Vorgeführt vom Erzfeind

SPOX
26. April 200922:56
Vid Kavticnik (r.) und Kiel stehen vor dem FinaleinzugGetty
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Mit einer Champions-League-Gala hat der THW Kiel an einem wechselvollen Wochenende der deutschen Handball-Klubs alles überstrahlt. Im deutschen Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen setzten sich die Kieler überraschend deutlich 37:23 (20:8) durch und stehen damit vor dem dritten Finaleinzug nacheinander.

Nordrivale HSV Hamburg war dagegen nach einem 29:30 (13:12) in eigener Halle gegen Titelverteidiger Ciudad Real/Spanien ebenso desillusioniert wie die Löwen. Altmeister VfL Gummersbach steht im EHF-Pokal nach einem 39:25 (16:11)-Hinspielsieg gegen BM Aragon aus Saragossa bereits mit einem Bein im Finale.

Auch die insolvente HSG Nordhorn hat im Pokalsiegerwettbewerb nach einem 30:28 (13:13) bei den Kadetten Schaffhausen in der Schweiz gute Karten auf den Einzug ins Endspiel. Das Spiel des Wochenendes sahen aber 10.250 Zuschauer im ausverkauften Kieler Handball-Tempel.

Brisanter geht es kaum

Schon vor dem Spiel hatten vor allem die Löwen für eine Menge Brisanz gesorgt, nachdem Gesellschafter Jesper Nielsen den THW in der Manipulationsaffäre wiederholt schwer belastet hatte. Kiels Torhüter Thierry Omeyer gab sich dann trotz des Kantersieges vorsichtig.

"Wir haben überragend gespielt. Aber das war erst die erste Halbzeit", sagte der Olympiasieger und Weltmeister. Löwen-Keeper Henning Fritz war sich dagegen sicher: "Wir haben die Grenzen aufgezeigt bekommen. Der Sieg geht auch in dieser Höhe in Ordnung. Es geht nicht mehr darum zu träumen, noch eine Runde weiterzukommen."

Die Kieler Spieler scheinen den Turbulenzen im Umfeld aber ohnehin weiter zu trotzen. Besonders im ersten Durchgang ließ der Rekordmeister dem derzeitigen Bundesliga-Zweiten nicht den Hauch einer Chance und überrannte den Champions-League-Neuling über weite Strecken.

Die Löwen verbuchten ihre einzige Führung der gesamten Begegnung beim Stand von 1:0 und verloren schon früh den Faden.

HSV: Heimpleite gegen Ciudad

In Hamburg wurden Pascal Hens und Co erst gefeiert, schlichen aber dann mit hängenden Köpfen aus der Halle. "Ciudad ist zu 80 Prozent weiter, uns bleibt eine kleine Außenseiterchance", sagte ein desillusionierter HSV-Trainer Martin Schwalb.

Für den HSV könnte wie schon im Vorjahr die Vorschlussrunde Endstation sein. Im April 2008 war man nach großem Kampf gegen Ciudad unglücklich mit einem Treffer ausgeschieden - trotz eines Heimsiegs mit sechs Toren Vorsprung.

Ein ähnlicher Erfolg in eigener Halle schien nach einer furiosen Anfangsphase der Hamburger auch diesmal möglich, ehe die iberischen Gäste immer stärker wurden. Maximal sechs Tore (11:5/15. Minute) lagen die Gastgeber vor 10.119 Zuschauern in der Color Line Arena in Front - am Ende konnte man froh sein, die Niederlage noch in Grenzen gehalten zu haben.

Gummersbach-Coach euphorisch

Während die Hamburger der verpassten Chance auf eine bessere Ausgangslage für das Rückspiel am 2. Mai in Spanien nachtrauerten, durfte beim VfL Gummersbach gejubelt werden. Nach dem deutlichen Hinspielsieg ist den Oberbergischen den Finaleinzug nur noch theoretisch zu nehmen.

"So eine Leistung hätte ich mir nicht erträumt. Es wäre schon ein gutes Resultat gewesen, wenn wir nur gewonnen hätten. Jetzt haben wir die Riesenchance, nach langer Zeit wieder in ein Finale einziehen", sagte VfL-Trainer Sead Hasanefendic.

Das letzte Hurra vor dem Zwangsabstieg

Die HSG Nordhorn-Lingen geht dank eines 30:28-Auswärtssiegs mit einem guten Ergebnis ins Halbfinal-Rückspiel des Europapokals der Pokalsieger gegen die Kadetten Schaffhausen.

Am Sonntag waren Goran Sprem und Rastko Stojkovic mit jeweils sieben Treffern vor 1500 Zuschauern in der Schweiz beste Schützen für die Mannschaft von Trainer Ola Lindgren.

Für die Nordhorner, im vergangenen Jahr EHF-Pokalsieger, dürfte es die letzte Titelchance auf absehbare Zeit sein. Nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens steht die HSG als Zwangsabsteiger aus der Bundesliga fest.

Die Champions League im Überblick