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NBA Finals - Denver Nuggets vor der Krönung: Es ist eben nicht nur Nikola Jokic

Von Robert Arndt
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Die Denver Nuggets brauchen nur noch einen Sieg, um erstmals Champion zu werden. Spiel 4 gegen die Miami Heat zeigte einen Klassenunterschied auf, auch weil Denver letztlich nicht einmal ein gutes Spiel von Nikola Jokic benötigte.

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Sind wir mal ehrlich. Je länger diese Serie dauert, desto deutlicher wird, dass es dann eben doch ein Matchup zwischen dem 1- und 8-Seed ist. Zum zweiten Mal in Folge setzten sich die Nuggets zweistellig durch, wobei der Sieg in Spiel 4 nur für gut fünf Minuten wirklich in Gefahr war - und zwar als Nikola Jokic nach einem Offensiv-Foul (oder anders: nach einem wunderbaren Flop von) gegen Bam Adebayo mit fünf Fouls sitzen musste.

Es war ein Make-or-Break-Moment für dieses Nuggets-Team. Über Jahre waren die Minuten ohne Jokic ein riesiges Problem (oder wie es Coach Michael Malone ausdrückte: "Mist"), nun galt es, die beste Mannschaft im vierten Viertel in diesen Playoffs aufzuhalten. Die Heat warfen Denver noch einmal alles entgegen, verkürzten den Rückstand auf 5 Zähler (von 13) innerhalb von zwei Minuten und vieles deutete auf eines dieser zahlreichen Heat-Comebacks hin.

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Nuggets: Auch ohne Jokic klappt es

Doch dieses Nuggets-Team war zu abgezockt und schlug nach einer Auszeit zurück im Stile eines Top-Seeds, im Stile eines Champions.

Ein aufgezeichnetes Play für Jamal Murray brachte einen Dreier, dann fand Murray per Lob Aaron Gordon, dann Jeff Green in der Ecke und schließlich Bruce Brown in Transition. Der Ansturm war überstanden, mit Jokic zurück brachten es die Nuggets souverän über die Zeit und haben nur noch eine letzte Aufgabe zu meistern - Spiel 5 daheim in Denver in der Nacht auf Dienstag.

Und auch in dieser Nacht war es nicht so, dass die Heat Denver keine Aufgaben stellten. Erstmals gab es keine Zone der Heat zu sehen, stattdessen wurde Murray immer wieder unter Druck gesetzt. Pick'n'Rolls wurden aggressiv geblitzt, Murray sollte nicht heiß laufen und das gelang Miami auch. Dafür bezahlten die Heat anderweitig. Aaron Gordon bekam immer wieder Mismatches, vom Flügel setzten Michael Porter Jr. und Co. kluge Cuts, Jokic bekam jeden Dreier, den er wollte.

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In den letzten fünf Minuten war es schließlich Bruce Brown, der plötzlich Pick'n'Rolls lief und schwächere Verteidiger der Heat mit Drives bestrafen konnte. "Wir haben so viele Jungs, die einfach Plays machen können", freute sich Murray im Anschluss. "Jeder hat heute seine Aufgabe erledigt und wir haben dieses Spiel im Kollektiv gewonnen."

Vieles drehte sich in den vergangenen Tagen um Jokic sowie Murray und deren Triple-Doubles, diesmal standen vor allem Gordon und Brown im Fokus, die schon die kompletten Playoffs essentiell für den Run der Nuggets waren, wenn auch außerhalb des Rampenlichts für die breite Öffentlichkeit.

Man nehme nur Gordon. Dieser verteidigte in dieser Postseason bislang Karl-Anthony Towns (und auch teilweise Rudy Gobert), Kevin Durant, LeBron James und nun Jimmy Butler - und das oft nicht nur irgendwie, sondern auf dem höchsten Niveau. Das ging bisweilen zu Lasten seines Scorings und Gegner machten AG als Schwachpunkt aus, weil dessen Dreier oft wackelte.

Deswegen stellten zum Beispiel die Lakers Anthony Davis auf Gordon ab, um ihn als Roamer hinter Jokic zu haben, auch wenn diese Strategie nur bedingt fruchtete. Miami tat dies mit Adebayo nicht, sank aber auch immer von Gordon ab, der das diesmal mit drei Dreiern nutzen konnte. Für Denver sind das Bonuspunkte.

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Nuggets: Aaron Gordon ist wirklich das finale Puzzleteil

Viel wichtiger war, dass Gordon wieder die kleinen Heat-Lineups bestrafen konnte. Seit Jahren wurden nun Bigs in den Finals vom Feld gespielt und am Ende standen fast nur noch kleinere Spieler auf dem Court, doch gegen Denver funktioniert das einfach nicht. Sowohl Jokic als auch Gordon sind zu kräftig, zu talentiert für diese Strategie. Sie werden das bestrafen.

Gleichzeitig ist Gordon auch für die Minuten ohne Jokic essentiell. Er kann switchen, kann im Eins-gegen-Eins gegen Adebayo - wenn nötig - bestehen. Dafür holten die Nuggets den Forward vor gut zwei Jahren als das finale Puzzleteil - und das dem so ist, hat dieser Run bestätigt. Die Prophezeiung wird eintreten.

"Ich war hier für Defense vorgesehen", bestätigte der 27-Jährige. "Hier können so viele Jungs scoren. MPJ ist einer der besten Schützen der Welt, Joker ein zweimaliger MVP und Jamal Murray kann dir jeden Abend 50 einschenken. Ich wusste, dass ich den Jungs den Rücken freihalten muss. Das ist meine Nische."

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Nuggets Culture schlägt Heat Culture

Solche Nischenspieler machten für Denver den Unterschied aus - ausgerechnet gegen die Heat, die doch eigentlich die Könige in dieser Disziplin sind. Stattdessen erzielte Bruce Brown 11 Zähler in den letzten fünf Minuten. Ein Spieler, der laut eigener Aussage im vergangenen Sommer keinen Markt hatte und deswegen für gerade einmal 5 Millionen Dollar in der Mile High City unterschrieb.

Auch hier ist es wieder eine Sache der Rolle. Auch in Brooklyn zeigte Brown als Microball-Center interessante Ansätze, in Denver darf er in der Crunchtime isolieren oder Pick'n'Rolls laufen. "Sie haben Jamal so viel Aufmerksamkeit geschenkt, dass wir entschieden, ihn mehr abseits des Balles spielen zu lassen", erklärte Coach Michael Malone. "Lasst Bruce ein paar Plays machen." Bruce machte - und ließ Miami nicht näherkommen.

Dazu hielt Denver die Heat im vierten Viertel erneut nur bei 22 Zählern. Die Strategie, sich im Zweifel im Eins-gegen-Eins schlagen zu lassen, aber auf keinen Fall offene Dreier abzugeben, ging erneut auf. Miami erspielte sich lediglich 25 Dreier, so werden sie in dieser Serie mit ihren Limitationen kein Spiel gewinnen. Im vierten Viertel fiel vor allem Kentavious Caldwell-Pope mit einigen Big Plays auf, nachdem die Serie für ihn bisher nicht wirklich glücklich verlaufen war.

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Erstmals foulte er keinen Dreierschützen der Heat (kein Witz), dazu gelangen in der Schlussphase entscheidende Stops gegen Butler (2x) und auch Adebayo im Post. Auch das sind die Nuggets 2023. Sie generieren Stops, wenn es darauf ankommt. Wer hätte das von einem Team mit Nikola Jokic in der Mitte gedacht?

Und das ist der Schlüssel. Das Offensiv-Rating wird immer bei mindestens 115 liegen (heute: 119,8), zum dritten Mal wurde Miami nun bei unter 100 Punkten gehalten, zum dritten Mal wurde gewonnen. Die Nuggets haben aus Spiel 2 ihre Lehren gezogen und nun zwei sehr konzentrierte und disziplinierte Auftritte in Serie hingelegt. Die Art und Weise, wie sie offensiv gewannen, war jeweils anders. Es ist das ultimative Zeichen für die Reife dieser Mannschaft, die sich schon in drei Tagen die wohlverdiente Krone aufsetzen kann.

NBA Finals - Nuggets vs. Heat: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
12. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat104:93
25. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat108:111
38. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets94:109
410. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets95:108
513. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat
6*16. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
7*19. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat

*falls benötigt

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