Finn Fichtner

Vier Partien, vier Siege. In der Regular Season hatten die Boston Celtics die New York Knicks noch souverän dominiert und rauschten trotz zwischenzeitlicher Schwächephasen als erneuter Favorit auf den Titel durch die Saison. Doch gegen eben jene Knicks liegt der amtierende Champion überraschend mit 0:2 in Rückstand. Nun werden ersten Zweifel an dem einst erfolgreichen System laut.<script src="https://cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SINGLE_9d442b0b-4ca6-447a-801e-27bba6af7b6b" async=""></script>

"Können nicht ändern, wer wir sind": NBA-Champion Boston Celtics steckt in einer Identitätskrise - es droht das Schock-Aus gegen die Knicks

"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Das Zitat, das Albert Einstein fälschlicherweise immer wieder zugeschrieben wird, ist aus Sicht eines jeden Fans und Spielers der Boston Celtics – unabhängig vom tatsächlichen Urheber – schlichtweg falsch. Denn die Celtics können immer wieder das Gleiche tun und dennoch andere Ergebnisse erwarten.Immer wieder nehmen die Kelten einen Distanzwurf nach dem anderen. Immer wieder passen sie den Ball hinter die Dreierlinie und werfen aus der Ferne, statt den Abschluss am Korb zu suchen. Immer wieder wurden sie von Fans und Experten für ihre Spielweise kritisiert, insbesondere dann, wenn der Wurf nicht fiel – doch sie blieben sich stets treu und der Erfolg gab ihnen Recht. In der Vorsaison nahm Boston die mit Abstand meisten Dreier der Liga und krönte sich am Ende verdient zum Meister.Doch auf dem Weg zur Titelverteidigung droht der Traum von einer erneuten Championship frühzeitig zu platzen. Beide Heimspiele gegen die New York Knicks gingen verloren, und plötzlich steht der große Favorit mit dem Rücken zur Wand und mächtig unter Druck. In beiden bisherigen Partien führte Boston im heimischen TD Garden bereits deutlich, doch dann brach das Team jeweils ein und verlor dramatisch in den Schlusssekunden. Für eine Erklärung der beiden Pleiten braucht es keine große Wissenschaft: Gerade einmal 25 von 100 Dreiern fanden bisher ihren Weg ins Ziel.

Boston Celtics: Der Titeltraum droht früh zu platzen

Jeder Spieler und jedes Team erwischt manchmal einen Abend, an dem der Ring wie vernagelt scheint (<a href="https://www.spox.com/nba/listen/statistiken-sind-egal-denver-nuggets-gewinnen-krimi-trotz-historisch-schlechter-partie-von-nikola-jokic-gegen-okc-in-den-nba-playoffs/blt2edd47c51bb5eaa0" target="_blank">Grüße an Nikola Jokic</a>). Doch die Horror-Quote hält nun bereits zwei Spiele an. Nicht nur insgesamt treffen die Celtics lediglich 25 Prozent von Downtown – exakt diese Quote wiesen sie in Spiel 1 und Spiel 2 auf. Zum Auftakt stellten sie mit 45 Fehlversuchen (15/60 3FG) gar einen traurigen NBA-Rekord auf. In Spiel 2 wurde das Volumen leicht reduziert, die Quote blieb gleich (10/40 3FG).Doch irgendwann muss der Dreier ja wieder fallen – theoretisch. Rund 35 Prozent beträgt die durchschnittliche Quote aller Teams in den bisherigen NBA-Playoffs. Würden die Celtics – eigentlich ein überdurchschnittlich starkes Team aus der Distanz – diese Quote erreichen, führten sie jetzt 2:0. Tun sie aber nicht. Und so stehen sie vor entscheidenden Fragen sowie einer waschechten Identitätskrise."Wir haben eine Art und Weise, wie wir spielen. Wir haben eine Identität, und die darf nicht ins Wanken geraten, nur weil wir gerade die Würfe nicht treffen. Wir können nicht ändern, wer wir sind", zeigte sich Superstar Jayson Tatum bezüglich der dreierlastigen Spielweise trotzig und optimistisch. Co-Star Jaylen Brown klang nach Spiel 1 allerdings deutlich nachdenklicher: "Wir können nicht einfach immer weiter Dreier abfeuern, wenn sie Momentum aufbauen", äußerte er vorsichtige Kritik.

Trauriger NBA-Rekord für die Boston Celtics

Dabei scheinen die Zweifel eigentlich unbegründet. Es ist nicht so, dass die Celtics ihre Dreier erzwingen würden. Tatum und Brown, die beide fast gar nichts treffen (zusammen 27/85 FG und 8/37), nagelten komplett offene Triples in der Crunchtime beispielsweise unbedrängt an den Ring. Die Knicks entschieden sich nach dominanter erster Hälfte der Celtics in Game 1, sich vermehrt um die Verteidigung in Korbnähe zu kümmern und darauf zu hoffen, dass die Celtics aus der Distanz nicht mehr erfolgreich sind. Ein Pakt mit dem Teufel, der bisher aufzugehen scheint. Das Glück der Knicks: Der Dreier ist längst nicht das einzige Problem der Kelten."Wir haben eine Menge Bunnies und Layups verpasst", musste Tatum nach Game 2 ebenfalls anerkennen und die Problemzone erweitern. Denn auch am Ring fällt längst nicht alles, was fallen sollte. Grund dafür ist Mitchell Robinson, der von Coach Tom Thibodeau teils neben Karl-Anthony Towns als zweiter Big Man aufs Feld geschickt wird und den Celtics das Leben zur Hölle macht. Da kann der Center vorne noch so häufig nach absichtlichen Fouls <a href="https://x.com/Digits3App/status/1920283021430649272" target="_blank">Freiwürfe fernab von Gut und Böse werfen</a> (3/11 FT): Hinten macht er den Celtics das Leben zur Hölle.

"Wir haben eine Menge verpasst": Die Probleme der Celtics sind vielfältig

Doch auch fernab der verfehlten Würfe müssen sich die Celtics in einer Zeitschleife gefangen vorkommen. All das, was in Game 1 schiefging, ging auch in Game 2 schief. In beiden Partien führte der amtierende Titelträger schon mit 20 Punkten und ließ noch jeweils ein Knicks-Comeback zu. Nicht nur Fehlwürfe spielten eine große Rolle, sondern auch Turnover. In Game 2 erlaubten sich das Team von Head Coach Joe Mazzulla in den letzten drei Minuten des dritten Viertels vier Ballverluste. Leichte Punkte in Transition holten die Knicks auf einfachem Weg zurück ins Spiel.Mazzulla war nachvollziehbar gefrustet: "Wir müssen in diesen Situationen einfach besser werden und verstehen, dass wir gegen ein großartiges Team spielen und sie natürlich ihre Runs machen werden. In solchen Situationen braucht es die richtige Einstellung." Der Head Coach hatte während der Regular Season auch nach Siegen immer wieder den mangelnden Fokus seines Teams beklagt, das zuweilen zu Leichtsinnigkeit neigt.&nbsp;Die Unkonzentriertheiten sind dabei nicht alleine in der Offensive zu finden. Auch defensiv kommt es immer wieder zu Missverständnissen und unnötigen Fouls, die die New Yorker Offensive ins Laufen bringen. Während Mikal Bridges und Karl-Anthony Towns immer wieder Missmatches und ihre Spots fanden, braucht Jalen Brunson weder das eine noch das andere. In den jeweiligen Schlussvierteln wusste der Clutch Player of Year noch immer einen Gang hochzuschalten und einen schweren Wurf nach dem anderen zu verwandeln.

"Braucht die richtige Einstellung": Mazzulla beklagt mangelnden Fokus

Auf der Gegenseite generierten die Celtics in den fünf Minuten der Verlängerung von Game 1 gerade einmal fünf Punkte. In der regulären Spielzeit hatte Tatum in der Schlusssekunde den Gamewinner verfehlt. In der Verlängerung ließ dann Brown die Chance zum Ausgleich liegen. Er kam jedoch gar nicht mehr zum Abdrücken des Wurfs, <a href="https://www.spox.com/nba/listen/alles-ist-moeglich-new-york-knicks-feiern-unglaubliches-comeback-in-den-nba-playoffs-boston-celtics-werfen-historisch-schlecht/blt333a608ec3513721" target="_blank">da Bridges ihm einfach den Ball aus den Händen riss</a>. "Unsere Offensive hat uns Stich gelassen", zeigte sich Brown danach geknickt und durfte in Game 2 noch einmal Zeuge des gleichen Phänomens werden.&nbsp;Zwar zeigte sich Tatum zunächst clutch und brachte sein Team mit zwei verwandelten Freiwürfen sowie einem starken Drive mit Dunk im nächsten Angriff mit 90:89 in Führung, doch Brunson zeigte von der Linie ebenfalls keine Nerven und bescherte den Knicks zwölf Sekunden vor Ende wieder eine Ein-Punkt-Führung. Endgegner Robinson gegenüber entschied sich Tatum gegen den Dreier und für den Drive. Sein verzweifelter Pass fand in der Folge die Arme von Bridges, <a href="https://www.spox.com/nba/listen/da-sind-wilde-dinge-passiert-new-york-knicks-blamieren-nba-champion-boston-celtics-erneut-nach-einem-20-punkte-rueckstand/blt8308a9e2cfca8251" target="_blank">der erneut den entscheidenden Steal sammelte</a>.&nbsp;

"Unsere Offensive hat uns im Stich gelassen": Celtics lassen späte Chancen liegen

Im Anschluss hatte Tatum einen Schuldigen für die bisherige Serie gefunden: "Ich übernehme die volle Verantwortung für die Art und Weise, wie ich in der Serie gespielt habe und kann nichts beschönigen. Ich muss besser sein und erwarte auch von mir, dass ich besser bin." Offen ist, mit welcher Art und Weise Tatum und sein Mitspieler Game 3 angehen werden. Verlassen sich die Celtics weiter auf ihre eigentliche Stärke aus der Distanz? Oder ist es Zeit, den Plan zu ändern?&nbsp;"Wir müssen unseren Stolz ablegen", forderte Mazzulla von seiner Truppe. Möglicherweise gilt das auch für die eigene Spielweise, die sie letztes Jahr noch zur Meisterschaft getragen hatte. Dass sich die Dreierquote in einer kurzen Serie rechtzeitig normalisiert, ist alles andere als sicher. Ganz anders die Chancen aufs Weiterkommen bei einer Niederlage in Game 3 am Samstagabend: Bekanntlich ist noch kein Team in der NBA nach einem 0:3-Rückstand weitergekommen. Boston müsste dann das Gleiche versuchen, woran alle vorher scheiterten – und dürfte kein wahnsinnig anderes Ergebnis erwarten.&nbsp;

Noch kein Team kam nach 0:3 zurück: Ändern die Celtics ihren Plan?

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"Können nicht ändern, wer wir sind": Die Boston Celtics in der Identitätskrise und vor dem Aus in den NBA-Playoffs gegen die New York Knicks | SPOX

Der amtierenden Meister droht sich bereits frühzeitig aus den Playoffs auszuscheiden und muss sich fragen, ob es an der eigenen Spielweise liegt.