15.06.2010 um 18:36 Uhr
Geschrieben von Voegi
Grillparty mit Gemüse
Man sagt mir nach, ich sei ein ausgeglichener Mensch. Ein aufbrausendes Temperament sei mir nicht gerade eigen. Und ja, so viel Selbsterkenntnis muss sein, mich bringt in der Tat nichts so schnell aus der Ruhe. Irgendwann aber ist der Punkt erreicht, da kann und will auch ich nicht mehr den gelassenen Beobachter mimen. Irgendwann muss sie raus, meine Wut. In dem Sinne beende ich jetzt alle wohlwollenden Kommentare zum größten Fußballturnier dieser Welt und sage, was ich wirklich denke:
Diese WM ist eine einzige Katastrophe. Eine riesengroße Enttäuschung. Was hatte ich mir alles von diesem so genannten Fußballfest erwartet. Naja, eigentlich war es gar nicht so viel. Zumindest aber doch Tore. Aber das ist ja dann offensichtlich schon zu viel verlangt. 20 Tore nach 13 Spielen – so lautet die bisherige Bilanz des Schreckens, die noch deutlich grausamer daher käme, hätten unsere Jungs nicht so einen tollen Start hingelegt. 20 Buden bei 13 Kicks, das entspricht einer jämmerlichen Torquote von gerade einmal 1,5 Treffern pro Spiel. Berücksichtigt man dazu noch, dass gefühlt die Hälfte aller Tore aus kreisligawürdigen Torwart-Fehlern resultierten, die Slowaken einen Abseitstreffer erzielten und Ghana für seinen 1:0-Sieg gegen die Serben auf ein slapstickhaftes Handspiel des Gegners angewiesen war, offenbart sich der wahre Horror dieser Weltmeisterschaft: Tore sind nur noch das Resultat unglücklich verketteter Umstände, ein unerwünschtes, aber eben doch nicht ganz vermeidbares Abfallprodukt einer 90minütigen Ballverschiebung.
Doch grausamerweise ist die klägliche Torquote noch nicht einmal das Hauptdefizit dieses Turniers. Sie ist vielmehr Symptom eines viel schwerer wiegenden Ärgernisses: Die Qualität der Spiele (auch hier das Match der Deutschen freilich ausgenommen) treibt echten Fußballfreunde die Tränen in die Augen. Kaum Offensivaktionen, stattdessen betuliches Hin- und Hergepasse ohne Inspiration und Mut. Wenn einem doch wenigstens das Gefühl vermittelt würde, die Mannschaften würden an ihrem mangelnden Potential scheitern, könnte man damit ja noch irgendwie leben. Aber in einigen Fällen wird man den Eindruck nicht los, als sei es weniger fehlende Qualität, denn ein tiefsitzender Mangel an Lust, Courage und Selbstbewusstsein, der die Teams zu hemmen und von einem erfrischenden Spiel nach vorne abzuhalten scheint. Und genau das ist das Deprimierende an dieser Weltmeisterschaft: Ich sitze, hungrig nach gutem und mitreißendem Fußball, vor dem eigenen Fernseher, bin bereit, sämtliche gesellschaftlichen Pflichten für vier Wochen vollständig zu vernachlässigen, um ja nur immer ganz nah am Geschehen zu sein, und muss dann feststellen, dass meine eigene Begeisterung offenkundig von nahezu keinem der kickenden Akteure geteilt wird. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Ich will, die auf dem Platz aber nicht. Oder so ähnlich.
Nun mögen mir die versierten Fußballexperten dieser Welt diverse Argumentationsmuster entgegenhalten, um zu erklären, weshalb so eine WM eben auch mal etwas schleppend startet. Da wird dann von einer gewissen Vorsicht zu Turnierbeginn gesprochen oder taktische Strategie ins Feld geführt. Ja, schließlich scheut man sich dann auch nicht, tiefenpsychologische Ansätze zu bemühen, um zu verdeutlichen, weshalb die zum Teil jungen Spieler eben noch etwas zurückhaltend agieren.
Ganz ehrlich: Ich will weder von Taktik noch von Tiefenpsychologie etwas hören. Ich will WM schauen, das – nach offizieller Deutung – beste, größte und überhaupt tollste Fußball-Event dieser Welt, das so wunderbar ist, dass man es uns nur alle vier Jahre gönnen bzw. zumuten will. Und WM heißt für mich Leidenschaft, Kraft, Einsatz, Kampf, Spielkunst und ja auch Tore. Von all dem habe ich bislang aber herzlich wenig gesehen. Und deshalb bin ich enttäuscht. Denn ich verstehe es einfach nicht: Alle fiebern sie auf dieses Turnier hin und wenn es denn dann endlich da ist, scheint keiner so recht Begeisterung dafür entwickeln zu können. Das wäre für mich so, als wenn ich mit meinem Kumpels mit großem Aufwand eine Grillparty plane, um mir dann selbst nur Zucchini und Möhrchen auf den Rost zu legen. Ich will aber kein Gemüse. Ich will zartes, saftiges, würziges Fleisch – am besten tellerweise. Ich will keine Schmalkost - ich will die volle Ladung, ich will Feuer. Und genau dieses Feuer vermisse ich voll und ganz.
Deshalb scheue ich mich auch nicht, an dieser Stelle den persönlichen Superlativ rauszuholen. Es muss einfach raus: Diese WM ist bislang die schlechteste, die ich in meinem Leben am Fernsehschirm gesehen habe. Ohne jedes Wenn und Aber. Natürlich sind wir noch früh im Turnier. Aber nach 13 Partien muss ein erstes Zwischenfazit erlaubt sein. Und dies fällt entsprechend ernüchternd aus. Meine Hoffnung, dass sich alles doch noch zum Guten wenden wird, ist derzeit nicht sonderlich ausgeprägt. Ich bin frustriert, desillusioniert und vor allen Dingen wütend.
So, und wo ich das alles nur mal in die mediale Fußballwelt rausgeschrien habe, da geht es mir doch gleich ein bisschen besser. Der Frust ist zwar noch da, dem seelischen Gleichgewicht bin ich aber wieder ein bisschen näher. Und übrigens, neben der mir ansonsten eigenen Ausgeglichenheit prägt mich auch eine gewisse Unfairness. Denn wenn ich meinem Ärger einmal Luft verschaffe, stelle ich häufig schnell fest, dass ich doch ein wenig ungerecht gewesen bin und die Dinge zu einseitig betrachtet habe. Vielleicht also wird sich meine hier geäußerte Wut irgendwann als absolut übertrieben erweisen. Nämlich dann, wenn sich das Niveau dieser Weltmeisterschaft schlagartig in nicht für möglich gehaltene Höhen steigert. Ich hätte nichts dagegen…
Diese WM ist eine einzige Katastrophe. Eine riesengroße Enttäuschung. Was hatte ich mir alles von diesem so genannten Fußballfest erwartet. Naja, eigentlich war es gar nicht so viel. Zumindest aber doch Tore. Aber das ist ja dann offensichtlich schon zu viel verlangt. 20 Tore nach 13 Spielen – so lautet die bisherige Bilanz des Schreckens, die noch deutlich grausamer daher käme, hätten unsere Jungs nicht so einen tollen Start hingelegt. 20 Buden bei 13 Kicks, das entspricht einer jämmerlichen Torquote von gerade einmal 1,5 Treffern pro Spiel. Berücksichtigt man dazu noch, dass gefühlt die Hälfte aller Tore aus kreisligawürdigen Torwart-Fehlern resultierten, die Slowaken einen Abseitstreffer erzielten und Ghana für seinen 1:0-Sieg gegen die Serben auf ein slapstickhaftes Handspiel des Gegners angewiesen war, offenbart sich der wahre Horror dieser Weltmeisterschaft: Tore sind nur noch das Resultat unglücklich verketteter Umstände, ein unerwünschtes, aber eben doch nicht ganz vermeidbares Abfallprodukt einer 90minütigen Ballverschiebung.
Doch grausamerweise ist die klägliche Torquote noch nicht einmal das Hauptdefizit dieses Turniers. Sie ist vielmehr Symptom eines viel schwerer wiegenden Ärgernisses: Die Qualität der Spiele (auch hier das Match der Deutschen freilich ausgenommen) treibt echten Fußballfreunde die Tränen in die Augen. Kaum Offensivaktionen, stattdessen betuliches Hin- und Hergepasse ohne Inspiration und Mut. Wenn einem doch wenigstens das Gefühl vermittelt würde, die Mannschaften würden an ihrem mangelnden Potential scheitern, könnte man damit ja noch irgendwie leben. Aber in einigen Fällen wird man den Eindruck nicht los, als sei es weniger fehlende Qualität, denn ein tiefsitzender Mangel an Lust, Courage und Selbstbewusstsein, der die Teams zu hemmen und von einem erfrischenden Spiel nach vorne abzuhalten scheint. Und genau das ist das Deprimierende an dieser Weltmeisterschaft: Ich sitze, hungrig nach gutem und mitreißendem Fußball, vor dem eigenen Fernseher, bin bereit, sämtliche gesellschaftlichen Pflichten für vier Wochen vollständig zu vernachlässigen, um ja nur immer ganz nah am Geschehen zu sein, und muss dann feststellen, dass meine eigene Begeisterung offenkundig von nahezu keinem der kickenden Akteure geteilt wird. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Ich will, die auf dem Platz aber nicht. Oder so ähnlich.
Nun mögen mir die versierten Fußballexperten dieser Welt diverse Argumentationsmuster entgegenhalten, um zu erklären, weshalb so eine WM eben auch mal etwas schleppend startet. Da wird dann von einer gewissen Vorsicht zu Turnierbeginn gesprochen oder taktische Strategie ins Feld geführt. Ja, schließlich scheut man sich dann auch nicht, tiefenpsychologische Ansätze zu bemühen, um zu verdeutlichen, weshalb die zum Teil jungen Spieler eben noch etwas zurückhaltend agieren.
Ganz ehrlich: Ich will weder von Taktik noch von Tiefenpsychologie etwas hören. Ich will WM schauen, das – nach offizieller Deutung – beste, größte und überhaupt tollste Fußball-Event dieser Welt, das so wunderbar ist, dass man es uns nur alle vier Jahre gönnen bzw. zumuten will. Und WM heißt für mich Leidenschaft, Kraft, Einsatz, Kampf, Spielkunst und ja auch Tore. Von all dem habe ich bislang aber herzlich wenig gesehen. Und deshalb bin ich enttäuscht. Denn ich verstehe es einfach nicht: Alle fiebern sie auf dieses Turnier hin und wenn es denn dann endlich da ist, scheint keiner so recht Begeisterung dafür entwickeln zu können. Das wäre für mich so, als wenn ich mit meinem Kumpels mit großem Aufwand eine Grillparty plane, um mir dann selbst nur Zucchini und Möhrchen auf den Rost zu legen. Ich will aber kein Gemüse. Ich will zartes, saftiges, würziges Fleisch – am besten tellerweise. Ich will keine Schmalkost - ich will die volle Ladung, ich will Feuer. Und genau dieses Feuer vermisse ich voll und ganz.
Deshalb scheue ich mich auch nicht, an dieser Stelle den persönlichen Superlativ rauszuholen. Es muss einfach raus: Diese WM ist bislang die schlechteste, die ich in meinem Leben am Fernsehschirm gesehen habe. Ohne jedes Wenn und Aber. Natürlich sind wir noch früh im Turnier. Aber nach 13 Partien muss ein erstes Zwischenfazit erlaubt sein. Und dies fällt entsprechend ernüchternd aus. Meine Hoffnung, dass sich alles doch noch zum Guten wenden wird, ist derzeit nicht sonderlich ausgeprägt. Ich bin frustriert, desillusioniert und vor allen Dingen wütend.
So, und wo ich das alles nur mal in die mediale Fußballwelt rausgeschrien habe, da geht es mir doch gleich ein bisschen besser. Der Frust ist zwar noch da, dem seelischen Gleichgewicht bin ich aber wieder ein bisschen näher. Und übrigens, neben der mir ansonsten eigenen Ausgeglichenheit prägt mich auch eine gewisse Unfairness. Denn wenn ich meinem Ärger einmal Luft verschaffe, stelle ich häufig schnell fest, dass ich doch ein wenig ungerecht gewesen bin und die Dinge zu einseitig betrachtet habe. Vielleicht also wird sich meine hier geäußerte Wut irgendwann als absolut übertrieben erweisen. Nämlich dann, wenn sich das Niveau dieser Weltmeisterschaft schlagartig in nicht für möglich gehaltene Höhen steigert. Ich hätte nichts dagegen…
Aufrufe: 9510 | Kommentare: 31 | Bewertungen: 37 | Erstellt:15.06.2010
ø 8.9
KOMMENTARE
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16.06.2010 | 11:44 Uhr
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tstone1 :
Du hast vollkommen recht. da können mir noch so viele was von Taktik erzählen und von guter Defensive, das ist einfach FALSCH. Die spiele sind einfach schlecht. Wenn 2 Defensivbollwerke wie Chelsea oder Inter 0:0 spielen, dann hat man sich vllt. auf hohem Niveau neutralisiert, aber das hier ist nur noch MIIIIIIIIEEEES.
Ich werde trotzdem weiter schauen, da ich hungriger bin als je zu vor. Außer dem Schlandspiel konnte mich nichts satt machen.
Hunger auf Fußball....
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16.06.2010 | 11:36 Uhr
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Rheodred :
Emotional komplett nachvollziehbar.
Wenn man sich anguckt, was sich die "Favoriten" da zum Teil zusammen rumpeln, kann einem schon das ein oder andere Fragezeichen vor dem Kopf rumschwirren.
Auch, dass jemand die Leistung von Argentinien als "weltklasse" bezeichnet hat, lässt mich den Kopf schütteln.
Die ach so hoch gelobten Stürmer versieben 87-Millionen Chancen und es bedarf eines Verteidigers, um den Ball mal über die Linie zu köpfen?
Gegen -sorry!- NIGERIA?
Totale Weltklasse, das stimmt...
Sicherlich werden sich manche Mannschaften noch steigern, doch auch ich hatte mir deutlich mehr erwartet. Spielerisch und auch von den Toren her...
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16.06.2010 | 11:27 Uhr
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donluka :
wie immer ein großer Blog von Dir. Und Du hast sowas von Recht! Aber: Es kann nur besser werden. Am 2. Spieltag müssen die Teams mal aus den Puschen kommen und mal einen raushauen!
Ich glaube fest daran! Ich bin schließlich Effzeh-Fan.
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16.06.2010 | 07:15 Uhr
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Büchsenmacher : Auf den Punkt
Da arbeitet man den ganzen Tag und
schaut nur verstohlen ab zu in den Liveticker
bzw auf nen Stream freut sich dann auf
ein schönes abendliches Fußballspiel.
Da wird der Familienfrieden riskiert weil
die Damen des Hauses natürlich lieber den
SAT 1 Schmachfetzen als Brasilien vs Nordkorea
gucken wollen !
Und dann diese Leistungen !
Und trotzdem werde ich heute abend wieder vorn
TV ( ins Schlafzimmer verbannt ) hocken in der Hoffnung
auf Besserung !!! 10 Voegi dein Standart !!!
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16.06.2010 | 06:44 Uhr
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Ich hatte gestern meinen ersten WM-freien Tag und habe ihn genossen.
Zum Glück habe ich auch heute wieder viel auf dem Zettel, daher
wird die WM auf einem den Leistungen entsprechenden Nebenplatz verbannt.
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15.06.2010 | 19:56 Uhr
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Ich sach nur: Deutschland : Algerien 1:2, später der Nichtangriffspakt von Gijon, Italien übersteht die Gruppenphase ohne einen einzigen Sieg (außer Polen hatte in dieser Gruppe keine Mannschaft einen Sieg vorzuweisen!) - und wird sogar Weltmeister ...
Noch is ja nich aller Tage Abend.
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15.06.2010 | 18:55 Uhr
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UliFan :
Meine Stimmung war schon vor Beginn etwas gedrückt nachdem fast täglich ein neuer verletzter Star hinzu gekommen ist. Gebessert hat sie sich seitdem kaum, Spiele mit Regionalliganiveau, teilweise halbleere Stadien,Stimmung eher mauDie Hoffnung hab ich aber noch nicht aufgegeben, schließlich geht´s ja erst los. Und mit einer guten Portion Galgenhumor lässt sich viel aushalten^^
BTW: marinierte Zucchini auf dem Grill sind durchaus sehr lecker
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15.06.2010 | 18:43 Uhr
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Famos :
Ich glaube du srichst hier Vielen von der Seele.Ich habe die Hoffnung das es besser wird aber die der Auftakt war nicht vielversprechend. Ich bin seit 20 Jahren Fussballfan aber noch nie hat mir ein Tunier so wenig Lust gemacht. Da freut man sich auf den ersten "Knaller" CIV - POR weil man denkt in dem Spiel müssen quasi beide gewinnen und es sind beides offensivstarke Mannschaften. Unterm Strich steht dann ein Fernschuss aus 30m als beste Chance
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Ich hab die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben, da jetzt dann die 2ten Gruppenspiele anstehen und da muss die ein oder andere Mannschaft schon etwas mehr klotzen.
Für Südafrika tuts mir ein bisschen leid, denn wenn das Tunier so weitergeht wird man Südafrika nur mit zwei Dingen in Verbindung bringen:
- Schlechter Fußball
- Trööööööööööööööööööööööööööööööööt