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New York darf wieder feiern

Jan-Hendrik BöhmerSPOX
03. November 201212:50
Die Knicks feierten in ihrem ersten Saisonspiel einen beeindruckenden Sieg gegen den ChampionGetty
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Die New York Knicks haben einen emotionalen Saisonauftakt im Madison Square Garden gewonnen. Mit einer beeindruckenden Leistung schlugen sie die Miami Heat mit 104:84. Bester Mann auf dem Parkett war dabei Carmelo Anthony, der nach dem Ausfall von Amare Stoudemire auf der Power-Forward-Position glänzte. Vor dem Spiel hatte es noch Diskussionen um eine mögliche Absage gegeben.

Was für ein emotionales Spiel im Madison Square Garden! Wenige Tage nachdem Hurrikan Sandy in New York für Verwüstung gesorgt hatte, gaben die Knicks den Einwohnern der Stadt einen Grund zum Feiern. Die dominierten das Spiel gegen Miami von Beginn an und ließen dem Champion zu keiner Zeit eine Chance.

SPOXspoxNeben Anthony, der zusätzlich zu seinen 30 Punkten auch noch 10 Rebounds, 2 Assists und 2 Steals beisteuerte, glänzten bei den Knicks Raymond Felton (14 Punkte, 4 Rebounds, 9 Assists) und Steve Novak, der mit seinen fünf Dreiern enormen Anteil an der starken Downtown-Quote (19/39) der Knicks hatte.

Bei den Heat war LeBron James mit 23 Punken, 7 Rebounds und 5 Assists noch der beste Spieler. Allerdings tauchte auch er zeitweise ab. Dwyane Wade erzielte 15 Punkte, Chris Bosh kam auf 12 Punkte und 11 Rebounds für Miami.

Die Reaktionen:

Mike Woodson (Knicks-Head-Coach): "Es war großartig. Unsere Fans sind fantastisch - sie waren heute wirklich unser sechster Mann. Das war wundervoll mit anzuschauen. Es ist immer schön, gegen ein Team wie Miami zu spielen und zu sehen, dass einen die Fans von Beginn an bis zum Ende so unterstützen. Das sagt viel über unsere Fans und die Stadt New York aus."

Carmelo Anthony (Knicks): "Wir haben heute unseren Home Court verteidigt. Wir hatten einen genauen Plan und haben uns daran gehalten. Wir wollten es Miami besonders in der Defensive schwer machen, Rebounds bekommen und so lange wie möglich selbst im Ballbesitz bleiben. Das hat geklappt."

Ray Allen (Heat): "Für uns ist es selbstverständlich, dass wir jeden Abend da rausgehen und unsere Leistung bringen können. Aber in einer Situation wie hier derzeit in New York, da wird einem wieder bewusst, dass es viele Menschen gibt, die gar nichts mehr haben. An diese wollen wir heute denken."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Nach der OP von Amare Stoudemire stehen bei den Knicks Anthony, Brewer, Chandler, Felton und Kidd in der Starting Five. Die Heat schicken mit Battier, James, Bosh, Chalmers und Wade die gleiche erste Fünf in die Partie, wie bereits beim überzeugenden Auftaktsieg gegen die Celtics.

5.: Couragierter Beginn der Knicks! Die Emotionen im Garden übertragen sich auf das Spiel. Felton mit starkem Zug zum Korb und blitzsauberem Abspiel auf Anthony, der bereits seinen zweiten Dreier versenkt - 15:6-Führung für die Knicks.

9.: Anthony setzt sich unter dem Korb ganz stark gegen Battier und Bosh durch, greift sich seinen eigenen Rebound und legt ihn rein. Elf-Punkte-Führung für die Knicks, die auch defensiv ganz stark stehen.

12.: Unglaublich! Anthony gelingt derzeit einfach alles. Fünfter Versuch von Downtown, vierter Volltreffer. Dazu drei ganz starke Defensive-Rebounds und ein Steal gegen Wade. So hatten sich die Fans im Garden den Auftakt vorgestellt.

20.: Zuckerpass von Brewer. Der Guard steckt den Ball aus vollem Lauf auf Chandler durch, der das Ding in den Korb hämmert. Und Chandler gleich nochmal hinterher. Die Fans sind aus dem Häuschen. 49:35 für die Knicks.

24.: Kurz vor der Pause fangen sich die Heat langsam. James und Wade verkürzen den Rückstand auf elf Punkte. Man bekommt das Gefühl, dass je länger das Spiel dauert, desto mehr erholt sich Miami vom Emotions-befeuerten Raketen-Start der Knicks. Das kann hier noch eng werden.

27.: Zwei ganz starke Szenen von Felton! Innerhalb von nur wenigen Sekunden schnappt er sich zwei Steals. Allerdings können die Knicks nicht von den Turnovern profitieren. Die bisher starke Trefferquote geht gerade rapide in den Keller. Anthony setzt bereits den achten Wurf hintereinander daneben und lässt sich von James beim nächsten Angriff auch noch den Ball abnehmen. Bitter. Denn im direkten Gegenzug legt Wade für James auf und der hämmert den Ball rein. Nur noch acht Punkte Rückstand für die Heat. Dreht Miami den Spieß noch um?

34.: Kurze Antwort? Nein! Das ist es wieder, das unglaubliche Three-Point-Shooting der Knicks. Felton spielt aus der Bedrängnis heraus auf Novak, der den Ball von Downtown rein knallt! Und er legt gleich noch einen Dreier nach. Bereits der 13. für New Work. Zwischenstand: 23 Punkte Vorsprung. Größte Knicks-Lead.

42.: Airball! Airball! Bosh setzt einen Dreier völlig unbedrängt komplett daneben. Der Garden feiert es mit Sprechchören. Auf der anderen Seite zeigt Felton einmal mehr, wie es richtig geht: der nächste Dreier für die Knicks. Und Kidd legt gleich nach. Der Routinier wird beim Dreier-Versuch gelegt - und macht alle drei Freiwürfe rein. Die Knicks-Führung ist nach kurzem Einbruch wieder bei 19 Punkten.

45.: Rasheed-Wallace-Sprechchöre im Garden. Der 38-Jährige kommt zu seinem ersten NBA-Einsatz seit den Finals 2010. Man will ja nicht unken, aber die Sache ist hier jetzt endgültig gelaufen. Wade und James schauen bereits von der Bank aus zu. Die letzten drei Minuten sind ein Schaulaufen für die Knicks.

Der Star des Spiels: Carmelo Anthony. Amare Stoudemire, anyone? Sechs Wochen müssen die Knicks auf ihren Star-Forward verzichten. Doch ist das wirklich so schlimm? Anthony machte auf Stoudemires Power-Forward-Position erneut eine richtig, richtig gute Figur. Er stimmte seine Teamkollegen nicht nur vor dem Spiel emotional ein, sondern drehte auch auf dem Feld richtig auf. Seine Leistung in der ersten Halbzeit: monströs gut. Auch wenn er später teilweise zu viel wollte und einige unnötige Würfe nahm, war er klar der beste Spieler auf dem Parkett.

Der Flop des Spiels: Ray Allen. Nach dem starken Debüt gegen die Celtics war der Guard gegen die Knicks kein Faktor. Überhaupt kein Faktor. Seine Bilanz in der ersten Halbzeit: 13 Minuten, ein Rebound, ein Assist, keine Punkte, und dann auch noch ein Turnover. Seine ersten Punkte gelangen ihm erst kurz vor Ende des dritten Viertels. So hatte sich das Heat-Coach Erik Spoelstra sicher nicht vorgestellt. Besonders in einem Spiel, in dem es nicht läuft, kann man von einem Routinier mehr erwarten.

Die Analyse: Vor dem Spiel drehte sich in New York alles um die Nachwehen von Hurrikan Sandy. Nachdem der eigentliche Saisonstart der Knicks in Brooklyn bereits verlegt worden war, gab es auch jetzt wieder Diskussionen um eine mögliche Absage.

"Es gibt in New York derzeit wichtigere Dinge als Basketball. Man hätte das Spiel absagen müssen", forderte Heat-Guard Dwyane Wade. Die Knicks auf der anderen Seite wollten mit dem Spiel ein Zeichen setzen und das Chaos in der Stadt wenigstens für einige Stunden vergessen machen. "Die Zeit im Garden wird für viele Fans wie ein kleiner Urlaub sein", sagte Knicks-Forward Steve Novak.

Richtig emotional wurde es dann direkt vor dem Tipoff. Anthony schnappte sich das Mikrofon und bedankte sich bei den vielen Fans, die trotz der schwierigen Verkehrslage in den Madison Square Garden gekommen waren. "Es ist an der Zeit, dass wir alle an einem Strang ziehen und die Stadt wieder aufbauen", sagte er.

Und mit dem emotionalen Wiederaufbau fingen die Knicks gleich mal an. Sie taten nämlich genau das, was sie sich vorgenommen hatten: sie ließen die Fans jubeln.

Besonders Anthony gelang in der Anfangsphase fast alles. 4/5 von Downtown, vier Rebounds, ein Steal - alles im ersten Viertel. Auch Felton (9 Assists) drehte auf. Zwar gelangen ihm selbst nicht immer alle Würfe, dafür hatte er eine unglaubliche Penetration und setzte Anthony und Tyson Chandler mit seinen klasse Zuspielen immer wieder wunderbar in Szene.

Und die Defensive? Die war in einem Wort: disruptive! Zehn Knicks-Steals brachten die Heat immer wieder aus dem Konzept. Insgesamt war New York deutlich aggressiver, glänzte durch überragendes Three-Point-Shooting und starkes Pick-and-Roll-Play.

Die Heat hatten damit besonders zu Beginn der Partie arge Probleme und sahen generell über weite Strecken lustlos aus. Zwar kamen sie immer wieder etwas heran, doch sobald die Knicks dann wieder einen Gang zulegten, hatte Miami dem nichts entgegenzusetzen. Kein Vergleich zum starken Auftakt gegen die Celtics.

NBA: Der komplette Spielplan

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