Gut, vielleicht war es unfair. Ich hatte ein bisschen in die Trickkiste gegriffen und den FBI engagiert. Den Foppes Blogpokal Investigator. Also habe ich den Agenten Oleg Kucharski auf meinen Kontrahenten arshavin angesetzt. Wochenlang hat er diesen bespitzelt.

Gestern klingelte dann mein Telefon. Am anderen Ende flüsterte Oleg in den Hörer: „Don, ich muss Dich sehen. Ich habe Infos für Dich!"

Also vereinbarten wir ein Treffen unter der Kölner Südbrücke. Kalt war es, verlassen und nebelig. Und ich meine, hinter einer brennenden Mülltonne Peter Neururer gesehen zu haben.
Jedenfalls trafen wir uns dort. Die Luft roch nach Mafiafilmen. Oleg wirkte nervös. Hatte seinen Mantelkragen über sein bärtiges Gesicht geschlagen und ein Kuvert in seiner zitternden Hand.

Er überreichte mir den Umschlag, sah nach links und rechts und nachdem ich seinen Blicken gefolgt war, hatte sich Oleg in Luft aufgelöst. Weg war er. Ich hatte Gänsehaut.

Zu Hause angekommen, öffnete ich hastig das Kuvert. War es Oleg gelungen, den Blogpokal-Beitrag meines Gegners zu entwenden? Mit James Bond-Minikamera abzufotografieren?

Was ich dann erblicken sollte, ließ mich erschaudern. arshavin hatte keinen Blogpokal-Blog verfasst, sondern seinen eigenen Abgesang! Hatte bereits den Flashback verfasst, weil er ahnte, dass er verlieren würde!


Das Corpus Delicti


Flashback 20. Spieltag Schalke-Hoffenheim

Jaja, ich hätte es wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass es unsinnig ist. Nun gut. Ich habe es dennoch versucht, gegen diese Übermacht des Blogpokals. donluka hat mir einfach keine Chance gelassen. Er hat mich mit seiner rotweißen Kalaschnikow erwischt, hat kurzen Prozess gemacht und mir gezeigt, zu was die Kölner so imstande sind. Bald marschieren die noch in Afghanistan ein, keine Frage. Daum ist ja schon da.

Und im Fußball! Da kommt donlukas geballte Kompetenz erst richtig zum Tragen! 1:1 ist das Spiel tatsächlich ausgegangen. Er hatte es stets gesagt.
Bei so einer Partie! Obwohl meine geliebten Königsblauen am Start waren und Hoffenheim in der Rückrunde noch kein Tor erzielt hat. Unentschieden getippt und die Welt angehalten. Selten war Blogpokal so schön.

Ich kann es immer noch nicht glauben! Zack, zack hat er gemacht und dabei noch nicht mal gelächelt. Dieser kapitalistische Größenwahnsinnige. Hat mich überrollt mit Fachwissen, das ich selbst auf wikipediakov.rus nicht gefunden hätte. Saukerl! Er hatte mich noch gewarnt! Und ich hätte ihm glauben müssen, denn wie sagt man nach einem russischen Sprichwort so schön: „Ein alter Rabe krächzt nicht ohne Grund"!
Naja, nun muss ich einen Flashback schreiben. Also tue ich das mal. Schließlich hat er ja rein fußballtechnisch unglaublich Recht gehabt:

Nicht nur, dass er mir vor Augen hielt, dass selbst die ersatzgeschwächte Hoffenheimer Offensive meinen blutjungen Recken wie Schmitz, Matip oder wie sie alle heißen, das Fell über die Ohren ziehen würde. Ihm war auch klar, dass Ralf Rangnick, der Zar des Sportstudios, einfach der bessere Taktiker ist als Felix Magath. Dabei habe ich für unseren Trainergott extra ungarisch gelernt, um ihm zurufen zu können: Magath, szeretem magát! Was so viel bedeutet wie: Magath, ich liebe Sie! Aber ich schweife ab.

Jedenfalls hat donluka ja schon darauf hingewiesen, dass Compper der bessere Höwedes ist und Hildebrand der bessere Neuer. Obwohl älter.
1:1 ist es also ausgegangen und dabei spielten die Hoffenheimer doch gezwungenermaßen mit angezogener Handbremse. Ohne Simunic, ohne Ba und ohne Obasi. Aber wie donluka schon prognostizierte, waren wir einfach zu bieder, um mit diesem One-Touch-Fußball mithalten zu können. Was ist schon ein Kuranyi gegen einen Ibisevic?
Dabei hatten wir nach dem unglücklichen Last-Minute-2:2 gegen Bochum doch noch etwas gutzumachen. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir wieder Punkte liegen lassen würden. Und Hoffenheim war doch zuletzt so schwach!
Aber der Don hatte es im Vorfeld gesagt: arshavin, hat er gesagt, die TSG 1899 verliert einfach nicht auch noch das insgesamt vierte Spiel nacheinander und gewinnen können sie auch nicht, da sie momentan viele Spieler ersetzen müssen. Also geht das Ding logischerweise Unentschieden und zwar 1:1 aus, hat er gesagt. Trotz unseres neuen Top-Juwels Hao Junmin. Und auch wenn wir endlich den Altintop nach Frankfurt verscherbelt haben. Denn bei den Hoffenheimern, so der Don, steckt Konzept dahinter. Die wollen zwar jetzt das Talent Robinho haben, aber auch nur, weil der Mannheimer Wurzeln hat. Und weil man meint, dass der noch groß herauskommen könnte. Der Schindelmeiser hat da so ein Gefühl, sagte der Don.

Und er hatte mich ja auch noch gewarnt, der Don. Hatte mir im Vorfeld geschrieben, dass man niemals für seinen Lieblingsclub bloggen sollte. Weil man sich da nur eine blutige Nase holen könne. Doch ich hatte auf höhere Mächte gehofft.

Wie auch immer. Ich tröste mich damit, dass es ein gerechtes 1:1 war. Dass der Leistungsunterschied kaum zu erkennen war. Dass meine Knappen noch um die Meisterschaft mitspielen werden. So wie donluka um den Blogpokal.

Ich ziehe meinen Hut vor so viel Sachverstand und rufe: Ohne, dass einem etwas schiefging, ist nie einer Meister geworden! Aber warum krame ich eigentlich die ganze Zeit russische Sprichworte hervor? Ich bin doch gar kein Russe! Liegt das an meinem Avatar? Oder an Gazprom? Ist es Verlegenheit? Ist es Verunsicherung? Oder ist es einfach die Erkenntnis: Danke, donluka, dass ich mit Dir bloggen durfte!

So sei es. Ich habe verloren. Wahrscheinlich starte ich bald einen Blogpokal auf lecker-backen.de.
Jedenfalls bleibt mir nur zu sagen: Mancher Baum ist schief und trägt dennoch süße Früchte. In diesem Sinne!

Euer arshavin


Soweit also der Flashback aus dem gegnerischen Lager. Ich hatte Tränen in den Augen. Legte das Dokument zur Seite und atmete tief durch. Als ich nach draußen blickte, sah ich, dass es schneite. Oleg hatte mir berichtet, dass – als er dieses Werk aus arshavins Zimmer entwendete - aus den Boxen der Stereoanlage der Nikita-Song von Elton John zu hören war. arshavin selbst sei zu diesem Zeitpunkt nicht am Platz gewesen. Aus dem Nebenraum soll man aber ein leises Schluchzen gehört haben. War ich hier zu weit gegangen?

Wer weiß das schon, in dieser kalten, grauen Welt? Aber: Auch wenn diese Mittel vielleicht nicht ganz fair waren, möchte ich es dabei belassen und nicht noch tiefere Wunden verursachen. Daher verzichte ich an dieser Stelle darauf, meinen eigenen Beitrag zu posten. Stattdessen wünsche ich arshavin und seinen Schalkern alles Gute.

Denn: Wozu lohnt es sich jetzt noch, das Duell auszutragen?


Meine großartige Fotomontage zeigt: arshavin verzweifelt an und mit seinen Schalkern