23.12.2010 um 09:18 Uhr
Geschrieben von Zyrock
Pokalanalyse: Effzeh - Duisburg
"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"
- russisches Sprichwort
"Ja wir haben den Po kahl, Halleluja!"
- modischer Trend zu weniger Körperbehaarung unter Fußballfans
Alle Jahre wieder kommt nicht nur Faryd Mondragon, sondern vor allem der Traum von Europa durch die Hintertür DFB-Pokal. Viele Vereine träumen von einer Finalniederlage gegen Bayern München, um international Spielen zu dürfen. Scheinbar hat sich noch nicht rumgesprochen, dass man den EuropaLeague-Startplatz auch bekommt, wenn man gewinnt...
Ausgangslage
Gewinnen wollten im Achtelfinale des diesjährigen DFB-Pokals alle Teams, denn der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze und ein ziemlich bekanntes davon ist, dass der Verlierer ausscheidet. Zumindest in der Regel, denn in der Vergangenheit gab es häufig Vorfälle mit der Ausländerregelung oder Profispielern in Amateurmannschaften, die dazu geführt haben, dass der sportliche Verlierer (oft der 1. FC Köln) am grünen Tisch zum Gewinner erklärt wurde.
Weil man sich nicht nur auf die Dummheit des Gegners verlassen wollte, bereitete man sich beim Effzeh aus der Domstadt intensiv auf das Spiel vor. Den Meidericher SV Duisburg wollte niemand unterschätzen und nachdem Augsburg am Vortag ausgeschieden war, hätte man im Viertelfinale sogar eine echte Chance weiterzukommen. Doch so weit war man noch nicht. Unabhängig von der Vorbereitung auf das Spiel lief das Projekt Rückrunde auf Hochtouren. So konnte der FC die Verpflichtung von Volker Finke als Sportdirektor (ab dem 01.02.2011) vermelden, außerdem ist man recht aktiv auf dem Transfermarkt.
Bisheriger Pokalverlauf
1. FC Köln:
2:0 gegen ZFC Meuselwitz
3:0 gegen TSV 1860 München
MSV Duisburg:
2:0 gegen VfB Lübeck
3:0 gegen Hallescher FC
Personelle Lage
Der selbsternannte Heiland im Tor der Kölner, Faryd "Slow Motion" Mondragon gab, passend zur Weihnachtszeit, seinen Abschied aus Köln. Er löst bei den Passionsspielen in Oberammergau den Frankfurter Ioannis Amanatidis als Jesusdarsteller ab. Wie diese Woche bekannt wurde, wird er vom "größten Torwarttalent des Landes" (Zitat Uli Hoeneß, ist aber ne Weile her), Michael Rensing, ersetzt.
Recht überraschend für viele spielten der zuletzt nicht berücksichtigte Taner Yalcin und Sturmtalent Simon Terodde von Anfang an, der gesperrte Petit wurde durch das Duo Lanig/Matuschyk auf der 6 ersetzt. Clemens musste zunächst auf der Bank Platz nehmen.
Spielverlauf
Einige Zuschauer hatten trotz späteren Anpfiffs ihre Plätze noch nicht eingenommen, da war es schon fast gelaufen. Duisburg vom Anstoß weg lebendiger als der FC, bei dem einige Spieler den Eindruck machten, sie dachten der spätere Spielbeginn würde bedeuten in den ersten zehn Minuten spielt man noch nicht mit. Es ergab sich eine Ecke für den MSV, der 2,02m-Mann Maierhofer wurde gesucht und gefunden, der Ball lag im Netz. 3 Minuten gespielt und es stand 1:0 für die Gäste.
Die Kölner hingegen kamen auch weiter nicht ins Spiel und fielen in ihrer Gesamtheit durch schlechte Abspiele, schlechte Annahmen und wenig Kämpferherz auf. Letzteres wurde bei den Spielern, die es zeigten, sofort durch den Schiedsrichter beschnitten, der in dieser Phase dem vermeintlichen Underdog zu viel und als Ausgleich den Hausherren zu wenig Freiraum in den Zweikämpfen gab. Augsburg, anyone? So schlimm wurde es dann jedoch Gott sei Dank nicht. Der MSV brauchte die Hilfe des Schiedsrichters aber auch gar nicht. Viel zu lustlos und ungeschickt agierte der FC.
Nach dem Seitenwechsel mussten verletzungsbedingt Mohamad und Ehret draußen bleiben, sie wurden von McKenna und Salger ersetzt. Beide fügten sich nahtlos in die Leistung ihrer Kollegen ein. Auffälligste Szene von Salger war dann auch prompt der gescheiterte Abwehrversuch vor dem 2:0 in der 76. Minute, als sich der geneigte Zuschauer fragen musste, warum der Jungspund den Ball nicht einfach ins Aus klärt. Es wird sein Geheimnis bleiben.
Nach diesem vorentscheidenden Gegentreffer bemerkten dann auch die Kölner endlich, warum um ihren Trainingsplatz so viele Zuschauer standen: es war kein Training, sondern Pokalspiel!
Diese Erkenntnis setzte sich nicht bei allen durch, aber zumindest Terodde konnte noch einen persönlichen Erfolg verbuchen, als er im zweiten Versuch den Anschlusstreffer erzielte (84.). Kurz zuvor war ein Tor noch – zu Recht – wegen Abseits nicht gegeben worden. Fast unverschämt nun das Verhalten der Kölner: statt konzentriert weiter nach Vorne zu spielen und endlich richtige Chancen zu kreieren regte man sich hauptsächlich über das (eklige, aber verständliche) Zeitspiel der Gäste auf. Als hätte man nicht vorher 80 Minuten Zeit gehabt besser Fußball zu spielen! Demzufolge blieb auch dieses Aufbäumen ohne Erfolg, der MSV Duisburg gewann am Ende verdient mit 2:1.
Spieler im Fokus
Faryd Mondragon
Bei seinem letzten Spiel für Köln wirkte er sicher und solide. Nicht mehr und nicht weniger. Bewahrte den FC vor einer Klatsche, war an den Gegentoren nicht schuld.
Pedro Geromel
Neben Mondragon bester Kölner auf dem Platz. Aber wen wundert das noch? Seine Übersicht, sein Stellungsspiel und sein Zweikampfverhalten suchen Ihresgleichen.
Taner Yalcin
Nach langer Zeit wieder in der Startelf und jeder fragt sich: warum? Fand kaum Bindung zum Spiel, konnte seinen Vorderleuten kaum vernünftige Bälle zuspielen. In dieser Form kein Kandidat für die Mannschaft
Christian Clemens
In der Startelf nicht berücksichtigt konnte er auch nach seiner Einwechslung keine wirklichen Akzente setzen. Damit stand er zwar seinen Kollegen in nichts nach, doch hatte man sich gerade von seiner Einwechslung mehr erhofft.
Simon Terodde
Erhielt überraschend den Vorzug gegen Freis und Ionita. Fand lange Zeit keine richtige Bindung zum Spiel, was wohl zum Einen an der Zweitliga-Härte der Duisburger Verteidigung und zum Anderen am schlechten Yalcin lag. Ließ gegen Ende des Spiels mehrfach seine große Klasse aufblitzen, belohnte sich dann mit einem (glücklichen) Tor.
Fazit
Jetzt kann der Effzeh sich auf die Liga konzentrieren. Der BVB ist auch schon raus.
Das sind wohl die einzigen positiven Seiten dieser unnötigen Niederlage. Die Negativen wirken wesentlich schlimmer: die Mannschaft war blutleer, lustlos, hat kampflos aufgegeben. Einige scheinen noch nicht verstanden zu haben, worum es geht. Außerdem war die Aufstellung, gesperrte und verletzte Spieler hin oder her, sehr fragwürdig. Das kann Schaefer besser. Und ich bin sicher, das wird er zeigen. Jetzt in der Winterpause haben die Trainer zum ersten Mal die Gelegenheit länger ohne Spiel an der Mannschaft und mit der Mannschaft zu arbeiten. Man scheint die Problemstellen, die sich auch gestern wieder gezeigt haben, erkannt zu haben und will sie abstellen. Dafür drücke ich die Daumen!
Aufrufe: 3322 | Kommentare: 23 | Bewertungen: 8 | Erstellt:23.12.2010
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KOMMENTARE
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23.12.2010 | 15:12 Uhr
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donluka :
Yalcin fand ich auch katastrophal.
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23.12.2010 | 13:44 Uhr
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Zyrock :
@donJa, bin gut nach Hause gekommen. War nur nass und kalt, weil ich zu Fuß gegangen bin.
Ich fand den Abend auf jeden Fall sehr nett, nur das Spiel hat gestört.
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23.12.2010 | 13:02 Uhr
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xxlhonk :
@MidgetKoblenz oder Lautern hätten auch das Aus bedeutet.
Das gestern war, ich habe mir das echt freiwillig angetan, eher Arbeitsverweigerung und damit HSV-mässig.
Wobei der MSV das nach der Führung ganz gut gemacht hat.
Hätten die es richtig gut gemacht, hätten die euch die Bude mit 5-7 Stück voll gemacht....
Ich war ein wenig überrascht, wie blutleer ihr das runtergespielt habt.
Stimmungsmässig war das Stadion auch eher in MSV Hand.
Zumindest am TV...
Und Zyrock hat Recht.
Das Ausscheiden hat den (zweifelhaften) Vorteil, dass ihr Euch jetzt auf die Meisterschaft konzentrieren könnt.
@Donluka
Danke für die Grüße von Eva.
Ich habe die SMS leider zu spät gesehen.
Und, ist sie immer noch ganz aufgeregt, wenn sie an mich denkt?
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23.12.2010 | 12:44 Uhr
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donluka :
Seid Ihr denn gut nach Hause gekommen? Ich schon. Hatte allerdings ja auch nicht den längsten Weg...
War auf alle Fälle sehr jut!
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23.12.2010 | 12:28 Uhr
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midget :
Ach.zyrock!Ich wünschte die Qualität deiner verbal Akrobatik hätte der ein oder andere Spieler vom fc!
Im Viertelfinale wäre zu Hause Koblenz oder lautern gekomen! Ich darf echt nicht dran denken!
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23.12.2010 | 12:28 Uhr
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Die Ecke zum 0:1 hat (natürlich) wieder ein AV verursacht. Was Ehret sich bei dieser stümperhaften Aktion dachte?
Wie schon oft gesagt, der 2. Anzug passt nicht! Vor allem, weil der erste einfach zu kurz geraten ist. Da hoffe ich, dass im Winter noch etwas angenäht wird.
Schade, Yalcin zu schlecht, Salger (vor allem körperlich) zu schwach und McKenna zu langsam.
Ich fand allerdings Clemens in seinen wenigen Aktionen über rechts noch ganz passabel.
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23.12.2010 | 10:38 Uhr
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donluka :
Super-Analyse, zyrock, die den Spielverlauf genau wiedergibt. Und die Einleitung hat mir besonders gut gefallen. Also, eigentlich hat mir alles gefallen, was nichts mit dem Spiel zu tun hat. Denn das war: Grauenvoll.
Dafür war es anschließend mit Dir und midget sehr lustig.
Viel Spaß im Seminar um 2!
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23.12.2010 | 10:27 Uhr
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Dr_D :
Sehr schöne Anylyse. Ich hab das Spiel auch nur in Teilen gesehen, aber das was ich gesehen hab deckt sicj in etwa mit deiner Einschätzung."Die Kölner hingegen kamen auch weiter nicht ins Spiel und fielen in ihrer Gesamtheit durch schlechte Abspiele, schlechte Annahmen und wenig Kämpferherz auf. "
Das war zu wenig, teilweise, gar nix. Leider.
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23.12.2010 | 10:15 Uhr
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NicoMadi :
Danke Zyrock für die tolle Zusammenfassung, ich habe so etwas leider schon geahnt, so wie im Vorjahr gegen Augsburg, nachdem was ich hier gelesen haben hat es an allem gefehlt leider, das schaffen wir ja immer gut, ich kann es echt nicht mehr lesen, sehen oder hören.Die sollen sich alle an Ihrer Nase fassen und sich endlich den Arsch aufreissen.
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