Es wird kälter, die Tage werden wieder kürzer, die Blätter verfärben sich, morgens ist es nebelig, der VfB Stuttgart entlässt seinen Trainer. Sprich: Es ist wieder Herbst.

Dieses Jahr war es also schon nach 7 Spieltagen so weit: Der VfB verkündete, dass Christian Gross von seinem Amt als Cheftrainer freigestellt wurde. Nur dieses Mal kam es überraschender als sonst, trotz den bisher nur 3 Punkten.
Nun ist also Jens Keller Trainer Cheftrainer und darf sich gegen Schalke und aller Voraussicht in den folgenden Spieler beweisen. Er spielte selbst in der VfB-Jugend und trainierte bevor er Gross‘ Co-Trainer wurde die A-Jugend des VfBs. Sein Co-Trainer ist Jürgen Kramny. Sein erster Profiverein war ebenfalls der VfB, für den er 14 Bundesligaspiele machte. Er kam im Sommer zurück aus Mainz und betreute diese Saison die Stuttgarter A-Jugend.


Das Training
Eben dieses Duo, zusammen mit Ebbo Trautner, leitete heute das erste Mal das Training des VfB Stuttgarts. Angesetzt war das Training auf 16.30 Uhr. Die ersten Spieler kamen gegen 17.00 Uhr auf den Trainingsplatz. Sie spielten sich locker mit dem Ball ein bis Jens Keller als letzter auf den Trainingsplan kam. Er hielt eine kurze Ansprache und das Training begann.
Zuerst wurde sich leicht aufgewärmt. Die Spieler trippelten mit dem Ball in kleinen abgesteckten Felder wobei das Tempo zunehmend gesteigert wurde:



Nun ging es weiter mit Passtraining. Dabei waren mehrere Hütchen aufgestellt, um die die Spieler laufen mussten und sich die Bälle zupassen:



Als nächstes stand ein Trainingsspiel an. Das Feld hatte zwar die ganze Breite, aber nur ca. 1/3 der normalen Länge. Ziel war in den engen Räumen möglichst schnell zu kombinieren. Jens Keller unterbrach öfters das Spiel, zeigte und erklärt Sachen, die ihm aufgefallen sind und erläutere seien gewünschten Änderungen. Dann ging es wieder weiter mit dem Spiel. Die einzigen beiden Tore erzielten Pavel Pogrebnyak und Zdravko Kuzmanovic.


Der neue Stuttgarter Trainer Jens Keller bei der Ansprache

Zwischendurch gerieten Ciprian Marica und Sven Ulreich leicht aneinander Als Jens Keller das mitbekam, stoppt er das Spiel, sprach mit beiden gemeinsam und räumte das Problem so aus der Welt.
Nach einer kurzen Trinkpause, wurden di e Tore so umgebaut, sodass man nun auf einem 3/4 Feld spielte. Wieso die Tore nicht von Spielern getragen werden, sondern auf Rollen zum Transport gestellt wird, wurde von einem Zuschauer so erklärt, dass sie Bastürk beim Tore tragen sich mal etwas gebrochen hatte und man sich dann diese nicht so verletzungsverursachende Alternative ausdachte


Trainingsspiel

Auf dem etwas größeren Feld, spielte man wie auf dem kleineren weiter, nur eben mit etwas mehr freien Räumen. Jens Keller rief ab und zu Dinge von außen rein und korrigiert kleine Sachen, wirkt generell aber ruhig und zielstrebig mit einer klaren Vorstellung.
Allgemein ist mir aufgefallen, dass viele Pässe nicht ankommen und zudem oft schlecht angenommen werden. Flanken sind oft unpräzise und es werden sehr viele Chancen vergeben. Wie eben schon die ganze Saison über.
Nach dem Trainingsspiel liefen die Spieler noch etwas aus und gingen dann in die Kabine zurück.


Meine Eindrücke
Im Vorhinein des Trainings wurde via Facebook und Twitter zu Protesten beim Training aufgerufen. Davon habe ich allerdings nicht wirklich was gemerkt. Es waren zwar ca. 500 Zuschauer da, was für den VfB und den Wochentag viele sind, doch alle Anwesenden waren friedlich und konnten die Entlassung von Gross nicht verstehen, bezeichneten es teilweise als Aktionismus. Es wurde im Generellen aber auch nicht über die heutigen Geschehnisse diskutiert, sondern viel mehr über die generellen Probleme beim VfB, über die jede Hinrunde gesprochen wird. Kurz zusammengefasst heißt es: Der Vorstand ist schuld. Das zentrale Thema dabei ist die Transferpolitik. Kritikpunkte sind, dass kein gleichwertiger Ersatz verpflichtet wird und nicht auf Christian Gross gehört wurde, als er meinte, dass der Kader so nicht ausreichen wird. So könne man nicht den Tabellenplatz halten. Zudem wurden den VfB-Fans im Sommer bei der Mitgliederversammlung Spieler wie Georg Niedermeier und Christian Molinaro als Zugänge untergejubelt. Dabei haben sie schon 1,5 bzw. ein halbes Jahr beim VfB gespielt.

Der VfB habe im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen die (finanziellen) Möglichkeiten sich in der Spitze festzusetzen, doch werden diese nicht genutzt. Man mache jedes Jahr die gleichen Fehler.
Außerdem gehen viele davon aus, dass man am Wochenende verlieren wird. Man habe aber trotzdem auch eine einmalige Chance, weil Schalke genauso unter Druck steht.

Alles in allem war es eine ruhige, aber pessimistisch Stimmung, was teilweise sicherlich auch am Nörgler-Gen der Schwaben liegt. Es wurde meist aber wirklich sehr viel sachlich diskutiert. Den meisten war einfach der Frust der letzten Jahre anzumerken.


Stimmen
Ein paar Statements von Fans vor Ort:

"Gross wurde mit nur ein paar Hensel auf dem Wasen bejubelt. Staudt konnte wegen Pfiffen nicht mal reden. "

"Wie kann der Vorstand nur darauf kommen, dass der Trainer Schuld ist?"

"Und nächstes Jahr gibt es dann wieder den gleichen Scheiß. Man sollte ihnen nur noch ein Vertrag bis Herbst geben. "

"Was bringt das jetzt? Man hätte ihn schon vor 2 Wochen entlassen können. "

"Was mit Schalke 04 passiert ist mir scheiß egal. Ich zahle hier mein Geld und will hier auch ein gutes Spiel sehen. "

"Alle Spieler müsste man klauen, mit heim nehmen und verkaufen."

"Was für Profis haben wir den da geholt? Da hätten wir auch gleich Leute der Blauen (Anm.: Stuttgarter Kickers) holen können. "

"So wie Schalke will ich nicht sein. Man kann aber trotzdem auch was ausgeben. Mit 3,5 Millionen für Petric machen wir uns aber nur zur Lachnummer der Bundesliga. "

"Es hieß, dass wir auf die Jugend setzen. Die Spieler, die wir aufgebaut haben spielen jetzt aber in Hoffenheim. "

"Wir wurden bei der Mitgliederversammlung verarscht. Da wurden Niederstrecker und Molisano als Neuzugänge vorgestellt. "

"Wenn wir so gegen Schalke spielen, verlieren wir mindestens 4:0. Huntelaar wird uns ein paar einschenken."

"Bald müssen wir uns auch noch den Montag und Dienstag freinehmen, weil wir Montagabend irgendwo am Arsch der Welt spielen."



Diese Kopien hat irgendjemand ans Geländer des Trainingsplatzes gehangen