Christian Guinin

Mit seinem <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/haette-nicht-passieren-sollen-max-verstappen-rudert-nach-rammstoss-zurueck-und-zeigt-sich-einsichtig/bltfeb6824dabd45359" target="_self">Rammstoß beim Großen Preis von Spanien</a> vor knapp zwei Wochen erinnerte uns Max Verstappen an Zeiten, von den wir eigentlich dachten, dass sie längst der Vergangenheit angehören würden. Als der Niederländer in der Schlussphase des Rennens auf dem Circuit de Catalunya seine Beherrschung verlor und mit voller Absicht in die Seite von Mercedes-Pilot George Russell fuhr, kam sie plötzlich wieder zum Vorschein: die dunkle Seite Verstappens. Die, für die man ihm nicht zu Unrecht seinerzeit den Spitznamen "Mad Max" verpasste.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

"Erinnert an die Zeit von Michael Schumacher bei Benetton": Reißt Max Verstappen Red Bull in den Abgrund?

Experten, Fans, ja sogar Kollegen sprachen vom "Rüpel" Max Verstappen, der "wie ein wütender Taxifahrer" unterwegs gewesen sei und nach langer Zeit wieder seine "hinterlistige" Seite zur Schau gestellt hätte. Wirklich überraschend dürfte die Aktion des amtierenden Weltmeisters für viele jedoch nicht gewesen sein, schließlich ist Verstappen nicht unbedingt als Kind von Traurigkeit bekannt. Läuft es mal nicht so, wie es laufen soll, packt er die Brechstange aus. Die gegenseitige Rücksicht auf der Rennstrecke wird dann schnell mal vergessen.Auch nach seinem Aussetzer in Barcelona wollte Verstappen seine Schuld zunächst nicht so recht eingestehen. Reue? Fehlanzeige. Unfallgegner Russell solle sich doch bitte nicht so anstellen, erklärte er sichtlich ungerührt nach Rennende: "Ich bringe ihm das nächste Mal ein paar Taschentücher mit." Am Montag dann wandte er sich via Social Media an die Öffentlichkeit, schrieb von "Frustration". Diese habe zu seinem Manöver geführt, "das nicht richtig war und nicht hätte passieren sollen".

Selbst wenn man diesen Worten der Reue und des Zurückruderns Glauben schenken mag, so ist unschwer zu erkennen: Innerlich brodelt es in Verstappen so stark wie lange nicht mehr. Während er in den vergangenen drei Jaren die Konkurrenz mit einer beispiellosen Dominanz erdrückte und beinahe schon spielerisch einfach seine WM-Titel zwei, drei und vier einfuhr, so muss sich der Niederländer in diesem Jahr mit der bitteren Realität auseinandersetzen, dass sein Red Bull nicht mehr anderthalb Sekunden pro Runde schneller ist als der Rest des Feldes.Beide McLaren, die Mercedes, auf manchen Kursen sogar Ferrari scheinen enteilt. Die Hoffnungen der Österreicher, mit den weitreichenden, eigens mitgebrachten Updates zum Start der Europa-Rennen sowie der zum Spanien-GP eingetretenen Einschränkung der Flexi-Wings, die vor allem die McLarens härter hätte treffen sollen, eine Wende im Titelkampf herbeizuführen, scheinen dahin. In Barcelona fuhren Oscar Piastri und Lando Norris außer jeglicher Konkurrenz dem Rest des Feldes davon, Verstappen kam selbst mit einer clever gewählten, aggressiven Strategie nicht einmal in die Nähe der beiden Papaya-Boliden.In der Teamwertung kann Red Bull aufgrund des schwächelnden zweiten Mannes neben Verstappen – Yuki Tsunoda macht sich nach seiner Beförderung von B-Team Racing Bulls zur A-Truppe nur unwesentlich besser als sein Vorgänger Liam Lawson – ohnehin nicht mehr mithalten. Nun scheinen allerdings auch die Fälle in der so wichtigen, prestigeträchtigen Fahrermeisterschaft davon zu schwimmen, was für die Österreicher einen Haufen Probleme mit sich bringt.

Red Bulls Hoffnung platzt: Konkurrenz ist stärker

Einerseits wäre da die Personalie Verstappen an sich. Über allem anderen will der Niederländer Rennen und Titel gewinnen. Sollte er diese Chance im Cockpit eines Red Bulls nicht mehr gegeben sehen, wird er nach Alternativen Ausschau halten. Auch wenn die Topteams allesamt über starke, dazu teilweise sogar noch sehr junge und entwicklungsfähige Fahrerpaarungen verfügen und viele der Piloten mit langfristigen Verträgen ausgestattet sind – hat man die Chance den mit Abstand besten Fahrer unserer Zeit unter Vertrag zu nehmen, würden wohl die wenigsten die Türe zuwerfen.In der nicht allzu fernen Vergangenheit startete vor allem Mercedes um Teamchef Toto Wolff immer wieder Flirtversuche in Richtung Verstappens. Passenderweise dazu läuft der Vertrag von Russell am Ende der laufenden Saison aus. Auch wenn der Engländer in diesem Jahr zweifelsfrei einen guten Job macht und ohne dicke Schnitzer das Maximum aus dem Auto herausholt, so muss man sich bei den Silberpfeilen auf lange Sicht die Frage stellen, ob er das Zeug für Titel hat.Auch bei Ferrari ist die Fahrerbesetzung für die Zukunft alles andere als in Stein gemeißelt. Charles Leclerc wird nach Jahren bei der Scuderia zusehends frustriert und auch das Experiment mit Lewis Hamilton als neue treibende Kraft im Team ist bislang nicht wirklich aufgegangen. Die Roten scheinen auf den ersten Blick zwar nicht unbedingt die attraktivste Option für das Ziel WM-Titel zu sein, schließlich liegt das letzte wirklich konkurrenzfähige Paket aus dem Hause Ferrari schon etliche Jahre zurück, wenn ab 2026 die Formel 1 ein frisches Motorenreglement bekommt, werden die Karten allerdings neu gemischt.Begünstigt werden die zahlreichen Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied Verstappens bei Red Bull durch die vertragliche Situation des Niederländers. So ist dessen Arbeitspapier zwar noch mehrere Jahre gültig, besitzt aber diverse Klauseln, die einen vorzeitigen Ausstieg möglich machen könnten. So berichteten verschiedene Medien jüngst über einen sogenannten Top-4-Passus. Dieser besagt, dass Verstappen eine einseitige Ausstiegsklausel ziehen könnte, sollte er bis zum Ende des Großen Preises von Österreich nicht unter den Top-4 in der WM-Wertung stehen. Derzeit ist Verstappen Dritter, der Rückstand auf den fünftplatzierten Charles Leclerc beträgt 43 Punkte. Unter normalen Umständen ist ein Rückfall in den zwei bis dahin stattfindenden Rennen unwahrscheinlich, einen Ausfall wie in Spanien sollte man sich aber nicht erlauben.

Red-Bull-Abschied? Top-Teams baggern an Max Verstappen

Auf der anderen Seite ist die Situation für Red Bull auch als Rennstall im Gesamten brisant. Über die Jahre hat man sich auf Verstappen als unumstößliches Zugpferd eingeschossen. Alle Prozesse sind voll und ganz auf den Niederländer abgestimmt, die Konzeption des Autos – das kann man an den dürftigen Leistungen seiner Teamkollegen unschwer ablesen – entspricht seinen persönlichen Präferenzen.In einer Post-Verstappen-Ära werden die Bullen folglich einige Probleme bekommen, diese Abläufe wieder umzukehren. Ein Szenario, welches auch F1-Experte Karun Chandhok zeichnet: "Alle diese Fahrer, die Gaslys (Pierre Gasly; Anm.d.Red.) und Albons (Alexander Albon; Anm.d.Red.), zeigen nun gute Leistungen bei anderen Teams. Also muss etwas mit dem Auto fundamental nicht richtig sein, wie es nur für Verstappen designt ist. Es erinnert ein wenig an die Zeit von Michael Schumacher bei Benetton. Schumacher ging und das Team holte in den nächsten sieben Jahren nur einen einzigen Sieg, nachdem man zwei zuvor Weltmeisterschaften in Folge geholt hatte. Das ist das Risiko. Bei Max besteht Fluchtgefahr. Das gesamte Unternehmen muss die Art und Weise, wie es sein Auto für andere Menschen gestaltet, überdenken. "Ohnehin wären die Österreicher nicht schlecht beraten, in Zukunft ein Auto zu bauen, was dem Fahrstil beider Piloten entspricht. Davon, wie schwierig es ist, als einsamer Wolf an der Spitze gegen zwei Fahrer aus dem selben Lager kämpfen zu müssen, kann vor allem Verstappen ein Lied singen.

Hinterlässt Max Verstappen bei Red Bull einen Scherbenhaufen?

Bis es so weit ist und Verstappen tatsächlich den Bullen den Rücken kehrt, muss freilich noch eine Menge passieren. Für die restliche Saison wird RB den Niederländer so gut es geht bei Laune halten und vollen Fokus auf 2026 legen müssen. 2025 scheint der Zug bereits abgefahren. "Ich glaube, dass der Titel dieses Jahr illusorisch ist. Max kann den Unterschied zwar machen, aber nicht immer und das Auto zieht nicht mit, das Team zieht leider nicht mit. Das kann Max auf Dauer nicht überbrücken. Dann wird er gegen McLaren keine Chance haben, es sei denn, die beiden McLaren-Fahrer schießen sich gegenseitig ab", erklärte Sky-Experte Ralf Schumacher vor dem GP von Kanada am Sonntag.Die mentalen Aussetzer auf der Strecke wird Verstappen dennoch abstellen müssen, andernfalls drohen schwerwiegende Folgen. Schon jetzt hat der Niederländer elf Strafpunkte auf dem Konto, kommt noch ein zwölfter hinzu, muss er ein Rennen aussetzen. "Garantieren kann man nie etwas", sagte sein Teamchef Christian Horner dazu, "er muss einfach in den nächsten Rennen sauber bleiben."

Weltmeistertitel in weiter Ferne: "Das kann Max auf Dauer nicht überbrücken"

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"Erinnert an die Zeit von Michael Schumacher bei Benetton": Reißt Max Verstappen Red Bull in den Abgrund?  | SPOX

Max Verstappen und Red Bull stehen vor der Zerreißprobe. Zieht der vierfache Weltmeister der Formel 1 die Reißleine und schubst RB in den Abgrund?