Musterprofi, Revolutionär, Abrissbirne

Philipp Böhl
26. November 201418:57
Lawrence Taylor war der letzte Defensivspieler, der es zum MVP brachtegetty
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J.J. Watt von den Houston Texans kurbelte zuletzt die Diskussion um einen Defensivspieler als Most Valuable Player der Saison an. Dabei gelang es in der Geschichte der NFL erst drei Spielern, die nicht in der Offensive aufgestellt wurden, die begehrte Trophäe zu gewinnen: Alan Page, Mark Moseley und Lawrence Taylor. SPOX schaut zurück: Wie kam es dazu - und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?

"Offense wins games, defense wins championships". Das ist ein Mantra, das im Profisport immer wieder gestellt und ebenso häufig bestätigt wird. Die letzte Saison, in der die Seattle Seahawks vor allem dank ihrer überragenden Verteidigung den Super Bowl gewannen, machte da keinen Unterschied.

Doch trotz des enormen Einflusses der Defensive ist es mittlerweile 28 Jahre her, dass ein Verteidiger die MVP-Trophy in der NFL erringen konnte. Die Gründe dafür sind in der Regel die Dominanz der Quarter- und Running Backs, die in weit mehr Spielzüge eingebunden werden als Defensivspieler. Zudem lässt sich ihr Einfluss viel leichter statistisch erfassen. Completions, Touchdowns oder Yards Raumgewinn lesen sich auch aufregender als Tackles und erlaubte Yards durch eine Defense.

J.J. Watt - der Riese mit dem großen Herz

Alleine das Beispiel Richard Sherman, der in manchen Spielen keinen einzigen Ball in seine Richtung geworfen bekommt, zeigt die "Problematik", die für die Defensivspieler besteht: Man kann es - zumindest teilweise - vermeiden, sie ins Spiel einzubeziehen. Gelingt es Verteidigern dennoch, Spiele zu dominieren, sorgen sie damit für umso mehr Aufsehen. Wie aktuell eben J.J. Watt, der unter anderem auf vier Fumbles, 9,5 Sacks und sogar zwei TDs als Receiver kommt.

Kann der Defensive End der Houston Texas wirklich MVP werden? Bisher gelang das nur drei Spielern, die nicht in der Offense agierten. Aber wie genau brachten sie das fertig?

Alan Page, 1971

Der erste Defensiv-Spezialist, dem das Kunststück gelang, war Alan Page im Jahr 1971. 2013 war es die "LOB", die Legion of Boom der Seahawks, die die Liga aufmischte. In den 70er Jahren war es der "Steel Curtain" und eben die "Purple People Eaters", zu denen auch Alan Page gehörte. Der Lineman war der Kopf der gefürchteten Defensive Line der Vikings, die das Team aus Minneapolis in vier Super Bowls führte.

Page war das perfekte Beispiel für einen bodenständigen Star, wie er heute kaum noch vorkommt. So half er als Teenager noch dabei, die Pro Football Hall of Fame in Canton, Ohio, wo er aufwuchs, aufzubauen. In selbige wurde er im Jahr 1988 aufgenommen. Während seiner Karriere sträubte er sich lange dagegen, Autogramme zu geben - schließlich war er doch bloß ein einfacher Footballer.

Vom Quarterback gefürchtet

Auf dem Feld ließ er stets Taten sprechen: Zu seiner aktiven Zeit hielt Page die Rekorde für die meisten Safeties und die meisten geblockten Kicks. Zudem verpasste er in seiner gesamten Karriere kein einziges NFL-Spiel, was eine Serie von 218 aufeinanderfolgenden Matches mit sich brachte. Bis heute ist das noch der sechstbeste Wert der Liga.

Doch die MVP-Trophäe ist letztlich keine Auszeichnung für ein Lebenswerk oder eine gesamte Karriere. Sondern ein individueller Lohn für eine überragende Saison. Und die lieferte Page im Jahr 1971: Der neunmalige Pro-Bowler zeigte sich in seiner fünften NFL-Saison für zwei Safeties verantwortlich, recoverte drei Fumbles und wurde von gegnerischen Quarterbacks für sein aggressives Pass-Rushing gefürchtet.

Eine außergewöhnliche Leistung zudem: Die Vikings, für die Page von 1967 bis 1978 auflief, ließen über die gesamte Saison nur 139 Punkte zu. Der geringste Wert der Liga. Kein Wunder also, dass Page als Kopf der "Purple People Eaters" in dieser Saison zum MVP gekürt wurde - als erster Defensivspieler der Geschichte.

Karriere am Wendepunkt?

So außergewöhnlich sich Pages Karriere bis dato entwickelt hatte, so nahm sie auch weiter ihren Lauf: Der eigenwillige Defender mit den langen Armen und unglaublich schnellen Beinen wurde 1978 von den Vikings entlassen. Der Grund: Nachdem er mit dem Marathonlaufen anfing, nahm er ganze zwölf Kilo ab. Aus Sicht des Teams hatte er zu wenig auf den Rippen, um die Verteidigung weiter anzuführen.

Zu dieser Zeit stand folglich seine gesamte Karriere am Scheidepunkt: Pages Zeit an der Minnesota Law School war beendet, doch nach seiner gescheiterten Anwaltsprüfung äußerte seine Frau Diane erste Bedenken: "Plötzlich wussten wir nicht mehr, was wir erwarten konnten. Wir hatten vier Kinder, kein Einkommen und Alan war gerade durch die Prüfung gefallen." So stand Page zur damaligen Offseason ohne Job in der NFL und ohne Anwaltszulassung da.

Doch die Sache regelte sich praktisch selbst: Neben dem Bestehen der Prüfung im zweiten Anlauf empfingen die Chicago Bears Page mit offenen Armen. Für eine MVP-Saison reichte es zwar nicht mehr, zu überzeugen wusste Page aber dennoch. Seine vier Jahre in der Windy City und somit auch seine NFL-Karriere beendete er in seinem letzten Spiel mit 3.5 Sacks gegen die Denver Broncos - zehn Jahre nach seinem MVP-Titel. Standesgemäß.

Bill Clinton als Vorredner

Neben all den atemberaubenden Stats und seinen Leaderqualitäten als Spieler führte Page auch eine revolutionäre Bewegung innerhalb der Liga an und setzte sich für bessere Bedingungen für die Spieler ein, womit er die Sozialleistungen und Bezahlungen in der NFL verbesserte. Sein enormer Einfluss wird alleine dadurch indiziert, dass der ehemalige US-Präsident Bill Clinton das Vorwort zu seine Biographie "All Rise: The Remarkable Journey of Alan Page" verfasste.

Als erster Afroamerikaner, der es ins State Office of Minnesota schaffte, treibt der 15. Pick des Drafts von 1967 heute seine juristische Karriere voran. Mit vergleichbaren Erfolg wie zu seinen sportlichen Zeiten.

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Mark Moseley, 1982

19. Dezember. Dichter Schneefall. Vier Sekunden sind noch zu spielen. Die Giants führen bei den Redskins mit 14:12. Die Redskins sind in Ballbesitz, der Ball ruht an der Line of Scrimmage, direkt dahinter steht Mark Moseley, selbst für damalige Verhältnisse ungewöhnlich, in einer Linie hinter dem Holder und dem Snapper. In seinem geraden Blickfeld hat der Kicker die Torstangen in 42 Yards Entfernung.

Mit einem schnurgeraden Anlauf und einem präzisen Kick entscheidet Moseley das Spiel für seine Redskins und ebnet den Weg zur ersten Playoffteilnahme seit sechs Jahren. Aber dieser Kick bedeutete weit mehr als nur den Sieg und das Verbessern der Redskins-Serie auf 6:1. Es war auch ein Kick in die Geschichtsbücher der NFL.

Evolution des Field Goals

Ein Kicker als MVP? Heute unvorstellbar - selbst wenn Rekorde aufgestellt werden, wie beispielsweise vergangene Saison durch Matt Prater mit seinem 64-Yard-Field-Goal gegen die Tennessee Titans. Moseley schaffte es trotzdem.

Der Football in den 80ern ist nur schwer zu vergleichen mit dem heutigen. So existiert in Sachen Career Field Goal Percentage nur ein Spieler, der in den 80er Jahren spielte und gleichzeitig in den Top 30 all time rangiert. Während Kicker es heute schaffen, über 90 Prozent der Field Goals ins Schwarze zu treffen, lagen die Werte damals weit darunter.

Moseley, der von 1970 bis 1986 in der NFL spielte, liegt in diesem Ranking beispielsweise auf dem 98. Platz - mit rund 65 Prozent Trefferquote. Neben dem allgemeinen Fortschritt in Sachen Athletik gibt es eine weitere Erklärung: "Erinnern Sie sich an den unglaublichen Untergrund im RFK's Field? Voller Matsch, das ganze Jahr über. Heute kicken die Spieler nicht mehr auf so schwerem Untergrund wie wir früher."

Doch auch die Technik wurde revolutioniert. So war Moseley noch einer der damals schon seltenen Straight On Kicker, also einem Placekicker, der einen schnurgeraden Anlauf auf den Ball nimmt. Bei der "Fußball-ähnlichen" Technik, die heutzutage gang und gäbe ist, läuft der Kicker von der Seite an und kann dadurch entschieden weiter sowie genauer kicken.

Moseleys Rekord-Jagd

Wie konnte ein solcher Straight On Kicker also den MVP-Award einstreichen? Man kann es eine Verkettung glücklicher Umstände nennen. Zunächst war er nämlich nicht einmal als Starting Kicker vorgesehen. Weil Rookie Dan Miller jedoch floppte, sprang Moseley ein und zeigte gleich im ersten Spiel eine starke Leistung. So war er es, der mit einem 48-Yard-Field-Goal den Ausgleich im vierten Viertel erzielte, um sein Team in der Overtime später sogar zum Sieg zu kicken.

Ab dem dritten Spieltag der durch einen Streik auf neun Wochen gekürzten Saison zog sich ein Schema wie ein roter Faden durch die Saison der Redskins: Das Team um Quarterback Joe Theismann brachte Moseley zwar immer wieder in Field-Goal-Range, verpasste es aber häufig, Touchdowns zu erzielen. Damit wurde es Moseley ermöglicht, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Dem Kicker gelang sogar ein neuer Rekord: 21 Field Goals am Stück - ausgerechnet mit jenem Game-Winning Kick im dichten Schneefall gegen die Giants. Die "Washington Post" betitelte den Kick im Anschluss an die Partie als "einen der dramatischten Momente in der Redskins-Historie".

Das Team war damals tatsächlich auf Moseley angewiesen. Alleine der 12:7-Sieg in der Regular Season gegen St. Louis war symptomatisch: Die zwölf Punkte entstanden durch vier Field Goals - alle von Moseley getreten.

MVP-Wahl: Subjektive Entscheidung

Zwar lief nicht alles perfekt in der Saison, was die Quote von 16 aus 19 Extra-Punkten beweist, in einer kurzen Spielzeit trumpfte Moseley dennoch groß auf. Ein großer Aspekt, der am Ende zu seiner MVP-Nominierung führte, ist mit einem Stichwort zusammenzufassen: Clutchness. In den entscheidenden Momenten war Moseley zur Stelle und verhalf den Redskins am Ende zur ligabesten Bilanz von 8-1.

Dass so eine Wahl zum MVP zudem eine durchaus subjektive Entscheidung von Journalisten ist, wusste auch Moseley: "Ich glaube, dass, sobald ich nominiert wurde, ich so etwas Außergewöhnliches war, dass jeder für mich gestimmt hat." Dementsprechend überrascht war er anschließend über seinen Triumph: "Als man mir sagte, dass ich gewonnen hatte, war ich geschockt und sprachlos."

Dabei gab es nicht einmal eine Trophäe für den heute 66-Jährigen, der stattdessen nur noch alte, eingerahmte Zeitungsartikel als "Auszeichnung" behalten hat: "Leute fragen mich immer, ob ich ihnen meine Trophäe zeigen könne. Aber ich habe keine. Damals gab es noch keine und alles was ich habe, ist die Titelseite der 'Washington Post'", sagte er in einem "ESPN"-Interview.

"Zur richtigen Zeit am richtigen Ort"

Dennoch kann Moseley die günstigen Umstände sehr realistisch einschätzen: "Ich realisiere jetzt, wie viel Glück ich hatte, der einzige Kicker, der je nominiert wurde, gewesen zu sein - unabhängig davon, auch zu gewinnen. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

Hinter Moseley landete in diesem Jahr Chargers-Quarterback Dan Fouts mit stolzen 320 Passing Yards pro Spiel. So viel gelang weder Ken Anderson, dem MVP von 1981, noch Joe Theisman, der die Auszeichnung 1983 erhielt. Auch das zeigt den Stellenwert von Moseleys Ehrung.

Eine weitere MVP-Nominierung gab es aber nicht mehr, trotz 161 Punkten in der darauffolgenden Saison. Vielleicht auch, weil das Thema Kicker als MVP bereits abgehakt war. "Keine Sensation - keine Wahl" schien die Devise zu sein. Und so ist Moseley bis heute der einzige Kicker, der je als MVP ausgezeichnet wurde.

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Lawrence Taylor, 1986

Es ist eine der legendärsten und gleichzeitig schockierendsten Szenen der Football-Geschichte. Monday Night Football, November 1985: Star-Quarterback Joe Theismann bewegt sich im Spiel seiner Redskins gegen die Giants in der Pocket, sucht nach Anspielstationen. Was folgt ist ein harter, aber legaler Hit der Nummer 56 im blauen Trikot. Der 1,91-Meter-Koloss landet auf dem rechten Bein des Quarterbacks, welches unter der Last wie ein maroder Stock zerbricht.

Es ist auch die Eröffnunsgszene des Filmes "The Blind Side" und gleichbedeutend mit dem Ende der Karriere des Joe Theismann. Lawrence Taylor heißt der Mann, der den damals 36-Jährigen mit einem seiner vielen Sacks heimsuchte und der Football-Welt den Atem stocken ließ.Taylor ist nach Page der zweite Defensivspieler, der die MVP-Trophäe gewinnen konnte.

Viel mehr vereint die beiden nicht. Während Page als Vorbild und später als juristischer Vertreter des Staates agierte, fiel Taylor häufig durch Gesetzeswidrigkeiten auf. Seine MVP-Auszeichnung ist dagegen unumstritten: Schließlich gibt es Spieler, die innerhalb des festen Schemas der Verteidigung durch außergewöhnliche Leistungen auffallen - und es gibt Lawrence Taylor, den Verteidiger, der das Spiel wie wohl kein anderer Defensivspezialist revolutionierte.

Taylor, der Linebacker 2.0

Der Linebacker, der 1981 an zweiter Stelle gedraftet wurde, definierte seine Position neu. Seine pfeilschnellen und kraftvollen Angriffe über jene Blind Side des Quarterbacks trieben etliche Offensive Lines zur Verzweiflung und zeigten sich letztlich sogar dafür verantwortlich, dass der damalige Redskins-Coach Joe Gibbs eine neue Position ins Leben rief. Der H-Back war geboren, ein zusätzlicher Tight End, der durch seine Variabilität in der Lage sein sollte, einen Linebacker wie Taylor zu stoppen. Ein normaler Fullback hatte im Mismatch gegen Taylor nämlich keine Chance.

Auch Theismann gab Jahre nach seinem Karriereende ein Interview, in dem er auf diese spezielle Aufgabe, Taylor zu stoppen, hinwies. Darin beschrieb er die Grundaufstellungen seines Teams und des Gegners, deren Spieler mit ganz normalen Buchstaben beschrieben wurden - mit einer Ausnahme: "Wir hatten C's für Cornerbacks, S's für Safeties und auch alle anderen Positionen mit Buchstaben markiert. Bis auf eine. Das war die 56." Lawrence Taylor.

Nach fünf Jahren alles erreicht

LT war der erste Spieler, der in seiner Rookie-Saison als Defensive Player of the Year ausgezeichnet wurde. Er nahm an zehn Pro Bowls teil und darf zwei Super-Bowl-Ringe sein Eigen nennen. Und bereits nach fünf Jahren in der Liga hatte er alles erreicht: Er habe bereits seine "beste Saison gespielt, zuletzt den Super Bowl gewonnen. Ich war an der Spitze, also was konnte noch kommen? Nichts."

Diese "beste Saison" war tatsächlich bahnbrechend. Im Jahr 1986 zeigte sich Taylor für 20.5 Sacks verantwortlich. Damit liegt er heute noch auf dem sechsten Platz in der NFL-Geschichte - zusammen mit J.J. Watt. Zudem gelangen Taylor zwei verursachte Fumbles sowie insgesamt 105 Tackles. Und: Kein Team hat eine bessere Bilanz vorzuweise als die Cowboys (14-2).

Bei gegnerischen Quarterbacks war LT gefürchtet - und angesichts seiner Leistungen in der Liga gefeiert. So lobte ihn auch sein langjähriger Trainer, Bill Parcells, nach einem Spiel gegen die New Orleans Saints im Jahr 1988: "Das war das Beste, was ich je gesehen habe." Die Rede war dabei von einem Spiel mit sieben Tackles, drei Sacks und zwei Fumbles - statistisch gesehen nicht Taylors bestes Spiel, angesichts eines gerissenen Brustmuskels aber wohl das Bemerkenswerteste.

"Ein-Mann-Abrissbirne"

Mit dem Ruhm kam er allerdings schlechter zurecht, wie er in einem Interview selbst konstatierte: "So leicht wie der Football für mich ist, so schwer ist das Leben für mich." Mit diesen Worten beginnt auch eine Doku mit dem Titel "Life and Times", die viel Aufschluss über die Abgründe des NFL-Profis gibt, der lange mit seiner Kokain-Abhängigkeit zu kämpfen.

SPOX

Nach zwölf Jahren im Giants-Jersey endete die Karriere von Taylor in der NFL. Dem Showbusiness blieb die "Ein-Mann-Abrissbirne", wie Theismann ihn nannte, aber weiter erhalten. Nach eher erfolglosen Auftritten als TV-Analyst und einer durchlebten Scheidung trat LT sogar bei der "WrestleMania XI" auf. Doch erst Jahre später kommt sein Leben in wirklich geordnetere Bahnen. So "tauscht" Taylor seine Abhängigkeiten aus und schlägt im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Weg ein. Er ersetzt die Drogen in seinem Leben durch die "Sucht" nach dem Golfsport.

Was Taylor letzten Endes hinterlässt, ist ein großes Erbe. Die NFL sattelt wegen Taylor auf größere Left Tackles um und verdankt einem der umstrittensten Spieler der Geschichte auch eine defensive Revolution. Das passende Schlusswort findet Taylor dann treffend am Ende seiner Doku selbst: "LT was a bad Motherfucker."

Fazit

Insgesamt gewannen also zwei Defender, die unterschiedlicher kaum sein könnten und ein Kicker den MVP-Award. Was die Vergangenheit aber lehrt: Um aus der Defense MVP zu werden, braucht man mehr als nur eine überragende Saison. Man muss das Spiel in einer entscheidenden Art verändern, Spiele im Alleingang entscheiden oder eine Saison dominieren - als Verteidiger in der heutigen Zeit eine sehr schwere Aufgabe.

Watt schafft es zwar, als der wohl dominanteste Verteidiger der Liga aufzutreten und auch in der Offense Akzente zu setzen. Angesichts des Erfolgs der Texans, der in eine MVP-Wahl immer mit einfließt, stehen die Chancen für den 25-Jährigen auf die MVP-Trophäe aber nicht sonderlich gut.

Dass Taylors Auszeichnung als der letzte Verteidiger als Most Valuable Player fast 30 Jahre zurückliegt, lässt wohl nur ein Fazit zu: Die Defense gewinnt zwar Championships - aber eher keine MVP-Trophäen.

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