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NBA - Kristaps Porzingis kommt per Trade zu den Boston Celtics: Der Deal in der Analyse

Von Robert Arndt
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Die Boston Celtics haben sich via Trade Kristaps Porzingis von den Washington Wizards geschnappt. Der Big Man kommt in einem Deal mit den Wizards und den Memphis Grizzlies nach Beantown. Was bedeutet dies nun für die Beteiligten?

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Es ist selten, dass ein Drei-Team-Trade scheitert und kurze Zeit später ein neuer Deal gefunden wird. Doch genau so war es für die Celtics, die Medienberichten zufolge kurz vor einem Abschluss mit den L.A. Clippers als drittem Team standen. In diesem Fall hätte Boston Malcolm Brogdon abgegeben, stattdessen opfern die Celtics nun Marcus Smart, der nach Memphis wechselt.

So hätte der Deal mit den Clippers ausgesehen:

Celtics erhaltenWizards erhaltenClippers erhalten
Kristaps PorzingisMarcus MorrisMalcolm Brogdon
-Danilo Gallinari-
-Amir Coffey-
-30. Pick 2023-
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Und hier nun der Trade, wie er durchgeführt wird. Wobei: Da auch der Trade von Bradley Beal nach Phoenix noch nicht offiziell ist, besteht weiter die Möglichkeit, dass die Wizards diesen weiter aufblähen, um zum Beispiel eine neue Heimat für Chris Paul zu finden. Für den Moment sieht das Konstrukt aber wie folgt aus:

Celtics erhaltenGrizzlies erhaltenWizards erhalten
Kristaps PorzingisMarcus SmartTyus Jones
25. Pick 2023-35. Pick 2023
Erstrundenpick Warriors 2024-Mike Muscala
--Danilo Gallinari
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Der Trade von Kristaps Porzingis: Die Sicht der Celtics

Dass die Celtics nach dem enttäuschenden Aus in den Conference Finals gegen Miami (3-4) etwas am Kader verändern würden, war vorhersehbar. Vor allem auf den Guard-Positionen bestand ein Überangebot und es wurde angenommen, dass es Sixth Man Brogdon treffen würde. Beinahe wäre dies auch passiert, doch am Ende war es Smart.

Es ist das Ende einer Ära. Smart war der dienstälteste Celtic und gewissermaßen das Gesicht der Franchise, auch wenn natürlich Jayson Tatum und Jaylen Brown die klaren Stars in Boston sind. Der Guard war dennoch ein Fanliebling, nicht nur weil er sich die Haare grün färbte, sondern weil er mit seinem energiegeladenen Spiel die Zuschauer stets mitnahm.

Zur Realität gehörte aber auch, dass Smart in der abgelaufenen Saison nicht an das Niveau vergangener Jahre, gekrönt durch den Award des Defensive Player of the Year 2022, anknüpfen konnte. Aufgrund seines Status stand Smart als Starter aber nie zur Disposition, auch wenn Derrick White deutlich konstanter war. Der 28-Jährige wird nun die Rolle des Starters übernehmen, während Brown und Tatum die Flügelpositionen besetzen.

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Der Trade für Porzingis bedeutet auch, dass Boston wohl mehr große Lineups spielen wird. Der Lette wird neben Al Horford starten und dabei vermutlich die Rolle von Robert Williams übernehmen, der nach seiner Knieverletzung aus dem Vorjahr nicht zu alter Stärke zurückfand. Der "Time Lord" dürfte dagegen in einer kleineren Rolle von der Bank kommen, während Porzingis vornehmlich Forwards verteidigen und die Aufgabe als Free Saftey, der letzten Verteidigungslinie, übernehmen wird.

Damit der Trade funktionieren konnte, zog Porzingis seine Spieler-Option über 36 Millionen Dollar und kann ab dem 6. Juni mit den Celtics Gespräche über eine Verlängerung führen. Maximal möglich sind dabei weitere 77 Millionen über zwei Jahre, also bis 2026. Der Lette spielte in Washington etwas unter dem Radar eine gute Saison und war für Bradley Beal ein guter Co-Star, auch wenn die Wizards die Playoffs verpassten.

Das Einhorn blieb endlich mal fit und absolvierte mit 65 Spielen so viele Partien wie zuletzt 2016/17 für die Knicks. In Boston wird der Big Man nun zwar weniger Touches erhalten, doch als dritte Option ist der 27-Jährige ein echter Luxus. Der Lette kann für die Flügelstars das Spielfeld breit machen, aber auch selbst aus dem Post für sich kreieren. Der frühere Mavs-Big passt dabei recht gut zur Philosophie von Coach Joe Mazzulla, der viel auf den Dreier setzt.

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Und dieser fiel für den einstigen All-Star wieder besser. 38,5 Prozent waren es in der abgelaufenen Saison, fast alle davon "Above the Break". Da Porzingis auch sehr tiefe Dreier treffen kann, sollte dies Lücken für Brown und Tatum geben. In dieser Hinsicht ist Porzingis auch ein klares Upgrade zum Time Lord, da dieser meist die Zone verstopfte.

Ein anderer Big wird dagegen wohl nicht bleiben. Restricted Free Agent Grant Williams hat nun schlechte Karten, einen neuen Vertrag in Boston zu bekommen, da die Celtics durch den Trade sogar noch einmal 10 Millionen Dollar aufnahmen und nun bei rund 176 Millionen Dollar an Gehältern stehen. Gerüchten zufolge wird der neue "Second Apron" in der kommenden Spielzeit bei rund 182,5 Millionen liegen.

Umso wichtiger ist es für Boston, dass sie in diesem Deal auch noch zwei Erstrundenpicks (wenn auch zwei niedrige) abstauben konnten, um für die Zukunft kostengünstige Spieler zu ziehen. Denn: Auch mit dem Porzingis-Trade steht weiter die Supermax-Extension von Brown im Raum (5 Jahre, 295 Mio.), ein Jahr später ist dann Tatum an der Reihe.

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Es dürfte teuer werden für die Celtics, doch das scheint man in Kauf zu nehmen, sonst hätte Präsident Brad Stevens diesen Deal nicht gemacht. Es ist ein interessantes Experiment, welches auf dem Papier Sinn ergibt, auch wenn Porzingis noch nicht bewiesen hat, dass er in den Playoffs großen Einfluss nehmen kann. In Dallas verkam er zu einer Randerscheinung neben Luka Doncic.

Boston spielt aber anders, das sollte Hoffnung machen. Kurz heruntergebrochen tauschte man Smart und Grant Williams gegen Porzingis sowie Payton Pritchard ein, der wohl den frei gewordenen Platz in der Guard-Rotation übernehmen wird, nachdem er im Vorjahr kaum spielte. Das sollte als Gewinn verbucht werden, auch wenn Boston mit Smart quasi seine Seele verkauft hat. Es wird sich nun zeigen, ob Brown oder Tatum dieses Team führen können. Immerhin: Mit Porzingis haben die Celtics den besten Spieler in diesem Deal erhalten plus eben noch Picks obendrauf.

Boston Celtics: Alle Verträge in der Übersicht

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/27
Kristaps Porzingis (27)Center36,0UFA--
Jayson Tatum (25)Forward32,634,837,1*UFA
Jaylen Brown (26)Forward31,8UFA--
Malcolm Brogdon (30)Guard22,522,5UFA-
Derrick White (28)Guard18,419,6UFA-
Robert Williams III (25)Center11,612,413,3UFA
Al Horford (37)Center10,09,5UFA-
Payton Pritchard (25)Guard4,0RFA--
Luke Kornet (27)Center2,4UFA--
Justin Champagnie (21)Forward1,9***RFA--
Sam Hauser (25)Forward1,92,1**UFA-

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Der Trade von Kristaps Porzingis: Die Sicht der Grizzlies

Es mag verwundern, warum Memphis gleich zwei First Rounder für Smart auf den Tisch legte und dabei in Tyus Jones noch den womöglich besten Backup-Point-Guard der NBA abgab. Schon die ganze Woche machten Gerüchte die Runde, dass man Jones ziehen lassen wolle, wenn er woanders einen Job als Starter bekommen würde.

In Memphis wäre er das nur für 25 Spiele gewesen, so lange wird Superstar Ja Morant nach seinem erneuten Waffen-Eklat fehlen. Stattdessen haben die Grizzlies nun in Smart einen Spieler, der gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. So wird der 29-Jährige zunächst Morant ersetzen und kann nach dessen Rückkehr an seiner Seite auflaufen und die Rolle von Dillon Brooks übernehmen, der in Memphis keinen neuen Vertrag erhalten wird.

Smart ist dazu ein weiterer Ballhandler für die Grizzlies und sollte Morant sowie Desmond Bane entlasten. Natürlich ist auch Smart vor einer teils fragwürdigen Wurfauswahl wie Brooks nicht gefeit, doch der frühere Celtic ist kein Gunner und hat nun über Jahre bewiesen, dass er in den Playoffs abliefern kann, während Brooks in der vergangenen Postseason kaum spielbar war und sich in sinnlosen Trash-Talk-Tiraden aufrieb.

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Ein weiterer Faktor für die Grizzlies ist der Vertrag von Smart. Dieser läuft noch bis 2026 und ist durchaus moderat für einen Starter. Der Kern steht mit Morant, Jaren Jackson Jr. und Bane, Letzterer kann schon in dieser Offseason über eine Rookie Extension verhandeln, während Morants Maximalvertrag zum 1. Juli beginnt.

Smart macht dieses Team teurer, bringt aber auch dringend benötigte Führungsqualitäten mit. Auch das dürfte ein Faktor gewesen sein, warum Memphis zwei niedrige First Rounder abgab. Vor allem Morant braucht einen Veteranen (oder besser einen Babysitter), der ihn führt, das haben die vergangenen Monate deutlich gezeigt. Brooks war das offensichtlich nicht.

Die Picks waren gewissermaßen auch verschmerzbar, da die Grizzlies ihre eigenen Picks nach diesem Draft weiterhin alle halten. Jones' Abgang sollte auffangbar sein, da wie angesprochen mit gleich drei Guards genug Ballhandling vorhanden sein sollte. Das Shooting-Problem der Grizzlies löst Smart aber nicht, weswegen dies kein Move ist, der Memphis zu einem absoluten Contender macht.

Memphis Grizzlies: Alle Verträge für die kommende Saison

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/2727/28
Ja Morant (23)Guard33,536,238,941,544,2
Jaren Jackson Jr. (23)Forward27,125,323,4UFA-
Marcus Smart (29)Guard18,620,021,3UFA-
Luke Kennard (26)Guard15,415,4**---
Steven Adams (29)Center12,612,6UFA--
Brandon Clarke (26)Forward12,512,512,512,5UFA
Ziaire Williams (21)Forward4,86,1**---
Desmond Bane (24)Guard3,8RFA---
Jake LaRavia (21)Forward3,23,4**5,2**RFA-
David Roddy (22)Forward2,72,8**4,8**RFA-
John Konchar (27)Forward2,46,26,26,2UFA
Santi Aldama (22)Forward2,23,9**RFA--
Xavier Tillman (24)Center1,9**UFA---
Kenneth Lofton (20)Forward1,72,0***2,2**RFA-

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Der Trade von Kristaps Porzingis: Die Sicht der Celtics

Es ist durchaus erstaunlich. Die Wizards haben nun in Beal und Porzingis gleich zwei (ehemalige) All-Stars getradet und nicht einen Erstrundenpick dafür bekommen. Möglich, dass dies noch passiert, wenn klar wird, wie es mit Chris Paul weitergeht. Wie bereits angesprochen, besteht weiter die Möglichkeit, dass diese beiden Trades miteinander verknüpft werden, um so Paul in dieser Transaktion weiterzureichen.

Die Clippers wären zum Beispiel ein Kandidat für einen solch gigantischen Trade, auch weil Wizards-Boss Michael Winger bis vor wenigen Wochen noch für die Kalifornier arbeitete und auch CP3 angeblich Interesse an einer Reunion mit dem Team von Coach Ty Lue hätte.

Aber haben die Wizards sich nun unter Wert verkauft? Womöglich, doch wie bei Beal war Washington in einer äußerst schlechten Verhandlungsposition, da der Lette auch einfach aus seinem Vertrag hätte aussteigen können. So bekommen die Wizards mit Jones (27) einen soliden Starter, der schon im Vorjahr mit Washington in Verbindung gebracht wurde.

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Die Verträge von Danilo Gallinari und Mike Muscala sind Beiwerk, beide werden keine große Rolle für die Wizards spielen. Klar dürfte aber auch sein, dass Washington noch nicht fertig ist. Dafür spricht alleine schon der Umstand, dass die Wizards derzeit vier Point Guards (CP3, Jones, Delon Wright, Monté Morris) beschäftigen.

Wichtiger als Picks ist für Washington aber im Moment, dass die Richtung der Franchise klar ist. Der Neuaufbau genießt Priorität und die Bücher sind bereits weitestgehend leergeräumt. Weitere Picks können die Wizards in den kommenden Wochen und Monaten immer noch bekommen, wenn sie sich bereit erklären, schlechte Verträge aufzunehmen. Das wird auch notwendig sein, da das neue CBA vorschreibt, dass alle Teams mindestens 90 Prozent ihres Salary Caps verbrauchen müssen, da man sonst von der Verteilung der Luxussteuergelder ausgeschlossen wird.

Washington Wizards: Alle Verträge für die kommende Saison

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/27
Chris Paul (38)Guard30,830,0***UFA-
Tyus Jones (27)Guard14,0UFA--
Daniel Gafford (24)Center12,413,414,4UFA
Landry Shamet (26)Guard10,311,0***11,8**UFA
Monté Morris (27)Guard9,8UFA--
Delon Wright (31)Guard8,2UFA--
Danilo Gallinari (34)Forward6,8UFA
Deni Avdija (22)Forward6,3RFA--
Johnny Davis (21)Guard5,15,3**6,7**RFA
Corey Kispert (24)Forward3,75,7**RFA-
Mike Muscala (32)Center3,5UFA--
Anthony Gill (30)Forward2,0UFA--
Xavier Cooks (27)Forward1,72,0***2,2**UFA

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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