NBA

"Wusste immer, dass ich das kann": Isaiah Hartenstein überzeugt als Starter für die New York Knicks

Von Robert Arndt
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Isaiah Hartenstein profitierte bei den New York Knicks von der Verletzung von Center Mitchell Robinson, der Deutsche packte die Gelegenheit beim Schopfe und spielt den besten Basketball seiner Karriere. Für die Knicks könnte er bald zu teuer werden, im Sommer winkt ein Zahltag. Der Traum von Olympia lebt weiter für den 25-Jährigen, auch wenn seine Chancen gering sind.

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Seit dem Trade von O.G. Anunoby sind die Knicks ungeschlagen, unter anderem gab es Siege gegen die Minnesota Timberwolves und sogar in Philadelphia (128:92). Es herrscht mal wieder Euphorie um die Knicks, die auch in dieser Saison um den Heimvorteil für die Postseason kämpfen. Und das, obwohl vor dem Christmas Game gegen die Milwaukee Bucks schon wieder Ernüchterung herrschte.

Mehrfach hatten die Knicks 130 Punkte oder mehr eingeschenkt bekommen, vieles wurde auf die Verletzung von Center Mitchell Robinson geschoben, der in den ersten Wochen mit seiner Defense und Energie am Brett der heimliche MVP bei den Knicks war. "Ich muss mich mit irgendeinem Typen namens Hartenstein herumschlagen", moserte Knicks-Fan Stephen A. Smith über den Zustand "seiner" Franchisevor dem Christmas Game gegen die Bucks, welches letztlich sogar gewonnen wurde.

Smith schob zwar nach, dass Hartenstein mit viel Energie spiele, nicht aber den Ansprüchen genügen würde. Nun ja, Smith wird von ESPN dafür bezahlt, dass er zu jedem Thema eine Meinung hat, entsprechend liegt er nicht selten daneben. Seit nun zehn Spielen verankert Hartenstein in Vertretung für seinen besten Kumpel Robinson die Defense der Knicks und es ist spürbar, wie Spiel für Spiel das Selbstvertrauen des Deutschen steigt.

Als Starter legt der Big Man in durchschnittlich 34 Minuten 8 Punkte, 10,6 Rebounds sowie 1,6 Blocks auf, zuletzt gelangen dem 25-Jährigen Career Highs in Rebounds (20), Offensiv-Rebounds (7) und Blocks (5) gegen die Chicago Bulls - auf der großen Bühne bei ABC im National TV. Ob Stephen A. Smith zuschaute, ist nicht überliefert.

Isaiah Hartenstein: Seine Stats als Starter

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1034,18,061,110,63,01,6
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© getty

Isaiah Hartenstein: Endlich auch mal Starter

Hartensteins Mitspieler wissen den Deutschen aber sehr wohl zu schätzen. "Wir sind gewohnt, dass Mitch unsere Fehler begradigt, wenn wir mal einen Schritt zu spät sind, aber Isaiah ist auch ein Monster als Rim Protector", lobte Julius Randle nach der Partie gegen die Bulls. "Und das alles im direkten Duell mit Andre Drummond, gegen den er sich 20 Rebounds schnappt? Das ist kein Zuckerschlecken. Er ist seit Wochen unglaublich."

Wirklich überraschend ist das alles nicht. Schon im Sommer 2022 schien es an der Zeit, dass Hartenstein nach zwei guten Jahren bei den L.A. Clippers bei einem Team unterschreiben sollte, welches ihn zum Starter machen würde. Stattdessen wurden es die Knicks, die zeitgleich auch Robinson mit einem langfristigen Vertrag ausstatteten, womit schnell klar war, dass Hartenstein weiter nur die Bankrolle bleiben sollte.

Und noch viel mehr: Im System von Coach Tom Thibodeau hat ein Center meist nur folgende Aufgaben: Verteidigen, Blöcke setzen, Abrollen, Rebounds abgreifen. All das kann Hartenstein, doch seine Fähigkeiten als Spielmacher von der Fünf, was ihn bei den Clippers ausgezeichnet hatte, geriet beinahe in Vergessenheit. Von der Bank bekam der 25-Jährige hier und da solche Gelegenheiten, meist blieb aber nur die Drecksarbeit.

Für Hartenstein kein Problem, der sich mit seiner Spielweise wenig überraschend zu einem Fanliebling entwickelt hat. Die New Yorker wollen harten Basketball sehen, sie lieben Malocher. Genau ein solcher ist der Center, der über die Jahre eine gute Balance gefunden hat. Inzwischen sind es nur noch 4,7 Fouls pro 36 Minuten, das geht in Ordnung, wenn man bedenkt, wie viele Würfe Hartenstein unter dem Korb verteidigen muss. 12,4 Würfe pro Spiel sind das, Gegner treffen gegen den Big nur 45 Prozent aus dem Feld, was einen elitären Wert darstellt.

Isaiah Hartenstein ist bereit für eine größere Rolle

"Ich weiß, dass ich diese Rolle drauf habe", meinte Hartenstein nach dem Sieg über die Bulls zu seiner Berufung zum Starter. "Ich wusste schon immer, dass ich das kann, aber es hat sich einfach noch nicht ergeben. Nun aber spiele ich konstant über 30 Minuten pro Spiel und darauf kann ich aufbauen. "

Die Stichprobe dafür wird immer größer. Schon gegen die Timberwolves sorgte Hartenstein für Schlagzeilen, als er gleich dreimal einen gewissen Rudy Gobert am Ring abräumte.Als Starter hat Hartenstein nun ein Net-Rating von +10,6, das Defensiv-Rating von 111 würde für eine Top-5-Verteidigung ligaweit reichen.

Es sind die letzten Beweise, dass Hartenstein ein Starting Center sein kann. Über seine Karriere waren Teams immer besser mit dem Deutschen auf dem Feld als ohne ihn, in dieser Saison sind es laut Cleaning the Glass 9 Punkte Differenz. Nun bekommt er bis zum Ende der Spielzeit, es sei denn die Knicks fädeln noch einen Trade ein, die Chance, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen - in New York oder einen anderen Stadt in den USA.

Isaiah Hartenstein: Seine Statistiken für die New York Knicks

SaisonSpieleMINPTSFG%REBASTBLK
22/238219,85,053,56,51,20,8
23/243624,16,660,17,61,81,1
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© getty

Isaiah Hartenstein: Im Sommer winkt ein Zahltag

Denn: Hartenstein, der in dieser Saison noch moderate 9,2 Millionen Dollar für seine Dienste kassiert, wird im Sommer Free Agent und wenn der Deutsche sein Niveau weiter hält, werden es die Knicks schwer haben, Hartenstein im Kader zu halten. "Für den Moment bin ich ein New York Knick, das ist das Wichtigste", meinte der Center zuletzt zu seiner Vertragssituation. "Natürlich hat man das alles im Hinterkopf. Das ist völlig normal. Ich würde gerne in New York bleiben, aber die NBA ist eben ein Geschäft."

Und dieses sollte Hartenstein einen Zahltag bescheren. Die Midlevel Exception würde im kommenden Jahr rund 56 Millionen Dollar über vier Jahre einbringen, mit etwas Glück könnte auch mehr herausspringen, wenn ein anderes Team einen neuen Starter auf der Fünf benötigt. Noch ist es hier zu früh, um potenzielle Kandidaten zu identifizieren, da durch Trades noch viel Bewegung reinkommen könnte, spätestens nach den Playoffs dürfte es aber ein Thema werden.

Aber Hartenstein hat auch noch ein weiteres Ziel, wirklichen Einfluss kann er darauf aber nicht nehmen. "In der Zukunft will ich auf jeden Fall spielen", meinte Hartenstein zuletzt gegenüber der dpa, als er zum DBB und einer möglichen Teilnahme an den Olympischen Spielen angesprochen wurde. Der Center durchlief zwar alle Junioren-Teams des DBB, war für Herren aber nur bei der EM 2017 dabei, als er das mit damals 19 Jahren das Küken des Teams war.

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Isaiah Hartenstein und die komplizierte Situation mit dem DBB

"Letztes Jahr wurde ich nicht eingeladen und dieses Jahr auch nicht", sagte Hartenstein zu seinem Fehlen bei den vergangenen Turnieren. Die Jahre davor war ich entweder verletzt und habe nicht gespielt oder, als ich noch in Houston war, haben die gesagt, ich soll da bleiben." Auch deswegen geht Hartenstein davon aus, dass sich der Traum von Olympia für ihn nicht erfüllen wird. Mit Daniel Theis, Johannes Voigtmann, Moritz Wagner und Johannes Thiemann haben die Deutschen bereits einen guten Kern, auch für Maxi Kleber war (aus unterschiedlichen Gründen) kein Platz im Kader von Coach Gordon Herbert, mit dem Hartenstein zumindest vor der WM in Kontakt stand.

Der 25-Jährige hat auch Verständnis dafür: "Wenn ich eingeladen werde und fit bin, dann werde ich auf jeden Fall spielen. Aber die machen jetzt einen guten Job, da kann man sich auch nicht beschweren. Sie haben jetzt Gold geholt und wollen wahrscheinlich auch wieder mit demselben Team auftreten", erklärte der Big, der auch anfügte: "Ich verstehe das. Sie haben diesen Kern an Leuten, die immer dabei sind (...) Ich will es aber auch nicht erzwingen."

Für seine NBA-Zukunft spielt es ohnehin keine Rolle. Hartenstein hat sich in New York einen Namen gemacht, zunächst als einer der besten Backups der Liga, nun als mehr als solider Starter bei einem guten Team mit Playoff-Ambitionen. "Irgendein Typ" ist Hartenstein schon lange nicht mehr, das hat übrigens auch Stephen A. nun eingestanden, als er dem Deutschen gestern in seiner Show "Mad Love" bescheinigte.