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FC Bayern München


Gründer: Tobi | Mitglieder: 965 | Beiträge: 253
Von: DerWusler
16.08.2013 | 8927 Aufrufe | 4 Kommentare | 5 Bewertungen Ø 7.8
DIKTATUR DER LIEDER-BESTIMMER
Teil II "Ultras"
Umbruch der Kurvenkultur

DIKTATUR DER LIEDER-BESTIMMER


Solche Szenen sind heute, zumindest in der Allianz Arena, der absolute Ausnahmefall geworden. Gott sei Dank. Das war auch und zu großen Teilen ein Verdienst, der aufstrebenden Ultragruppierungen, die seit den 90er Jahren sukzessive die Macht in der Südkurve übernommen haben und seitdem die Stoßrichtung vorgeben. Sie schoben damit auch einen Selbstreinigungsprozess in der Südkurve an. So waren es z.B erst die Ultras, die durch ihr klares Bekenntnis zu Kurt Landauer, dem jüdischen Ex-Präsidenten des FCB, der vor den Nazis ins Exil flüchten musste und nach dem Krieg erneut die Leitung des Vereins übernommen hatte, den Club überhaupt erst dazu brachten, seine jüdisch geprägte Geschichte anzunehmen, aufzuarbeiten und zu pflegen. Die Vereinsführung erklärte sogar, man hätte die jüdische Prägung des Vereins deshalb nicht schon viel früher zu einem zentralen Thema gemacht, weil man negative Reaktionen der eingefleischten Fans befürchtet habe. Als dann aber die Initiative von den Ultras ausging, das Gedenken an Kurt Landauer, und alles wofür er steht, zu ehren, fing auch der Verein an, sein jüdisches Erbe ins Zentrum des Fanbewusstseins zu rücken.

Andererseits hat durch die Vormacht der Ultra Gruppen auch die ein oder andere Entwicklung eingesetzt, die mir nicht gefällt.

Da wäre z.B. das Thema der Fangesänge. Als Kind hörte ich im Stadion viele verschiedene Lieder. Teils über den Gegner, über die eigene Mannschaft, einzelne Spieler oder über die Stadt München. Diese Vielfalt an Liedgut, kam auch daher, dass es in der Kurve zwar "Capos" gab, die (oft auch mit Trommel, oder Trompete) Gesänge anstimmten, die Kurve jedoch nicht so homogen war, wie heute. Es gab mehrere kleine Gruppen von Fans, die abwechselnd und situationsbedingt Lieder sangen oder in die Lieder der anderen Gruppen einstimmten. Manchmal war es sogar so, dass ein einzelner Südkurvenbesucher eine lustige Idee für einen Schlachtruf hatte. Wenn er den dann aus voller Kehle erschallen ließ, dann konnte es passieren, dass die ganze Kurve einstieg. Diese Spontanität gibt es heute nicht mehr in der Süd. Die Ultras haben ein Stimmungsmonopol aufgebaut. Es wird gesungen was sie anstimmen und wann sie es anstimmen. Wenn eine andere Gruppe etwas Anderes, vielleicht etwas Neues singen möchte, bleibt der Großteil der Ultras trotzdem bei seinem Repertoire. So hört man seit Jahren eigentlich nur mehr die selben paar Gesänge. Hinzu kommt, dass für meinen Geschmack viele zu wenig Wert auf die Originalität der Liedtexte geachtet wird. Sie sind kaum einfallsreich, selten lustig (Ausnahme DFB-Pokal gegen 1860 München 2008: "Wenn wir wollen, malen wir euch an") und nur in Ausnahmen hintersinnig. Ausserdem finde ich beleidigende Schmähgesänge ziemlich kacke, besonders, wenn sie nicht witzig, sondern einfach nur verletzend oder sogar gewaltbefürwortend sind. Mir gefällt dementsprechend weder "Tod und Hass dem TSV" noch "BVB Hurensöhne" oder andere Rufe dieser Art, wohingegen ich das Lied von der "Bayernliga" und den "giesinger Bauern" doch noch als recht humorvoll empfinde.

weiter zu Teil III

ø 7.8
KOMMENTARE
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j0ker11
21.08.2013 | 18:11 Uhr
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j0ker11 : 
21.08.2013 | 18:11 Uhr
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j0ker11 : 
Das kann man nicht einfach so pauschalisieren, dass durch die Ultras das Liedgut geringer ist!

Da gehören mehrere Komponenten dazu:
Der Capo muss bereit sein, andere Lieder auch mal aufzugreifen bzw nichts neues anzustimmen, wenn sich gerade was entwickelt.
Aber was viel wichtiger ist, dass es auch kleinere Gruppierungen gibt, die auch mal ein Lied anstimmen.

Bei uns in Hannover klappt das finde ich sogar langsam ziemlich gut.
Aber da ist auch jedes Stadion anders!

Zum letzten Absatz mit den Beleidigungen:
Alles eine Dosierungsfrage. Wenn in Bayern jetzt zB jede Woche immer wieder Hass Gesänge gegen 1860 gesungen werden, dann würde mich das auch ziemlich nerven. Da fehlt auch einfach der Bezug.
Aber wenn zB ein Zwischenstand vom Rivalen durchgegeben wird, finde ich es eine gute Option. Wer nicht will muss ja nicht mit machen
Aber 10min lang dann "Tod und Hass dem xy Verein" ist genau so dämlich.
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Midro
21.08.2013 | 17:56 Uhr
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Midro : @pox
21.08.2013 | 17:56 Uhr
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Midro : @pox
"Der Artikel klingt für mich so, als hätten die paar Ultravereinigungen ein starkes Machtbedürfnis. Dazu kommt noch ein realitätsferner Mitbestimmungsglaube, der Glaube an echte Partizipation bei vereinsinternen Geschichten."
- Ich würde sagen das triffts ziemlich gut ;)
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pox
21.08.2013 | 15:59 Uhr
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pox : 
21.08.2013 | 15:59 Uhr
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pox : 
Da sag ich als Zuschauer auf der Gegengerade nur :"Mei, solange sie auch was anderes singen als nur "Super Bayern" passt des scho"

Der Artikel klingt für mich so, als hätten die paar Ultravereinigungen ein starkes Machtbedürfnis. Dazu kommt noch ein realitätsferner Mitbestimmungsglaube, der Glaube an echte Partizipation bei vereinsinternen Geschichten.

Ich hoffe, dass es gerade bei Bayern eine positive Entwicklung gibt, bei der man nicht gleich bei jeder Veränderung die EU-Menschenrechtskommission einschalten möchte, sonder den Fußball/verein in den Vordergrund stellt.

Danke für den Artikel - interne Berichte aus dieser Kurven-Szene sind immer willkommen
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Nobbelino
21.08.2013 | 15:37 Uhr
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Nobbelino : 
21.08.2013 | 15:37 Uhr
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Nobbelino : 
Deine Einschätzung teile ich.
Die Lieder sind eintönig und man hat keinerlei Einfluss darauf.
Alsjunger Kerl war ich öfters sowohl im Olympiastadion als auch auf dem Betzenberg in Kaiserslautern.
Da ich aus dieser Region stamme und viele meiner Spezies eben FCK'ler sind und waren bin ich öfters mit in die Westkurve genommen worden.
Es gab da öfters Situationen bei denen wir zu fünft oder sechst ein Lied angestimmt haben und plötzlich die ganze Westkurve mitgegröhlt hat. Das war schon Gänsehautfeeling obwohl ich kein ausgewiesener FCK-Freund bin!
Heute ist das völlig ausgeschlossen und meine Erfahrung in der Allianzarena geht sogar in die andere Richtung, wenn wir als "Nicht-Süd-Kurvler" mal ein Lied anstimmen passiert es des öfteren das die "richtigen Fans" sofort versuchen mit ihrem Lied zu übertönen.

Ich geh mittelrweile nur noch zum eigentlichen Fussballgucken hin und hab somit wohl auch bei den "Kunden" positioniert obwohls nie meine Absicht war.

Die Vielseitigkeit geht komplett flöten.

Es ist toll wenn Fangruppen sich, wie von Dir beschrieben, mit diversen Aktionen hervortun. Wenn man sich dadurch aber mit aller Gewalt abgrenzen will vom Rest der "Bayernfamilie" dann sollte man sich nicht wundern wenn das zu Konzequenzen führt.

In meinen Augen ist ja eigentlich lachhaft, das man einen ständigen "Vorturner" auf dem Zaun braucht weil man sonst nicht in der Lage ist im Zuge der Gruppendynamik gemeinsam das Spiel, die Mannschaft und den Verein zu feiern.


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