Für ihn ist jedes Spiel ein Auswärtsspiel. Sagt er. Oft. Er - das ist Ole. Ole ist Fan vom
1. FC Köln. Oder wie er sagt, vom effzeh. Warum für Ole jede Partie auswärts ist? Er kommt aus Peine - das ist zwischen Hannover und Braunschweig. Peinlich ist ihm das nicht, dass er aus Peine kommt. Sagt er. Schließlich komme auch Oliver Kalkofe aus Peine - und dem sei auch nichts peinlich. Sagt er. Oft.
Warum ich das weiß? Ich bin mit Ole zusammen. Seit drei Jahren. Eine Fernbeziehung. Wie er und sein effzeh - nur anders. Ich komme aber auch nicht aus Köln (wie der effzeh) sondern aus Mainz (wie der FSV).
Ich könnte daher sagen: "Ich bin Bundesliga." (Das würde Ole gern nächste Saison sagen. Sagt er. Oft.) - aber ich mache das auf meine Weise: Ich bin 29 Jahre alt und heiße Anne. Hallo!
"Der effzeh spielt in Mainz, im DFB-Pokal. LG, Ole", simst Ole mir im Moment der Auslosung der Zweiten DFB-Pokalrunde. "Korrigiere: Der effzeh gewinnt in Mainz! Ich ordere Tickets für uns! LG, Ole", erreicht mich die nächste Nachricht Sekunden später. Da er immer alles gut organisiert, antworte ich "Prima" und freu mich drauf. Gerade im Stadion schaue ich gerne Fussball. Ich mag es, wie sehr Ole dann mitfiebert. Es ging dann nach dem Kennenlernen ziemlich schnell, dass ich FC-Fan wurde. Da spielte selbst Köln noch in der Bundesliga.
Der Tag meines Heimspiels ist gekommen. Ole wird mich von der Arbeit abholen. Fein. Ein Grund, mal um 16 Uhr zu gehen - dann umziehen und los. Von unterwegs eine SMS: "12 km Stau vor Kassel. 16 Uhr wird eher knapp. LG, Ole". Oje! Später die nächste Nachricht: "Autobahn ist frei. Navi sagt 1605. Freu mich auf Euch. LG, Ole".
"Euch" - das sind der effzeh und ich. In der Reihenfolge. Ich weiß. Um 16 Uhr eine weitere SMS: "Unfall auf der A66. Stau. Wird später. LG, Ole". Es wird kurz vor 18 Uhr, bis er da ist. Aber das macht ja nichts - ich kann auch im Röckchen Fussball schauen. Schnell hole ich mir noch eine wärmere Jacke. Da ich Durst habe, frage ich, ob ich was zu trinken mitnehmen soll. "Nö", erwidert Ole, "wir sind ja gleich da und dort gibt es was."
Das Navi leitet uns in Richtung Coface-Arena, die hübsch im Abendlicht leuchtet. Ich: "Oh, schau, das ist das Stadion. Sieht nett aus. So in Rot!" Er: "Ah, da geht's zum Parkplatz! Lange Schlange."
In der Tat - Schritttempo und Stillstand bis zum Zubringer. Die Geschwindigkeit ist so reduziert, dass aus dem Wagen vor uns der eine oder andere Mann mit Bierflasche in der Hand aussteigt, sich am Straßenrand erleichtert (nein, keine Hecken) und gemächlich wieder einsteigt. Das ist fast wie im Fernsehen ...
"Laß uns zum Uni-Parkplatz fahren, da ist immer jede Menge frei.", sage ich als Einheimische. Der Fahrer parkt doch lieber schon vorher am Straßenrand, da der Parkplatz sicher kostenpflichtig ist (ist er nicht) und die paar Meter weiter machen nicht wirklich was aus (es ist ein zusätzlicher Kilometer). Wir begeben uns zusammen mit einer bunten Mischung anderer gutgelaunter FC- und 05-Fans (die meisten haben an der Uni geparkt) über einen Fußgängerweg in Richtung Arena. Nette Stimmung. Ich habe immer noch Durst - aber es gibt ja gleich was.
Vorm Stadion. Ole telefoniert gut gelaunt mit einem befreundeten Kölner und erklärt ihm, dass wir uns doch am besten direkt gleich in der Nähe des Stadionheft-Verkäufers treffen. Ich pantomime eine Verdurstende und er korrigiert netterweise: "Äh, besser direkt draußen am ersten Getränkestand." Im Vorbericht habe ich gelesen, dass man überall bar bezahlen kann, prima. Wir stellen uns an. Es gibt Weinschorle - wunderbar!
"Hier können Sie nicht mit Bargeld bezahlen, nur mit Karte", erklärt uns die freundliche Bedienung kurz. Wir geben es leicht stirnrunzelnd (und durstig) an die Fans hinter uns weiter. Nicht, dass es irgendwo einen Hinweis dazu gäbe. "Innen können Sie bar bezahlen", ergänzt die Verkäuferin. Nun gut, die Weinschorle muss noch einen Moment warten.
Da hinten ist irgendwo unser Block. Hier steht "Gäste". Wir sind also richtig. Mit einem
"Bis gleich!" schreite ich innerlich grinsend an der Schlange vorbei zum gesonderten Fraueneingang. "Ne, hier sind Sie nicht richtig. Sie müssen da außen rum. Da geht's zu K." Hatte ich schon gesagt, dass ich durstig bin?
Ich suche meinen Begleiter in der normalen Schlange und gebe die Infos weiter. Bevor wir zum richtigen Eingang laufen können (und zu den Getränken), treffen wir auf seine Bekannten und unterhalten uns freundlich. Das geht ein Weilchen hin und her. Da mein effzeh-Fan ein aufmerksamer Mensch ist (...), fällt ihm mein Stirnrunzeln und von Austrocknung geprägtes Husten dann doch irgendwann auf. Er schlägt vor, dass wir uns mal im Stadion was zu trinken holen könnten. Welch ein Held.
"Nein, das gibt es doch nicht! Ich habe das gleiche Ticket zweimal ausgedruckt." Ole sieht nicht mehr gut gelaunt aus. Erst lachen wir ob des schlechten Scherzes alle gutmütig. Bis sich herausstellt, dass er das ernst meint. Er zeigt uns sichtlich verblüfft beide Papierstücke. Ich gebe zu, in dem Moment sehe ich uns frustriert (und sehr durstig) nach Hause fahren. Aber wir haben hier ein außergewöhnlich entspanntes FC-Fan-Exemplar, der souverän das Problem meistert, mir die einzige "Karte" überlässt und sogar nachfragt, ob ich noch genug Geld für ein Getränk hätte. Nur noch 10 Euro - aber das sollte vorerst reichen. Und dann macht er sich - wahrlich heldenhaft - auf den Weg zurück zum Auto, wo er das zweite Ticket vergessen hat. Zwei Kilometer. Je Richtung. Mein Mitgefühl gehört ganz ihm ... aber ich habe jetzt echt Durst!
Endlich der richtige Eingang. Kein Problem mit dem Ticket. Drin bin ich. Mit einem vorfreudigen Lächeln stelle ich mich an die lange Schlange zu den Getränken. "Eine Weinschorle und eine Brezel, bitte" bestelle ich erleichtert nach 10 Minuten Rumstehen und wedele mit meinen letzten 10 Euro. "Tut mir leid, aber hier kann man nicht bar bezahlen, Sie müssen gegenüber die Karte aufladen." Sie geht einen Schritt zurück - mein Gesichtsausdruck muss ihr Angst machen. Ich bedanke mich arg und kratzig (mein Hals ist so trocken) und stelle mich gegenüber an. "Bin gleich am Auto. Alles wird gut. LG, Ole", erhalte ich derweil eine SMS.
Ein paar Minuten später: Da steht groß "Aufladen" drüber. Muss ich also zuerst eine Karte haben, die ich aufladen kann? Nein, der Typ im FC-Trikot vor mir erklärt, dass ich hier direkt eine Stadion-Karte erwerben und gleich aufladen kann. Ich bin dran. "10 Euro Pfand???", schreie ich innerlich. Dachte ich. Da die Security auf mich aufmerksam geworden ist, war das wohl doch eher der Schrei von Edvard Munch. Mit einem Blick auf mein Handy trolle ich mich. "Wo sind denn die Wagenschlüssel? LG, Ole", steht da geschrieben.
Nicht genug Geld. Kein Begleiter. Viel schlimmer: Kein Getränk. Dafür Autoschlüssel in der Handtasche. "Ja. Die hattest Du mir doch gegeben.", antworte ich kurz. Das Telefon klingelt. Ich bin durstig. Das Telefon klingelt. Ich will nicht telefonieren. Eine SMS: "Ich komme zurück. Kaufe mir noch eine Karte. Komme dann zu Dir. LG, Ole." - "Gut. Bring was zu trinken mit.", sind die positivsten Worte, die zu schreiben ich in der Lage bin.
Wie ein Rosine mache ich mich frustriert auf zu meinem Platz. Kaum sitze ich, werde ich von meinem Nebenmann angesprochen: "Du bist doch die, die draußen alles zusammen geschrien hat. Was war denn los?". Es ist der Kölner Typ aus der Schlange. "Öh, ich hatte Durst und nicht genug Geld." - "Soll ich Dir was holen? Was willst Du denn? Eine Weinschorle?"
Mein Blick reicht ihm offenbar als Antwort. In Verbindung mit meinem begeisterten und hoffnungsvollen Nicken. Während seiner Abwesenheit schaue ich aufs Handy.
Drei SMS!
"Bin durchgeschwitzt. Aber wieder am Stadion. LG, Ole"
"Habe eine Karte gekauft. Zwar für anderen Block. Ich komme dann rüber zu K. LG, Ole"
"Bin jetzt im Stadion. Die Ordner lassen mich nicht nach K. Ich probiere einen anderen Weg. LG, Ole"
Mein Sitznachbar kommt wieder. "Bitte schön", sagt dieser, während er mir eine Weinschorle reicht, "die erste ist für den Durst und die zweite für den Genuss." und gibt mir direkt einen weiteren Becher.
Während ich hastig trinke, erwidere ich: "Freut mich sehr. Danke. Vielen Dank. Ich heiße übrigens Anne."
"Oh, sorry, wie unhöflich. Ich bin der Bruno."
"Wie der verletzte Innenverteidiger!", entgegne ich dem Mann im FC-Trikot spontan.
"Wow - Du kennst Dich aber aus."
Ein diskreter Blick auf das Handy zeigt mir eine weitere Kurznachricht: "Die Security hält mich fest. Ich kläre das schnell auf. LG, Ole"
Bruno fragt: "Bist Du alleine hier?" - "Offenbar, oder siehst Du hier sonst jemanden?", antworte ich verschmitzt, während mir der Wein direkt in den Kopf steigt.
Wir plaudern entspannt über die Chancen des 1. FC Köln, bis der Anpfiff ertönt und wünschen uns gegenseitig ein gutes Spiel.
Noch ein Blick auf mein Telefon: "Die Polizei hat mich verhaftet. Ich habe Stadionverbot. Holst Du mich ab? LG, Ole"
"Später vielleicht", denke ich und schalte das Handy ab.
Nachdem ausLE regelmäßig auf Ewald Kowalski und Rotislaw zurückgreift (die Älteren unter Euch werden sich erinnern), wird er kaum etwas dagegen einwenden können, wenn jemand Anderes die Charaktere aus dem obigen Blog aufgreift.
Wenn es gut gemacht ist, fände ich es lustig, sofern das nicht in dieser Runde passiert ...
Ja, genau. Und dann geht die Geschichte einfach weiter.
Oleg sitzt mittlerweile im Knast und keiner holt ihn ab.
Anna hatte ja noch die Autoschlüssel in ihrer Handtasche und ist einfach mit Bernd (vorher Bruno) durchgebrannt.
Da kommt mir eine Idee @ausLE
Wäre es auch verboten, wenn ein anderer User den Fortsetzungsblog zu geros Geschichte schreibt? XD
Ole ist doch gut weggeschlossen!
@ausLE:
Der Text läßt viele weitere Geschichten möglich werden. Aber möchte ich wirklich eine davon schreiben?
@DerTyp:
"Herr Lehmann" habe ich nicht gelesen - da muss ich leider passen. Als würde ich Namen ändern? Du meinst so etwas Kreatives wie "Ole in Oleg" und "Anne in Anna", oder?
@Emma:
Die Frau ist durstig? Echt? Das ist mir garnicht aufgefallen ...
@rudeloy:
Vielen Dank für Dein starkes Feedback!
@MacMurph:
Es freut mich Dich zu enttäuschen und Dir den Schritt zur nächsten Antipathie-Schwelle vorenthalten zu müssen - aber: ich wohne in der Nähe von Hannover ...
Hoffe, die anderen ziehen bald nach. Oder die beiden geben einen Gemeinschaftsblog ab. ;)
Fortsetzungsblog könnte sein, auch wenn es verboten ist. Aber vielleicht ändert gero dann einfach die Namen und dann passt das schon...HAHA!!
Fortsetzungsblögge sind laut Regelwerk ab Saison 2013/14 verboten und führen zur Disqualifikation!!!
Anmerkung der Jury:
Der Effzeh hat 1:0 gewonnen. Ich glaube damals auch auf Sky den Ole gesehen zu haben.
Bewertung erfolgt wie immer.
Quatsch, die Frau macht alles richtig..... allein, ohne Geld und DURSTIG!
Lustige Geschichte, hat mich sehr amüsiert.
Sehr flüssig geschrieben.
Wenn die Konkurrenz dann auch wach ist und abgeliefert hat, werde ich bewerten.
der blog hier ist sehr ansprechend. kein perfektes teil allerdings, dafür ist mir der anfang zu krampfhaft - da nerven die 1-2 wortsätze finde ich irgendwann.
außerdem find ich anne scheiße und undankbar. was aber für deinen blog spricht denk ich.
außerdem hab ich den dringenden verdacht, dass das erst der erste teil der geschichte von anne und ole sein wird, und das turnt mich ehrlich gesagt tierisch ab, da ich diese mehrteilergeschichten im BP echt anstrengend finde.
grundsätzlich bin ich ob der recht detaillierten beschreibung der coface-arena ziemlich überrascht. is gero mainzer? wenn ja, würde das unsere ganze antipathie-geschichte noch auf eine neue ebene hieven, da diese stadt nicht groß genug ist für uns beide...
Punkte editier ich dann später rein wenn der Rest da ist.
nein. Grundsätzlich werden niemanden disqualifizieren der eine Fortsetzungsreihe wie Donluka im Vorjahr schreibt. Aber es sei gesagt. Das wäre unfair. Es ist nur sehr sehr ungern gesehen. Gerade als Juror sage ich das
Und ab dem Viertelfinale gibt es eh Themenvorgaben. Dann muss man sehr kreativ werden
Jungs! Habt ihr Angst vor Gero? Gut ihr habt noch 5 Stunden