Debütantenball bei Mainz 05 - und ein perfekter Auftakt für den FSV in die neue Saison. Dank zweier Neuzugänge gewann die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel am Sonntag gegen Stuttgart verdient mit 2:0 (1:0). Der VfB dagegen wirkte noch unfertig. Der Abgang der Führungsspieler scheint noch nicht kompensiert - auch Interims-Kapitän Cacau ließ den Kopf hängen.
Vor 20.300 Zuschauern im ausverkauften Bruchwegstadion in Mainz brachte Neuzugang Sami Allagui (26.) die Gastgeber in Führung. Das erste Tor im ersten Bundesliga-Spiel für den 24-jähigen Deutsch-Tunesier. Das 2:0 erzielte mit Morten Rasmussen (47.) ebenfalls ein Debütant. Der 25-jährige Däne kam erst am Freitag von Celtic Glasgow.
Mainz' Torhüter Christian Wetklo hatte in der 18. Minute einen Foulelfmeter von Cacau gehalten. Vorausgegangen war ein Foul von Nikolce Noveski an Ciprian Marica.
Spielfilm, Star des Spiels und Analyse
Nachbetrachtung:
Geschlossenheit, Laufbereitschaft, Enthusiasmus, Heimstärke: All das zeichnete Mainz schon in der Vorsaison aus. Neu dagegen waren zum Auftakt in die neue Spielzeit vier Akteure in der Startelf - die allesamt voll überzeugten: Holtby ordnete und initiierte die Angriffe, Allagui und Last-Minute-Neuzgang Rasmussen trafen gleich bei ihrem Bundesliga-Debüt. Dazu lieferte Linksverteidiger Fuchs vor allem mit seinen offensiven Qualitäten eine starke Partie ab. Ein rundum gelungener Start für den FSV. Und ein am Ende hoch verdienter Sieg.
Stuttgart dagegen merkte man die insgesamt sehr holprige Vorbereitung deutlich an. Die Mannschaft wirkt unfertig, das Gesamtgefüge nicht harmonisch. Die Flügel erzeugen im Spiel nach vorne zu wenig ernsthafte Gefahr, im Zentrum muss sich die neue Doppelsechs mit Gentner und Kuzmanovic erst finden. In der Defensive wirkte das Duo Boulahrouz / Niedermeier oft überfordert. Delpierre ist nach wie vor verletzt, Tasci saß nur auf der Bank, etwaige Neuverpflichtungen lassen weiter auf sich warten.
Insgesamt fehlte der um Power und Tempo bemühten Elf aber auch eine ordnende Hand, um Rhythmus und Linie ins Spiel zu bekommen. Nach dem frühen 0:2-Rückstand wirkte die Mannschaft emotional zu labil. Die Abschiede von Lehmann und Khedira im Sommer haben offenbar nicht zuletzt in der Hierarchie der Stuttgarter eine Lücke hinterlassen, die bislang noch nicht geschlossen werden konnte.
Blog User-Analyse zu Mainz 05: Tuchels Gameplan geht auf
Reaktionen:
Thomas Tuchel (Trainer Mainz 05): "Wer heute das erste Mal da war: Herzlich willkommen! Die Qualität ist enorm bei uns in der Offensive. Ich habe gesagt, dass wir von der ersten Minute an konkurrenzfähig sein werden, und wir sind konkurrenzfähig. Aber unsere Entwicklung ist noch nicht am Ende. Wir sind ein hochverdienter Sieger, und hätten auch noch ein paar Tore nachlegen können."
Christian Gross (Trainer VfB Stuttgart): "Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe mir viel mehr erwartet. Da werden wir einige Sachen direkt ansprechen. Leider hatten wir Abstimmungsprobleme in der Abwehr und im Mittelfeld, so dass wir den Mainzern zu viele Möglichkeiten gelassen haben. Ich halte es für eine Floskel, dass eine Niederlage mit Blick auf Donnerstag hilft, es wäre besser gewesen, wenn wir gewonnen hätten."
Cacau (VfB Stuttgart): "Der verschossene Elfmeter war ein Knackpunkt, da waren wir etwas mit dem Kopf unten. Mainz wurde dann sehr aggressiv und hat das Tor gemacht, das hat sie noch zusätzlich motiviert. Bei mir ging der Kopf nach dem verschossenen Elfmeter auch runter, man will natürlich das Tor schießen. Wir haben es weiter versucht, aber es nicht geschafft, unsere Leistung zu bringen."
Mainz - Stuttgart: Spielfilm, Star des Spiels und Analyse
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Mainz beginnt mit einer Raute im Mittelfeld, mit Neuzugang Holtby auf der Zehn. Im Sturm geben die ebenfalls neuen Rasmussen und Allagui ihr Bundesliga-Debüt, hinten links verteidigt Fuchs, der aus Bochum kam.
Beim VfB stehen zwei Neue in der Startelf: Degen rechts in der Viererkette, Genter vor der Abwehr. Im Sturm beginnt anders als noch in der Europa-League-Quali am Donnerstag Marica. Pogrebnyak muss auf die Bank.
18.: Elfmeter für Stuttgart! Marica legt im Strafraum den Ball an Noveski vorbei. Der geht viel zu riskant in den Zweikampf - Marica sagt Danke, nimmt die Grätsche an und bekommt den Elfmeter. Völlig überflüssiges Tackling vom Mainzer.
19.: Wetklo hält! Cacau legt sich den Ball zurecht - und schießt flach und unplatziert nach rechts. Mainz' Keeper kratzt das Ding weg. Aber auch schwach geschossen.
29., 1:0, Allagui: Super Pass von Holtby, direkt in die Schnittstelle der Abwehr und in den Lauf von Allagui. Der setzt sich mit tollem Körpereinsatz gegen Boulahrouz durch und schießt den Ball im Fallen aus schwierigem Winkel in die lange Ecke.
47., 2:0, Rasmussen: Was für ein Tor! Ein langer Freistoß von Svensson segelt hoch in den Strafraum. Fast von der Strafraumgrenze köpft der Däne den Ball über Ulreich in die lange Ecke. Die Kugel passt perfekt unter die Latte!
Fazit: Dank des frühen 2:0 nach einem Freistoß gewann Mainz immer mehr an Sicherheit und dominierte die 2. Hälfte. Gegen unterm Strich enttäuschende Stuttgarter am Ende ein verdienter Sieg - herausgeschossen durch das neue Trio in der Offensive.
Der Star des Spiels: Lewis Holtby. Der 19-jährige Leihspieler aus Schalke zeigte, weshalb ihn auch Felix Magath für eines der größten deutschen Talente hält. Nahm nach anfänglicher Nervosität das Heft für Mainz in die Hand, leitete fast alle gefährlichen Szenen ein und bereite auch das 1:0 stark vor. Steht damit auch stellvertretend für die offensive Troika der Mainzer: Holtby, Allagui und Rasmussen kamen im Sommer neu - und sorgten gemeinsam für einen perfekten Start in die neue Saison.
Die Gurke des Spiels: Cacau. Wollte viel, versuchte viel - wirkte manchmal aber auch eigensinnig und übermotiviert. Nach dem verschossenen Foulelfmeter ging ihm auch das Selbstvertrauen verloren. Noch nicht der Cacau aus der abgelaufenen Rückrunde.
Die Pfeife des Spiels: Manuel Gräfe. Hatte die hektische und intensive Partie gut im Griff und löste hitzige Phasen oft im kurzen Gespräch mit den Spielern und mit einer souveränen Körpersprache. Lag auch mit der Elfmeterentscheidung richtig. Gute Partie des Gespanns.
Analyse: Nervöse und zerfahrene Anfangsphase. Mainz hatte in der neuen Mittelfeldraute noch einige Probleme mit der defensiven Raumaufteilung und kam dadurch nur schwer in die Zweikämpfe. Stuttgart aber zu hektisch, um den angebotenen Platz konstruktiv zu nutzen.
Aus dem Nichts dann auch die Schlüsselszene der ersten Hälfte, als Schiri Gräfe in der 18. Minute auf Foulelfmeter entschied: Das Zweikampfverhalten von Noveski im eigenen Strafraum genügte nicht gehobenen Bundesliga-Ansprüchen - der Strafstoß von Cacau allerdings auch nicht.
Fast schon klischeehaft dann auch der prompte Rückstand für die bis dahin feldüberlegenen Stuttgarter: Allagui nutzte die erste echte Chance für Mainz zur sehenswerten Führung. Die Gäste wehrten sich zwar in der Folge mit viel Tempo und hoher Intensität, es fehlte dem VfB jedoch an Struktur und Klarheit im Spiel nach vorne.
Nach dem 0:2 kurz nach der Pause ging Stuttgart schließlich auch der letzte Glaube verloren. Mainz dominierte die Partie, konterte gefährlich und verdiente sich den Sieg dank einer geschlossenen Leistung mit viel Enthusiasmus in der zweiten Hälfte - getragen von der beeindruckenden Kulisse am Bruchweg.
Mainz - Stuttgart: Daten zum Spiel
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren



