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NBA - Victor Wembanyama, Erkenntnisse aus der Summer League: Draymond Green hatte recht

Von Robert Arndt
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Victor Wembanyama absolvierte in der Summer League von Las Vegas nur zwei Spiele. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Wir haben einige Erkenntnisse gesammelt.

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Nach nur zwei Spielen war für Victor Wembanyama in der Summer League schon wieder Feierabend. Der Top-Pick wird in den kommenden Partien für die Spurs nicht mehr auflaufen. So bleiben knapp 55 Minuten Spielzeit, um erste Schlüsse zu ziehen.

18 Punkte, 10 Rebounds sowie 4 Blocks im Schnitt bei 40,7 Prozent aus dem Feld sowie 30 Prozent von der Dreierlinie legte Wembanyama auf. Das schwache Debüt wetzte der Franzose mit guten drei Vierteln gegen Portland aus. Letztlich ist es ein Muster ohne Wert - wie so oft in der Summer League. Es wird experimentiert, es bleibt ein komisches Umfeld mit extrem gehypten Youngstern, die sich mit Spielern messen, die um ihre vielleicht letzte NBA-Chance kämpfen.

Auch deswegen sollte man nicht alles für bare Münze nehmen, diverse Tendenzen lassen sich aber doch ablesen. Hier ein paar Takeaways aus den beiden Spielen.

Victor Wembanyama: Seine Stats in der Summer League

GegnerMINPTSFG3PREBBLKTO
Hornets2792/131/6853
Blazers27279/142/41233
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Wembanyama ist (noch) eher ein Play Finisher

Die Summer League ist nicht für Big Man gemacht, das ist keine neue Erkenntnis. Die meisten Spieler kennen sich nicht, sodass die Guards oft die meisten Abschlüsse nehmen und viel Eins-gegen-Eins gespielt wird. Für Wembanyama war es so schwierig, in gute Positionen zu gelangen - auch weil er nicht die Mitspieler um sich herum hatte, um glänzen zu können.

Blake Wesley und Malaki Branham waren zwar im Vorjahr Erstrundenpicks der Spurs, keiner der beiden ist aber ein klassischer Point Guard. So kamen die Stärken des Franzosen nur bedingt zur Geltung. Meist holte sich Wembanyama den Ball am Perimeter ab, um dann für sich selbst zu kreieren. Das ging vor allem im ersten Spiel oft schief.

Mit über 2,20 Metern ist es eben schwer, aus dem Dribbling zu attackieren, das musste auch OKCs Chet Holmgren einige Male erfahren. Durch seine Größe ist das Dribbling eben hoch und bietet entsprechend eine Angriffsfläche für Verteidiger, um den Ball irgendwie aus den Händen zu schlagen. So endeten einige Sequenzen mit Ballverlusten, eben auch weil Wemby meist kleinere Gegenspieler mit schnellen Händen attackierte.

Draymond Green hatte also nicht unrecht, als er kürzlich in einem Podcast mit Paul George anzweifelte, dass Wemby mühelos seine Gegner aus dem Dribbling schlagen könne: "Er wird nicht einfach durch mich durchdribbeln wie bei den Harlem Globetrotters. Tut mir leid." In der Summer League brauchte es dafür nicht einmal den Warriors-Star.

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Besser klappte es stattdessen, wenn der 19-Jährige den Ball in Korbnähe erhielt. Dann sind es fast automatisch zwei Punkte, weil er mit seiner Länge so schnell zum Dunk ansetzen kann. Beeindruckend war dabei vor allem diese Szene, als Wembanyama einen Rebound zu sich tippte und umgehend den Ball stopfte. Wie viele Spieler können so etwas machen?

In solch einer guten Position befand sich Wembanyama zu selten. Gleiches gilt für das Pick'n'Roll, woraus der Franzose während der Saison kaum zu stoppen war. Wembanyama hat die Skills, um als Roll Man selbst hochprozentig abzuschließen oder den Mitspieler zu finden, davon war in Las Vegas nichts zu sehen. Das muss aber nicht viel heißen, vermutlich wollten die Spurs auch experimentieren und schauen, was alles möglich ist.

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Wembanyama fast nur auf der Vier

Interessanterweise kam Wemby fast ausschließlich als Forward zum Einsatz und verteidigte entsprechend den Flügel. Der 19-Jährige verbrachte viel Zeit am Perimeter und stand im ersten Spiel vor allem oft gegen Nr.2-Pick Brandon Miller, der überhaupt keine Ideen gegen den Top-Pick hatte.

Da war Miller aber nicht alleine. Kaum jemandem gelang es, Wemby am Flügel im Eins-gegen-Eins zu schlagen. Die echten NBA-Stars werden das vermutlich schaffen, dennoch zeigten diese beiden Spiele, dass Wembanyama agil genug ist, um auch die Zone verlassen zu können. Das Highlight war dabei der Block gegen Miller, als dieser einen schnellen Dreier loswerden wollte und dieser den Ball umgehend wieder zurückgeschickt bekam.

Über die Defense in der Zone müssen wir dagegen kaum sprechen, die wird von Tag eins zu den besten der Liga gehören, eben weil Wembanyama mit seinen langen Armen ein unüberwindbares Hindernis ist.

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Wembanyama: Was ist die Rolle?

Letztlich zeigten diese beiden Spiele dennoch recht gut, wie Wenbanyama (in seiner Rookie-Saison) eingesetzt werden sollte. Im Idealfall braucht der 19-Jährige einen guten Point Guard, der ihm den Ball servieren kann, vor allem in Ringnähe. Es war offensichtlich, wie panisch gegnerische Defenses reagierten, wenn er den Ball tief unter dem Korb bekam. Das ist die größte Stärke für den Moment.

Klar, es ist ein netter Bonus, wenn der Big Stepbacks von der Dreierlinie treffen oder aus dem Pick'n'Pop über jeden drüber werfen kann, doch Defenses werden damit leben können. Um aber wirklich in der Zone zu dominieren, wird Wembanyama mehr Power brauchen. Selbst Miller konnte Wemby im Post stoppen, vieles erinnerte hier an Kristaps Porzingis. Auch der Lette hat einen so hohen Körperschwerpunkt, dass er Gegenspieler kaum wegschieben kann und dann lieber seinem Jumper vertraut.

Gleiches gilt für das Stellen von Blocks. Hier ist jede Menge Luft nach oben, oft waren die Screens eher halbherzig, dazu war das Timing (verständlicherweise) noch nicht da. Hier ein Beispiel dafür und auch eine weitere Gefahr in Bezug auf mögliche Verletzungen.

Auch das wird ein Thema bleiben. So geschmeidig sich Wembanyama auch bewegt, so oft lag er in den 55 Minuten auch auf dem Boden. Mal trat ihm jemand beim Dreier auf den Fuß, mal fiel er beim Kampf um einen Ball. Im Gegensatz zu anderen Bigs (man denke hier an Joel Embiid) sehen seine Landungen nicht gar so ungelenk aus, trotzdem muss man stets Angst haben, dass sich Wembanyama bei diesen Stürzen verletzt.

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Wembanyama: Kevin Durant als Vorbild?!

Sein Körper bietet einfach so viel Angriffsfläche für mögliche Zwischenfälle. Von der Statur her könnte Kevin Durant als Vergleich dienen, der zu Beginn seiner Karriere ähnlich dünn war. Zwar häuften sich beim zweimaligen Finals-MVP zuletzt die Verletzungen, dafür spielte der heute 34-Jährige seine ersten sieben Saisons fast ohne Vorfälle durch.

KD könnte auch als guter Vergleich dafür dienen, was man offensiv von Wemby erwarten kann. Für die Sonics agierte KD im ersten Jahr als Shooting Guard und legte zwar 20 Punkte pro Spiel auf, war dabei aber alles andere als effizient (43 Prozent FG, 29 Prozent 3P). Durant ist ein um Längen besserer Shooter (auch wenn die Form bei Wemby gut aussieht), der Franzose wird dagegen mehr leichte Abschlüsse bekommen.

Wie schon gesagt: Man sollte nicht zu viel in die ersten beiden Spiele hinein interpretieren. Es waren nicht Wembanyamas beste Spiele, gleichzeitig wurde hier und da sichtbar, warum ein solcher Hype um den Franzosen entstand. Las Vegas hat daran nichts geändert, die Anlagen und das Potenzial sind da, Schwankungen wird es immer geben.

Dennoch sollte San Antonio der perfekte Ort sein, um sich zu entwickeln und zu lernen, wie das Spiel richtig gespielt wird. Wembanyama wird nicht sofort ein Top-20-Spieler sein und vielleicht dauert es sogar ein bisschen länger, als viele denken, doch seine beiden Auftritte lassen nicht den Schluss zu, dass Wembanyama nicht irgendwann einer der besten Spieler der Liga sein wird.

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