kandidat auf die begehrte Trophäe.

Sam Darnold, QB, USC: Der Abgang von JuJu Smith-Schuster wird USC und Darnold weh tun, trotzdem geht kaum ein Spieler mit größerem Heisman-Hype in die Saison. Darnold hat im Laufe der vergangenen Saison schon eine enorme Entwicklung durchgemacht, jetzt muss er zeigen, dass er sich in den technischen Aspekten seines Spiels verbessern kann - und dass er mit dem fraglos enormen Erwartungsdruck zurechtkommt, der USC umgibt.

Zumindest mit Druck in der Pocket konnte Darnold 2016 gut umgehen, sein Passer Rating und seine Adjusted Completion Percentage gegen den Blitz (79 Prozent) waren beeindruckend. Generell agiert Darnold im Passing Game bereits äußerst genau und zeigt immer wieder eine gute Antizipation. Gelingt ihm in puncto Fußarbeit in der Pocket und Wurf-Technik der nächste Schritt, ist er ein ganz heißer Kandidat auf die Heisman Trophy.

Lamar Jackson, QB, Louisville: Der Titelverteidiger und der wohl elektrisierende Spieler im College Football. Jackson ist ein toller College-Quarterback, mit einer sensationellen Athletik, einem brandgefährlichen Play-Action-Passspiel und einem tollen Deep-Ball (12 Touchdowns, 1.088 Yards bei Pässen von mindestens 20 Yards). Jackson kann auch aus der Pocket heraus agieren, braucht hierfür aber gutes Blocking. Dann glänzt er: 26 Touchdowns gelangen ihm in der vergangenen Saison aus einer sauberen Pocket heraus.

Das Problem: In einem durchschnittlichen Louisville-Team wird er die wohl nicht allzu oft haben. Jackson musste schon in der Vorsaison zu häufig zu viel alleine machen, 2017 wird sich dieser Trend wohl fortsetzen. Um sich auch für NFL-Teams zu empfehlen, muss er zeigen, dass er Spiele mit seinem Arm dominieren kann - und die 9:29-Pleite gegen LSU zum Ende der vergangenen Saison vergessen lassen.

Mason Rudolph, QB, Oklahoma State: Ein klarer Außenseiter-Pick. Doch gelingt es Oklahoma State irgendwie, Baker Mayfield und Oklahoma zu übertrumpfen (die Sooners sind am 4. November zum direkten Duell zu Gast), wird Rudolph in den Mittelpunkt rücken.

Eine große Stärke ist sein herausragender Deep Ball, mit James Washington verfügt er über einen der Top-Receiver der kommenden College-Saison. Und auch gegen Pressure sah Rudolph meist gut aus.

Derrius Guice, RB, LSU: Die LSU Tigers verlieren Leonard Fournette an die NFL - und bringen trotzdem einen der Top-Running-Backs an den Start. Guice führte LSU bereits in der Vorsaison in Rushing-Yards (1.387 YDS, 15 TDs) an, während Fournette mit Verletzungen zu kämpfen hatte.

Guice ist explosiv, schnell und läuft mit Power und Wut. 8,5 Yards pro Run als Freshman ließ er 7,6 Yards pro Lauf 2016 folgen, die große Frage: Kann LSU ein halbwegs solides Passing Game aufstellen, um Defenses zu mehr Balance zu zwingen?

Weitere mögliche Kandidaten:

  • Josh Allen, QB, Wyoming
  • Royce Freeman, RB, Oregon
  • Jake Browning, QB, Washington
  • Derwin James, DB, Florida State
Oregons Royce Freeman darf ebenfalls auf die Heisman Trophy schielengetty

Welche Top-Spiele der College-Saison 2017 sollte man sehen?

  • Florida State - Alabama (2. September)
  • Ohio State - Oklahoma (9. September)
  • Notre Dame - Georgia (9. September)
  • USC - Stanford (9. September)
  • USC - Texas (16. September)
  • Louisville - Clemson (16. September)
  • Boise State - Wyoming (21. Oktober)
  • Ohio State - Penn State (28. Oktober)
  • Oklahoma State - Oklahoma (4. November)
  • Clemson - Florida State (11. November)
  • Auburn - Alabama (25. November)
  • Michigan - Ohio State (25. November)

College Football: Rankings, Playoffs, Komitee

Erst seit vier Jahren gibt es ein Playoff-System am Ende der College-Saison. Das funktioniert anders, als in der NFL - angesichts der Vielzahl an Teams spielt längst nicht jeder innerhalb einer Saison gegen jedes andere Team. Stattdessen bestimmt ein 13-köpfiges Experten-Panel, aufgebaut aus ehemaligen Coaches und Spielern, ehemaligen Medien-Mitarbeitern und je ein Athletik-Direktor aus den fünf Haupt-Conferences (ACC, Big 10, Big 12, Pac-12, SEC).

Das Komitee veröffentlicht in der zweiten Saisonhälfte wöchentlich sein Top-25-Ranking. Dabei spielen unter anderem der Schwierigkeitsgrad des Spielplans, die Bilanz, direkte Aufeinandertreffen, Verletzungen und diverse Statistiken eine Rolle. Die Top-4-Teams im Ranking am Ende der College-Saison kommen in die College-Playoffs. Am Ende der vergangenen Saison schlug Clemson in einem Herzschlagfinale Alabama und sicherte sich den Titel.