Liebe Football-Gemeinde!
Nachdem Master of Disaster in den letzten beiden Wochen über die Leidenschaft und die Geschichtedes American Football geschrieben hat, will ich euch diese Woche einen Mannschaftsteil näher bringen: Die Offense.

Die Offense wird immer dann aufs Feld geschickt, wenn die eigene Mannschaft im Ballbesitz ist. Wie Fußball auch besteht sie aus elf Spielern, was aber die einzige Gemeinsamkeit ist. Gewöhnlich besteht eine Offense aus 5 Offensive Linemen (Blockern), 2 Wide Receivern (Passempfängern), 1 Quarterback (Werfer), 1 Tight End (sowohl Blocker, als auch ein Passempfänger), sowie zwei Running Backs.


Die "klassische" Football Formation - da der QB und die beiden RB wie ein i aussehen auch I - Formation genannt

Da beim Football beliebig oft zwischen den Spielzügen gewechselt werden kann variiert die Aufstellung der Offense fast bei jedem Spielzug. Um der Defense Chancengleichheit zu ermöglichen gibt es für die Offensive gewisse Restriktionen. Der Angriff muss vor jedem Spielzug mindestens 7 Spieler an der "Line of Scrimmage" platziert haben, wovon nur die jeweiligen Außenspieler einen Pass fangen dürfen (Im Schaubild oben als der TE am rechten Ende und links der WR). Es sind also nur effektiv 6 Spieler überhaupt berechtigt einen Ball zu fangen.
Vor dem Spielzug bespricht sich der Angriff (im sog. "Huddle") was für ein Spielzug gespielt wird und auf welches Kommando ("Snap Count") der Spielzug losgeht.
In das Spiel gebracht wird der Ball durch den Center in der Mitte der Offensive Line, welcher den Ball durch die Beine (beim sog. "Snap") auf Kommando, meistens an den QB, übergibt.
Die Offense hat insgesamt 40 Sekunden Zeit (auf der sog. "Playclock") den Ball ins Spiel zubringen, welche der QB nutzen kann um an der Linie zu schauen was für eine Verteidigung der Gegner aufstellt und eventuell den eigenen Spielzug durch ein laut gerufenes Kommando (ein sog. "Audible" zu ändern oder anzupassen.

Der Lauf

Hat sich die angreifende Mannschaft entschieden zu Laufen, wird im Huddle der Spieler angesagt der den Ball bekommt und durch welche Lücke (engl. "Gap") es gehen soll. Dazu gibt es noch für die Offense Line gewisse Block-Schemata, die ich hier aber einmal außen vor lassen möchte.


Die Gaps werden üblicherweise mit einstelligen Zahlen benannt und der Ballträger mit einer zweistelligen Zahl.

Der Ball wird wie oben beschrieben durch den Center an den QB übergeben, welcher den Ball an den angedachten Ballträger übergibt (sog. Handoff) oder sogar aus der Drehung über kurze Distanz mit beiden Händen nach hinten geworfen (sog. Toss)wird.
Die Offense Line (die Weg freiblocken soll) hat den Vorteil, dass sie die Richtung des Spielzugs kennt und auch auf welches Kommando es losgeht. Dafür dürfen sie die Verteidiger nicht festhalten, halten oder greifen. Das führt dazu, dass selbst bei sehr guten Blocks die Lücke nur wenige Sekunden offen steht, die der Ballträger nutzen muss um Raumgewinn zu erzielen.


Beispiel für 44 Iso

Anzumerken ist noch das es keine Beschränkung gibt wie oft der Ball nach hinten übergeben werden darf. Dies wird vor allem bei Trickspielzügen genutzt. Normalerweise belässt man es aber bei einer Ballübergabe, da auch mit jeder Übergabe das Risiko steigt den Ball fallen zulassen (sog. Fumble). Verliert der Ballträger den Ball bevor er am zu Boden gebracht wird, wird das ebenfalls als Fumble bezeichnet, was zu einem Wechsel des Angriffsrechtes führt, wenn die Abwehr sich den Ball sichern kann.

Der Pass

Die zweite Möglichkeit Raumgewinn zu erzielen ist es den Ball zu werfen. Wie oben beschrieben sind nur bestimmte Spieler überhaupt berechtigt den Ball zu berühren. Die fünf inneren Line Spieler sind nur dafür da ihrem Quarterback Zeit zu verschaffen. Dazu wird eine "Pocket" gebildet. Je nachdem wie stark die Verteidigung Druck auf den Quarterback werden die beiden Running Backs und der Tight End (die ja auch Pässe fangen dürfen) als Unterstützung herangezogen um die Offense Line zu unterstützen, was aber natürlich auch ein bis drei weniger Passempfänger weniger bedeutet.


Die Offense Line versucht beim Pass seinen Quarterback vor den Abwehrspielern (X) abzuschirmen

Das Risiko beim Pass ist größer als beim Laufspiel, denn sobald der Pass ungenau geworfen wird und zu Boden fällt, erzielt man keinen Raumgewinn und sollte der Ball sogar abgefangen werden (sog. Interception) ist das wie beim Fumble ein Turnover und das Angriffsrecht geht auf das bisher verteidigende Team über.
Um mit dem Pass Raumgewinn zu erzielen muss, ein berechtigter Spieler den Ball fangen, kontrollieren und dabei auch noch beide Füße im Spielfeld behalten, gerade an den Seitenlinien ein schweres Unterfangen. Die Receiver im Zusammenspiel mit ihrem Quarterback haben natürlich auch hier wieder den Vorteil, dass sie wissen welche Passrouten sie laufen. Teilweise gibt es auch sogenannte Optionsrouten, wo der Receiver je nach Verteidigung unterschiedliche Routen zu laufen hat, um die Schwachstellen der Verteidigung auszunutzen.
Die Offense Line hat zusätzlich zu Einschränkungen beim Lauf noch ein weiteres Handicap. Sie dürfen erst nach dem der Pass geworfen wurde, über die Line of Scrimmage. Das heißt sie müssen im Rückwärtsgang blocken, was mit eine der schwierigsten Disziplinen für einen Linespieler ist.
Dazu gilt es außerdem zu beachten, dass nur einmal pro Spielzug der Ball nach vorne geworfen werden darf und der Werfer (üblicherweise der Quarterback) dabei mindestens ein Körperteil hinter (oder auf) der Line of Scrimmage haben muss. Sonst ist der Pass illegal und es gibt eine Strafe. Ein weiteres Risiko ist, dass der QB mit dem Ball hinter der Line of Scrimmage zu Boden gebracht werden kann (sog. Sack), was einen Raumverlust bedeuten würde.

Ich hoffe ich habe euch die Funktionsweise einer Offense näher gebracht. Nächste Woche werde ich nochmal den guten Master of Disaster vertreten und euch die Defense versuchen näher zu bringen.

Best regards
Jason LaCanfora