Pele und Blatter vertreiben Brasiliens Sorgen

SPOX
28. Juli 201112:13
Ehrenbotschafter Pele und FIFA-Boss Sepp Blatter glauben an den Erfolg der WM 2014Getty
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Die Auslosung der Qualifikationsgruppen wird am Samstag in Rio de Janeiro der Startschuss des Countdowns zur Fußball-WM 2014. Drei Jahre vor dem Turnier scheinen die Organisatoren die vielen Baustellen in den Griff zu bekommen.

Plötzlich scheint alles ganz einfach. Das große Idol Pele wandelt sich nach der Ernennung zum WM-Ehrenbotschafter vom Kritiker zum Optimisten, vom FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter ist auch kein Tadel mehr zu vernehmen - vor der Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen am Samstag in Rio de Janeiro wirken die großen Probleme des Gastgebers Brasilien ziemlich klein. Die Zweifel aber bleiben.

"Ich bin mir sicher, dass Brasilien und die FIFA zusammen eine außergewöhnliche WM 2014 abliefern werden", sagte Blatter bei einer Pressekonferenz in Rio, wo am Samstag während einer 100-minütigen Show im Yachthafen Marina da Gloria in Rio der WM-Countdown offiziell beginnt. Die deutsche Mannschaft ist bei der Auslosung als Gruppenkopf gesetzt und könnte schlimmstenfalls auf Frankreich treffen.

Stadion-Neubau in Sao Paulo begann erst diese Woche

Im März hörte es sich noch ganz anders an, was Blatter über Brasilien und die WM sagte. Damals echauffierte sich der FIFA-Boss, der jedes Wort über die Korruptionsaffäre im Weltverband vermeidet, sich heftig über den schleppenden Fortgang der WM-Vorbereitungen.

"Es ist unsere Pflicht, von Zeit zu Zeit die WM-Organisatoren darauf aufmerksam zu machen, mit ihrer Arbeit voranzugehen", sagte der Schweizer nun und spielte seine Kritik herunter. Er habe damals das Gefühl gehabt, Brasilien hinke im Vergleich mit Südafrika vor der WM 2010 noch hinterher.

"In Südafrika war die Situation drei Jahre vor dem Turnier ähnlich, und am Ende hatten wir eine wunderbare WM", sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke, der verkündete: "Alle Stadien werden zur WM fertig sein." Also auch der Neubau in Sao Paulo, der erst in dieser Woche nach Vorlage aller Sicherheiten grünes Licht von der FIFA erhalten hatte.

SC Corinthians beteiligt sich nicht an den Kosten

Dabei bringt das "Itaquerao" alle Stadionprobleme auf den Punkt. Zu spät in Gang gebracht, in politischen Ränkespielen missbraucht und in der Finanzierung ein Fass ohne Boden. Zwar hatte Ricardo Teixeira, Präsident des nationalen Verbandes CBF und des lokalen Organisationskomitees, bei der Wahl im Oktober 2007 verkündet, zumindest die Stadien mit privaten Geldern zu finanzieren. Doch mittlerweile steht der brasilianische Steuerzahler fast zu 100 Prozent für die WM gerade.

Umgerechnet knapp 370 Millionen Euro kostet die neue Heimstätte des Erstligisten SC Corinthians, der bezeichnenderweise erst einmal keinen Cent selbst bezahlt. 181 Millionen kommen von der staatsnahen Entwicklungsbank BNDES als Kredit, 189 Millionen trägt das Bundesland Sao Paulo. Die Regierung wollte dafür die Garantie haben, das Eröffnungsspiel zu bekommen.

Die FIFA weiß aber nicht einmal, wer ein Jahr zuvor beim Confed Cup mitmachen darf. Vier bis sechs Städte seien für den WM-Testlauf 2013 in der Auswahl, sagte Valcke, der auch einräumen musste, dass der Rahmenspielplan für die WM schon in der "achten Version" bearbeitet wird. Die Unsicherheit über die rechtzeitige Fertigstellung der Stadien in den zwölf WM-Orten macht die Herren in Zürich nervös.

Pele: "Brasilianer werden stolz sein"

Schließlich hatte selbst ein Berufsoptimist wie Pele schon Zweifel an der WM-Tauglichkeit Brasiliens geäußert. "Wir laufen große Gefahr, uns schämen zu müssen", warnte er im Februar. Doch nach der Ernennung zum WM-Ehrenbotschafter des Landes durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff rudert Pele zurück. "Ich war halt ein bisschen konfus", sagte der 70-Jährige - und ist sich jetzt vorgeblich sicher: "Alle Brasilianer werden stolz sein, diese WM gut zu veranstalten."

Dabei hat sich an der Situation der Flughäfen, laut eines ersten Pele-Statements "angsteinflößend", kaum etwas verändert. Eine Studie besagt, dass 9 der 13 für die WM vorgesehenen Flughäfen bei der Modernisierung hinter dem Zeitplan liegen und 10 dem erwarteten Fan-Ansturm nicht gewachsen sind.

Stadion, Flughäfen, Transport und Sicherheit innerhalb der Gastgeberstädte, Telekommunikation, und, und, und. Mal versinkt alles im Chaos, nun ist plötzlich alles wieder im Griff und Panikmache tabu. Blatter versprach am Mittwoch eine "WM mit großen Emotionen". Ob damit Freude oder Verdruss gemeint waren, wird sich spätestens nach dem Endspiel am 13. Juli 2014 zeigen.

Deutschland bei WM-Quali als Gruppenkopf gesetzt