Offensiv-Feuerwerk und Ex-Lachnummer

Von Adrian Franke
12. September 201615:02
Antonio Brown und die Pittsburgh Steelers müssen gegen die Washington Redskins ranimago
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Week 1 endet mit einem Monday-Night-Doppel: Die Pittsburgh Steelers reisen nach Washington, ehe die San Francisco 49ers die Los Angeles Rams empfangen. Wer startet gut, wer hat noch Sand im Getriebe? Für die Steelers spricht in der ersten Coin-Toss-Ausgabe der neuen Saison mySPOX-User Steehaan, aufseiten der 49ers argumentiert maxpower3000. SPOX-Redakteur Adrian Franke hält dagegen.

Washington Redskins - Pittsburgh Steelers (Di., 1.10 Uhr)

mySPOX-User Steehaan: Washington Redskins gegen die Pittsburgh Steelers on Monday Night Football - das gab es bisher zwei Mal, beide Spiele gewannen die Steelers. Es gibt durchaus gute Gründe, wieso im dritten Spiel der dritte Sieg hinzukommen wird. Ein Schlüssel für einen Steelers-Sieg wird das Running Game sein, sowohl offensiv als auch defensiv.

Die Redskins waren im vergangenen Jahr mit lediglich 3,7 Yards per Attempt eines der schwächeren Teams der Liga und haben nun mit Alfred Morris auch ihren besten Running Back an die Dallas Cowboys verloren. Zugegeben, Morris hatte 2015 sicher nicht sein bestes Jahr, doch ob Matt Jones wirklich gut genug ist, um die Saison als Starter zu bestreiten, darf angezweifelt werden. Jones gelangen 2015 trotz passabler Offensive Line bei 144 Attempts nur 3,4 Yards im Schnitt, dazu kommen fünf Fumbles.

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Dem gegenüber steht die Steelers-Defense, die 2015 eine Top-5-Rushing-Defense stellte und sich in der Front Seven nicht wesentlich verändert hat. Es wird also ein schweres Spiel für Jones, sofern er denn überhaupt spielen wird: Aktuell plagt ihn noch eine Schulterverletzung. Auch die Rushing-Defense der Redskins gehörte mit 4,8 zugelassenen Yards pro Versuch eher zum Bodensatz der Liga.

Die Steelers dagegen schafften 4,4 Yards per Attempt und 16 Touchdowns. Dazu kommt mit Maurkice Pouncey nun der Starting Center zurück, der in der letzten Saison verletzungsbedingt kein Spiel absolvierte. Durch Pouncey kann das Running Game nochmals besser werden, die Offensive Line in Person von Guard Ramon Foster kündigte für diese Saison bereits das Ziel von 5 Yards per Carry an. Gegen die Redskins sicher im Bereich das Machbaren. Dies muss natürlich noch ohne den gesperrten Le'Veon Bell passieren, doch DeAngelo Williams ist ein mehr als nur verlässlicher Backup.

Receiver-Sorgen in Pittsburgh

Im Passing Game wird es auf beiden Seiten interessante Duelle geben. Über allem steht hier natürlich Antonio Brown gegen Josh Norman. Norman wurde in Carolina oft nachgesagt, dass er lediglich von der starken Front Seven profitiert habe. In seinem ersten Regular-Season-Spiel für Washington bekommt er es direkt mit einem der besten Receiver der Liga zu tun und wird beweisen wollen, dass er ein echter Shutdown-Corner ist.

So oder so ist es wichtig für die Steelers, die Ausfälle von Martavis Bryant und dem verletzten Markus Wheaton zu kompensieren. Die unerfahrenen Sammie Coates und Eli Rogers werden hier eine wichtige Rolle spielen, damit die Redskins sich nicht allein auf Brown stürzen können. Hier kommt Ben Roethlisberger ins Spiel: Letztes Jahr gelangen Big Ben 328,2 Yards pro Spiel - Top-Wert der NFL. Die schwache Secondary der Saints beispielsweise nahm er in der Preseason mit der No-Huddle-Offense völlig auseinander, auch die Redskins (letztes Jahr nach zugelassenen Yards insgesamt und per Attempt im unteren Drittel der Liga) werden hier trotz Norman ihre Probleme bekommen.

Auf der anderen Seite bietet Washington ein herausragendes Receiving-Corps auf, während die Steelers in der Secondary nach wie vor nicht wirklich gefestigt scheinen. Zwar man hat man im Draft und nun mit dem Trade für Justin Gilbert viel investiert, doch so richtig traue ich dem Braten noch nicht.

Zusammenfassend sehe ich die Steelers knapp vorne. Im Passspiel erwarte ich von beiden Seiten viele Yards und möglicherweise auch viele Punkte. Doch die Steelers haben im Running Game klar die Nase vorne und können so das Spiel offensiv wie defensiv kontrollieren. Dies wird am Ende den Unterschied ausmachen.

Adrian Franke (SPOX): Hier stimme ich dir jedenfalls zu: Das Duell zwischen Washingtons Receiving-Corps und den Defensive Backs der Steelers hat mitentscheidenden Charakter! Ja, Kirk Cousins ist nach wie vor ein Buch voller Fragezeichen, die sich - so die Hoffnung in Washington - während dieser Contract-Season klären. Aber dass er in dieser Offense zumindest funktionieren kann, hat er 2015 gezeigt.

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Welche Erkenntnisse gibt es also aus der Vorsaison? Da wäre Washingtons Heimstärke - und die Vertrautheit mit seinen vielseitigen Waffen. Pierre Garcon, DeSean Jackson und Jordan Reed hatten jetzt über ein Jahr Zeit, um mit Cousins auf eine Wellenlänge zu kommen und fügen sich gut in Washingtons auf schnelle, sichere Pässe ausgelegte Offense mit dem gelegentlichen langen Ball ein. Gerade das Duell zwischen Pittsburghs athletischen Linebackern und Jordan Reed könnte einen großen Einfluss auf den Ausgang dieser Partie haben und zweifellos zugunsten der Redskins ausfallen.

Im Running Game sieht das schon ganz anders aus: Die stark besetzte Steelers-Front sollte gegenüber Washingtons Offensive Line im Vorteil sein, und Matt Jones muss - sollte er rechtzeitig fit werden - erst einmal beweisen, dass er wirklich den Schritt hin zum Franchise-Running-Back machen kann. Davon hat man in der Vorsaison jedenfalls nur wenig gesehen, zu ineffizient war sein Spiel bisher. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings auch hier, denn Center Kory Lichtensteiger kehrt nach seiner langen Verletzungspause zurück.

Das Josh-Norman-Experiment

Defensiv indes erwartet uns eines der spannendsten direkten Matchups in Week 1, wenn Josh Norman auf Antonio Brown trifft. Doch die Frage ist, wie isoliert Washington Norman tatsächlich gegen Brown spielen lässt.

Oder anders gesagt: In wie weit das nötig sein wird. Denn die Ausfälle von Wheaton, Ladarius Green und natürlich Bryant werden selbst an der Steelers-Passing-Offense nicht spurlos vorübergehen und insofern würde ich fast davon ausgehen, dass Norman halbwegs regelmäßig mit Safety-Hilfe rechnen darf.

Damit wächst dann der Druck auf das Running Game und hierbei gleich die nächste Frage: Wie viel hat DeAngelo Williams tatsächlich noch im Tank? Pittsburghs Offensive Line wird dem inzwischen 33-Jährigen eine große Hilfe sein, aber funktioniert das auch, wenn Big Ben im Passing Game die Waffen ausgehen? Washington hat in dieser Konstellation die Chance, Pittsburghs Offense halbwegs zu kontrollieren und eindimensionaler zu machen - und dann selbst mit seiner eigenen offensiven Feuerkraft zuzuschlagen.

San Francisco 49ers - Los Angeles Rams (Di., 4.20 Uhr)

mySPOX-User maxpower3000: Mittelmäßige QBs, blasse Receiver, ein Run-first Konzept mit hochtalentierten Running Backs - die schlechtesten Offenses der letzten Season bewegen sich 2016 wieder auf ähnlichen Pfaden. Aber die Niners haben jetzt Chip Kelly, der Offenses und Quarterbacks in kurzer Zeit in neue Sphären heben kann: Game-Planning dürfte zum Problem für Jeff Fisher und Greg Williams werden, hat doch niemand diese Niners bisher unter Kelly ernsthaft spielen sehen.

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Los Angeles hat (außer und wegen Goff) an seiner Offense so gut wie keine Upgrades vornehmen können, ihnen bleibt 2016 vor allem zu hoffen, dass sich die hohen Investitionen der letzten Jahre in die Offensive Line auszahlen und so Todd Gurley den immensen Erwartungen gerecht werden kann.

In San Francisco scheint die O-Line indes innerhalb einer Offseason von einer Lachnummer zu einem starken Fundament für die Run-lastige Offense gewandelt zu haben. Statt Pears, Devey und Martin stehen da jetzt drei Erstrunden-Picks plus Tackle-Wunderkind Trent Brown, dem kein geringerer als Von Miller attestierte, bereits jetzt einer der besseren OT der NFL zu sein. Ein Lichtblick, steht und fällt Kellys Plan doch mit einer funktionierenden Rushing-Attack.

Die Rams-Defense im Abwärtstrend

Die Rams genießen den Ruf, eine - den Niners weit überlegene - Elite-Defense zu haben, aber wie stark ist die Defense eigentlich noch? L.A. hat immer noch eine dominante Front, die aber mit den Abgängen von Chris Long und James Lauranitis an Tiefe verloren hat - gegen eine Up-Tempo-Offense alles andere als vorteilhaft. Noch schwerer wiegen die Verluste im Defensive Backfield: Janoris Jenkins und Rodney McLeod konnten nicht annähernd adäquat ersetzt werden.

Für mich zeigt der Trend hier nach unten, während die Niners Pass-Rush und Secondary merklich verstärkt haben. Gerade die tief besetzte Cornerback-Gruppe dürfte sich bereits in Week 1 auszahlen - der vielseitige Ward, eigentlich neuer Outside Corner, könnte Tavon Austin im Slot, die größeren Johnson oder Robinson Kenny Britt auf außen decken, um Mismatches zu vermeiden. Sowohl auf den Skill-Positions, als auch an der Line of Scrimmage sehe ich die Niners und die Rams recht eng beisammen, und auch das letzte Spiel dieser Teams ging in Overtime.

Nun werden enge Spiele nicht selten durch Turnover entschieden, das aggressive Scheme von Jim O'Neil und die hungrige und talentierte Secondary könnten daher den Unterschied machen. Die Niners-Backs müssen aber ihrerseits die Fumble-Probleme aus der Preseason abstellen, und Blaine Gabbert sollte sich im richtigen Moment daran erinnern, dass Torrey Smith noch im 49ers-Roster ist (ein Target in der Preseason).

Gabberts Bromance mit Vance McDonald ist erfreulich, aber ohne ernstzunehmenden Deep Ball fehlt Kellys Offense ein entscheidendes Element. Zumindest gegen diese Secondary muss und wird Gabbert downfield gehen, so häufig bekommt er angesichts der nächsten Gegner (u.a. Carolina, Seattle, Arizona) keine Gelegenheit mehr dazu. Wenn die Rams-Defense durch das hohe Volumen an Plays müde gespielt ist, sollte die verbesserte Protection ihm genug Zeit dafür geben. Das statistisch beste Spiel seiner NFL-Karriere hatte er übrigens in Week 17 der vergangenen Season - gegen die St. Louis Rams.

Adrian Franke (SPOX): Case Keenum gegen Blaine Gabbert - nicht gerade das Quarterback-Duell, das wir uns für dieses Spiel in Week 1 im Frühjahr ausgemalt hatten. Was mich allerdings auch direkt zum ersten Punkt bringt, denn auf dieser Position sehe ich keinen allzu großen Unterschied zwischen den beiden Teams. Gabbert mag mehr Potential haben, doch seine Probleme mit der Genauigkeit in der Preseason waren teilweise alarmierend.

Präzision und Timing sind in Chip Kellys Passing Game von extrem großer Bedeutung, was Gabbert einen Vorteil gegenüber Kaepernick gibt. Zumindest auf dem Papier. Denn dass er diese Offense auch wirklich auf den Platz bringt, bleibt abzuwarten, und gegen Aaron Donald und Co. wird er sofort intensiv getestet.

Gabbert ist äußerst anfällig dafür, unter Druck in der Pocket einen Schnellschuss abzufeuern und den Ball voreilig loszuwerden. Das Receiving-Corps der Niners - Trumaine Johnson dürfte Torrey Smith weitestgehend aus dem Spiel nehmen - wird ihm dabei wenig helfen und diese Kombination schreit förmlich nach Turnovern. Das gilt umso mehr, falls San Franciscos Run Game gegen die Rams-Front nicht ins Rollen kommt. Dabei kein unwesentlicher Fakt: Carlos Hyde kommt gerade von einer Gehirnerschütterung zurück.

Vorteil: Todd Gurley

Und so sehe ich genau hier den entscheidenden Unterschied. Während beide Teams im Passing Game massive Probleme haben, ist die Rams-Front besser als die Niners-Front - und Los Angeles hat den klaren Vorteil im Running-Back-Duell. Todd Gurley hat schon im Vorjahr gezeigt, dass er hinter einer unterdurchschnittlichen Run-Blocking-Line (in Pass-Protection hatte Football Outsiders die Rams ganz oben mit dabei) arbeiten kann. Und in L.A. besteht ja zumindest noch Hoffnung, dass die junge Line als Einheit zusammenwächst.

Gurley wird in diesem Spiel für die Rams den Unterschied zum Positiven ausmachen: Keenum kann es sich dank ihm leisten, vorsichtig zu spielen und seinen Running Back stattdessen die Offense tragen zu lassen.

Gabbert wird ohne vernünftige Waffen um sich herum deutlich mehr leisten müssen und das macht ihn gegen diese Defense - auch wenn gerade McLeod wirklich fehlen dürfte - viel zu anfällig für Fehltritte aller Art. Somit bereitet Gurley den Weg, die Defense erledigt den Rest.

Der NFL-Spielplan im Überblick

Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 1:

Florian RegelmannStefan PetriAdrian FrankeMarcus Blumberg

Panthers
@Broncos

PanthersPanthersBroncosPanthers
Packers @JaguarsPackersPackersPackersPackers
Chargers @ChiefsChiefsChiefsChiefsChiefs
Raiders @SaintsRaidersSaintsSaintsSaints
Bengals @JetsJetsBengalsBengalsBengals
Browns @EaglesEaglesBrownsEaglesEagles
Vikings @TitansVikingsTitansVikingsVikings
Bears @TexansTexansTexansTexansTexans
Bills @RavensBillsRavensRavensRavens
Buccaneers @FalconsBuccaneersFalconsBuccaneersBuccaneers
Dolphins @SeahawksSeahawksSeahawksSeahawksSeahawks
Giants @CowboysCowboysGiantsGiantsCowboys
Lions @ColtsColtsColtsLionsColts
Patriots @CardinalsCardinalsCardinalsCardinalsCardinals
Steelers @RedskinsSteelersSteelersSteelersSteelers
Rams @49ersRamsRamsRams49ers
Week 18-67-712-29-5
Insgesamt8-67-7

12-2

9-5