Finn Fichtner

Am Sonntag steigt der maximale Showdown: Game 7 in den NBA-Playoffs. Die Nuggets und Thunder duellieren sich um den Einzug in die Finals Western Conference. OKC galt vor der Serie als großer Favorit, doch die Nuggets hielten die Serie stets eng und haben nun große (und berechtigte) Hoffnung auf den Upset.<script src="https://cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SINGLE_c7b7caf4-8a2e-452b-8b93-e71ebfde6b20" async=""></script>

Ein überraschender Held und ein Playoff-Monster: Warum die Nuggets an der großen Playoff-Sensation gegen OKC schnuppern

Die Oklahoma City Thunder stürmten durch die Regular Season. 68-14 lautete am Ende der nüchterne Record, der noch nicht einmal die gesamte Dominanz dieses Teams erzählt. Ganz 54 der Siege wurden mit zweistelligem Vorsprung geholt - Bestwert in der Geschichte der NBA. Dazu noch das zweithöchste Net-Rating der Historie, den Topfavoriten auf den MVP-Award, einen All-Star an seiner Seite, ein aufstrebender Star, eine unglaubliche Tiefe im Kader - wer sollte dieses Team aufhalten?Auch in den Playoffs lautet die Antwort zunächst: niemand. In der ersten Runde wurde mit den Memphis Grizzlies ganz kurzer Prozess gemacht und bereits nach vier Partien der Boden gekehrt. In der zweiten Runde warteten die Denver Nuggets. Ein Team, das die Saison im umkämpften Westen auf Rang vier beendet hatte, kurz vor Ende der Regular Season den Meistertrainer rausschmiss und sich in der vorherigen Runde eine lange und kräftezehrende Serie mit den Los Angeles Clippers lieferte.Doch die Nuggets klauten direkt Spiel 1. Der Schocker wirkte zunächst nur wie ein Ausrutscher. Mit 149:106 wurde Denver in Game 2 aus der Halle geschossen und OKC schien die Kräfteverhältnisse wieder herzustellen. Doch es sollte ein Kampf bleiben. Denver gewann das erste Heimspiel, die Thunder glichen aus und gingen in der Folge erstmals mit 3:2 in Führung. Doch mit dem Rücken zur Wand entschied das Team von David Adelman Game 6 in der Mile High City und schickte die Serie für ein Entscheidungsspiel noch einmal zurück nach Oklahoma. Dass die Nuggets am Sonntag dir Überraschung perfekt machen könnten, dürfte aus folgenden Gründen dann schon gar nicht mehr überraschen.

<a href="https://x.com/ESPNNBA/status/1923162682737201568" target="_blank">"Die Thunder sind tiefer als der Pazifik." Kendrick Perkins liefert bei ESPN</a> als Experte manchmal sehr gewagte Thesen und manchmal weniger gewagte. Mit seiner Analyse, dass OKC eine Menge an Bankspielern hat, die auch in den Playoffs liefern können, schien sich Perkins mal auf nicht allzu dünnes Eis zu begeben. Head Coach Mark Daigneault vertraut auch in der Postseason einer Rotation aus zumeist zehn Spielern, die eine ernstzunehmende Anzahl an Minuten erhalten. Diese Minuten dienen nicht nur dazu, den Stars Verschnaufpausen zu gönnen, sondern die Jungs von der Bank stehen durchaus auch zum Spielende auf dem Feld, wenn es in die Crunchtime geht.Auch in Game 6 zahlte die Reserve das Vertrauen zurück. Alex Caruso füllte wie gewohnt den Boxscore mit 10 Punkten, 4 Assists, 2 Steals und einem Block. Carson Wallace kam auf die gleiche Scoring-Ausbeute und auch Jaylin Williams sammelte 8 Zähler. Bei den Nuggets hingegen dürfen nur acht Akteure mitmischen. Einzig Game 2, die deutliche Blowout-Niederlage, bildete hier eine Ausnahme. Und doch war es die Reserve der Nuggets, die lieferte, als es darauf ankam.In Game 6 und mit dem Rücken zur Wand war im entscheidenden Moment ein Mann zur Stelle, der es teilweise nicht einmal unter die ersten acht von Adelman geschafft und teils die gesamte Spieldauer mit Abklatschen und motivierenden Zurufen von der Bank verbracht hatte: Julian Strawther. <a href="https://www.spox.com/nba/listen/wissen-was-er-kann-unerwarteter-held-kranker-jamal-murray-und-nikola-jokic-erzwingen-game-7-zwischen-den-denver-nuggets-und-okc-in-den-nba-playoffs/bltc5853f292b1b8c71" target="_blank">15 Punkte legte er in Game 6 auf</a>. Allesamt in der zweiten Halbzeit. Acht davon während des 10:0-Laufs im dritten Viertel, in dem die Partie kippte und die Nuggets zweistellig davonzogen.Strawther wird mit maximalem Selbstvertrauen in das Entscheidungsspiel gehen. Eine Eigenschaft, an der es Russell Westbrook noch nie mangelte. Seine Leistungen sind selbstverständlich schwankend und auch beim 119:107-Erfolg gab es Sequenzen, in denen er Backsteine und/oder Ballverluste aneinanderreihte und für Kopfschütteln sorgte. Dennoch ist sein Wert nicht zu unterschätzen: "Russ ist einfach großartig für uns, nicht nur als Basketballer, sondern auch als Teamkollege", <a href="https://www.spox.com/nba/listen/das-ist-so-weit-weg-von-der-wahrheit-interner-zoff-bei-den-denver-nuggets-wegen-russell-westbrook-mitten-in-den-nba-playoffs/blt915a7868c0f38842#cs4000233336c82a02" target="_blank">stellte Aaron Gordon nach einem Bericht über Streitereien im Team klar</a>.

1. Die Nuggets sind tatsächlich tiefer - wenn es ernst wird

Und wenn wir schon bei Westbrook und Gordon sind: die beiden lieferten einen der epischsten Momente der Serie ab. Im ersten Duell erhielt Russ den Ball mit wenigen Sekunden auf der Uhr und zog in die Hälfte der Thunder. Statt wie von vielen erwartet (und befürchtet) jedoch selbst den Dreier zu nehmen oder weiter in Richtung des wartenden Chet Holmgren zu dribbeln, spielte er einen überlegten Pass auf Gordon, der <a href="https://www.spox.com/nba/listen/er-ist-die-seele-unseres-teams-aaron-gordon-wird-erneut-zum-helden-gala-von-nikola-jokic-denver-nuggets-schocken-okc-in-den-nba-playoffs/blt4a637c05f07aa961" target="_blank">bereits seinen zweiten Gamewinner in den diesjährigen Playoffs versenkte</a>.Gordon sollte trotz seiner Heldentaten und erstaunlich gut fallender Dreier keine der ersten offensiven Optionen sein - und muss es auch nicht. Eigentlich fällt die Rolle als Nummer 3 Michael Porter Jr. zu, der jedoch mit Schulterproblemen und seinem Wurf zu kämpfen hat und sich von Spiel zu Spiel und Wurf zu Wurf durchringen muss. Christian Braun kann diese Rolle manchmal einnehmen (23 Punkte in Game 6, 17 Punkte in Game 5), jedoch nicht dauerhaft.Probleme, die nicht weiter ins Gewicht fallen, wenn man Jamal Murray im Team hat, der regelmäßig in den Playoffs noch einmal aufdrehen kann. Der kongeniale Partner von Nikola Jokic war während der Regular Season nicht immer in Topform. Vor Game 6 war er gesundheitlich nicht in bester Verfassung, sein Einsatz galt als fraglich und dennoch schraubte er den Thunder 25 Zähler rein. Ein ganz normaler Tag im Büro für Murray, der bereits zum sechsten Mal in seiner Laufbahn in einem Elimination Game mindestens 25 Punkte auflegte. Zuvor hatte er in der aktuellen Serie einmal 27 und einmal 28 Zähler erzielt.Ganz anders aufseiten der Thunder, denen die zweite offensive Option komplett abhanden kommt. Holmgren glänzt phasenweise, Konstanz aber sucht er vergeblich. Anders Jalen Williams der konstant unter seinen Möglichkeiten bleibt. Der All-Star erlebt regelmäßig Abende zum Vergessen. Einzig in Game 2 und 3 legte er akzeptable Quoten auf. Sein zusammengerechneter Arbeitsnachweis in den verbleibenden vier Partien: 15/63 FG, 4/23 3FG.

2. Der Co-Star ist in den Playoffs ein Star

In den sozialen Medien machte rund um das vergangene Spiel folgende Statistik die Runde: Shai Gilgeous-Alexander hatte in der laufenden Serie bisher erst einmal einen Mitspieler, der mehr als 21 Punkte erzielte, Nikola Jokic hatte diesen Support gleich achtmal (siehe Punkt 1 und 2). Was sich auf den ersten Blick vielleicht wie eine "Kritik" an Jokic lesen könnte, ist vielmehr ein Lob für seine sogenannte "Gravity". Trotz seiner zwischenzeitlichen Wurfprobleme, <a href="https://www.spox.com/nba/listen/ein-bisschen-was-von-allem-nikola-jokic-spricht-nach-empfindlicher-nuggets-niederlage-gegen-okc-ueber-seine-nie-da-gewesene-wurf-flaute/blt48871af175a56125" target="_blank">die bei seinem Können gar ein historisches Ausmaß annahmen</a>, ist es noch immer der Fokus einer jeden Defensive, ihn zu stoppen. Kaum ein Spieler weiß dies besser zu bestrafen und freie Mitspieler einzusetzen.Mittlerweile scheint die vermeintlich große Krise bei Jokic schon längst vergessen. Sein Coach hatte ihm sowieso geraten, die Statistiken zu ignorieren und einfach weiterhin jeden guten - oder auch absurden - Wurf zu nehmen. In Game 5 brillierte er 44 Punkten bei 17/25 FG und 5/7 3FG. Im sechsten Spiel hielt er sich mit 29 Punkten bei effizienten 9/14 FG fast schon bescheiden zurück. Der "Joker" führt die NBA in den Playoffs mittlerweile nach Punkten, Rebounds, Assists und Steals an. Historische Bestmarken fallen regelmäßig und selbst wenn der MVP-Award an SGA gehen sollte, wird Jokic es verkraften. Er bleibt dennoch der aktuell beste Basketballspieler auf diesem Planeten. Es hilft tatsächlich, so jemanden in den eigenen Reihen zu haben.

3. Der beste Spieler der Welt

Bei all den Jubelarien, die auf die offensiven Leistungen von Jokic, Murray, Strawther und die Nuggets angestimmt werden, sollte die Verbesserung am defensiven Ende des Courts nicht vergessen werden. Adelman, der vor seiner Übernahme als Interimscoach als Offensive Coordinator unter seinem Vorgänger Michael Malone gearbeitet hatte, sprach zwischenzeitlich in der Serie von der "besten Defensive, die ich je von uns gesehen habe".Daran dürften er und sein Coaching Staff keinen geringen Anteil haben. Während der Regular Season war die Defensive Denvers wahrlich nicht berauschend. Je nach Statistik befand sich das Teams stets in der unteren Hälfte, wenn nicht gar im unteren Drittel der Tabelle. Einerseits hoben die offensiven Feingeister in der Postseason noch einmal ihren Ehrgeiz und ihr Energielevel an, andererseits schaffen es die Nuggets, den Thunder mit ihrer cleveren Zonen-Verteidigung immer wieder schwierige Aufgaben zu stellen."Sie versuchen eine Menge. Es ist nicht nur eine spezifische Sache. Sie haben uns schon mit mehreren unterschiedlichen Zonen verteidigt, aber zum Glück haben wir schon eine Menge davon gesehen", zeigte sich Mark Daigneault zwischenzeitlich optimistisch. Dieser Optimismus scheint sich nicht immer in Lösungen und Punkte zu übertragen. Bis zu Game 4 steigerten die Nuggets immer weiter den Einsatz der Zonen-Verteidigung und hielten die Thunder dabei mit Ausnahme von Game 1 stets bei weniger als einem Point per Possession.

4. Immer wieder Probleme mit der Zone

Fernab individueller Qualität und taktischer Kompetenz gilt es im Sport, niemals das Momentum und die Mentalität zu unterschätzen. Erst schienen es die Nuggets früh in der Serie auf ihre Seite gezogen zu haben, bevor es wieder in Richtung von OKC kippte. Für Wettanbieter und Experten stand spätestens nach Game 5 fest: Spiel 6 wird das letzte sein und die Thunder ziehen in die Western Conference Finals ein.So kam es nicht. Einer, der es immer wusste, war Jamal Murray: "Nach der Niederlage hatten wir direkt das Mindset, wieder zurück nach OKC zu wollen. Das ist verrückt." Seit zwei Wochen haben die Nuggets keine zwei Tage am Stück mehr pausieren können. Über Niederlagen konnten Murray und seine Mitspieler gar nicht lange nachdenken. Nun haben sie bis Sonntag Zeit, sich zu erholen, sich vorzubereiten und auf ein Game 7 einzustellen.Damit kennen sie sich in Denver bereits bestens aus. Dem Team mangelt es nicht an Erfahrung und Widerständen, die sie bereits überwunden haben. Bekanntlich sollte auch in der NBA niemand das Herz eines Champions unterschätzen. Das dürfte sich vor Game 7 auch bis nach Oklahoma und zu allen Experten bis in die Tiefe des Pazifiks rumgesprochen haben.

5. Das Herz eines Champions

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