Dortmund macht VfB-Fehlstart perfekt

Stefan Rommel
29. August 201023:31
Das 0:3: Nach Ulreichs und Niedermeiers Fehler köpft Dortmund Götze unbedrängt ins leere TorGetty
Werbung
Werbung

Der komplette Fehlstart für den VfB Stuttgart ist perfekt. Die Schwaben verloren am 2. Spieltag gegen Borussia Dortmund mit 1:3 (0:3) und stecken nach dem 0:2 in Mainz im Tabellenkeller. Immerhin steht Hilfe vom Transfermarkt bereit: Angeblich soll Mauro Camoranesi am Montag in Stuttgart vorgestellt werden. Dortmund dagegen hat sich für die Auftaktniederlage gegen Bayer Leverkusen rehabilitiert.

Vor 40.000 Zuschauern auf der Baustelle Mercedes-Benz-Arena erzielten Khalid Boulahrouz (5., Eigentor), Lucas Barrios (26.) und Mario Götze (37.) die Tore für den BVB. Stuttgart enttäuschte komplett und steht in der Verfassung der ersten Halbzeit vor einer ganz schweren Saison. Cacaus Tor (69.) war viel zu wenig.

Dortmund dagegen spielte phasenweise wie aus einem Guss, war spieltaktisch und läuferisch eine Stunde lang haushoch überlegen und nutzte seine Chancen.

"Wir haben richtig Fußball gespielt. Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass wir der unangenehme Gegner sein müssen, der wir in der letzten Saison waren, darüber hinaus aber auch frech Fußball spielen, das haben wir getan. Die Tore waren klasse gemacht. Das war geiler Fußball", sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Beim VfB gibt es einige Umstellungen: Tasci darf endlich wieder ran und zwar in der Innenverteidigung. Boulahrouz rückt in der Viererkette dafür rechts raus. Träsch spielt im zentralen defensiven Mittelfeld, Gentner rückt nach links. Didavi sitzt nur auf der Bank.

Dortmund mit der erwarteten Aufstellung. Götze beginnt im linken Mittelfeld. Barios ist einzige Sturmspitze. Top-Zugang Lewandowski zunächst wieder nur auf der Bank.

5., 0:1, Boulahrouz: Sahin mit einem klasse Seitenwechsel auf den völlig freien Schmelzer. Die Hereingabe vom linken Flügel wird ganz unglücklich von Boulahrouzs Rücken abgefälscht. Die Kugel schlägt unhaltbar für Ulreich im kurzen Eck ein.

26., 0:2, Barrios: Langer Ball von Owomoyela. Niedermeier steht erst falsch, köpft den Ball dann direkt Großkreutz auf den Fuß. Der legt von links in den Rücken der Abwehr. Barrios ist da und zieht aus 15 Metern ab. Niedermeier fälscht noch ab, Ulreich wieder ohne Chance.

37., 0:3, Götze: Kagawa schaufelt einen Ball einfach mal hoch an den Fünfer. Ulreich kommt raus, Niedermeier geht trotzdem mit dem Kopf ran. Götze lauert und köpft den Ball aus sieben Metern einfach so ins leere Tor.

Halbzeit-Fazit: Stuttgart desolat, teilweise wie ein Hühnerhaufen. Dortmund abgezockt, eingespielt und kalt vor dem Tor.

51.: Traumhaftes Zuspiel von Sahin in die Nahtstelle der Stuttgarter Viererkette. Ulreich kommt raus und rettet per Fußabwehr gegen Barrios.

64.: Cacau mit einem tückischen Aufsetzer aus 25 Metern. Weidenfeller ist hellwach und wehrt klasse zur Seite ab.

69., 1:3, Cacau: Kuzmanovic geht rechts ab und flankt an den zweiten Pfosten. Subotic steht falsch, Weidenfeller kommt nicht ran. Cacau köpft aus fünf Metern ins Netz.

83.: Piszczek kommt im Strafraum völlig unbedrängt zum Abschluss. Der VfB-Schlussmann entschärft den Strich mit einer tollen Tat.

Fazit: Völlig verdienter Sieg des BVB gegen eine lange Zeit total verunsicherte Stuttgarter Mannschaft.

Der Star des Spiels: Nuri Sahin. Was dem VfB an Struktur und Ordnung fehlte, hatte Sahin alleine in seinem linken Fuß. Der Dortmunder bestimmte den Rhythmus nach Belieben, hatte aber auch alle Freiheiten dazu, weil ihm das Stuttgarter Mittelfeld viel zu viel Raum und Zeit gestattete. Lediglich gegen Ende der Partie wurde Sahin in seinen Aktionen unpräziser.

Die Gurke des Spiels: Georg Niedermeier ist seit Wochen schon außer Form, trotzdem darf - oder muss - der Ex-Bayer immer wieder ran. Gegen den BVB erwischte er abermals einen schwarzen Tag, wohl den schlimmsten seiner jungen Karriere. Das 0:2 verschuldete er quasi im Alleingang, das 0:3 geht zumindest zu 50 Prozent auf seine Kappe. Nach 45 Minuten war demzufolge Schluss, vielleicht tut eine Denkpause auch mal ganz gut.

Die Pfeife des Spiels: Peter Gagelmann hatte mit der insgesamt fairen Partie kaum Probleme, lag aber trotzdem bei einigen Entscheidungen und der Bewertung individueller Strafen daneben. Man darf für taktische oder harte Fouls auch mal eine Verwarnung geben...

Analyse: Stuttgart steht leistungstechnisch beim Punkt Null. Von geordneten Abläufen oder Selbstverständlichkeiten ist nichts mehr zu sehen, Trainer Christian Gross muss da wieder ganz von vorne anfangen.

Das zentrale defensive Mittelfeld und unfassbare individuelle Fehler bleiben das Hauptproblem. Im Mittelfeld klafften bisweilen 30 Meter große Löcher.

Aus dem Team kommen lange zu wenige Impulse, wenn es mal nicht so läuft. Jeder lässt das Schicksal dann lieber über sich ergehen, statt den Mitspielern auch mal verbal Bescheid zu geben.

Offenbar haben die Verluste von Spielern wie Lehmann oder Khedira doch größere Lücken in der Hierarchie hinterlassen, die momentan niemand im Kader ausfüllen kann. So stehen erstmals in der langen Klubgeschichte zwei Auftaktniederlagen am Stück und der komplette Fehlstart.

Immerhin steht zumindest ein Zugang in den Startlöchern, Gerüchten zufolge handelt es sich um Ex-Weltmeister Mauro Camoranesi - und zumindest in der zweiten Halbzeit wehrte sich die Mannschaft auch gegen ein durchaus mögliches Debakel.

Dortmund dagegen marschierte mit einem klar definierten Spielplan aufs Feld und war vor allem geistig hellwach. Mit den vielen Spielverlagerungen vor allem von Sahin kam der VfB überhaupt nicht zurecht.

Dortmund hatte lange Zeit eine fantastische Breite in seinem Offensivspiel, so dass Stuttgart nur hinterherlaufen konnte. Erst gegen Ende machte sich der enorm hohe läuferische Aufwand bemerkbar. Trotzdem: Eine gewachsene Einheit hatte letztlich mit einer Mannschaft am Beginn eines größeren Umbruchs nur wenige Probleme.

Stuttgart - Dortmund: Daten zum Spiel