NBA

Was Dallas zum Titelkandidaten fehlt

Von Haruka Gruber
Die Topscorer gegeneinander: Richard Jefferson (M.) und Dirk Nowitzki
© Getty

Backstein über Backstein: Völlig unnötig geben die Dallas Mavericks das Spiel bei den San Antonio Spurs aus der Hand. Dirk Nowitzki wird alleine gelassen, Erick Dampier enttäuscht - und Josh Howard gibt Rätsel auf.

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Bereits 24 Stunden vor dem Duell bei den San Antonio Spurs war der sonst so besonnene Mavericks-Coach Rick Carlisle rasend vor Wut.

Zwar gewann Dallas am Ende gegen die Houston Rockets, doch die erste Halbzeit verlief für Carlisle derart enttäuschend, dass er in der Pause aufgebracht einen Mülleimer so fest wegtrat, dass er sich "fast seinen Zeh gebrochen hat" (Dirk Nowitzki).

Trotz des 121:103-Erfolgs benutzte Carlisle nach dem Rockets-Spiel Begriffe wie armselig, peinlich, erschreckend, entsetzlich und unterirdisch, um den Auftritt seines Teams zu beschreiben. Zu unbeständig agiert die Mannschaft, die vom Potenzial her zu den fünf, sechs besten Teams der Liga gehört - aber schlicht nicht konstant genug ist.

Niederlage - obwohl Duncan und Parker fehlten

Was gegen Houston dank einer erstaunlichen Leistungssteigerung noch gut ging, rächte sich in San Antonio. Dallas verlor unnötig, aber verdient mit 83:92.

Gegen einen dezimierten Erzrivalen, der mit Tim Duncan und Tony Parker verletzungsbedingt auf seine beiden besten Spieler verzichten musste.

Dabei hatten die Mavs, die nun eine Bilanz von 5-3 aufweisen, trotz einer phasenweise katastrophalen Vorstellung noch bis kurz vor dem Schluss alle Chancen, die Partie umzubiegen. 4:11 Minuten vor dem Ende verkürzte Jason Terry auf 79:83. Innerhalb von fünf Minuten schrumpfte der Rückstand so von 15 Punkten auf 4 Zähler.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN!

Carlisles Auszeit mit Folgen

Durch einen Tunover des sonst starken Richard Jefferson hatte Dallas sogar wieder Ballbesitz. Doch nach der direkt darauf folgenden Auszeit, die Carlisle und nicht Spurs-Coach Gregg Popovich genommen hatte (!), verlor Dallas den Faden.

Dirk Nowitzki, der im letzten Viertel wie so oft in dieser Saison fast alleine die Scoring-Last trug und nur von Terry unterstützt wurde, vergab einen Sprungwurf.

Daraufhin brachten Matt Bonner (11 Punkte, 9 Rebounds) und Jefferson mit zwei schnellen Körben San Antonio (4-3) mit 88:79 in Front. Die Mavs (5-3) hatten nichts mehr entgegenzusetzen.

Kein Rezept gegen Jefferson

Zunächst schien Dallas ein entspannter Abend bevorzustehen. Obwohl die Würfe partout nicht fallen wollten und Josh Howard trotz fehlender Zielgenauigkeit wild drauf losballerte, war das erste Viertel ausgeglichen (21:21). Ein 8:18 beispielsweise drehten die Mavs recht mühelos in ein 19:18 - trotz einer Quote von unter 30 Prozent.

Doch im zweiten Viertel sollte sich die Sorglosigkeit rächen. Besonders Manu Ginobili (13 Punkte), zu Beginn unauffällig, fing für eine kurze Zeit von Downtown Feuer. Nach einem Dreipunkt-Buzzerbeater des Argentiniers ging San Antonio mit 51:38 in die Pause.

Statt jedoch wie gegen Houston aufzudrehen, blieb Dallas dabei, schlecht herausgespielte Würfe zu nehmen und den aggressiv zum Korb ziehenden Jefferson (10 Punkte im dritten Viertel) wenn überhaupt nur halbherzig zu attackieren.

Dampier diesmal schwach

Weder dem unauffälligen Shawn Marion noch Quinton Ross gelang es im Eins-gegen-Eins, vor Jefferson zu bleiben. Und der diesmal lethargisch auftretende Erick Dampier verzichtete weitgehend darauf, in der Verteidigung auszuhelfen.

Blieben damit nur noch Nowitzki und Terry übrig, um dem Spiel eine Wendung zu geben. 15 der 19 Punkte im letzten Viertel gingen auf das Konto der beiden.

Vor allem Nowitzki übernahm nach schwacher Anfangsphase die Initiative, zog Fouls, verteidigte mit Intensität und nahm 7 Würfe.

Nowitzki sichtlich erschöpft

Aber anders als etwa gegen Utah ging Nowitzki in den letzten Minuten auf dem Zahnfleisch. Sichtlich erschöpft, waren seine letzten drei Würfe allesamt Fehlversuche.

Für Nowitzki (9 von 27) wurden wie für Spurs-Topscorer Jefferson (11 von 23) 29 Punkte notiert, zudem griff sich der 31-Jährige 12 Rebounds ab. Terry erzielte 19 Zähler, Marion 11. Ansonsten erreichte kein weiterer Maverick eine zweistellige Punktzahl.

Ballern - und dann auf der Bank

Ein Rätsel gab Howards Auftritt auf. Im dritten Spiel seit seiner Verletzungspause bekam der 29-Jährige von Carlisle offensichtlich die Lizenz zum Schießen und nahm 8 der ersten 12 Mavs-Würfe.

19 Spielminuten und eine miserable Quote (2 von 11 für 8 Punkte) später wurde Howard gar nicht mehr eingesetzt. Aber auch ohne Howard warf Dallas munter Backsteine und beendete das Spiel zum vierten Mal in der jungen Saison mit einer Quote unter 42 Prozent (35,4). Und das nach der Gala in der zweiten Hälfte gegen Houston.

Wie eingangs beschrieben: Vom Potenzial her gehören die Mavs zu den fünf, sechs besten Teams der Liga - aber sie sind schlicht nicht beständig genug.

Eindrucksvoller Sieg gegen Houston: Mavs nahe der Perfektion