4 Spiele 5 Tore, während die internationalen Medien den neuen Superstar Cristiano Ronaldo zurecht feiern und für den derzeitigen Erfolg der neuen Galaktischen verantwortlich machen tritt eine Person wie so oft in den Hintergrund, ein Weltklassespieler, der nie als solcher wahrgenommen wurde, der jedoch wie kein Zweiter Spiel der Madrilenen im Mittelfeld ankurbelt und lenkt, das ewige Talent José Mara Gutiérrez Hernández. Kurz: Guti.

Der 32-jährige Mittelfeldstratege ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten in Madrid. Von den Fans zugleich für seine Eleganz auf dem Platz und sein Genie verehrt, jedoch für seine scheinbare Arroganz und den mangelnden Einsatz ebenso oft kritisiert, nimmt der 2. Kapitän neben den anderen Eigengewächsen Casillas und Raúl, gestandenen Weltstars, eine eher unscheinbare Rolle ein.

Dabei ist er von allen am Längsten in Madrid. 1976 in Torrejon de Ardoz, einem Vorort von Madrid geboren, trat er bereits mit 8 Jahren der Cantera bei. Bis 1994 hatte er alle Kategorien der Jugendabteilung durchlaufen, wobei er sowohl im Sturm als auch im offensiven Mittelfeld spielte. Nach 2 Saisons in der 3. bzw. 2. Mannschaft von Real Madrid nominierte Trainer Arsenio ihn erstmals für die Profis. Gegen den FC Sevilla bestritt er am 2. Dezember 1995 sein erstes Spiel für die Königlichen.


In der gesamten Saison spielte Guti 9 mal, wobei ihm am 9. Mai 1996 in Valladolid sein erstes Tor, das 3:0 in der 84. Minute gelang.
In den folgenden Jahren entwickelte sich Guti zu einer echten Stütze für das Team und bestritt von Jahr zu Jahr mehr Spiele. Seine gute Entwicklung mündete schließlich in der Nominierung zur U-21 EM, die er mit Spanien gewann.
Die Saison 99/2000 sollte zu einer der Entscheidenden für den jungen Guti werden. Nach Seedorfs Abgang sollte er dessen Rolle im zentralen Mittelfeld einnehmen, doch er konnte die Erwartungen nicht vollends erfüllen. Zwar gelangen ihm in 28 Spielen 6 Tore, doch der absolute Durchbruch war ihm nicht gelungen und auch die EM-Teilnahme blieb ihm verwehrt.
Aber die Nationalmannschaft ließ nicht lange auf sich warten. Mit Florentino Perez war ein neuer dynamischer Präsident nach Madrid gekommen und die Verpflichtung von Luis Figo kostete Guti seinen Platz im Mittelfeld, aufgrund einer Verletzung von Fernando Morientes nahm er jedoch dessen Platz im Sturm ein und erzielte in der gesamten Saison 14 Tore. Eine Zahl die seitdem seinen Rücken ziert. Und der Durchbruch schien für ihn geschafft. Guti wurde während der Saison zur Nationalmannschaft nominiert wo er bei der 4:1 Niederlage gegen Deutschland in der 46. Minute eingewechselt wurde.



Zwar hatte Guti bereits einen besonderen Status im Team, doch mit der Rückkehr von Morientes und dem Kauf von Zinedine Zidane verlor er seinen Platz in der Startelf erneut. Daraufhin kam er immer nur noch sporadisch zum Einsatz. Zwar entwickelte er eine erstaunliche Vielseitigkeit wodurch er im Sturm, im defensiven, wie auch im offensiven Mittelfeld und sogar auf den Flügeln eingesetzt werden konnte, doch spätestens mit dem Transfer von David Beckham war jedem klar, das seine Chancen auf einen festen Platz im Team bei Null lagen. Es kamen immer wieder Wechselgerüchte auf und 2005 wurde Guti gar freigestellt den Verein in Richtung London zu verlassen, doch trotz aller Repressalien hielt er seinem Verein die Treue und brachte es in der Zeit von Perez sogar auf ganze 128 Einsätze, wobei er meist als Joker agierte jedoch auch Glanzpunkte setzen konnte. Schon hier zeichnete sich aber auch seine fehlende Kontinuität ab. Mehr als 2 Spiele auf Weltklasse-Niveau zeigte er nie und manchmal konnte er Spiele mit einem genialen Moment entscheiden, obwohl er im gesamten Spielverlauf zuvor noch nicht in Erscheinung getreten war.

Dazu passend auch folgendes Zitat von Zinedine Zidane:
In manchen Augenblicken hat Guti etwas Magisches an sich.

Einer dieser Augenblicke ist hier zu sehen:



Nach Perez verließen die Top-Stars Madrid in Schaaren. In der Saison 06/07 als man mit einem beeindruckenden Schlussspurt die Meisterschaft punktgleich mit Barcelona erkämpfte fiel Guti zwar auch nur sporadisch durch gute Leistungen auf, aber wenn dann war er prägend. Wie beim 3:2 gegen den FC Sevilla, wo er nach seiner Einwechslung beim Stand von 0:1 eingewechselt wurde und 3 Tore durch seine hervorragenden Pässe einleitete.



Doch seine beste Saison seit langem spielte er ein Jahr darauf unter Bernd Schuster. Mit 14 Vorlagen wurde Guti bester Vorbereiter der Liga und führte Real Madrid als feste Stütze neben Casillas und Raúl zur ungefährdeten Meisterschaft in der Liga. Dennoch wurde er für die EM nicht nominiert, eventuell auch deshalb weil der frühere Atletico-Coach Aragones immer noch Vorbehalte gegen die Königlichen hatte, was auch die Nicht-Nominierung von Raúl erklären würde.
Die letzte Saison begann ebenfalls gut für die Nummer 14. Am 2. Spieltag erzielte er mit einem satten Linksschuss das 5000. Tor in der Madrider Vereinsgeschichte und Guti schien das erste mal auf eine Saison als fester Stammspieler hinausblicken zu können.
Doch es kam anders: Schuster wurde noch in der Hinrunde entlassen und Juande Ramos übernahm das Amt. Der auf eine defensive und kampfbetonte Strategie bemühte Spanier war bald nicht mehr zufrieden mit den schlechten Auftritten und dem divenhaften Verhalten des Urgesteins und nachdem Guti sich zu fein war einen 5 Minuten-Einsatz kurz vor Schluss zu absolvieren wurde der Zwist von den Medien zusätzlich gepusht und Guti landete für die restliche Spielzeit auf der Bank.

Im Sommer kamen nach der großen Perezschen Einkaufstour erneut Wechselgerüchte auf , doch Valdano und Pellegrini versprachen auf den bewährten Kapitän zu bauen und Guti dankte es ihnen. Mit 3 Toren und 2 Vorlagen in den ersten 5 Pflichtspielen!