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NBA - L.A. Clippers einen Monat nach dem Trade für James Harden: Ist das wirklich ein Contender?

Von Robert Arndt
James Harden hat bislang 13 Partien für die L.A. Clippers absolviert.
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Zehn Spiele wollte Ty Lue seinem Team nach der krachenden Niederlage der Clippers in New York geben, bevor er erste Anpassungen nach dem Trade für James Harden vornehmen wollte. 13 Partien sind es nun mit Harden bei den Clippers, Zeit zu schauen, was für die Kalifornier funktioniert und was nicht.

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Letztlich dauerte es keine zehn Spiele, bis Lue etwas veränderte, sondern nur sechs bzw. sechs teils peinliche Niederlagen, darunter 144 zugelassene Punkte in Dallas oder auch die Heimpleite gegen die bislang indisponierten Grizzlies. Lues Lösung war die, welche viele schon direkt nach dem Harden-Trade erwartet hatten.

Russell Westbrook muss auf die Bank, stattdessen wurde die Starting Five von Energizer Terance Mann ergänzt. Der Fit mit Westbrook in der Starting Five war nie gegeben, da Ivica Zubac die Zone verstopft und Harden bekanntlich ungerne Catch-and-Shoot-Dreier nimmt. Die Dynamik zwischen Harden und Westbrook passt einfach nicht mehr in eine moderne Offense und das sah Lue ein.

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L.A. Clippers: Wohin mit Russell Westbrook?

Die Zahlen können hier nicht deutlicher sein. Stehen Harden und Westbrook zusammen auf dem Feld, beträgt das Offensiv-Rating der Clippers 99. Zum Vergleich: Die schlechteste Offense der NBA ist Portland und selbst die Blazers kratzen 105,1 Zähler pro 100 Ballbesitze zusammen.

Stattdessen ist es nun doch wieder die ungewohnte Bankrolle für den 35-Jährigen, wobei auch hier die Resultate - wie so oft bei Westbrook - sehr gemischt waren. Gute Vorstellungen wie gegen Dallas, als Russ konsequent Luka Doncic attackierte, wechselten sich mit Stinkbomben gegen die Pelicans (3 PTS, 1/8 FG in 14 Minuten) ab. Als Bankspieler trifft Westbrook gerade einmal 38 Prozent aus dem Feld, uff. So gut Westbrook in den Monaten nach dem Buyout war, so schwierig ist es nun, die passende Rolle bzw. die geeigneten Lineups zu finden, in denen Westbrook ein positiver Faktor für die Clippers sein kann.

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L.A. Clippers: James Harden sucht weiter seine Rolle

Wenn es aber einen Lichtblick gibt, dann ist es die neue Starting Five. 148 Minuten haben nun Harden, George, Leonard, Mann und Zubac zusammen verbracht, dabei outscoren sie ihre Gegner mit +64 (Net-Rating: +21,5). Das ist ein gutes Fundament, schließlich wird das das Lineup sein, auf das Lue am meisten setzen wird.

Und es ist auch nicht so, dass alles rund läuft. Noch immer haben die Clippers zu viele Possessions, in denen der Ball kaum läuft oder Leonard die Kugel über Minuten überhaupt nicht berührt. Auch bei Harden scheint es manchmal so, als ob er noch immer nicht genau weiß, wie er sein eigenes Scoring und das Passing unter einen Hut bekommt.

Das beste Beispiel dafür war die Partie gegen Denver, wie auch Coach Lue anmerkte "Wir waren viel zu langsam, zu mechanisch. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung." Das ist aber auch der Preis für Harden. Zugegeben: Harden hält den Ball nun seltener in der Hand und trifft schnellere Entscheidungen, doch es ist kein Zufall, dass die Pace mit The Beard am niedrigsten ist.

L.A. Clippers - James Harden: Seine Stats für die Clippers

SpieleMINPTSFG%3P%REBAST
1333,615,345,841,04,46,2
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L.A. Clippers: Harden nur ein Mitläufer

Problematisch gestalten sich vor allem die Schlussviertel, mit Ausnahme des Gamewinners gegen Houston war Harden hier fast nicht existent. In zehn Spielen hat der Guard gerade einmal 14 Würfe in den letzten zwölf Minuten genommen - und nur drei getroffen. Man kann sagen, dass Harden nur ein Mitläufer ist, der dem Team hier wenig bis gar nichts bringt, da er selbst weiterhin nicht darauf gepolt ist, Catch-and-Shoot-Dreier zu nehmen. Hier mal ein Beispiel dafür, wie schädlich das für eine Offense sein kann. Über die Saison steht Harden bei 12/33 bei Catch-and-Shoot-Dreiern (36,4 Prozent), bei Pullups sind es dagegen starke 46 Prozent.

Überhaupt war das Denver-Spiel keine Werbung für Harden, der von Reggie Jackson nicht nur einmal übertölpelt wurde und kaum Widerstand zeigte. Harden kann in einer Defense funktionieren, das zeigte er unter anderem gegen Luka Doncic oder Zion Williamson, wo er mit seiner Power durchaus vor ihnen bleiben konnte, aber sobald Speed ins Spiel kommt, wird es problematisch.

Mit Mann, Leonard und George haben die Clippers eigentlich genügend Alternativen, allerdings haben die Clippers den Hang, zu einfach Switches abzugeben. Die Zahlen weisen zwar die Clippers als gute Defense seit dem Harden-Trade aus (Platz 8), doch man muss gar nicht mal so tief buddeln, um hier ein paar Einschränkungen zu machen. Das abgegebene Wurfbild ist zwar solide, dennoch treffen gegnerische Teams nur 34 Prozent der Eckendreier, was sechs Prozentpunkte unter Ligaschnitt liegt.

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L.A. Clippers: Paul George als MVP

Jene Defense muss aber elitär sein, wenn die Clippers wirklich ein Spitzenteam sein wollen. Denn wie schon erwähnt, fehlt L.A. bislang einfach der Punch - trotz der vier kommenden Hall of Famer und einer unter dem Radar sehr starken Saison von Paul George, der zwar in Sachen Shooting etwas schwankend ist, dafür aber eine gute Two-Way-Spielzeit hinlegt.

Wie auch Leonard hat George noch keine Partie verpasst, durchaus bemerkenswert. Gerade bei Kawhi ist aber zu spüren, dass dies an ihm zehrt. In bereits fünf Partien traf der Forward nicht einmal 40 Prozent aus dem Feld, zweimal knackte The Claw nicht einmal die Zehn-Zähler-Marke. Interessant dabei: Es kommt auch häufiger vor, dass Leonard den Small-Ball-Center gibt.

Hier und da funktioniert es, andere Male wie zum Beispiel in der vergangenen Nacht gegen die Warriors nicht. Dabei hatte Lue zuletzt noch folgendes gesagt: ""Wir haben unsere Lektion aus den vergangenen drei Jahren gelernt, dass es mit Small Ball nicht funktioniert. Deswegen versuchen wir das, so gut es geht zu vermeiden."

L.A. Clippers - Kawhi Leonard: Seine Stats für die Clippers

SaisonSpieleMINPTSFG%3P%REBAST
19/205732,427,147,037,87,34,9
20/215234,124,851,239,86,55,2
22/235233,623,851,241,66,53,9
23/241834,121,947,439,45,93,2
15-kawhi
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L.A. Clippers: Zu den Besten fehlt noch ein ganzes Stück

Auch deswegen schnappten sich die Clippers noch Daniel Theis auf dem Buyout-Markt, um nach dem Ausfall von Mason Plumlee zumindest zwei echte Bigs im Kader zu haben. Theis hatte durchaus Momente und sollte auf jeden Fall in der Regular Season seine Minuten bekommen. Ob es letztlich für die Playoff-Rotation reichen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Und außerdem: Noch ist gar nicht klar, ob die Clippers überhaupt die Playoffs erreichen werden. Im Moment belegt L.A. nur Platz 11 im Westen (5-8 mit Harden), der Rückstand auf einen direkten Playoffplatz beträgt bereits 2,5 Partien. Vieles bleibt Stückwerk, in alter Clippers-Manier sind die Leistungen bislang zu schwankend, um endlich mal eine gute Regular Season zu spielen.

Stattdessen passiert genau das, was man eigentlich vermeiden wollte. Die Regular Season ist wieder ein Experimentierfeld und es ist weiter nicht abzuschätzen, wie gut diese Edition der Clippers überhaupt sein kann. Die neue Starting Five macht Hoffnung, doch ansonsten bleiben weiter viel zu viele Fragezeichen. Dazu fehlt weiterhin ein wirklich überzeugender Sieg. L.A. wird sich steigern und ein gutes Team im Westen abgeben, doch ob es wirklich reicht, um echten Conterndern im Westen wie Denver oder Phoenix gefährlich zu werden, darf angezweifelt werden.